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Veröffentlicht am 15.03.2023

Eine Bibliothek unter der Erde

Die Bibliothek der Hoffnung
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London, 1944: Während die Stadt im Zweiten Weltkrieg immer stärker Opfer von Bombenangriffen wird, entsteht in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green eine Parallelwelt. Schlafplätze für mehrere ...

London, 1944: Während die Stadt im Zweiten Weltkrieg immer stärker Opfer von Bombenangriffen wird, entsteht in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green eine Parallelwelt. Schlafplätze für mehrere tausend Menschen, ein Kindergarten, ein Theater und sogar eine Bücherei haben die Bewohner eingerichtet. Die Freundinnen Clara und Ruby versuchen alles, um die Erwachsenen, aber vor allem die Kinder von der faszinierenden Welt der Bücher zu begeistern und ihnen etwas Ablenkung zu verschaffen. 
Trotz des Krieges herrscht eine Art Alltag, mit dem vor allem die Frauen zu kämpfen haben. Sie werden im Job für nicht seriös gehalten oder werden von ihren Ehemännern teils brutal unterdrückt. Dass die unbegrenzte Welt der Bücher den Frauen Hoffnung und Mut gibt, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten, gefällt den Männern gar nicht. Zum Glück gibt es Frauen wie Clara und Ruby, die genau für diese Selbstbestimmung einstehen! 
Die Autorin hat es geschafft, den Feminismus sehr authentisch darzustellen. Überhaupt hat mir der flüssige, bildhafte und teils emotionale Schreibstil sehr gefallen.
Ein beeindruckender Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Die sich verändernde Arbeitswelt

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
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Mein (Arbeits-)Leben hat sich in den letzten drei Jahren stark verändert. Statt Büro hieß es zu Beginn der Corona-Pandemie: Ab ins Home Office. Was viele Beschäftigte seit Jahren vergeblich gefordert hatten, ...

Mein (Arbeits-)Leben hat sich in den letzten drei Jahren stark verändert. Statt Büro hieß es zu Beginn der Corona-Pandemie: Ab ins Home Office. Was viele Beschäftigte seit Jahren vergeblich gefordert hatten, war plötzlich von einem auf den anderen Tag möglich. Aber wieso brauchte es erst eine Pandemie? Wieso verändert sich die Arbeitswelt stetig, die Bedingungen unter denen wir arbeiten jedoch nicht? Sara Weber geht diesen und noch mehr Fragen nach. Sie selbst hat ihren Job als Redakteurin gekündigt, als sie gemerkt hat, so geht es nicht weiter. Auf der Suche nach Lösungen ist dieses hochaktuelle Sachbuch entstanden. Anhand wissenschaftlicher Studien und persönlicher Erlebnisse, schildert Sara Weber, was sich verändern kann und muss, wenn wir in dieser Arbeitswelt (über-)leben wollen. Vor allem im ersten Teil des Buches spricht sie Themen an, die mich persönlich betreffen und bei denen ich mich vollstens verstanden gefühlt habe: Steigende Arbeitslast, Work-Life-Balance und wofür arbeitet meine Generation überhaupt? Der Schreibstil ist sehr informativ und angenehm zu lesen. Die meisten der angeführten Themen, Probleme und Lösungsansätze waren mir bereits bekannt und somit ist eine revolutionäre Erkenntnis für mich leider ausgeblieben. Ich als Arbeitnehmerin kann ohnehin nichts ändern, stattdessen sollten Politik, Arbeitgeberverbände und große Unternehmen lernen umzudenken, denn so wie die Arbeitswelt jetzt ist, kann sie nicht bleiben.

Ein hochaktuelles Sachbuch, das viele interessieren dürfte.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Vilma, das Leben und noch viel mehr

Vilma zählt die Liebe rückwärts
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Vilma ist 35 jahre alt, ledig und Klavierlehrerin. Sie lebt in Oslo, in dem Haus ihrer verstorbenen Großtante Ruth. Ihre Mutter starb, als sie 4 Jahre alt war und ihren Vater hat sie nie kennengelernt. ...

Vilma ist 35 jahre alt, ledig und Klavierlehrerin. Sie lebt in Oslo, in dem Haus ihrer verstorbenen Großtante Ruth. Ihre Mutter starb, als sie 4 Jahre alt war und ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Als eines Tages der Pfarrer Iva und der Sektionsassistent Robert vor ihrer Haustür stehen, ist Vilma verwirrt. Die beiden überbringen ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters sowie mehrere Briefe, die er nie abgeschickt hat. Zu dem Zeitpunkt ahnt die eher zurückgezogen lebende Frau noch nicht, wie sehr sich ihr Leben verändern wird.
Das Hörbuch wird gelesen von Felicity Grist (Vilma) und Stefan Pluschkat (Vilmas Vater Vilhelm). Die Stimmen passen perfekt zu den beiden Protagonisten, ich habe ihnen gerne gelauscht.
Zu Beginn erschien mir die Handlung ein wenig verwirrend: Ein Toter mit falschem Schnauzer, ein Sektionsassistent mit Tourette, Angst vor radioaktiven Bananen, naja und noch eine Menge mehr. Doch nach und nach entwickelt sich eine ernste Handlung, die trotzdem mit viel Humor und immer einem Augenzwinkern aufwarten kann. Ich schwankte häufig zwischen Lachen und Weinen.
Vilma ist eine Protagonistin, die mir schnell ans Herz gewachsen ist. Sie entspricht nicht einer bestimmten Norm, sie fügt sich nicht ohne Probleme in die Gesellschaft ein, und doch findet sie ihren Weg. Sie bewegt sich hinaus aus ihrer Komfortzone und lernt ein ganz anderes Leben kennen.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Vom Bewahren einer Kultur

Das Leuchten der Rentiere
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Schweden, nördlich des Polarkreises: Hier leben die Samen, ein indigenes Volk, deren wichtigster Bestandteil ihrer Kultur die Zucht und die Haltung von Rentieren ist. Auch Elsa ist eine Sámi. Im Alter ...

Schweden, nördlich des Polarkreises: Hier leben die Samen, ein indigenes Volk, deren wichtigster Bestandteil ihrer Kultur die Zucht und die Haltung von Rentieren ist. Auch Elsa ist eine Sámi. Im Alter von neun Jahren erlebt sie etwas traumatisches, das ihr ganzes Leben prägen wird. Sie muss mit ansehen, wie ein Mann eines ihrer Rentiere ermordet und ihr mit dem Tod droht, sollte sie nicht schweigen. Die Polizei interessiert sich nicht für den Vorfall, ebenso wenig wie für nachfolgende Misshandlungen und Morde an Rentieren. Die Minderheit der Samen haben es nicht leicht, von großen Teilen der Bevölkerung werden sie skeptisch beäugt und die Kinder werden in der Schule gehänselt. Als junge Erwachsene will Elsa sich diesen Schikanen nicht länger aussetzen und beginnt zu handeln.
Bisher war mir über die samische Kultur kaum etwas bekannt, dieser Roman hat das nun geändert. Die Autorin, selbst gebürtige Sámi, beschreibt sehr eindringlich die Schwierigkeiten, die eine uralte Kultur in unserer modernen Welt hat und welchen Ungerechtigkeiten sie auch noch heute ausgesetzt ist. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und das macht sie noch interessanter als sie ohnehin schon ist.
Während der erste Teil des Romans teils etwas langatmig ist, nimmt die Handlung später umso mehr an Fahrt auf. Angst, Verzweiflung und Wut, und noch viele weitere Emotionen prägen die Handlung. Es wird deutlich, wie eng die Samen mit ihren Rentieren und der Natur verbunden sind. Das Buch liest sich beinahe wie ein Kriminalroman oder Thriller.
Mir hätte der Titel der Originalausgabe besser gefallen: "Stöld" übersetzt "Gestohlen". Aber das alleine ändert ja nichts an diesem packenden und bewegenden Roman.
Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Oh du Fröhliche...

Ein Alman feiert selten allein
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Das erste Weihnachten bei den zukünftigen Schwiegereltern kann ganz schön nervenaufreibend sein. Man möchte um jeden Preis einen guten Eindruck hinterlassen und wenn möglich, in kein Fettnäpfchen treten. ...

Das erste Weihnachten bei den zukünftigen Schwiegereltern kann ganz schön nervenaufreibend sein. Man möchte um jeden Preis einen guten Eindruck hinterlassen und wenn möglich, in kein Fettnäpfchen treten. So denkt auch Elif, als sie bereits im September der Weihnachts-Whatsapp-Gruppe der Familie ihres Freundes Jonas hinzugefügt wird. Elif ist als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wie soll das nur enden, denkt sie sich? Sie hat keinen blassen Schimmer von christlichen Weihnachtstraditionen oder wie das Fest bei einer deutschen Familie überhaupt gefeiert wird. Der Culture-Clash ist quasi vorprogrammiert.
Aylin Atmaca hat einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, in dem es vor lauter Vorurteilen, Klischees und peinlichen Situationen nur so wimmelt. Natürlich ist alles stark übertrieben dargestellt, sodass ich es keinesfalls als beleidigend empfinde - weder in die eine noch in die andere Richtung. Elif hat einen ganz anderen Blick auf teilweise durchaus fragwürdige Traditionen, wie beispielsweise das Aufbügeln des Geschenkpapiers für das nächste Jahr. Auch ich habe meine Familie und mich in einigen Dingen wiedererkannt und musste mehrfach schmunzeln. Jede Familie richtet sich doch nach der individuellen Brötchenbestellung, oder etwa nicht?
Insgesamt halte ich alles für so stark übertrieben, dass es in dieser Form keinesfalls real sein könnte. Man wird einfach mit der Nase auf so manche Eigenarten gestoßen und das ist einfach unterhaltsam. Gleichermaßen stimmt diese Geschichte auf die herannahende Weihnachtszeit ein.

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