Cover-Bild Die Nickel Boys
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 14.12.2020
  • ISBN: 9783442770427
Colson Whitehead

Die Nickel Boys

Roman
Henning Ahrens (Übersetzer)

Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im Schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein neuer Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.

Colson Whitehead wurde bereits mit dem National Book Award und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2024

Hinter den unsichtbaren Mauern einer Besserungsanstalt

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Der unfassbar und unverhältnismäßig harte Umgang der US-Behörden mit minderjährigen "Straftätern" ist mir seit dem Film Sleepers (1996) im Gedächtnis geblieben. Der Film hat mich seinerzeit schwer erschüttert.

Colson ...

Der unfassbar und unverhältnismäßig harte Umgang der US-Behörden mit minderjährigen "Straftätern" ist mir seit dem Film Sleepers (1996) im Gedächtnis geblieben. Der Film hat mich seinerzeit schwer erschüttert.

Colson Whiteheads Pulitzerpreis-Roman hat mich sofort daran erinnert. Auch dieser Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal in den 1960er Jahren (der Zeit im Nickel) und dann Jahrzehnte später. Elwood Curtis ist 16 Jahre alt, als er in der Besserungsanstalt Nickel Academy landet. Der Grund für seine Einweisung ist bezeichnend für den Umgang mit Schwarzen und entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Es gibt im Nickel keine Zäune und von außen sieht alles nach einem gepflegten Anwesen aus; einer Schule, die aus den Jungs etwas machen will. Elwood lernt jedoch schnell, dass der äußere Schein mehr als trügt.

Whiteheads in drei Teile gegliederter Roman ist schwere Kost. Jedoch versteht er es, die Brutalität nicht reißerische auszuwalzen, vieles bleibt unerzählt. Wenn sich aber die Türen hinter den Jungs schließen, spielt sich ein Kopfkino sondergleichen ab. Whiteheads ruhige Sprache, die auch dem Charakter von Elwood entspricht, steht in verstörendem Gegensatz zu den Ereignissen. Das Perfide an dem System der "Schule" sind die dort herrschenden geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze, gepaart mit absoluter Unberechenbarkeit und Willkür. Die Jungs müssen schmerzlich erfahren, dass es kein "richtiges" Verhalten gibt, um diesem Haus unbeschadet zu entkommen. Gewalt, Rassismus und Korruption herrschen in diesem Mikrokosmos.

Der Roman hat mir sehr, sehr gut gefallen: Die treffende Sprache des Autors, die Dialoge und die Story an sich, die auf wahren Ereignissen beruht (siehe das Nachwort) und in hohem Maße geschickt aufgebaut ist, bis zur letzten Szene. Zudem erkennt man hier schon Spuren des späteren Werks Harlem Shuffle: der Charakter des Schwarzen Unternehmers und Kleinkriminellen Ray Carney blitzt im letzten Drittel auf.

Wie in Sleepers gibt es auch hier Jungs, die an ihren Erlebnissen zerbrochen sind und andere, die einen Weg gefunden haben, weiterzumachen.

Große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Leseempfehlung

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Die Nickel Boys versetzt den Leser ins Florida der 1960er Jahre, also in die Zeit der Jim-Crow-Gesetze, der Rassentrennung und der Bürgerrechtsbewegung. Elwood Curtis wächst bei seiner Großmutter auf, ...

Die Nickel Boys versetzt den Leser ins Florida der 1960er Jahre, also in die Zeit der Jim-Crow-Gesetze, der Rassentrennung und der Bürgerrechtsbewegung. Elwood Curtis wächst bei seiner Großmutter auf, hört sich Reden von Martin Luther King an und liest so ziemlich alles, was ihm unter die Finger kommt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der über Hautfarbe und Rassenzugehörigkeit hinausgeht und träumt von einer Welt ohne Rassentrennung. Die Chance, an einem College Kurse belegen zu können, lässt ihn voll Tatendrang in die Zukunft blicken. Doch noch bevor er den ersten Kurs überhaupt besuchen kann, wird er für ein Verbrechen bestraft, das er nicht begangen hat und wird zu einem Aufenthalt in der Nickel Academy verurteilt.

Die Nickel Academy, auch Florida Industrial School for Boys genannt, steht im Roman stellvertretend für die Ungerechtigkeit und die Verbrechen an der Menschlichkeit, unter denen die schwarze Bevölkerung Amerikas über Jahrhunderte hinweg zu leiden hatte und immer noch zu leiden hat. Von den Jungen wird Unterwürfigkeit und Fügsamkeit verlangt, sie werden für schwere Arbeiten ausgenutzt, erfahren extreme körperliche Gewalt und werden im schlimmsten Fall ihres Lebens beraubt. Tatsächlich ist die Gefahr durch die Brutalität der Aufseher zu sterben allgegenwärtig. Verstorbene Jungen werden auf einem inoffiziellen Friedhof begraben und ihren Familien wird erklärt, sie seien ausgerissen.

Colson Whitehead erzählt von Chancenlosigkeit, von versperrten Wegen, von extremer Fremdbestimmung und Fremdeinwirkung, von “vergeudeten Genies” und von geraubten Leben. Gleichzeitig entblößt der Roman die Lächerlichkeit der “irrsinnig hohen und breiten Barrikade der Rassentrennung”. Eine Szene bleibt in diesem Zusammenhang besonders im Gedächtnis, denn einer der Nickel Jungs ist Halb-Mexikaner und die Aufseher können sich nicht entscheiden, ob sie ihn den weißen oder den schwarzen Jungs zuordnen sollen. Deshalb muss er alle paar Wochen von einem Wohnheim ins andere wechseln.

Dieser Roman ist eine absolut gelungene und starke Auseinandersetzung mit dem tief in der Gesellschaft verankerten Rassismus und daher eine große Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Amerikanische Geschichte der anderen Art

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4.5 Sterne

Wenn ich an die im Buch beschriebene Anstalt denke, erinnert sie mich an einen stolzen, wunderschönen Menschen, der von innen aufgefressen wird. Aufgefressen von Gewalt, Hass und Rassismus.

Im ...

4.5 Sterne

Wenn ich an die im Buch beschriebene Anstalt denke, erinnert sie mich an einen stolzen, wunderschönen Menschen, der von innen aufgefressen wird. Aufgefressen von Gewalt, Hass und Rassismus.

Im Buch wird die Geschichte des schwarzen Jungen Elwood beschrieben, der aus einem dummen Zufall heraus vor Gericht kommt und darüber in die Besserungsanstalt "Nickel Akademie" eingewiesen wird. Dort erlebt er das Grauen.
Man kommt gemeinsam mit Elwood in dieser Anstalt an, und hat erst hat kein besonders schlechtes Gefühl. Gut, das Essen ist schlecht und man schläft zu 10 in Stockbetten in einem Raum, aber das könnte man so auch in jeder schlechten Jugendherberge erleben, oder zumindest ähnlich.
Was zuerst kommt als Leser ist das schleichende, ungute Gefühl. Man weiss, es muss noch mehr passieren, ist sich aber nicht klar was...und dann, aus einer nichtigen Situation heraus, in der Elwood sogar Zivilcourage besitzt, ist alles anders. Man erlebt das Grauen mit den Jungs mit. Man erlebt mit, wie die abgebrütesten Jungs weinen und schreien...


Was so absolut schockierend und traurig ist, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht. Den Jungen Elwood gab es nicht...aber es hat solche Anstalten gegeben und es gab Jungs, die in diesen Anstalten gequält wurden...

Colson Whitehead hat hier einen großartigen "Roman" geschaffen, der ein dunkles Kapitel in der Geschichte Amerikas anspricht....und das ist nicht allzu lange her!
Man leidet mit, man ist entsetzt und wütend, was die Wärter absichtlich mit den Jungs machen. Willkürlich ausgewählt die Jungen und deren Strafmaß, nur weil sie nicht weiss sind...

Einen halben Stern ziehe ich ab, weil manche Passagen für mich nicht so notwendig gewesen wären, ausserhalb der Anstalt, aber das ist nur meine Meinung.

Fazit: Wichtiges Buch, dass immer aktuell bleiben wird, solange manche Menschen meinen, sie wären besser als andere.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Ein preisgekröntes Buch

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In „Die Nickel Boys“ rollt Colson Whitehead die Missstände einer bekannten Besserungsanstalt in Florida auf, die tatsächlich erst 2011 geschlossen worden ist. Er schreibt über straffällig gewordene Jungen, ...

In „Die Nickel Boys“ rollt Colson Whitehead die Missstände einer bekannten Besserungsanstalt in Florida auf, die tatsächlich erst 2011 geschlossen worden ist. Er schreibt über straffällig gewordene Jungen, die der Willkür ihrer Wärter ausgesetzt sind. Es geht um Folter, Unterdrückung und Missbrauch. Und natürlich geht es um Rassismus- das wird insbesondere auch durch Auslegung der Bedeutung von >>Straffälligkeit<< deutlich. Hierzu der Hinweis, dass der Roman in den 60er Jahren beginnt.

Whiteheads Schreibstil gefällt mir unheimlich gut. Durch seine eher sachliche Erzählweise dringt er förmlich zu dem Leser durch, ohne offensichtlich Anklage zu erheben, was er natürlich zweifelsfrei und berechtigt hätte machen können. Zudem schreibt er keineswegs emotionsgeladen, was sich äußerst gewinnbringend auf die Quintessenz auswirkt. Zugegebenermaßen hätte dieses Buch auch anders funktioniert, auf diese Art gefällt es mir jedoch besser. Denn man kann sich die benannten Grausamkeiten auch ohne emotionsgeladene, detailverliebte Darstellungen vorstellen. Das alles macht das Buch und den Autor zu etwas Außergewöhnlichem. Er wird gehört.

Ich habe noch Underground Railroad und Harlem Shuffle hier liegen und freue mich jetzt schon aufs Lesen!

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Grausam und verstörend

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Durch einen Zufall bin ich auf dieses Buch von Colson Whitehead gestoßen: Die Nickel Boys. Ein Buch, das vor extremer, rassistischer Gewalt, Willkür und Demütigungen nur so strotzt.
Doch worum geht es:
Der ...

Durch einen Zufall bin ich auf dieses Buch von Colson Whitehead gestoßen: Die Nickel Boys. Ein Buch, das vor extremer, rassistischer Gewalt, Willkür und Demütigungen nur so strotzt.
Doch worum geht es:
Der sechzehn, farbige Elwood Curtis ist intelligent, fleißig und sehr ehrgeizig. Er hat Pläne für seine Zukunft und als er eine Collegezusage bekommt, was in den 1960er Jahren in Florida absolut keine Selbstverständlichkeit ist, geht ein Traum für ihn in Erfüllung. Durch Verkettung unglücklicher Umstände allerdings soll es dazu nicht kommen. Stattdessen kommt er in die Besserungsanstalt „Nickel Academy“ und erfährt dort, wie tief der Rassismus immer noch in den Köpfen der „Lehrer“ verwurzelt ist. Wie brutal sie ihre „Macht“ hier gegenüber Kindern ausleben. Wie unfassbar grausam sie sein können.
Erst 60 Jahre später werden die Gräueltaten und die Gräber vieler toter Jungen aufgedeckt.

Mir ist der junge Elwood sofort sehr sympathisch. Umso mehr habe ich mit ihm gelitten, gebangt und gehofft, dass er dem Wahnsinn, der Gewalt, dem Missbrauch und der Willkür der Anstalt irgendwann entkommen kann. Elwood versucht verzweifelt seine Würde zu behalten und den Glauben an das Gute im Menschen nicht zu verlieren.
Colson Whitehead langweilt mich nicht mit geschichtlichem Hintergrund, sondern arbeitet das Thema Gewalt und Rassismus in diesen Anstalten, derer es wohl mehrere gab, nüchtern aber sehr eindringlich auf. Er berichtet schonungslos und offen vom tief verwurzelten Rassismus in der amerikanischen Geschichte. Es tut mir beim Lesen fast selbst weh, wenn ich erfahree, was diese Kinder, unterteilt in schwarz und weiß, dort haben erdulden müssen.
Neben Elwood hat mich auch die Nebenfiguren von Turner angesprochen. Eigentlich das genaue Gegenteil von Elwood. Trotzdem sind die Beiden Freunde geworden und halten in dieser Hölle zusammen.
Beim Lesen kommt auch immer wieder heraus, dass nicht nur die Schwarzen unter der Willkür der Aufseher zu leiden hatten. Den hellhäutigen Jungs ging es auch nicht viel besser.

Mich hat dieses Buch stark beeindruckt, betroffen gemacht und an manchen Stellen auch schockiert. Aber gerade das Thema Rassismus ist auch heute noch sowohl in USA als auch, zwar nicht ganz so krass, bei uns vorhanden. Ein Roman, der unsere Aufmerksamkeit mal wieder wachrütteln kann.

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