Profilbild von Lesereien

Lesereien

Lesejury Star
offline

Lesereien ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesereien über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2023

Spannender Ökothriller

Frau des Himmels und der Stürme
0

Wilfried N'Sondé: "Frau des Himmels und der Stürme" ("Femme du ciel et des tempêtes"). Übersetzt aus dem Französischen von Brigitte Große. Erschienen im Kopf & Kragen Verlag.

Der Roman spielt in Sibirien ...

Wilfried N'Sondé: "Frau des Himmels und der Stürme" ("Femme du ciel et des tempêtes"). Übersetzt aus dem Französischen von Brigitte Große. Erschienen im Kopf & Kragen Verlag.

Der Roman spielt in Sibirien in der heutigen Zeit. Große Erdgasvorkommen sollen ohne Rücksicht auf die Natur und das fragile Ökosystem der Region gefördert werden. Doch dann findet der Schamane Num während eines Erdrutsches etwas Sensationelles: In einem alten Grab im Eis liegt eine afrikanische Frau.

Der Fund schürt in ihm die Hoffnung, dass die Bohrungen gestoppt werden können und dass die Region in den Fokus der Weltöffentlichkeit rücken wird. Er informiert seinen Freund, einen französischen Wissenschaftler. Doch die skrupellose russische Mafia setzt alles daran, das Grab zu zerstören.

"Frau des Himmels und der Stürme" ist ein spannender Ökothriller, der mythische Elemente mit wichtigen ökologischen Themen verbindet!

Seid ihr neugierig geworden?

Dann könnt ihr auf @lesereien ein kurzes Interview mit dem Autor lesen. Ich hatte die Gelegenheit, ihm ein paar Fragen auf Französisch zu stellen.

https://www.instagram.com/p/Ct6XPHaLl72/?igshid=MTc4MmM1YmI2Ng==

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2023

Gute Unterhaltungsliteratur

Malibu Rising
0

Taylor Jenkins Reid ist nicht nur in den USA, sondern inzwischen auf der ganzen Welt mit ihren Romanen erfolgreich. "Daisy Jones and The Six" wurde erst kürzlich als Serie verfilmt, nachdem die Romanvorlage ...

Taylor Jenkins Reid ist nicht nur in den USA, sondern inzwischen auf der ganzen Welt mit ihren Romanen erfolgreich. "Daisy Jones and The Six" wurde erst kürzlich als Serie verfilmt, nachdem die Romanvorlage ein Bestseller war. Jetzt ist ihr Roman "Malibu Rising" in der deutschen Übersetzung von Babette Schröder erschienen.

Der Roman spielt 1983 in Malibu. Jedes Jahr findet dort die Party des Jahres bei den Riva-Geschwistern statt. DIe Geschwister, das sind Nina, Jay, Hud und Kit. Nachdem der Vater sie verlassen hat und ihre Mutter früh verstorben ist, haben die Geschwister sich alleine durchgeschlagen und aufeinander aufgepasst. Besonders die Älteste, Nina, hat früh Verantwortung für alle übernommen.

Der Roman erzählt in der ersten Hälfte die Geschichte dieser Familie, die von Verlusten, Enttäuschungen und Schicksalsschlägen geprägt ist. Aber auch von Hoffnungen und Liebe, von gegenseitiger Zuneigung und starkem Willen. Es sind im Grunde detaillierte Charakterstudien und einzelne Lebensgeschichten der Figuren, die Reid zu einer Collage zusammenfügt.

Dann, kurz vor und insbesondere während der Party, kommen Familiengeheimnisse zum Vorschein. Lügen werden aufgedeckt und noch nie oder lange nicht mehr gesehene Familienmitglieder tauchen plötzlich auf. Am Ende der Nacht ist nichts mehr so, wie es vorher war.

Diese Party war für mich, um ehrlich zu sein, der am wenigsten interessante Teil des Romans. Die Flashbacks und alles das, was in der Vergangenheit liegt, haben einen viel größeren Unterhaltungswert. Der Höhepunkt mit dem Zusammenführen aller Fäden war für meinen Geschmack etwas konstruiert und zu literarisch.

Aber was Taylor Jenkins Reid trotzdem kann, das ist gute Unterhaltungsliteratur schreiben. Man liest ihre Romane einfach gerne. Und auch, wenn "Malibu Rising" mich zum Ende hin nicht mehr ganz zu packen vermocht hat, so war ich insgesamt keineswegs enttäuscht von ihm.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Anders

Bluets
0

In "Bluets" verbindet Maggie Nelson ihre Liebe zur Farbe Blau mit dem Ende einer Beziehung. In zweihundertvierzig kurzen Abschnitten, die teils nur aus Sätzen, Zitaten oder Gedankensplittern bestehen, ...

In "Bluets" verbindet Maggie Nelson ihre Liebe zur Farbe Blau mit dem Ende einer Beziehung. In zweihundertvierzig kurzen Abschnitten, die teils nur aus Sätzen, Zitaten oder Gedankensplittern bestehen, benutzt sie die Farbe als einen Ausgangspunkt für Überlegungen zu Trennung, Verlust, Schmerz, Sex und das Leben. Was dabei entsteht ist ein Kaleidoskop an Eindrücken, ein blau gefärbtes Gedankenkonstrukt, das sich durch einen abstrakten und fragmentarischen Charakter auszeichnet.

Nur schwer lässt sich "Bluets" einordnen und definieren. Am ehesten kann das Buch wohl als ein experimenteller, lyrischer und autofiktionaler Essay beschrieben werden, der besonders durch seine Form besticht. Er denkt über das Schreiben selbst als einen Prozess der Verarbeitung und Bewältigung von Schmerz, Schicksalsschlägen und Depressionen nach. Der Bezug zur Farbe Blau, der das Einzelne zusammenhält und einen Rahmen bietet, kann dabei als eine Art Heilungsprozess verstanden werden. Er bindet die Autorin an die Welt, an das Leben. Nelson führt ein Zitat von Thoreau als Selbstcharaktierisierung des eigenen Werkes an: “Wenn unser Gefährte uns enttäuscht, übertragen wir unsere Liebe unmittelbar auf ein würdiges Objekt”.

Nelson fragt nach dem Wesen der Farbe und versucht die Farbwahrnehmung und das Bewusstsein für Farben jedes Einzelnen nachzuvollziehen. Sie betrachtet Farben als situationsbedingt, als individuelle Phänomene, als etwas nicht völlig Greifbares, denn: “Die Verwirrung darüber, was Farbe ist, wo sie ist oder ob sie ist, besteht trotz tausender Jahre des Anstoßes fort.”

Gleichzeitig verwebt "Bluets" Gedanken aus Kunst, Literatur, Philosophie, Religion und Kulturgeschichte. Dabei wird von Goethe bis Thoreau, von Leonard Cohen bis Yves Klein zahlreichen Denkern, Dichtern und Künstlern Raum gewährt. Auch die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Einzelsprachen der Farbe Blau bleiben nicht unerwähnt. Während das Englische Blau mit Depressionen verbindet (“I’m feeling blue”), ist es auf Deutsch Synonym für Rausch und Betrunkenheit (“blau sein”).

Schließlich betrachtet Nelson auch die Beziehung der Natur zur Farbe Blau. Einerseits oft als Gift auftretend (Beeren, Schimmel), bedeutet die Farbe an anderen Stellen Verführung, zum Beispiel bei den Seidenlaubenvögeln, deren Männchen das Nest mit blauen Gegenständen schmücken, um Weibchen anzulocken.

"Bluets" ist ein Erlebnis. Es ist träumerisch und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Trotz der Tatsache, dass das Buch zuweilen sehr persönlich ist und die Gefühle der Autorin manchmal nur schwer zu (be-)greifen sind, da sie düster und dunkel wirken und nie weit entfernt von einer Depression scheinen, liest man die einzelnen Abschnitte voller Aufmerksamkeit. Ein Buch also, dass sich durch sein Anderssein hervorhebt und alleine deshalb eine Empfehlung verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Über eine interessante Frau

Vor Frauen wird gewarnt
0

Heidi Rehn widmet sich in ihrem Roman “Vor Frauen wird gewarnt” dem Leben und Werk Vicki Baums. Beginnend mit ihrer Anstellung als Redakteurin beim Ullsteinverlag, zeichnet sie die Berliner Jahre der Autorin ...

Heidi Rehn widmet sich in ihrem Roman “Vor Frauen wird gewarnt” dem Leben und Werk Vicki Baums. Beginnend mit ihrer Anstellung als Redakteurin beim Ullsteinverlag, zeichnet sie die Berliner Jahre der Autorin nach: Von ihren ersten Tagen im Verlagshaus bis zu ihren nationalen Erfolgen als Schriftstellerin, der Verfilmung ihrer Romane und schließlich ihres internationalen Ruhms. Vicki Baum tritt dabei stets als willensstarke, selbstständige und freiheitsliebende Frau in Erscheinung. Sie verkörpert das Ideal der Neuen Frau, die modern sein will und sich nicht Regeln und Einschränkungen unterwerfen will. Sie genießt das Berliner Nachtleben, führt eine offene Ehe und stellt ihr berufliches Weiterkommen über alles andere.

Der Roman beschwört die Zwanziger Jahre auf lebendige Weise herauf und lässt ihre Leser an der Atmosphäre dieser Zeit teilhaben. Vickis Beziehungen, ihre Freundschaften, ihr Alltag, ihre Gedankenwelt und auch die Kämpfe, die sie als Frau auszutragen hat, fügen sich zu einem Bild zusammen, das durch seine Vielschichtigkeit besticht.

“Vor Frauen wird gewarnt” gibt Einblicke in das Leben einer beeindruckenden Persönlichkeit und macht Lust darauf, sich Vicki Baums Werk intensiv zu widmen und es der Vergessenheit zu entreißen. Denn mit dem Wissen über die Entstehungs- und Editionsgeschichten sowie über die Reaktionen der Zeitgenossen zu ihren Romane, entsteht ein neuer Bezug zu Vicki Baums Werk, der vertieft werden will. “Vor Frauen wird gewarnt” ist daher ein gelungener Einstieg und eine Hommage an eine Autorin, über deren Leben zu Unrecht wenig bekannt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Erinnerungen

The Beautiful Struggle
0

Ta-Nehisi Coates erzählt in seinem autobiographischen Buch “The Beautiful Struggle” von seiner Kindheit und Jugend im Baltimore der 80er Jahre, die von Rassismuserfahrungen, von Gewalt, Drogen und Bandenkriminalität ...

Ta-Nehisi Coates erzählt in seinem autobiographischen Buch “The Beautiful Struggle” von seiner Kindheit und Jugend im Baltimore der 80er Jahre, die von Rassismuserfahrungen, von Gewalt, Drogen und Bandenkriminalität geprägt ist.

Coates erfährt schon früh, wie allgegenwärtig die Gewalt ist, denn er gilt als Schwächster in der Schule. Prügel, Schläge und Kämpfe lauern hinter jeder Ecke und es sind “[d]ie gewöhnlichsten Dinge - der Weg zur Schule, eine Radfahrt um den Block, der Gang zum Supermarkt”, die schief laufen können.

Dass Coates selbst nicht in die Kriminalität abrutscht, hat er vor allem seinem Vater zu verdanken, einem Black Panther Aktivisten, der ihn lehrt, wie man auf den Straßen überlebt: “Du bist groß und du bist ein junger Schwarzer. Du musst vorsichtig sein mit dem, was du tust und was du sagst”.

Doch es ist auch die HipHop Musik, mit der Coates sich identifizieren kann und der er sich nahe fühlt. Er findet durch die Texte, Reime und Rhythmen zu sich selbst und entwickelt allmählich ein Bewusstsein für die Geschichte der Schwarzen.

“The Beautiful Struggle” sind die Erinnerungen eines klugen und talentierten Autoren. Coates stellt die eigene Jugend als Gratwanderung dar und zeigt, wie schwer es ist, sich ungewollt immer an der Grenze zum falschen Weg und zur Gewalt entlang bewegen zu müssen. Seinen Erinnerungen lauschen zu dürfen, ihren Nachhall noch lange verspüren zu dürfen, habe ich als Bereicherung empfunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere