Für mich endet die Reihe hier...
Ignite MeHandlung: Nachdem mich der Auftakt von "Shatter Me" inhaltlich nicht wirklich überzeugen, aber trotzdem bis zum Ende mitreißen konnte, hatte ich beschlossen, der Reihe nochmal eine zweite Chance zu geben. ...
Handlung: Nachdem mich der Auftakt von "Shatter Me" inhaltlich nicht wirklich überzeugen, aber trotzdem bis zum Ende mitreißen konnte, hatte ich beschlossen, der Reihe nochmal eine zweite Chance zu geben. Auch nach "Unravel Me" war ich noch nicht vollständig überzeugt, hatte aber den Eindruck, dass sich ein weiteres Dranbleiben lohnt. Nach "Ignite Me" bin ich nun endgültig durch mit der Reihe und habe beschlossen, die Folgebände nicht mehr weiterzulesen. Anders als ich dachte ist "Shatter Me" ursprünglich als Trilogie geplant gewesen, weshalb die Haupthandlung nach diesem dritten Band erstmal offiziell abgeschlossen ist und die Folgebände nicht zwingend notwendig sind. Fans der Reihe schwören zwar auf die weiteren Bände, ich werde es aber erstmal bei diesen drei Teilen belassen, da ich mehr von diesem flachen Drama erstmal nicht mehr ertragen kann! Die Handlung in "Ignite Me" ist ebenso ungleichmäßig verteilt wie in den vorherigen Bänden. Während bis auf die Weiterentwicklung der Romanze und jede Menge oberflächliches Drama zwischen den Figuren auf den ersten 400 Seiten nichts passiert, ist auf die letzten 20 Seiten ein gesamter Krieg inklusive Machtübernahme gequetscht. Dass dies in keinem Fall glaubwürdig, mitreißend oder inhaltlich überzeugend sein kann, muss ich wohl nicht weiter ausführen. Auch das Worldbuilding bleibt hier miserabel. Es wird zu keinem Zeitpunkt darauf eingegangen, wie es auf der gesamten Welt außerhalb von Sektor 45 aussieht, wie das Reestablishment eigentlich aufgebaut ist und wie die allgemeine politische Lage aussieht. Stattdessen wird die Handlung nur auf die Romanze und einzelne Personen beschränkt, die stellvertretend für die politischen Gruppen stehen - Castle für die Rebellen, Anderson für das Reestablishment - strukturell in die Tiefe gehen wir hier aber zu keinem Zeitpunkt. Als Dystopie würde ich "Ignite Me" und der gesamten Reihe also vermutlich maximal einen Stern geben.
Figuren: Nicht abgebrochen habe ich "Ignite Me" eigentlich ausschließlich wegen Warner und der Romanze mit Juliette. An seiner Charakterisierung ist zwar auch nicht alles überzeugend, ich fand ihn als Figur aber wirklich interessant und die Liebesgeschichte ist toll erzählt. Wenn man ausblendet, dass die Autorin es sich mit der Auflösung des Liebesdreiecks wirklich sehr einfach gemacht hat und ihre Vorgehensweise, die Rollen von "gut und böse" bei Adam und Warner innerhalb weniger Seiten komplett umzudrehen, wenig elegant ist, kann man mit der Romanze viel Spaß haben. Die Figuren im Allgemeinen haben mich aber auch nicht unbedingt mehr überzeugen können als der Inhalt. Unsere Hauptfigur und Ich-Erzählerin Juliette entwickelt sich hier ein wenig weiter, bleibt aufgrund der Widersprüche und der plötzlichen emotionalen Sprünge für mich aber einfach keine glaubwürdige Hauptfigur. Überraschenderweise ist mir ausgerechnet Kenji in diesem Band sehr ans Herz gewachsen, welchen ich zuvor noch als recht langweilig empfand. Mit ihm, Winston, James und anderen Rebellen haben wir einige Nebenfiguren, die großes Potenzial hätten, über die wir aber leider weiterhin fast nichts erfahren. Auffällig ist ebenfalls, dass kaum eine der anderen weiblichen Figuren irgendeine Rolle spielt und natürlich alle unfassbar gut aussehen. Als Stichwort für die Figuren muss ich hier also wieder anführen: Wattpad-Niveau, seufz.
Schreibstil: Ein weiterer Grund zum Dranbleiben war neben der Romanze, die mich trotz offensichtlicher Kritikpunkte mehr gecatcht hat als gedacht, der Schreibstil der Autorin. In meinen Rezensionen zu Band 1 und 2 habe ich schon die besondere Wirkung von Tahereh Mafis experimentellem, außergewöhnlichen Schreibstil beschrieben. Sie schreibt beinahe lyrisch, mit einem unwiderstehlichen Rhythmus, vielen Wiederholungen, sehr vielen Metaphern und Wortbildern, sodass manche Stellen ein wenig wie Poetry Slam klingen. Dazu passt auch die sanfte, träumerische Stimme des Originalhörbuchs, die die im Print-Buch als tagebuchartige Notizen festgehaltenen Szenen als Gedankenstrom zum Leben erweckt. Etwas befremdlich ist dabei, dass viele Worte oder ganze Sätze durchgestrichen sind (im Hörbuch durch ein Geräusch eines Stifts auf Papier verwirklicht) und die meisten Wortbilder keinen Sinn ergeben, was diesen zuvor beschriebenen Eindruck von Verwirrung und Entrückung verstärkt und das Chaos in Juliettes Kopf auf sehr eindringliche Art und Weise widerspiegelt. Auch hier gab es wieder einige sehr schöne Szenen und Beschreibungen, die die inhaltlichen Probleme zeitweise angenehm überschatten.
Ergänzungen zu "Fracture Me" (Band 2,5): Als ergänzende Novelle, die zwischen Band 2 und 3 spielt, habe ich auch "Fracture Me" gehört. Während mir die erste Novelle "Destroy Me" durchaus aufschlussreich und lesenswert erschien, ist die aus Adams Sicht erzählte Novelle für mich nicht unbedingt notwendig, da die hier erzählte Handlung vollständig von Band 2 oder 3 abgedeckt wird und wir keine wichtigen neuen Informationen erhalten. Darüber hinaus habe ich ja schon öfter festgehalten, dass ich keinen Charakter so schlecht gestaltet finde wie den von Adam und das hat sich durch diese Novelle abermals bestätigt. Mit 72 Seiten die Geschichte aber wenigstens so kurz, dass das Leid nicht lange andauert. 1 Stern.
DIE ZITATE
"Words, I think, are such unpredictable creatures. No gun, no sword, no army or king will ever be more powerful than a sentence. Swords may cut and kill, but words will stab and stay, burying themselves in our bones to become corpses we carry into the future, all the time digging and failing to rip their skeletons from our flesh.”
"Ignite, my love. Ignite."
"And we are quotation marks, inverted and upside down, clinging to one another at the end of this life sentence. Trapped by lives we did not choose."
"I’m not sure. But there’s something about the darkness, the stillness of this hour, I think, that creates a language of its own. There’s a strange kind of freedom in the dark; a terrifying vulnerability we allow ourselves at exactly the wrong moment, tricked by the darkness into thinking it will keep our secrets. We forget that the blackness is not a blanket; we forget that the sun will soon rise. But in the moment, at least, we feel brave enough to say things we’d never say in the light."
DAS URTEIL:
"Ignite Me" hat mich vollständig überzeugt...
...die Reihe nach diesem Band zu beenden! Zwar hatte ich mit Warners Entwicklung und der Liebesgeschichte durchaus meinen Spaß, die Romanze kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie miserabel Handlung und Worldbuilding sind.