Pulverfaß Jerusalem anno 1948
Der Weg nach Zion„...Sogar Ellies ungeübtes Auge konnte erkennen, dass dies eine Schriftrolle war. Sie war erstaunlich schwer, von brauner Farbe und die Ränder schienen bröckelig zu sein; sie sah wirklich sehr alt aus...“
Doch ...
„...Sogar Ellies ungeübtes Auge konnte erkennen, dass dies eine Schriftrolle war. Sie war erstaunlich schwer, von brauner Farbe und die Ränder schienen bröckelig zu sein; sie sah wirklich sehr alt aus...“
Doch Ellie ist sich nicht sicher, was die Schriftrolle wert ist. Ihr Onkel. Professor Howard, der ihr die Stelle in Jerusalem versorgt hat, ist zur Zeit nicht da. Sie vereinbart mit den Beduinen, dass sie wiederkommen sollen. Die nächsten Tage in Jerusalem aber werden turbulent.
Der Autor hat einen fesselnden, jedoch stellenweise auch heftigen historischen Roman geschrieben. Der Geschichte spielt im mai 1948 in Jerusalem. Gerade wurde von der Weltgemeinschaft beschlossen, dass es dort einen jüdischen und einen palästinensischen Staat geben wird.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlug, lässt aber Raum für tiefgreifende Gespräche.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Da ist Ellie, Amerikanerin und Journalistin. Die junge Frau sucht noch noch ihrem Platz im Leben.
Mosche ist Archäologe, schmuggelt aber gleichzeitig Juden nach Israel. Er ist von der Notwendigkeit der Staatsgründung überzeugt.
Jakovs Großvater, ein alter Rabbi, sieht das anders.
„...Wir versuchen, friedlich miteinander auszukommen. Wir warten auf den Messias, Jakov. Bevor er Israel nicht wieder aufrichtet, können wir kein Volk sein, kann es nur noch mehr Tote geben. Diese Teilung ist ein schlimmer Handel für alle...“
Während der große Teil der Araber sich vom Großmufti manipulieren lässt, gibt in der jüdischen Bevölkerung verschiedene Strömungen. Mit Miriam, die sich um Ellie und Professor Howard kümmert, lerne ich eine arabische Christin kennen. Die ältere Frau ist fest in ihrem Glauben verankert. Nach der Staatsgründung aber würde sie sprichwörtlich zwischen allen Stühlen sitzen.
„...Ellie fragte sich, was Jesus wohl sagen würde, wenn er Jerusalem jetzt sehen könnte, gespalten in Huderte Gruppierungen, von denen jede eine tödliche Zeitbombe der Selbstgerechtigkeit darstellte...“
Deutlich wird, dass auch die viele der britischen Besatzungssoldaten auf der Seite der Araber und nicht der Juden stehen. Gleichzeitig strecken beide Konfliktparteien ihre Fühler aus, um das übrig gebliebenen Kriegsgerät des Zweiten Weltkriegs in ihre Finger zu bekommen. Der Mufti plant Terrorakte und nutzt dazu seine Kontakte zu geflohenen Nazis und britischen Deserteuren.
Es gibt heftige Szenen im Buch und eine Menge an Toten. Es handelt sich um keine leichte Lektüre.
Demgegenüber gibt es aber auch tiefgreifende Gespräche. So hinterfragt Mosche seinen Glauben, als er auf den von Ellie fotografierten Schriftrollen Texte aus dem Buch Jesaja erkennt. Für mich gehört sein Gespräch mit Professor Howard zu den sprachlichen und inhaltlichen Höhepunkten des Buches.
„...Was, frage ich dich, hat Jesus während des Passahfestes in Jerusalem gefeiert? Die Evangelien sind voll von Festen, die vom Herrn zum Gesetz erhoben worden sind. Und selbst jetzt haben die Christen keinen blassen Schimmer davon, welche Bedeutung die damaligen Lebensverhältnisse in seinem Leben und seiner Lehre hatten...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist fesselnd geschrieben und voller historischer Informationen. Zur Vertiefung des Wissens über die unterschiedlichen Gruppierungen in Jerusalem hätte ich mir allerdings ein Nachwort gewünscht.