Super recherchiert!
Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes GlückHeute beginne ich meine Rezension mal direkt mit meinem Lieblingszitat:
"Manchmal musste man nur im richtigen Moment den Mut haben, sich selbst ehrlich ins Auge zu blicken und das Herz sprechen zu lassen. ...
Heute beginne ich meine Rezension mal direkt mit meinem Lieblingszitat:
"Manchmal musste man nur im richtigen Moment den Mut haben, sich selbst ehrlich ins Auge zu blicken und das Herz sprechen zu lassen. Das Herz irrt nie."
Wie wahr, wie wahr! Tatsächlich gibt es zahlreiche Passagen in diesem gleichermaßen informativen wie unterhaltsamen Roman, die nahezu poetisch klingen. Ihnen gegenüber stehen Textstellen, die deutlich aufzeigen, dass hier eine Literaturwissenschaftlerin am Werke war: sachlich formulierte, tadellos recherchierte (und gekonnt mit ein wenig Fiktion angereicherte) historische Fakten über Caroline Märklin und ihr Schaffen sowie allgemeine Eindrücke über das Leben in der damaligen Zeit (Stichwort: Anfänge der Industrialisierung – ein Wandel liegt in der Luft). Insbesondere auf die gesellschaftliche Rolle der Frau wird Augenmerk gelegt, was meinen positiven und bewundernden Eindruck von Caroline nur weiter verstärkt hat.
Die weibliche Hauptfigur wirkte auf mich nicht wie ein 'charmantes Energiebündel', was ich in keinster Weise negativ meine. - Caroline steckte durchaus voller Emotionen, erschien mir oftmals jedoch eher besonnen und ambitioniert als quirlig-vergnügt (ganz anders als ihre Schwester), auf jeden Fall aber bemerkenswert klug … und mutig. Es sagt sich im Nachhinein immer leicht 'An ihrer Stelle hätte ich bestimmt ebenfalls XYZ getan', doch gegen den Strom zu schwimmen, vor allem zu einer Zeit, in der Frauen für sämtliche Entscheidungen noch die Erlaubnis ihres Gatten benötigten, stelle ich mir überhaupt nicht einfach vor. Dafür braucht man Schneid, daher ziehe ich meinen Hut vor dieser bemerkenswerten Persönlichkeit. Trotz allem Respekt ihr gegenüber blieb eine leichte Distanz zur Caroline bestehen; ich weiß nicht, woran genau es lag - möglicherweise war dieser Eindruck dem stetigen Wechsel des Erzähltons (von gefühlvoll zu sachlich/nüchtern) geschuldet. Ich mochte Caroline wirklich gern, für einen 'klassischen' historischen Roman fehlte mir jedoch die Connection zu ihr; ich konnte ich mich nichtzu 100% in die wichtigste Figur hineinfühlen. Interessant war die Story trotzdem.
Die Zeitsprünge hätten gerne einen Hauch smoother sein können, rissen mich ein paar Mal kurz raus (nicht dramatisch, aber die Lektüre floss eben nicht so geschmeidig, wie es ansonsten der Fall gewesen wäre), dafür waren die Features - wie die Karte im Innencover sowie die Rezepte aus einem zweihundert Jahre alten Kochbuch (inklusive 'Übersetzung') – wieder genau nach meinem Geschmack, ich liebe ja solche Extras in Büchern.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: ✰ ✰ ✰
Von mir gibt es starke 3.5 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans von historischen Frauenromanen mit einem Fokus auf Histo-Facts. (…was nicht heißen soll, die Geschichte wäre emotionsarm geschrieben - im Gegenteil, denn Caroline muss so einige Schicksalsschläge ertragen. Damit möchte ich lediglich ausdrücken, dass es reine Geschmackssache ist und für mich persönlich der Romantikanteil eben stets überwiegen muss).