Manchmal muss man erst den falschen Weg gehen, um den richtigen zu finden.
Donnie hat eigentlich alles und doch hat er nichts, denn als Sproß einer Galeristenfamilie ist zwar alles vorhanden, was man sich mit Geld kaufen kann, aber Zuwendung und Freundschaft gehören nicht dazu. ...
Donnie hat eigentlich alles und doch hat er nichts, denn als Sproß einer Galeristenfamilie ist zwar alles vorhanden, was man sich mit Geld kaufen kann, aber Zuwendung und Freundschaft gehören nicht dazu. Das ändert sich, als er durch zwei Mitstudierende ein ganz neues Gefühl der Zugehörigkeit in einer Burschenschaft kennenlernt. Plötzlich sind da "Freunde", die ihm Anerkennung entgegenbringen und ihn mit ihren Ritualen und Gepflogenheiten regelrecht bezirzen. Aus Donnie wird ein Mitläufer, der nicht mehr viel nachfragt. Und doch gibt es in diesem Sommer eine Begegnung, die alles bisher dagewesen auf den Kopf stellt. Donnie wird zur Ableistung von Sozialstunden in einem Altenheim aufgefordert und mit dem ersten Schritt in diese Einrichtung verändert sich sein Leben....
Gabriel Herlich vermittelt von der ersten Seite seinen Leser:innen, dass sie mittendrin im Geschehen sind und alles hautnah miterleben dürfen. Donnie ist, trotz seiner 21 Jahre, unbedarft und völlig naiv und somit ein gefundenes Fressen für die Burschenschaftler, um ihm das völlig verquere Gedankengut einzupflanzen. Da Donnie bisher noch nie Anerkennung und Freundschaft kennengelernt hat, fallen die völkischen Ideologien bei ihm auf fruchtbaren Boden und können sich dort einnisten.
Nach und nach lernen die Leser;innen Donnie und sein Umfeld besser kennen und beginnen nicht nur die Handlung zu hinterfragen, sondern auch den Titel. Auch wenn es hier darum geht, dass Donnie nicht schwimmen kann, so ist der Titel als Metapher zu verstehen, denn mit dem Verlauf der Handlung werden die Lesenden Zeuge, wie sich Donnie wandelt, sich regelrecht freischwimmt und erkennt, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat. Herlich gelingt es dabei, Donnie vom Antihelden zur sympathischen Hauptfigur werden zu lassen, indem er seine Wandlung nachvollziehbar und glaubwürdig ausgestaltet. Die Lesenden können daher hautnah miterleben, wie sich Donnie abstößt, um Zug um Zug in ein neues Leben zu gleiten und wie er beginnt, zu hinterfragen, um zu verstehen.
Die Geschichte lebt von den plakativen Schilderungen des Autors, denn dadurch entstehen bewegte Bilder vor dem inneren Auge, in denen sich die Handlung wie ein Film abspult. Die Tür zum Zimmer 311 im Altenheim öffnet sich einladend, der Beifahrersitz des Buchanka quietscht in seinen Verankerungen und die malerische Landschaft Südfrankreichs lädt dazu ein, ihre Geheimnisse zu erkunden.
Herlich ist leise im Ton, aber unmissverständlich in seiner Botschaft, sodass aus seinem Roman eine gelungene Mischung aus Lovestory, Vergangenheitsbewältigung und Persönlichkeitsentwicklung wird, die mich fasziniert und neugierig die Seiten umblättern lässt. Eine tiefgründige Geschichte, die heiße Eisen anpackt und daraus individuelle Kapitel formt, die die Leser:innen dazu auffordern, die Vorurteile gegenüber Donnie aufzulösen und ihm eine Chance zu geben.
Manchmal muss man erst den falschen Weg gehen, um den richtigen zu finden - dieser Sinnspruch passt hervorragend zu Donnie und seiner Reise und ich spreche gerne eine Leseempfehlung aus.