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Veröffentlicht am 20.04.2023

Ein argloser Journalist ermittelt an einem sagenumwobenen Landstrich

Tod in Siebenbürgen
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Das Buch „Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann ist ein Kriminalroman mit mysteriösen Elementen und der erste Band einer Serie mit dem Journalisten Paul Schwartzmüller als Ermittler. Das Cover und ...

Das Buch „Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann ist ein Kriminalroman mit mysteriösen Elementen und der erste Band einer Serie mit dem Journalisten Paul Schwartzmüller als Ermittler. Das Cover und der Titel verraten dem interessierten Betrachter einen der Handlungsorte der Geschichte. Auf Schloss Bran, der Heimat des Grafen Dracula, wird eine Leiche gefunden, die auf ungewöhnliche Weise zu Tode kam.

Der in Bukarest aufgewachsene, jetzt in Köln lebende, 49 Jahre alten Paul Schwartzmüller hat gerade erst die Zusage erhalten, dass er als festangestellter Chef vom Dienst bei einer Zeitung beginnen kann, als er den Brief einer Anwaltskanzlei aus Siebenbürgen erhält. Ihm wird mitgeteilt, dass seine Tante, bei der er jeden Sommer seiner Kindheit verbracht hat, verstorben ist und ihm ihre Landwirtschaft hinterlassen hat. Paul ist erstaunt, denn sein Vater hat ihm nach der Flucht nach Deutschland vor 35 Jahren mitgeteilt, dass die Tante tot sei. Bis zum Antritt der neuen Stelle bleiben ihm ein paar Tage und daher macht er sich unverzüglich auf den Weg, sein Erbe anzutreten. Doch bald schon kommen ihm Bedenken.

Paul lässt die Frage nicht los, warum sein Vater ihn belogen hat. Bevor er die Wahrheit um seine Vergangenheit herausfindet, taucht er auf dem geerbten Bauernhof in Erinnerungen tief in seine Kindheit ein. Der Hof wird inzwischen von einer jungen Frau betrieben, die seiner Tante schon lange zur Hand ging, an die er sich aber nicht erinnern kann. Paul ist verwundert darüber, wie nachlässig sie sich kleidet und wie befremdlich sie mit Tieren umgeht. Er findet keine gemeinsame Gesprächsebene mit ihr.

Als sein bester Freund aus Kindertagen verhaftet wird, verspricht er ihm, dessen Unschuld zu beweisen. Aufgrund seiner Begriffsstutzigkeit fallen Paul die Ermittlungen nicht leicht, zumal sich herausstellt, dass die Polizei nicht mit ihm kooperiert, ganz im Gegenteil. Paul muss feststellen, dass im Land immer noch Korruption betrieben wird. Auch früher hat er bestimmte Dinge nicht verstanden, was aber eher seinem jugendlichen Alter zugerechnet werden kann, aber leider begreift er immer noch nicht alle Dinge, die in seinem Umfeld geschehen, was häufiger zu gruseligen, aber auch amüsanten Situationen führt. Die Zeit vor Ort in Siebenbürgen scheint während seiner Abwesenheit stillgestanden zu sein. Der ehrgeizige Plan eines Investors eine Touristenattraktion zu bauen, sticht daher besonders hervor, ist aber nicht allen Dorfbewohnern genehm und dem Protagonisten suspekt.

Einerseits wird Paul von den Einheimischen in ihren Kreis einbezogen, dann fühlt er sich daheim, auf der anderen Seite beäugen sie ihn misstrauisch, in diesen Fällen glaubt er, ein Außenseiter zu sein. Die Figuren sind eigenartig in ihrem Umgang und eher schweigsam, wodurch sie mir nicht nahekamen. Gerne lässt Paul sich von allen beköstigen und schwelgt in den vorgesetzten Genüssen, die Kindheitserinnerungen in ihm heraufbeschwören. Als Leserin wurde ich in die Siebenbürgische Küche eingeführt und neugierig auf die Köstlichkeiten gemacht. Die Autorin baut dank guter Recherche einiges an Lokalkolorit ein. Sie führt an historische Schauplätze und nutzt die reiche Sagenwelt, um rätselhafte Begebenheiten zu schaffen.

In ihrem Buch „Tod in Siebenbürgen – Paul Schwartzmüller ermittelt“ nahm Lioba Werrelmann mich mit zu einem sagenumwobenen Landstrich. Dort versucht der arglose Ermittler, die Unschuld seines früher besten Freunds zu beweisen und eine Antwort zu finden, warum ihn sein Vater über den Grund der Flucht nach Deutschland vor vielen Jahren belogen hat. Umspannt wird die Geschichte von moralisch fragwürdigen Gestalten an einem rückständigen Ort. Insgesamt bietet das Buch vielfältig unterhaltsame Lesestunden. Gerne empfehle ich das Buch an Leser und Leserinnen ab etwa 16 Jahren weiter, die Sinn für Okkultes besitzen.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Der schicksalhafte Weg zweier Protagonistinnen in 1910 und 1976

Glückstöchter - Einfach leben
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Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, ...

Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, was man braucht, um glücklich zu sein. Die beiden Protagonistinnen der Geschichte sind auf ihre je eigene Art auf der Suche nach einer Antwort. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen.
Die kurz vor ihrer Volljährigkeit stehende Anna lebt im Jahr 1910 auf Gut Dreisonnenquell in Wessobrunn, einem Dorf im Oberbayrischen. Seit dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren hat eine Gouvernante sich um ihre Erziehung gekümmert. Ihrem Vater, einem bekannten, weitgereisten Botaniker, geht sie gerne zur Hand und möchte eines Tages in seine Fußstapfen treten. Doch mit dem Besuch einer ihr unbekannten Frau, die ihr Vater aber ins Herz geschlossen hat, ändert Anna ihre Pläne, denn sie sieht keine Zukunft mehr für sich auf dem Gut, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.
Über sechs Jahrzehnte später geht Eva, die bald 22 Jahre alt wird, eifrig ihrem Pharmaziestudium in München nach. Sie hat eine feine Nase, die sie dazu einsetzt, Düfte zu bestimmen. Für die Kundinnen im elterlichen Frisörbetrieb in Murnau rührt sich auch gerne mal eine Creme an. Ein Dachbodenfund bringt sie aus dem Gleichgewicht. Voller Zorn lässt sie ihr Elternhaus hinter sich, zieht zu ihrer neuen Freundin Maja in die Bayrische Landeshauptstadt und gründet wenig später mit ihr eine größere Wohngemeinschaft gründet.
Die Autorin bindet die Themen Umwelt und Natur durchgehend in ihren Roman ein und zeigt dadurch, wie sie ihr am Herzen liegen. Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es Bewegungen, die sich mit Nachhaltigkeit und ökologischer Bewirtschaftung beschäftigt haben. Anna begegnet bei ihrer Suche nach einem für sie genehmen Beruf, bei dem sie ihre auf dem Gut erworbenen Fähigkeiten einsetzen kann, einigen Personen, die den allgemeinen Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt hinterfragen. Von deren Denken wird sie inspiriert. Jahrzehnte später erhält Eva durch ihre neuen Freundschaften Einblicke in Fair-Trade, praktiziert freie Liebe und schließt sich der Anti-Atomkraftbewegung an.
Anna konnte schon bald durch das Aufbegehren gegen das für sie vorgesehene Schicksal Sympathiepunkte bei mir gewann. Leider blieb mir teilweise das Verhalten von Eva nicht nachvollziehbar, wie beispielsweise bei ihrer Reaktion auf den Dachbodenfund. Mit dem Loslösen vom Elternhaus beginnt für sie ein umtriebiges Leben in den in einiger Hinsicht bunten 1970ern. Nicht immer stehen dabei der Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Vorstellung der damaligen Ideen rund um einen naturverbundenen Lebensstil und Frieden sowie deren Einbindung in die Handlung fand ich ansprechend und informativ. Die Geschichte ist nicht in sich abgeschlossen und endet mit einigen offenen Fragen.
Beim Hörbuch versteht Elisabeth Günther es, ihre Stimme so zu modulieren, dass die einzelnen Figuren bei Dialogen gut zu unterscheiden sind. Mit dem Ausdruck, den sie in den gesprochenen Text legt, fängt sie die Stimmungen der verschiedenen Szenarien gekonnt ein und transportiert sie zu den Zuhörern.
Im Roman „Glückstöchter – Einfach leben“ beschreibt Stephanie Schuster auf zwei Zeitebenen den schicksalhaften Weg ihrer fiktiven Protagonistinnen, die sich zunehmend ein naturnahes Leben wünschen. Einige Illustrationen der Autorin verschönern das Buch. Wer sich für den Schutz unserer Umwelt und den Erhalt unserer Natur interessiert, wird im Buch in einigen interessanten Beispielen erfahren, was dazu bereits zu viel früheren Zeitpunkten umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Der schicksalhafte Weg zweier Protagonistinnen in 1910 und 1976

Glückstöchter - Einfach leben
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Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, ...

Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, was man braucht, um glücklich zu sein. Die beiden Protagonistinnen der Geschichte sind auf ihre je eigene Art auf der Suche nach einer Antwort. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen.
Die kurz vor ihrer Volljährigkeit stehende Anna lebt im Jahr 1910 auf Gut Dreisonnenquell in Wessobrunn, einem Dorf im Oberbayrischen. Seit dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren hat eine Gouvernante sich um ihre Erziehung gekümmert. Ihrem Vater, einem bekannten, weitgereisten Botaniker, geht sie gerne zur Hand und möchte eines Tages in seine Fußstapfen treten. Doch mit dem Besuch einer ihr unbekannten Frau, die ihr Vater aber ins Herz geschlossen hat, ändert Anna ihre Pläne, denn sie sieht keine Zukunft mehr für sich auf dem Gut, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.
Über sechs Jahrzehnte später geht Eva, die bald 22 Jahre alt wird, eifrig ihrem Pharmaziestudium in München nach. Sie hat eine feine Nase, die sie dazu einsetzt, Düfte zu bestimmen. Für die Kundinnen im elterlichen Frisörbetrieb in Murnau rührt sich auch gerne mal eine Creme an. Ein Dachbodenfund bringt sie aus dem Gleichgewicht. Voller Zorn lässt sie ihr Elternhaus hinter sich, zieht zu ihrer neuen Freundin Maja in die Bayrische Landeshauptstadt und gründet wenig später mit ihr eine größere Wohngemeinschaft gründet.
Die Autorin bindet die Themen Umwelt und Natur durchgehend in ihren Roman ein und zeigt dadurch, wie sie ihr am Herzen liegen. Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es Bewegungen, die sich mit Nachhaltigkeit und ökologischer Bewirtschaftung beschäftigt haben. Anna begegnet bei ihrer Suche nach einem für sie genehmen Beruf, bei dem sie ihre auf dem Gut erworbenen Fähigkeiten einsetzen kann, einigen Personen, die den allgemeinen Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt hinterfragen. Von deren Denken wird sie inspiriert. Jahrzehnte später erhält Eva durch ihre neuen Freundschaften Einblicke in Fair-Trade, praktiziert freie Liebe und schließt sich der Anti-Atomkraftbewegung an.
Anna konnte schon bald durch das Aufbegehren gegen das für sie vorgesehene Schicksal Sympathiepunkte bei mir gewann. Leider blieb mir teilweise das Verhalten von Eva nicht nachvollziehbar, wie beispielsweise bei ihrer Reaktion auf den Dachbodenfund. Mit dem Loslösen vom Elternhaus beginnt für sie ein umtriebiges Leben in den in einiger Hinsicht bunten 1970ern. Nicht immer stehen dabei der Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Vorstellung der damaligen Ideen rund um einen naturverbundenen Lebensstil und Frieden sowie deren Einbindung in die Handlung fand ich ansprechend und informativ. Die Geschichte ist nicht in sich abgeschlossen und endet mit einigen offenen Fragen.
Im Roman „Glückstöchter – Einfach leben“ beschreibt Stephanie Schuster auf zwei Zeitebenen den schicksalhaften Weg ihrer fiktiven Protagonistinnen, die sich zunehmend ein naturnahes Leben wünschen. Einige Illustrationen der Autorin verschönern das Buch. Wer sich für den Schutz unserer Umwelt und den Erhalt unserer Natur interessiert, wird im Buch in einigen interessanten Beispielen erfahren, was dazu bereits zu viel früheren Zeitpunkten umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Unsicherheit der vier Schwestern darüber, wie es zum Unfalltod des Vaters kam

Sommerschwestern – Die Nacht der Lichter
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Im zweiten Band der Reihe „Sommerschwestern“ von Monika Peetz steht der Unfalltod des Vaters der vier Protagonistinnen im Mittelpunkt. „Die Nacht der Lichter“, wie auch der Untertitel des Buchs lautet“ ...

Im zweiten Band der Reihe „Sommerschwestern“ von Monika Peetz steht der Unfalltod des Vaters der vier Protagonistinnen im Mittelpunkt. „Die Nacht der Lichter“, wie auch der Untertitel des Buchs lautet“ ist der freudige Anlass, aus dem die Naturwissenschaftlerin Helen ihre Schwestern nach Bergen in den Niederlanden einlädt. Seit Monaten leidet sie unter Einschlafstörungen und empfindet Bedauern darüber, dass sie ihren dreißigsten Geburtstag nicht mit der Familie gefeiert hat. Immer größer wird ihr Wunsch nach gemeinsamer Zeit mit den Schwestern. Damit ihre Einladung attraktiv genug ist, um angenommen zu werden, mietet sie die Villa für mehrere Tage an, in der die Familie viele Jahre glücklich den Sommer verbrachte bis zu einer stürmischen Nacht, in der der Vater sein Leben verlor.

Über die Mutter Henriette erfuhr ich als Leserin, dass sie sich momentan auf einer Campingreise mit ihrem neuen Ehemann befindet. Helen erhält von ihrer ältesten Schwester Doro, einer selbständigen Kostümbildnerin, Helen nur eine eingeschränkte Zusage, weil sie sich wegen eines Auftrags nicht den ganzen angedachten Zeitraum freinehmen kann. Yella, die zweitälteste der vier Schwestern, freut sich, dass sie mit ihren beiden kleinen Söhnen dem Alltagstrott entfliehen kann. Helens Zwillingsschwester Amelie ist bereits vor Ort in Bergen, weil sie in dortigen Künstlerdorf in einer Wohngemeinschaft ihre berufliche und persönliche Erfüllung sucht.

Bei einer Recherche zu den Ereignissen der damaligen Sturmnacht bemerkt Helen eine Unstimmigkeit und beginnt den Tod des Vaters zu hinterfragen. Sie ruht nicht mit ihrer Suche nach dem Motiv, warum er mit dem Auto unterwegs war. Aber ihre Schwestern schweigen und fordern von ihr, nicht zurück, sondern nur nach vorne zu schauen. Mühsam trägt sie weitere Details zusammen und stellt schließlich fest, dass jede der Schwestern eine andere Erinnerung an die betreffende Nacht besitzt.

Bereits im ersten Band beschreibt die Autorin ihre Protagonistinnen mit eigenen Ecken und Kanten. Inzwischen hat sich jede von ihnen weiterentwickelt, was sich nicht immer zum Besten auf das Verhältnis der Schwestern untereinander auswirkt. Helen versteht es, trotz kleiner und größerer Meinungsverschiedenheiten Doro, Yella und Amelie zu nehmen, wie sie sind. Aber ihre Aussagen zur Sturmnacht stellen ihr Vertrauen auf eine schwierige Probe. Es ist auch wenig hilfreich, dass ihre Mutter auf telefonischen Weg wie üblich Beachtung einfordert und sich mit der Ältesten verbündet zu haben scheint.

Sehr genau schaut Monika Peetz auf das Familiengefüge und die kleinen Unstimmigkeiten, die Anlass bieten zu Eifersucht und Streit, wobei das Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie aus starken Stricken gewebt ist und ein Vergeben ohne viele Worte ermöglicht. In ihre Geschichte bindet die Autorin niederländischen Lebensstil ein, den sie aus eigener Erfahrung kennt, und ermöglicht damit ein realistisches Gesamtbild.

Gerne habe ich die Sommerschwestern im zweiten Band der Reihe „Die Nacht der Lichter“ von Monika Peetz zum Urlauben ins niederländische Bergen hin begleitet. Aufgrund unterschiedlicher Lebensauffassungen und der Unsicherheit über die Ereignisse der Sturmnacht vor vielen Jahren, in denen der Vater sein Leben verlor, bleiben die Tage am Meer nicht nur unbeschwert, sondern stellen die vier Schwestern vor neue Probleme im Miteinander. Doch feste Familienbande zeigen bereits dem Nachwuchs, dass man sich übereinander ärgert, aber man auch verzeihen sollte. Ein dritter Band soll im März 2024 erscheinen und ungeduldig hoffe ich darauf, dass darin auch die letzten Widersprüchlichkeiten in der Familiengeschichte aufgeklärt werden. Gerne empfehle ich das Buch weiter. Für Lesende, die den ersten Band bereits mochten, ist das Buch ein Must-Read.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Offenes Ende regt dazu an, die Geschichten weiterzudenken

Sommerhaus, später
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Das Buch „Sommerhaus, später“ ist der erste Erzählband von Judith Hermann, den sie vor etwa 25 Jahren geschrieben hat und der jetzt neu aufgelegt wird. Die Geschichten fanden damals große Beachtung und ...

Das Buch „Sommerhaus, später“ ist der erste Erzählband von Judith Hermann, den sie vor etwa 25 Jahren geschrieben hat und der jetzt neu aufgelegt wird. Die Geschichten fanden damals große Beachtung und Lob. Insgesamt sind neun Erzählungen beinhalten. Der Titel wurde einer von ihnen entlehnt. Einige der Kurzgeschichten wurden inzwischen verfilmt und beziehungsweise oder vielfach als Schullektüre analysiert. Sie sind sehr unterschiedlich, jedoch konnte ich auch einige Gemeinsamkeiten erkennen. Allem voran fiel mir auf, dass häufig geraucht wird, sehr viel. Oft wird Alkohol konsumiert, manchmal gekifft und weil es noch nicht erfunden war, schaut niemand auf sein Handy oder tippt darauf herum. Dennoch stellt sich das Ambiente als nicht so entspannt dar, wie es vielleicht zunächst klingt. Jede der Geschichten überraschte mich mit unterschiedlichem Inhalt und interessanten Figuren.

In allen Erzählungen ist eine der ProtagonistInnen eine junge Frau, die das Leben zu genießen sucht, was ihr aber nicht immer nach ihrer Vorstellung gelingt. Dabei erscheint es so, als ob sie ihren Wunsch manchmal nicht genauer spezifizieren können. Ihr Verhalten findet zuweilen wenig Verständnis bei Bekannten und Unbekannten, Freunden und Verwandten. Sie sind Suchende nach einer haltbaren Tragfähigkeit ihres Lebens. Auch die übrigen Figuren sind abwechslungsreich gestaltet wie beispielsweise ein Künstler, der sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden will, ein alternder Hausbewohner mit Herz für die Jugend und ein Autor, der die Abgeschiedenheit sucht.

Der einfühlsame Sprachstil der Autorin hat über die Jahre hinweg nichts an Reiz verloren. Es gelingt ihr, die die Gefühle ihrer Figuren zum Lesenden hinzutransportieren. Rund um die von ihr geschilderten Handlungen schafft sie eine besondere Atmosphäre, die aus den Zeilen zu spüren ist. Ihre Fähigkeit, das Handeln der Personen begreiflich zu beschreiben, warf bei mir die Frage auf, ob Judith Hermann die Situationen, zumindest einige, aus eigener Erfahrung her aufgeschrieben hat.

Auch viele Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe zeigen die Erzählungen im Buch „Sommerhaus, später“ ein Lebensgefühl in verschiedenen Szenarien, die Ende der 1990er spielen, bei dem für die ProtagonistInnen gilt, dass vieles Kann und nichts Muss. Das offene Ende regt dazu an, sich die folgenden Handlungen der Figuren vorzustellen. Meiner Meinung nach haben die Geschichten einen Platz in jedem Bücherregal verdient und daher vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.

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