Die Nacht - das unbekannte Universum
Lebendige NachtDas Titelbild ist wunderschön und spannend zugleich. Der lebhafte Schreibstil und die anschaulichen Beschreibungen machen richtig Spaß und wecken die Lesefreude. Ich kenne übrigens tatsächlich fünf Tag-Schmetterlinge ...
Das Titelbild ist wunderschön und spannend zugleich. Der lebhafte Schreibstil und die anschaulichen Beschreibungen machen richtig Spaß und wecken die Lesefreude. Ich kenne übrigens tatsächlich fünf Tag-Schmetterlinge und einen Nacht-Falter. Test also halbwegs bestanden.
Sophia Kimmig stellt uns die Nacht in all ihren Facetten und Betrachtungsmöglichkeiten vor. Die Tiere und Pflanzen, die die Nacht zu ihrer Domäne erklärt haben, nehmen darin den Großteil des Buches ein. Aber auch wie sich unsere Betrachtungsweise der Nacht im Laufe der Zeit entwickelt hat, wird eingehend dargestellt. Dichtung und Literatur, Malerei, Gesetzgebung, Philosophie und soziales nocturnes Leben: “So eröffnet die zweite Hälfte des Tages dem Menschen einen Raum dafür, im Schutze der Nacht die Vielfalt des Menschseins wertungsfrei auszuleben” (S. 166)
Auch das Thema, wie wir Menschen die Nacht zerstören und viele Tiere dadurch in Gefahr bringen, kommt zur Sprache: die Papageientaucher Islands die wegen der nächtlichen Beleuchtung in den Ortschaften den Weg zum Meer nicht finden. Genauso ergeht es frisch geschlüpften Schildkröten, die von der exzessiven Straßenbeleuchtung abgelenkt werden. Das Insektensterben wird durch die Beleuchtung noch beschleunigt und verstärkt. Zug- und Stadtvögel, Fledermäuse, Frösche und Kröten, Bäume, die in der Nähe von Laternen stehen, “Egal ob innere Uhren, saisonale Rhythmen, Orientierung, mondgetriebenes Verhalten… Licht zur falschen Zeit stört das empfindliche Räderwerk der Natur” (S. 205)
Die treffenden Beschreibungen und Definitionen, die die Autorin verwendet, sind humorvoll und einprägsam. “Im dreidimensionalen Raum unterwegs, jeder Nahrung gegenüber offen, schlau und neugierig, mit Super-Tastsinn und der Fähigkeit zum Lösen von Problemen im Gepäck - der Waschbär ist das Schweizer Taschenmesser unter den Stadtwildtieren” (S. 187)
Die Bilder im Buch sind der Hit! Ob es die Eule die einen schräg anblickt ist, der Waschbär der uns aus der Baumhöhle angähnt, der kleine Bilch der einen Baum hochklettert, der anmutige Nachtfalter, oder die Fledermaus im vollen Anflug, die Bilder sind bezaubernd.