Profilbild von Paperboat

Paperboat

Lesejury Star
offline

Paperboat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Paperboat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Was sind Männer ohne Frauen?

Von Männern, die keine Frauen haben
0

“Von Männern, die keine Frauen haben” ist eine Kurzgeschichtensammlung, deren Kern Männer stehen ohne Frauen stehen. Diese Männer werden innerhalb der Erzählung von unterschiedlichen Frauen ergänzt, entweder ...

“Von Männern, die keine Frauen haben” ist eine Kurzgeschichtensammlung, deren Kern Männer stehen ohne Frauen stehen. Diese Männer werden innerhalb der Erzählung von unterschiedlichen Frauen ergänzt, entweder weil sie diese begehren oder generell einsam zu sein scheinen. Typisch Murakami sind von Melancholisch über Normal bis Skurril wieder diverse Facetten dabei.

Tja, war ich die richtige Person für dieses Buch? Ich bin nicht der größte Fan von Kurzgeschichten, aber dieses Buch hat mich so gar nicht erreicht. An mir sind die einzelnen Geschichten vorbeigezogen wie eine flüchtige Begegnung mit einem Fremden auf der Straße; noch bevor ich einen Sinn in ihnen erkennen konnte, waren sie auch schon zu Ende. Entsprechend ungerührt haben mich die Geschichten zurückgelassen. Gerade, wenn es sich da um einen Murakami handelt, von dem ich normalerweise sehr angetan bin, ist das besonders enttäuschend. Meine Hoffnung: Mein nächstes Buch von ihm wird hoffentlich besser!

Veröffentlicht am 29.03.2023

Irrungen durch Emotionen

Gespräche mit Freunden
0

Sally Rooneys „Gespräche mit Freunden“ wird von der Protagonistin Frances, einer jungen Studentin in Dublin, wiedergegeben. Der ihr am nächsten stehende Mensch ist ihre Ex-Freundin Bobbi, mit der zusammen ...

Sally Rooneys „Gespräche mit Freunden“ wird von der Protagonistin Frances, einer jungen Studentin in Dublin, wiedergegeben. Der ihr am nächsten stehende Mensch ist ihre Ex-Freundin Bobbi, mit der zusammen sie als Poetry Combo von ihr geschriebene Gedichte auf der Bühne performt.
Bei einem dieser Auftritte lernen sie das ein Jahrzehnt ältere Paar Melissa und Nick kennen. Melissa ist Autorin, Nick ein gutaussehender Schauspieler, der seine größten Erfolge hinter sich zu haben scheint. Während Bobbi sich mit Melissa anfreundet, fühlt Frances sich zu Nick hingezogen. Während Bobbis Zuneigung für Melissa platonisch bleibt, entwickelt sich zwischen Nick und Frances eine Affäre.

Frances ist ein Mensch, dem nichts im Leben so wirklich wichtig oder erstrebenswert erscheint, sie hat keine Pläne für einen erstrebenswerten Beruf, sparsam Geld zu verdienen reicht ihr.
Ihrer ist ein nebulöser Charakter, der sich erst in der Interaktion mit anderen erst offenbart. In den Gesprächen, die dem Roman seinen Namen geben, ist Frances häufig passiv und betrachtet das Ganze eher von außen. Lediglich in gesellschaftspolitischen oder feministischen Diskussionen öffnet sie sich ein stückweit. Sie ist nicht sehr proaktiv, sondern lässt sich eher mitziehen und eröffnet ihre Gefühlswelt nur in Gedanken sich selbst. Ihre politischen und bisweilen feministischen Unterhaltungen bleiben stets theoretisch und führen nie zu Aktionen, gleiches gilt für Frances Gefühle. Für ihre Mitmenschen bleibt sie unnahbar und sogar kaltschnäuzig. Selbst ich als Leserin fühlte mich trotz dessen, das sich mir mehr eröffnet als den involvierten Charakteren, auf Distanz gehalten.
Mit ihren Emotionen kann sie größtenteils auch nicht wirklich umgehen wie man an den kleinen Gesten bemerkt, Wunden und Verletzungen, die sie sich selbst zufügt. In den Episoden mit Frances coabhängiger Mutter und ihrem alkoholsüchtigen Vater erahnt der Leser, worin diese Gefühlsunzulänglichkeit ihren Ursprung hat.

Ich muss sagen, dass mich das Buch nicht so wirklich erreicht hat. Der Klappentext las sich dynamischer als die Geschichte letztlich war. Die „Gespräche mit Freunden“ sind ganz interessant, ziehen sich allerdings manchmal in unnötige Längen und – damit muss man klarkommen – bleiben fazitlos.

Veröffentlicht am 29.03.2023

Handlung ohne wirklich nennenswerte Höhen

Tote Seelen
0

Tja, was kann ich sagen? Ich habe Nikolaj Gogols "Die toten Seelen" seit Urzeiten ungelesen in meinem Regal stehen gehabt. Es war an der Zeit, dem Buch mal einen Versuch zu geben. Ist leider nicht geglückt, ...

Tja, was kann ich sagen? Ich habe Nikolaj Gogols "Die toten Seelen" seit Urzeiten ungelesen in meinem Regal stehen gehabt. Es war an der Zeit, dem Buch mal einen Versuch zu geben. Ist leider nicht geglückt, ich habe es abgebrochen. Auch wenn mir der antiquierte Schreibstil zugesagt hat, hat dieser nicht ausgereicht mich über die flache Handlung zu trösten. Ich weiß, dass es Gogol in seinem Buch eher um eine Gesellschaftskritik ging, aber dem Protagonisten Tschitschikow von einem zum anderen Hof zu folgen, um ihn dabei zu beobachten wie er ermüdende Gespräche mit den Gutsbesitzern führt, denen er für kleines Geld die nicht mehr lebenden und nur noch auf Listen geführten Menschen abkauft, war dann doch zu ermüdend. Ich bewundere jeden, der die Geduld hat sich durch die über 500 Seiten zu lesen, meine Liebe für das geschriebene Wort konnte den (für mich) fehlenden Handlungsbogen leider nicht überwinden.

Veröffentlicht am 29.03.2023

Physik... davon verstehe ich nichts.

Schilf
0

Ein Roman mit kriminalistischen Mitteln, angereichert mit philosophischen und physikalischen Fragen – so würde ich Juli Zehs „Schilf“ beschreiben.
So richtig warmgeworden bin ich bis zur letzten Seite ...

Ein Roman mit kriminalistischen Mitteln, angereichert mit philosophischen und physikalischen Fragen – so würde ich Juli Zehs „Schilf“ beschreiben.
So richtig warmgeworden bin ich bis zur letzten Seite nicht mit diesem Buch.

Zwei junge Männer verbindet eine Freundschaft, die sich auf die Liebe zur Physik gründet. Angeregt können Oskar und Sebastian stundenlang über dieses Thema unterhalten und ihre verschiedenen Ansichten diskutieren.
Diese unterschiedlichen Ansichten sind es allerdings auch, welche die Freundschaft irgendwann trüben. Für Oskar waren zwei Dinge im Leben das Wichtigste: Sebastian und die Physik. Sebastian hätte diese Frage andersherum genauso beantworten können, bis er eine Frau traf, heiratete und seither Familienvater ist. Mit Oskar ist er aber auch weiterhin befreundet, der die Familie in Freiburg häufig aus Genf besucht.
Nach dem letzten Besuch Oskars passiert bei Sebastian etwas Merkwürdiges und Verstörendes: Sein Sohn Liam wird entführt. An einer Raststätte hat er Halt gemacht auf dem Weg, das Kind ins Pfadfinderlager zu bringen. Als er den Rasthof wieder verlässt, ist sein Auto mitsamt dem darin schlafenden Sohn verschwunden. Er erhält einen Anruf mit der Aufforderung jemanden zu töten.

Bis hierher war das Buch so einigermaßen unterhaltsam, aber die Geschichte hat mich ein wenig in den vielen Erläuterungen zu physikalischen und esoterischen Theorien verloren. Für mich wirkte es ein wenig, als hat die Autorin sich für ein Thema interessiert und wollte es in einer Geschichte verwursten. Leider ist es dann so ein Mischmasch geworden, in dem ich mich nur schwer zurechtgefunden habe.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Ich bin damit leider nicht so warm geworden.

Haus ohne Hüter
0

In Heinrich Bölls „Haus ohne Hüter“ geht es um die beiden Jungs Martin und Heinrich und ihr jeweiliges Umfeld. Während Martin behütet und wohlhabend aufwächst, muss bei Heinrich jeder Pfennig zweimal umgedreht ...

In Heinrich Bölls „Haus ohne Hüter“ geht es um die beiden Jungs Martin und Heinrich und ihr jeweiliges Umfeld. Während Martin behütet und wohlhabend aufwächst, muss bei Heinrich jeder Pfennig zweimal umgedreht werden. Gemein ist den beiden, dass sie im Krieg ihre Väter verloren haben, und dieser Verlust hat Auswirkungen auf das Seelenleben der jeweiligen Jungen. Aber auch für ihr Umfeld, speziell die jeweiligen Müller, hat die Abwesenheit der Kindsväter Auswirkungen. Teilweise werden sie bedrängt wieder zu heiraten, weil es sich einfach so gehört zu jener Zeit, teilweise werden sie dahingehend oder sogar intim auch bedrängt. Während Martins Mutter ohne Mann bleibt, in einem Zustand verharrt als hätte ihr Leben nach dem Tod des Mannes aufgehört und damit die Familie in einer Art Starre hält, geht Heinrichs Mutter eine Mischung aus Liebes- und Zweckbeziehungen ein, aus der ein weiteres Kind resultiert. Häufig sinnierend über ihre jeweilige Lage, fragen sich die Jungen für sich immer auch Dinge wie „Was wäre wenn“, wenn eben der Vater nicht gestorben wäre und wie das Leben heute aussehen könnte.

Dies war meine zweite Böll-Lektüre (die erste war „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“), und wie schon bei der ersten habe ich gemerkt, dass mir das frühe zahllose Einwerfen so vieler Namen Schwierigkeiten bereitet der Geschichte zu folgen. Ich habe erst etwa ab der Hälfte des Buches angefangen mich nicht mehr durch die Seiten zu quälen, weil mir alles so zäh vorkam.
Letzten Endes bin ich mit diesem Buch von Böll nicht warm geworden.