Ausbruch aus einer düsteren Kindheit
Édouard Louis arbeitet sich in "Abschied von Eddy" an seiner eigenen Kindheitsgeschichte ab. Er ist in prekären Verhältnissen aufgewachsen und auch wenn es zwischendurch immer wieder kleine Lichtblicke ...
Édouard Louis arbeitet sich in "Abschied von Eddy" an seiner eigenen Kindheitsgeschichte ab. Er ist in prekären Verhältnissen aufgewachsen und auch wenn es zwischendurch immer wieder kleine Lichtblicke gibt, geht der Autor hart mit seiner Familie ins Gericht. In der Familie erlebt er keine Unterstützung, wenig Liebe und dafür Gewalt, Unverständnis und das zwanghafte Festhalten an Rollenbildern. Das ist auch beim Lesen teilweise schwer zu ertragen und es ist kaum zu glauben, dass die Handlung nach der Jahrtausendwende, also quasi heute, spielt. Der Nebenschauplatz, das Dorf, in dem die Familie wohnt, ist da in seiner abgehängten Trostlosigkeit nicht besser und natürlich auch der Nährboden für die Verhältnisse in Eddys/Édouards Familie.
Insgesamt ein sehr düsteres Buch, auch wenn am Horizont immer wieder die positive Zukunft erkennbar ist. Die extremen Unterschiede zwischen den sozialen Klassen – nicht nur ein französisches Problem – werden hier offengelegt und kritisiert. Ich fand es krass und berührend.
Am Ende blieb bei mir die Frage, wie Édouard Louis als Teenager den Ausbruch aus den von ihm beschriebenen hoffnungslosen Verhältnissen eigentlich genau geschafft hat. Diese Frage wird im weniger düsteren "Anleitung ein anderer zu werden" beantwortet!