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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2023

Das große Thema Zeit, romanhaft aufbereitet, mit vielen Fragen und kann es überhaupt 'die Antwort' geben

Das vorläufige Ende der Zeit
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Der jüdische Friedhof in Slubice ist der Ort des Geschehens, der Ort des Hier und Jetzt, dem fest verankerten Ausgangspunkt für eine Reise, in der Zeit. Die Wege dreier Menschen kreuzen sich hier. Mi-Ra, ...

Der jüdische Friedhof in Slubice ist der Ort des Geschehens, der Ort des Hier und Jetzt, dem fest verankerten Ausgangspunkt für eine Reise, in der Zeit. Die Wege dreier Menschen kreuzen sich hier. Mi-Ra, eine koreanisch stämmige Archäologin, betreibt Forschungen an diesem außergewöhnlichen symbolträchtigen historisch schwer beladenen Fleckchen Erde, der Friedhofswärter Artur unterstützt sie dabei und dann ist da, sozusagen als das alles in Gang setzte Element, der Verleger Horatio Beeltz, ein auch in seiner äußeren Erscheinung sehr eigener Mensch. Dieser bereitet das Thema Zeit vor ihnen aus und erzählt davon, dass auf dem Friedhofsgelände ein Zeitriss existiert, durch den hindurch man in die Vergangenheit reisen kann. Und dann, wenn man genau dies tut, kann man - die Frage nach dem sollte und den Konsequenzen stellt sich dann natürlich auch - es besser machen, vermeintlich falsche Entscheidungen löschen, für ein Leben im Jetzt, in dem die eigenen Träume nicht gescheitert sind. Hier, in dieser Geschichte, wird erstmal nicht zurückgeschreckt, vor den Konsequenzen und Mi-Ra und Artur machen sich 'auf die Reise'.
Beim Film würde man nun sagen, was für ein faszinierender Plot. Er öffnet so viele Türen, lässt so vieles möglich werden und wirft so viele Fragen auf, auf die bisher wohl noch niemand 'die Antwort' gefunden hat. Vielleicht gibt es auch keine Antwort/Antworten darauf.
Diese Geschichte strahlt schon eine ganz eigene Faszination aus, dem großen Thema geschuldet, dem Sprachstil, auch dem Handlungsgeschehen, bedingt zumindest und ich zumindest will es nicht missen, diesen Roman gelesen zu haben. Und natürlich bleibt etwas hängen, vor allem Fragen und der Versuch, die eigenen Gedanken hin zu etwas Konkretem zu führen.
Also einfach lesen und dann weiß man, wie man dazu steht.

Veröffentlicht am 23.05.2023

Endlich ins gelobte Land, von Polen nach Deutschland und dann?

Polnischer Abgang
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Anfang der 1990er-Jahre, der 14-jährige Jarek und seine Eltern ergreifen die unverhoffte Gelegenheit und reisen, versehen mit einer Einladung der vor Jahren geflüchteten Großmutter, nach Deutschland, ...

Anfang der 1990er-Jahre, der 14-jährige Jarek und seine Eltern ergreifen die unverhoffte Gelegenheit und reisen, versehen mit einer Einladung der vor Jahren geflüchteten Großmutter, nach Deutschland, um zu bleiben. Die Erwartungen sind hoch, was sie dort erst einmal antreffen ernüchternd. Die Flüchtlingsunterkunft im Ruhrgebiet, die behördlichen Abläufe, die Ressentiments, Vorurteile, das Unwillkommensein auch unter dem Status als Aussiedler, das ist harter Tobak, nicht nur für die Familie selbst. Auch uns, die wir als Leser sozusagen vor der Scheibe sitzen und das Geschehen beobachten, rüttelt dies das ein oder andere Mal auf und lässt uns den Kopf schütteln, über das, was auch irgendwie 'wir' da tun. Aber zum Glück gibt es ja auch den Humor und davon findet sich hier eine Menge, der immer wieder zum Schmunzeln einlädt und dadurch alles ein wenig lockerer macht. Gerade Jarek selbst nimmt die Dinge mit einer so positiven Haltung hin, alle Achtung.
Eine sehr angenehm zu lesende unterhaltsame Geschichte mit ordentlich Ernst zwischen den Zeilen und einer humorigen Note, die das Ganze zu einer runden Sache macht.

Veröffentlicht am 22.03.2023

Von einer kleinen Bücheroase direkt hinein in eine ganz eigene fantastische und abenteuerliche Welt

Die Büchermagier
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Der 16-jährige Kajetan ist Lehrling in der Buchhandlung seines Vaters. Ein nicht sehr erreignisreiches Leben, bis, ja bis die Tür aufgeht und ein junges Mädchen und ihr Hund Grimm den Laden betreten. Kajetan ...

Der 16-jährige Kajetan ist Lehrling in der Buchhandlung seines Vaters. Ein nicht sehr erreignisreiches Leben, bis, ja bis die Tür aufgeht und ein junges Mädchen und ihr Hund Grimm den Laden betreten. Kajetan soll einen Brief an seinen Vater weiterleiten. Und dann reißt es ihn, von einem Moment auf den anderen, herraus aus seiner geruhsamen Bücherenklave hinein in eine magische Welt, die seinesgleichen sucht. Der Autor geht hier sehr kreativ ans Werk und kann sich auf die Fahnen schreiben, mit seiner, ebenfalls sehr speziellen Art im Umgang mit dem geschriebene Wort eine Geschichte erschaffen zu haben, die selbst für das Genre Fantasy aus dem Rahmen fällt. Man braucht schon seine Zeit, bis man letztendlich seine Skepsis doch ad acta legt und Kajetan auf seinem abenteuerlichen Weg begleitet, mit jeder Menge alter Wesen und auch neuer, die das Geschehen bereichern oder vielleicht auch ein bisschen mehr.
Eine Fantasygeschichte, die Bücher und Magie zu etwas ganz Eigenem zusammenführt, das bestens unterhält und Lust macht, auf mehr.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Eine Welt der Manipulation und wir Menschen sind die Opfer, eine Utopie?

Subliminal. Das Experiment
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Ein Experiment, ausgeklügelt von den Mächtigen dieser Welt, den Machern in den großen Konzernen, denen, für die es nur ein Credo gibt, Geld, es soll es richten, soll mit unterschwelligen Reizen, versteckt ...

Ein Experiment, ausgeklügelt von den Mächtigen dieser Welt, den Machern in den großen Konzernen, denen, für die es nur ein Credo gibt, Geld, es soll es richten, soll mit unterschwelligen Reizen, versteckt in der überbordenden Medienbeschallung, die Menschen manipulieren, dazu, Meinungen zu entwickeln, die sie gar nicht haben, sich auf die Seite derer zu stellen, die ihre Stellung schändlich missbrauchen, für eine Welt von morgen, die nach ihren Regeln funktioniert. Ein Hirngespinst, noch eine Verschwörungstheorie, die Journalistin Natascha erlebt es anders. Auf der Suche nach der großen Story, die ihre angezählte Karriere rettet, stößt sie genau auf einen solchen, streng geheimen Versuch. Völlig fixiert darauf, durch diese Entdeckung wieder 'dabei zu sein', wird ihr erst sehr spät bewusst, was hier eigentlich genau vor sich geht und in welcher Gefahr sie sich inzwischen befindet.
Was für ein starker Plot. Daraus lässt sich ein genreübergreifende Geschichte gestalten, die es in sich hat. Eine Utopie, schon irgendwie nahe dran an unserer heutigen Realität, Skrupellosigkeit zuhauf und als großer Überbau, ein Thriller der Extraklasse, so war es wohl angedacht. Ja, und die Erwartungen waren hoch. Doch in der Umsetzung ist vor allem die Spannung auf der Strecke geblieben. Ein gewisses Grundtiming zu Beginn, dann nimmt die Geschichte durchaus ordentlich Fahrt auf. Und dann abbremsen, langgezogene Statements, Ausführungen, damit es auch jeder versteht. Kann man machen, einmal vielleicht, aber immer wieder? Dann fühlt sich Standpunkt eher wie Lamenti an und der Geschichte, Runde um Runde, geht langsam die Luft aus. Zumindest die Lust der Leser weicht einer Art Ungeduld und dem Gefühl, dass einem hier nicht zugetraut wird, gedanklich ausreichend vor Ort zu sein.
Die Geschichte hat etwas, durchaus, ist von der Aussage her direkt ein bisschen angsteinflößend und zum darüber Nachdenken bleibt eine Menge hängen, aber die Spannung wird einfach verschenkt.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Ein Mädchen, das anders ist und uns davon erzählt

Das Geheimnis meines Erfolgs
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Alex ist anders. Das Mädchen wird von ihrer Mutter Nina alleine großgezogen. Diese kämpft für ihre Tochter, fördert sie, wo es nur geht, nimmt deren Empfindungen war, die Probleme mit dieser Welt und die ...

Alex ist anders. Das Mädchen wird von ihrer Mutter Nina alleine großgezogen. Diese kämpft für ihre Tochter, fördert sie, wo es nur geht, nimmt deren Empfindungen war, die Probleme mit dieser Welt und die Zurückgezogenheit in ihre eigene. Aber wir erfahren dies alles, nicht aus der Perspektive der Mutter, der reflektierenden Erwachsenen, sondern aus der von Alex selbst. Sie erzählt in diesem Roman von ihren Empfindungen, der so anderen Wahrnehmung der Dinge, ihren ganz speziellen Unerträglichkeiten und sie offenbart, wie bewusst ihr dieses Anderssein ist, dass sie darunter leidet, weil auch die anderen es tun. Aber sie lässt uns auch Anteil nehmen an ihrem kleinen Universum, führt uns darin ein und aus Befremden, Fremdheit wird mit der Zeit Verstehen.
Dies ist eine zutiefst berührende Geschichte, in der die Autorin das Thema Andersartigkeit auch durch den recht eigenen Schreibstil zusätzlich verstärkt und uns geradezu dazu zwingt, unsere festverankerten gedanklichen Vorgaben einmal beiseite zu legen und einfach zuzuhören. Das langsame Verstehen, das Zulassen und Nachempfinden auch der Freude und der in einem solchen Menschen innewohnenden Fantasie, ein Geschenk, das noch lange danach in einem lebendig bleibt.