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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2023

Angst verstehen

Vom Sinn der Angst
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Das Buch "Vom Sinn der Angst" von Verena Kast, der bekannten Schweizer Psychoanalytikerin und ehemaligen Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, wurde neu aufgelegt.

Darin erläutert die ...

Das Buch "Vom Sinn der Angst" von Verena Kast, der bekannten Schweizer Psychoanalytikerin und ehemaligen Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, wurde neu aufgelegt.

Darin erläutert die Autorin ausführlich und gut verständlich die Hintergründe der Entstehung von Angst, ihre Auslöser und Erscheinungsformen, Formen der Angstbewältigung und unterschiedliche Angststörungen. Es kann dabei helfen, die eigenen Ängste und deren Mechanismen zu verstehen und so Ansätze zu finden, das eigene Verhalten zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen. Es ist allerdings kein Ratgeber, der konkrete ausführliche Bewältigungsstrategien an die Hand gibt, sondern eher eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Angstthematik.

In manchen Kapiteln, insbesondere denen,  die sich Beziehungen widmen, merkt man dem Buch seine 25 Jahre an, da sich hier in den letzten Jahren hinsichtlich Rollenmustern doch einiges verändert hat, und auch die zitierten Quellen aus den 50er bis 80er Jahren wirken etwas antiquiert. Umgekehrt finden dementsprechend auch Themen wie Veränderungen in der Arbeitswelt, der Familienstruktur und den Sozialen Medien und deren Einfluss auf Ängste keine Berücksichtigung.

Fazit: Insgesamt ein empfehlenswertes, fundiertes und umfassendes Buch zum Thema Angst, ihrer Entstehung und ihren Ausprägungen.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Ein echter Sträter

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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"Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" beinhaltet einen bunten Mix an Texten von Torsten Sträter aus den Jahren 2019 bis 2021. In seiner gewohnten unnachahmlichen Art sinniert der Wortakrobat ...

"Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" beinhaltet einen bunten Mix an Texten von Torsten Sträter aus den Jahren 2019 bis 2021. In seiner gewohnten unnachahmlichen Art sinniert der Wortakrobat über die Corona-Pandemie, Versicherungen, Fitnesstudios  Jahrmärkte und vieles mehr, und auch einige seiner Beiträge aus den Sendungen "Extra 3", "7 Tage, 7 Köpfe" und "Sträter" sind enthalten, etwa aus den Kultrubriken "Kammanommakucken", "Ansprachen ans Volk" oder die "Akte Wichs".

Nachdem mich die ersten Geschichten nicht so richtig abholen konnten, da sie mir zu abstrus waren, nimmt das Buch danach deutlich mehr an Fahrt auf und enthält einige wirklich zündende und witzige Texte. Auch auf das Thema Depressionen geht Torsten Sträter an zwei Stellen ein, einmal sehr persönlich, ein zweites Mal sehr pointiert und treffend. Ich kannte den Text bereits aus der Sträter-Folge mit Kurt Krömer und habe mich gefreut, ihn hier nochmals nachlesen zu können.

Insgesamt ein gelungenes Buch für alle Sträter-Fans und eine sehr kurzweilige Lektüre!

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Reihenauftakt mit Potenzial, aber Luft nach oben

Tod in Siebenbürgen
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Über 35 Jahre, nachdem er als Junge mit seinem Vater die Heimat Siebenbürgen bei Nacht und Nebel verlassen hat, erhält der Journalist Paul Schwarzmüller unverhofft Post aus Rumänien. Seine Tante Zinzi ...

Über 35 Jahre, nachdem er als Junge mit seinem Vater die Heimat Siebenbürgen bei Nacht und Nebel verlassen hat, erhält der Journalist Paul Schwarzmüller unverhofft Post aus Rumänien. Seine Tante Zinzi ist verstorben und vermacht ihm ihren Bauernhof, den Ort der schönsten Stunden in Pauls Kindheit. Paul macht sich auf nach Siebenbürgen und wird bei der Rückkehr in die alte Heimat von seinen lange unterdrückten Gefühlen eingeholt. Auf Zinzis Hof begegnet er der seltsamen Maia, und auch seinen Jugendfreund Sorin trifft er wieder. Die Wiedersehensfreude ist nur von kurzer Dauer, da auf Schloss Bran ein Mann aus dem Dorf ermordet aufgefunden wird und Sorin unter dringenden Tatverdacht gerät. Um Sorins Unschuld zu beweisen, stellt Paul eigene Nachforschungen an und begibt sich dabei selbst in in höchste Gefahr. Gleichzeitig lassen ihn die Schatten der Vergangenheit nicht los und er möchte herausfinden, warum er seine Heimat damals so überstürzt verlassen musste.

Lioba Werrelmann erzählt sehr stimmungsvoll und bildlich von der Landschaft Siebenbürgens und lässt interessante historische Informationen zur Geschichte und Tradition der Siebenbürgener Sachsen einfließen. Dadurch konnte ich mir die Schauplätze des Romans sehr bildlich vorstellen und habe auch einiges über die Region, mit der ich mich bisher noch nie beschäftigt hatte, gelernt. Dieses Setting hebt diesen Roman angenehm von den üblichen Krimischauplätzen ab.

Die Geschichte ist unterhaltsam, teilweise mystisch und gruselig, die Figuren sind undurchsichtig, und es bleibt bis zum Schluß geheimnisvoll. Leider handelt
Paul für einen erfahrenen Investigativjournalisten oft erstaunlich unstrukturiert und naiv, was in diesem 1. Band möglicherweise mit seiner privaten Geschichte zu tun hat, die ihn beschäftigt und nicht klar denken lässt. Hierdurch leidet jedoch die Spannung und Tiefe der Krimihandlung etwas, und das Buch lebt vor allem von seiner Atmosphäre. Auch der ständige Alkoholkonsum fiel mir negativ auf. Bei einigen interessanten Figuren hätte ich mir eine tiefergehende Charakterisierung gewünscht, das hätte der Geschichte meiner Meinung nach gut getan.

"Tod in Siebenbürgen" bietet abseits klassischer Krimipfade eine sehr unterhaltsame, düstere Geschichte. Wenn der Protagonist im nächsten Band seine investigativen Fähigkeiten stärker unter Beweis stellt, hat diese Reihe auf jeden Fall Potenzial. Da mir der Erzählstil von Lioba Werrelmann sehr gut gefallen hat und sie hinsichtlich Atmosphäre und Setting neue Wege gegangen ist, möchte ich den zweiten Teil mit Paul Schwarzmüller auf jeden Fall lesen.

Ich habe lange überlegt, ob ich 3 oder 4 Sterne geben soll, und mich letztendlich für 4 entschieden.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Immer noch aktuell

Das Ausgleichskind
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"Das Ausgleichskind" von Kirsten Boie erschien 1990 erstmalig und wurde nun neu aufgelegt. Ich war gespannt, ob ein Jugendbuch, das familiäre und klimapolitische Probleme thematisiert und sich ursprünglich ...

"Das Ausgleichskind" von Kirsten Boie erschien 1990 erstmalig und wurde nun neu aufgelegt. Ich war gespannt, ob ein Jugendbuch, das familiäre und klimapolitische Probleme thematisiert und sich ursprünglich eher an meine Generation richtete, nach über 30 Jahren noch funktioniert. Und ich war erstaunt, diese Frage nach der Lektüre mit klarem Ja beantworten zu können.

Margaret muss sich gegen eine Mutter behaupten, die ihre eigenen, nicht verwirklichten Wünsche auf ihre Tochter projiziert, sich gegenüber ihren Mitschüler*innen und dem Gruppenzwang innerhalb der Klasse emanzipieren und sich mit der Frage auseinandersetzen, was sie eigentlich selbst möchte. Diese Probleme des Erwachsenwerdens sind zeitlos und heute ebenso aktuell wie in meiner Jugend, auch wenn die äußeren Parameter sich inzwischen geändert haben und in einem moderneren Werk vermutlich Smartphones und soziale Medien eine Rolle spielen würden. Sehr interessant fand ich die Umweltschutzthematik im Buch. Es wird deutlich, dass auch damals die Jugend der Motor der Bewegung war und daß vieles, für das in den 80er und 90er Jahren gekämpft werden musste, heute bereits selbstverständlich ist - das macht Mut und Hoffnung, dass auch die aktuellen Proteste zu Änderungen führen werden. Allerdings zeigt es auch, dass bereits vor über 30 Jahren bekannt war, dass tiefgreifende Veränderungen nötig sind, um die Erde zu erhalten, und dass dennoch in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig passiert ist, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Zielgruppe des Buches würde ich aufgrund der etwas geschraubten Sprache von Akki, der 14jährigen Protagonistin und der Gesamtthematik bei ca. 12-13 Jahren aufwärts ansetzen. Das Buch ist aber auch ganz besonders für uns Eltern interessant, das es uns - auch in Erinnerung an die eigene Kindheit - Fallstricke in der Erziehung vor Augen führt. Wir wollen alle "nur das Beste" für unsere Kinder - aber wissen wir wirklich so genau, was das ist?

Fazit: Eine interessante, zeitlose Geschichte über das Heranwachsen und die Emanzipation gegenüber Ansprüchen von Außen. Lesenswert nicht nur für Jugendliche, sondern auch und gerade für Eltern!

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Magisch und unterhaltsam

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
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Die 12jährige Enna beobachtet in der Buchhandlung ihrer Mutter einen Mann, der mit grüner Tinte etwas in eine teure Erstausgabe von "Große Erwartungen" von Dickens schreibt. Kurz darauf fallen ihr Veränderungen ...

Die 12jährige Enna beobachtet in der Buchhandlung ihrer Mutter einen Mann, der mit grüner Tinte etwas in eine teure Erstausgabe von "Große Erwartungen" von Dickens schreibt. Kurz darauf fallen ihr Veränderungen in London auf - so sind etwa plötzlich alle Taxis rot und Statuen verändern sich. Seltsamerweise scheint das niemandem außer ihr und ihrer Großmutter Grams aufzufallen, die einen immer verwirrteren Eindruck macht. Enna beginnt, der Sache nachzugehen und stößt dabei auf die geheime Emerald Ink Gesellschaft und den mysteriösen Quillon Fable...

Der direkte und lebendige Schreibstil des Buches gefiel mir auf Anhieb, und auch die skurrile Grams und die intelligente, natürliche und mutige Enna waren mir sehr sympathisch. Die Geschichte ist spannend und wendungsreich bis zum überraschenden Schluß und Enna lernt im Laufe der Geschichte viel dazu - über Freundschaft, Vertrauen, Macht, Magie und auch über sich selbst.

Die Altersempfehlung ab 11 Jahren würde ich keinesfalls unterschreiten, da die Zitate von Burns, Shakespeare u.a. sowie die Gesamtthematik mir für jüngere Kinder zu komplex erscheinen.

Abgesehen von ein paar logischen Ungereimtheiten v.a. in der Szene in der British Library eine runde, sehr unterhaltsame magische Geschichte und ein gelungener Auftakt zur Trilogie!

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