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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2023

Wahrheit und Fiktion

Melody
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Leider kann ich die Begeisterung über diesen Roman nicht teilen.

Der Schreibstil ist eingängig und leicht zu lesen, aber konventionell. Stotz in seiner selbstgefälligen Altherrenart und dekadenten Lebensweise ...

Leider kann ich die Begeisterung über diesen Roman nicht teilen.

Der Schreibstil ist eingängig und leicht zu lesen, aber konventionell. Stotz in seiner selbstgefälligen Altherrenart und dekadenten Lebensweise blieb mir fremd und unsympathisch und es gelang mir nicht, mit ihm mitzufühlen, so dass mich die Geschichte nicht bewegen konnte. Tom und Laura bleiben blasse und schwache Charaktere, ihre Liebesgeschichte wirkt vorhersehbar und klischeehaft. Die ausufernde Erwähnung diverser Mahlzeiten und Alkoholika empfand ich als ermüdend und den ständigen Alkoholkonsum als äußerst befremdlich.

Nachdem die ersten beiden Drittel des Romans eher vor sich hin plätscherten, nahm die Geschichte im letzten Drittel an Fahrt auf und bot einige überraschende Wendungen, die aber leider etwas routiniert heruntererzählt wirkten.

Die Grundgedanken des Romans über Wahrheit und Fiktion, und die Frage, welches Bild nach dem Tod eines Menschen bleibt und wie dieses gezielt beeinflusst wird, sind durchaus interessant. Da sich unsere Identität über unsere Erfahrungen und Beziehungen und damit letzlich unsere Erinnerungen definiert, lässt sie sich auch durch die Fiktion von Erinnerungen beeinflussen, wenn wir diese selbst verinnerlichen. Die Fiktion verändert so nicht nur die Außendarstellung, sondern auch die Selbstwahrnehmung.

Insgesamt ein unterhaltsamer, aber etwas konstruiert wirkender Roman mit einer interessanten Grundidee, der meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllt hat.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Unterhaltsamer Krimi

Ostfriesengier
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Ostfriesengier ist mein erster Roman aus der berühmten Reihe und ich ging mit großen Erwartungen an das Buch heran.

Der Anfang ist spannend, der Autor erzählt abwechselnd aus vielen Perspektiven und verfolgt ...

Ostfriesengier ist mein erster Roman aus der berühmten Reihe und ich ging mit großen Erwartungen an das Buch heran.

Der Anfang ist spannend, der Autor erzählt abwechselnd aus vielen Perspektiven und verfolgt mehrere Handlungsstränge parallel. Im Laufe der Zeit wird die Geschichte jedoch zunehmend langatmig, da viele Nebensächlichkeiten ausführlich beschrieben werden, und viel Schleichwerbung fällt mir sehr unangenehm auf. Mehr Stringenz hätte dem Roman gutgetan. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr Ungereimtheiten fallen mir auf und viele Handlungen und Äußerungen der Polizist*innen empfinde ich als unlogisch, unprofessionell und unglaubwürdig. Die Charaktere werden mir zunehmend unsympathisch. Weitere Figuren bleiben mir fremd, und ich habe teilweise Schwierigkeiten, mich in sie hineinzuversetzen. Ich hatte mir nach dem guten Beginn deutlich mehr versprochen und bleibe etwas enttäuscht zurück. Insgesamt sehr unterhaltsam, aber nicht herausragend.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört,  das vom Autor selbst eingelesen wurde. Der Sprecher ist leider nicht mein Fall, er spricht mir zu eintönig, die Figuren und die Handlung werden nicht lebendig. Ein leichtes Lispeln beim s irritiert mich etwas. Betonung und Sprechweise passen für mich oft überhaupt nicht zum Text und der beschriebenen Situation. Es wirkt leider etwas laienhaft, ein ausgebildeter Sprecher oder Schauspieler würde der Geschichte deutlich mehr Wirkung verleihen. 

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Mit Schwächen

Sommer wie Winter
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Nachdem mich der Roman "Die Deutschlehrerin" der Autorin sehr begeistert hat, habe ich auch "Sommer wie Winter" gelesen.

Nach einem schweren Autounfall befinden sich die Mitglieder einer Familie im Krankenhaus ...

Nachdem mich der Roman "Die Deutschlehrerin" der Autorin sehr begeistert hat, habe ich auch "Sommer wie Winter" gelesen.

Nach einem schweren Autounfall befinden sich die Mitglieder einer Familie im Krankenhaus und unterziehen sich zur Aufarbeitung der Geschehnisse einer Gesprächstherapie. Der Roman besteht aus den Protokollen der Therapiegespräche mit den einzelnen Personen. So erfährt derdie Leserin Stück für Stück und abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, was zu dem Unfall geführt hat und welche dunklen Geheimnisse und Konflikte sich hinter der Fassade der Familie verbergen.

Der Schreibstil und die innovative Form des Romans haben mich sehr angesprochen, doch leider hat das Buch letztlich meine hohen Erwartungen nicht erfüllt, da die Auflösung der Geschichte für mich lange vorhersehbar war und somit die Spannung schon sehr früh komplett raus war.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Teilweise nicht mehr zeitgemäß

Der Räuber Hotzenplotz 1: Der Räuber Hotzenplotz
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Aus meiner eigenen Kindheit kannte ich den Räuber Hotzenplotz noch sehr gut, natürlich - als Augsburgerin - auch aus der Augsburger Puppenkiste. Als ich das Buch meinem Sohn vorlas, kam ich jedoch an vielen ...

Aus meiner eigenen Kindheit kannte ich den Räuber Hotzenplotz noch sehr gut, natürlich - als Augsburgerin - auch aus der Augsburger Puppenkiste. Als ich das Buch meinem Sohn vorlas, kam ich jedoch an vielen Stellen ins Stocken, da diese aus heutiger Sicht nicht  mehr zeitgemäß und angemessen sind. So werden Kinder noch sehr hart bestraft, der Räuber Hotzenplotz und auch der Zauberer drohen schwere körperliche Strafen an und fluchen laut. Ich habe während des Lesens versucht, einige Stellen zu entschärfen, was nicht immer gelang. Ich würde dieses Buch heute nicht mehr kaufen.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Gedanken einer verlorenen Generation

Mitten im Sommer
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Der autofiktionale Roman thematisiert die Desillusioniertheit und Orientierungslosigkeit der in den 90er Jahren geborenen Spanier/innen, ihre Sehnsucht nach der Sicherheit traditioneller Werte und gleichzeitig ...

Der autofiktionale Roman thematisiert die Desillusioniertheit und Orientierungslosigkeit der in den 90er Jahren geborenen Spanier/innen, ihre Sehnsucht nach der Sicherheit traditioneller Werte und gleichzeitig ihren Wunsch nach Abgrenzung und Eigenständigkeit gegenüber ihren Eltern.

Die Protagonistin Ana Iris ist hin- und hergerissen zwischen der vertrauten, liebgewonnenen und traditionellen Lebensweise ihrer Ahnen einerseits und den modernen, vorgeblich fortschrittlichen Lebensentwürfen ihrer Generation andererseits, die gewisse Freiheiten versprechen, aber mit großen Unsicherheiten und neuen Zwängen einhergehen.

Ana Iris wächst fest eingebettet in die Geborgenheit einer herzlichen und liebevollen Großfamilie in einem kleinen Ort in der spanischen Mancha auf. In jedem Kapitel ist die große Verbundenheit mit ihrer Familie, dem Bruder, den Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen spürbar, die Figuren sind liebevoll und detailliert gezeichnet, und ich hatte sie beim Lesen alle lebendig vor Augen.

Ich habe durch den Roman einiges über die spanische Kultur erfahren. An einigen Stellen hatte ich jedoch Mühe, dem Inhalt zu folgen bzw. die Gedanken Ana Iris' nachvollziehen zu können, da Kenntnisse der neueren spanischen Geschichte und der politischen Strömungen vorausgesetzt werden. Auch viele spanische Dichter, Musiker und Musikrichtungen spielen eine Rolle, die mir unbekannt waren und das Verständnis beeinträchtigten. Sprachlich hat mich das Buch leider nicht überzeugt, da meiner Meinung nach immer wieder deutlich spürbar war, dass es sich um eine Übersetzung handelt.

Das Buch beinhaltet einige interessante und durchaus provokante Gedanken, insgesamt fehlt mir aber das gewisse Etwas, die Protagonistin blieb mir fremd und konnte mich emotional nicht erreichen. Die vielen einzelnen Episoden aus der Kindheit der Protagonistin erzeugen zwar ein eindrückliches Stimmungsbild ihrer Kindheit und Jugend, aber ich konnte keinen übergeordneten Mehrwert aus dem Buch ziehen.

Der Roman war ein großer Erfolg in Spanien, und so bin ich mit entsprechenden Erwartungen ins Buch gestartet. Leider wurden diese nicht ganz erfüllt, was möglicherweise auch an kulturellen Unterschieden liegt.

Ich würde das Buch vorrangig Leser/innen empfehlen, die mit der spanischen Politik, Kultur und Geschichte vertraut sind oder bereit sind, sich zusätzlich entsprechend einzulesen.

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