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Janine2610

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ungewissheit bis zum Schluss

Der Seidenspinner
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Bei vielen Krimis kann man gut miträtseln, oder hat wenigstens Ahnungen, wenn es um die Mördersuche geht. Hier fand ich das, wie auch schon bei Buch Nummer eins, Der Ruf des Kuckucks, sehr schwierig, ja ...

Bei vielen Krimis kann man gut miträtseln, oder hat wenigstens Ahnungen, wenn es um die Mördersuche geht. Hier fand ich das, wie auch schon bei Buch Nummer eins, Der Ruf des Kuckucks, sehr schwierig, ja fast unmöglich. Ich hatte bis ganz zum Schluss keinen Schimmer, wer den Skandalautor Quine ermordet haben könnte. In meinen Augen hätte das wirklich beinahe jeder aufgetauchte Charakter sein können. Die Autorin hat es perfekt geschafft, zu verwirren und keinen Hinweis zu viel, oder gar zu früh, zu geben.
Die Aufdeckung des Täters war für mich recht überraschend, aber gleichzeitig total genial, weil absolut intelligent und wahnsinnig gut durchdacht. Fast schon unglaubwürdig gut.

Der Privatdetektiv Cormoran Strike ergibt mit seiner findigen Assistentin Robin Ellacott ein sympathisches Ermittlerduo, das interessante Methoden benutzt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die beiden treiben ihre Verdächtigen mit den richtigen Fragen gekonnt klug in Sackgassen, aus denen ein Rauskommen sehr schwer ist. Genauso haben sie auch so Einiges erfahren, was noch niemand sonst wusste, haben Skandalöses, Verblüffendes und Neues (sogar für die Betroffenen selbst) aufgedeckt und sodann auch gleich ausgesprochen. - Was für vielsagende, stille Momente und heruntergeklappte Münder bei den Charakteren gesorgt hat.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, sogar eine Spur besser, als Der Ruf des Kuckucks. Obwohl ich in Der Seidenspinner mit der Auseinanderhaltung von ein paar wenigen Charakteren zeitweise so meine Problemchen hatte, konnte ich diesem Fall gefühlsmäßig viel besser folgen, was mir ein klein wenig mehr Lesefreude beschert hat, als bei Strikes erstem Fall.
Von mir gibt's eine klare Leseempfehlung, ich bereue keine Seite davon. Und ich freue mich schon auf weitere Fälle/Bücher von Robert Galbraith mit ihren tollen Protagonisten Strike und Robin.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolut abartig!

Das Schwein
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Der Inhalt dieses Buches ist ganz schön harter Tobak. Es war mein allererstes Buch aus dem Horrorgenre und ich muss dazu sagen, dass man mich aber auch das eine oder andere Mal vorgewarnt und mir empfohlen ...

Der Inhalt dieses Buches ist ganz schön harter Tobak. Es war mein allererstes Buch aus dem Horrorgenre und ich muss dazu sagen, dass man mich aber auch das eine oder andere Mal vorgewarnt und mir empfohlen hat, mit etwas 'Sanfterem' zu beginnen. Ich habe mir aber gedacht: "Nix da! - Wenn Horror, dann richtig!"
Jetzt im Nachhinein kann ich sagen: ja, es war ekelhaft, widerwärtig, absolut abartig und obszön, aber auch nicht so 'schlimm', dass ich irgendwann das Gefühl hatte, abbrechen zu wollen. Hätte ich diese ganze Geschichte als Film gesehen, wäre ich jetzt vermutlich nicht so 'entspannt', denn wenn ich derartige Dinge auf einem Bildschirm sehen würde, weiß ich ganz genau, dass ich das nervlich nicht packe ...
Ich habe nun also festgestellt, dass ich mit geschriebenem Horror klar komme, trotzdem trifft der Inhalt nicht ganz meinen Geschmack. Dauernd lesen muss ich sowas wirklich nicht. ;)
An und für sich fand ich das Buch, obwohl ich beim Lesen fast nur Ekel empfunden habe, eigentlich genial gut. Ich bewundere ganz ehrlich die gewalttätige, abartige und perverse Fantasie des Autors. Nicht jeder kann so etwas schreiben. Auf eine spezielle Art und Weise finde ich das faszinierend, ja.
Einen Stern Abzug gibt es dennoch, weil mir der Verlauf der Geschichte gegen Ende nicht mehr zugesagt hat. Also irgendwann ist es dann unrealistisch geworden und ins Fantasygenre 'abgerutscht' und das hat mir einfach nicht mehr gefallen (Wenn man bei diesem Buch von 'Gefallen' im herkömmlichen Sinne überhaupt sprechen kann.).

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fotos, wie sie niemand je von einem Kind machen durfte

Denn es wird kein Morgen geben
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Im zweiten Band um die Psychotherapeutin Tessa Ravens und den Hauptkommissar Torben Koster war ich wieder sehr schnell drin, das Abtauchen fiel mir gar nicht schwer. Man fliegt hier förmlich durch die ...

Im zweiten Band um die Psychotherapeutin Tessa Ravens und den Hauptkommissar Torben Koster war ich wieder sehr schnell drin, das Abtauchen fiel mir gar nicht schwer. Man fliegt hier förmlich durch die Seiten, denn die brisante Thematik Pädophilie und der mysteriöse Mordfall einer hübschen jungen Frau, der erst nicht so Recht ins Bild passen wollte, haben mich das Ganze natürlich mit Interesse und Spannung verfolgen lassen.

Auch andere Bekannte aus Band eins Nacht ohne Angst, wie Kosters Kollege Liebetrau (aka Liebchen), Tessas Bruder Sascha, oder Tessas Klinikkollege Paul Nika habe ich hier wieder getroffen, was erfreulich war, weil ich sie allesamt sympathisch fand.

Die psychologische Raffinesse, mit der sich Tessa ihrer Arbeit (und dem aktuellen Fall) widmet, hat mich beeindruckt und ließe (wenn man dies nicht eh schon weiß) auch Vermutungen entstehen, dass die Autorin selbst Psychotherapeutin sein könnte. ;)

Zwischen all dem, das muss ich hier erwähnen, entspinnt sich (mal wieder) eine kleine Liebesgeschichte zwischen Tessa und Koster, die vielleicht nicht unbedingt notwendig, die Entwicklung aber dennoch interessant zu verfolgen war.

Ein empfehlenswerter, süßer Krimi für zwischendurch, den man wegen seiner fesselnden Handlung schnell gelesen hat. Und wer ein kleines bisschen psychologiebegeistert ist und auf absolut unvorhersehbare Enden steht, kommt hier voll auf seine Kosten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Böse kann so unglaublich nah sein!

Bis in den Tod hinein
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Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker ...

Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker gerissen.

Der Hauptkommissar Severin Boesherz ist ein in mehrerlei Hinsicht wirklich auffälliger Nachfolger von Julius Kern. Er tritt bemerkenswert elegant, aber auch bescheiden auf. Auch seine außerordentliche Gelassenheit und seine Intelligenz machen ihn daher zu einem sehr interessanten Charakter, von dem man gerne mehr liest.
Hin und wieder habe ich mich nur gefragt, ob es solch raffiniert denkende Menschen, die derartig intelligente Handlungen an den Tag legen, tatsächlich gibt!? Viele wichtige Fakten zu dem Fall hat Boesherz auch einfach nicht ausgesprochen, erst ganz zum Schluss bei der Aufklärung. Sein Schweigen hat mich während dem Lesen manchmal verwirrt bzw. war ich etwas überfordert von den Geschehnissen, weil mir nicht klar war, wie dieses oder jenes jetzt kommt. Kompliziert und anstrengend sind vielleicht die Worte, die das am besten beschreiben würden.

Ansonsten sind die Charaktere aber einsame Spitze! Vincent Kliesch schafft es immer wieder, mit seinen Protagonisten zu punkten: einzigartig beschriebene, teils düstere und böse Gestalten, die ebenso ihren Charme besitzen.
Wer in diesem Fall der Böse ist, ist schnell klar, denn auch aus der Sicht des Täters wird hier erzählt. Ein Täter, der, wenn man ehrlich ist, eigentlich ein Opfer von Kindheitsprägung und Manipulation ist ...

Ein vielversprechender Reihenauftakt, der ganz viel Lust auf mehr Severin Boesherz macht. Ich bin schon hochgespannt, was der zweite Teil, Im Augenblick des Todes, so zu bieten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn die eigene Mutter einen besser kennt, als man sich selbst ...

Morgen kommt ein neuer Himmel
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Das würden vermutlich nicht viele von uns behaupten: dass die eigene Mutter einen besser kennt, als man sich selbst. In der Geschichte von Brett Bohlinger scheint dies aber so zu sein ...
Als ich gelesen ...

Das würden vermutlich nicht viele von uns behaupten: dass die eigene Mutter einen besser kennt, als man sich selbst. In der Geschichte von Brett Bohlinger scheint dies aber so zu sein ...
Als ich gelesen habe, dass sich die kürzlich verstorbene Elizabeth von ihrer Tochter Brett wünscht, dass diese eine Liste voller Lebensziele, die sie vor 20 Jahren (mit 14) verfasst hat, abarbeiten soll, damit sie an ihr Erbe kommt, ist mir gleich mal die Spucke weggeblieben. Ich habe mir gedacht: »Wie kann man denn von seiner Tochter nur erwarten, irgendwelche Wünsche, die vor 20 Jahren mal aktuell waren, heute abzuarbeiten?« Und das Ganze dann auch noch innerhalb nur eines Jahres!
Auf dieser Liste stand zum Beispiel: ein Pferd und ein Haus kaufen, einen Hund haben, sich in den Richtigen verlieben, ein Kind bekommen, usw. - In meinen Augen sind das Wünsche, die Zeit brauchen und nicht so mir nichts dir nichts aus dem Ärmel gezaubert sind. Ich war ja sehr skeptisch, ob das alles innerhalb eines Jahres (ohne Druck!) zu bewerkstelligen ist. Hinzu kommt meiner Meinung nach, dass man als 14-jähriges Mädchen andere Träume und Wünsche hat, als mit 34, es sei denn, man verändert sich in 20 Jahren überhaupt nicht, dann würde das natürlich schon noch passen. Und erst empfand ich Elizabeths Bedingungen wirklich als Frechheit, na gut, auch Brett war ja dementsprechend sauer, dass sich Elizabeth so in ihr Leben drängt und es scheinbar auf eine merkwürdige Art und Weise zerstören will. Akzeptabel wäre das für mich nur, wenn annehmbar gewesen wäre, dass Elizabeth ihre Tochter besser kennt, als die sich selbst.

~ Wer soll jetzt mein Selbstbewusstsein stärken, da meine Mutter nicht mehr ist? ~
(S. 13)

Ich muss gestehen, dass ich ziemlich lang empört über die Abarbeitung der Lebensziel-Liste war und mir auch Bretts Mutter Elizabeth mit ihrer fast schon unheimlichen Fähigkeit, ihre Tochter so gut zu kennen, dass sie beinahe schon ihre Gedanken lesen kann, nicht ganz geheuer war. Aber wie die Handlung dann so vorangeschritten ist, habe ich mehr und mehr Freude beim Mitfiebern mit Brett gehabt, wie sie nach und nach (oft auch durch Zufall oder im Zuge eines anderen Ziels) ihre alten Träume wahrgemacht hat.

Den Schreibstil der Autorin fand ich von Anfang an fantastisch: schön flüssig zu lesen, einfach zum Eintauchen und sehr angenehm, ohne zu stolpern.
Ganz zu Beginn, als ich zum ersten Mal die Zielliste gesehen habe und darauf ja doch sehr (viele) einschneidende Lebensereignisse zu finden sind, habe ich schon befürchtet, dass das nicht sehr in die Tiefe gehen kann. Die Taschenbuchausgabe hat 363 Seiten und es hat natürlich auch ein paar Seiten gedauert, bis Brett überhaupt erst von dieser Liste erfahren hat, weswegen dann noch weniger Seiten zur Verfügung waren, um die Erfüllung von Lebenszielen, die einen derartigen Stellenwert haben, ausreichend, in die Tiefe gehend und für den Leser zufriedenstellend darzustellen.

~ Werde ich je damit leben können, den Menschen in meinem Leben zu vermissen, der mich bedingungslos geliebt hat? ~
(S. 15)

Also die Oberflächlichkeit habe ich leider etwas zu bekritteln, hinzu kommt, dass die Geschichte an manchen Stellen schon absehbar war und das Ende war mir einen Touch zu kitschig und auch zu schnell abgehandelt.
Mein Gesamteindruck ist trotzdem nicht so schlecht, wie man jetzt vielleicht vermuten würde. Aufgrund des herrlichen Schreibstils, der wirklich viel wieder gut gemacht hat, weil mir die Charaktere unheimlich gefallen haben und weil ich das eine oder andere Mal doch sehr gebannt und gerührt von den Geschehnissen war, fällt meine Bewertung doch noch überdurchschnittlich aus.