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Veröffentlicht am 19.05.2018

Ein durchaus interessanter Psychothriller, dem jedoch Atmosphäre und Gruselfaktor fehlen!

Das Böse in deinen Augen
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Allgemeines:

Titel: Das Böse in deinen Augen
Autor: Jenny Balckhurst
Verlag: Bastei Lübbe (27. April 2018)
Genre: Psychothriller
ISBN-10: 3404176898
ISBN-13: 978-3404176892
ASIN: B0774RZ3HH
Vom Hersteller ...

Allgemeines:

Titel: Das Böse in deinen Augen
Autor: Jenny Balckhurst
Verlag: Bastei Lübbe (27. April 2018)
Genre: Psychothriller
ISBN-10: 3404176898
ISBN-13: 978-3404176892
ASIN: B0774RZ3HH
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
Originaltitel: The Foster Child
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
11€ (Taschenbuch)


Inhalt:

Niemand hat Angst vor einem kleinen Mädchen, oder doch?


Als die Kinderpsychologin Imogen Reid den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen zu glauben. Ellie sei gefährlich, so heißt es. Wenn sie wütend wird, passieren schreckliche Dinge. Imogen hingegen sieht nur ein zutiefst verstörtes Kind, das seine Familie bei einem Brand verloren hat und ihre Hilfe benötigt. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. Dann erleidet auch Imogen einen schrecklichen Verlust - und sie fürchtet, dass es ein Fehler war, Ellie zu vertrauen -


Bewertung:


Ich lese zurzeit sehr gerne Psychothriller, weil ich einfach fasziniert von dem Dunklen Gruseln der Atmosphäre bin und habe aus diesem Grund auch zum neusten Werk von Jenny Blackhurst gegriffen, von der ich schon viel Gutes gehört habe. Leider konnte mich das Buch nicht gänzlich überzeugen, gerade weil mir das zum Großteil gefehlt hat, was für mich einen Psychothriller ausmacht: der Gruselfaktor.

„Eins zwei, Ellie kommt vorbei.
Drei vier, verschließe deine Tür“


Schon das Cover ist eine Sache für sich. Auf den ersten Blick finde ich es auf schaurige Art wunderschön mit dem filigranen Metallkäfig, den blutroten Rosen und dem schillernden Schmetterling vor verblichener, grauer Tapete. Wunderbar wird hier die Diskrepanz zwischen süßer Unschuld und blutiger Grausamkeit dargestellt. Leider haben weder Blumen, noch ein Käfig noch ein Schmetterling etwas mit dem Buch zu tun. Eventuell könnten die Motive eine schlechte Anspielung auf Ellis in einem Glas gefangene Motte sein, aber ansonsten kann ich mir da keine Verbindung herleiten. Wenn man aber einfach nur die Optik und die atmosphärische Wirkung in Betracht zieht, ist die Gestaltung sehr gut gelungen. Den Titel finde ich gerade im Vergleich zum englischen Original auf den Punkt getroffen, genau wie der Klapptext, der Interesse weckt, ohne zu viel zu verraten. Zur inneren Gestaltung kann ich nur sagen, dass mich die unvollständigen Perspektiven Angaben über jedem Kapitel äußerst verwirrt haben. Über einigen Absätzen steht in kursiver Schrift der Name der erzählenden Person, bei anderen Abschnitten aber nicht. Ob das Absicht ist, weiß ich nicht.


Doch nun zur Geschichte. Nach einem meiner Meinung nach nicht besonders mitreißenden Prolog, der vor allem durch die vielen Namen verwirrt und einen wichtigen Teil der Handlung vorgreift, tauchen wir in das Leben von Imogen Reid ein, die nach 20 Jahren mit ihrem Mann zurück in ihr altes Heimatdorf Gaunt zieht. Die Kinderpsychologin hat dort die schlimmsten Jahre ihres Lebens verbracht und als sie nach dem Tod ihrer Mutter nach so langer Zeit wieder zurückkehrt, scheint das Dorf sie vergessen zu haben, es lauern jedoch immer noch dunkle Schatten in jeder Ecke. Als sie gleich am ersten Tag die 11jährige Ellie Atkinson, die einen Brand überlebt hat, bei der ihre Familie ums Leben gekommen ist, bei einem dubiosen Zwischenfall kennenlernt, erkennt sei sich in dem einsamen, traumatisierten Mädchen wieder und nimmt sich ab sofort ihrer an. Als Pflegekind findet sie zwar physisch ein neues Zuhause bei der Familie Jefferson, durch schreckliche Gerüchte verunsichert und für grausame Zufälle verantwortlich gemacht, steht sie jedoch bald am Rande der Gesellschaft, mit einem Fuß im Abgrund. Imogen ist von der beginnenden Anfeindung und der Hexenjagd entsetzt und versucht alles, um dem Mädchen zu helfen. Und doch kann auch sie nichts gegen ihr mieses Bauchgefühl tun, dass sie vor dem Bösen in den Augen des Mädchens warnt...


„Ellie fixiert Miss Gilbert mit ihren dunklen Augen und würzt ihre Worte mit jeder Unze Hass, die sie in diesem Moment empfindet: „Meinetwegen beobachten Sie mich ruhig, Miss Gilbert. Aber seien Sie vorsichtig, denn ich habe das Gefühl, dass ich noch sehr viel länger hier sein werde als Sie.“


Die Hauptquelle der Spannung der Geschichte ist die Tatsache, dass man bis fast zum Ende ständig hin und her schwankt was Ellies Schuld anbelangt. Zu Beginn erscheint die Angst der Bewohner Gaunts wie eine kleingeistige Überreaktion, denn einem jungen Mädchen vorzuwerfen, es könne mit der Kraft ihrer Gedanken schlimmer Dinge passieren lassen, wenn sie wütend ist, scheint absurd. So denkt auch Imogen, die alle für ihre Ängste verurteilt und eine engere Verbindung zu Ellie aufbaut. Doch mit laufender Handlung werden sowohl wir Leser als auch Imogen immer unsicherer, was ihre Unschuld anbelangt. Ebenso unheimlich wie berührend wird dargestellt, wie die Psychologin zwischen Bauchgefühl und klarem Verstand, Vertrauen und Zweifel, Zuneigung und Angst wankt und in Ellie mit jedem weiteren Menschen, der sie aufgibt, weiter in den Abgrund zu fallen scheint...


"Sie liegen da falsch, wenn Sie denken, dass ich mich Ihrer kleinen Hexenjagd auf ein Mädchen anschließe, das bereits durch die Hölle gegangen ist! Sie alle hier machen mich krank, und ich werde alles tun, was ich kann, damit Ellie vor euch Irren sicher ist!"


Besonders ist an dieser Geschichte auch die kritische Spitze mit der gezeigt wird, wie leicht sich eine ganze Gemeinschaft aufwiegeln, Weltbilder zerstören und Menschen manipulieren lassen und wie leicht Vertrauen durch grausige Zufälle erschüttert werden kann. Doch neben der Ellie-Frage klaffen in dieser Geschichte leider noch sehr viele Lücken auf. Gerade am Anfang werden wir mit lahmem Geplänkel zu unterhalten versucht und werden langsam an die einzelnen Charaktere herangeführt, was sich sehr bald als schwierig herausstellt, da Imogen fast noch mehr Geheimnisse umranken als Ellie und bald klar wird, dass die Psychologin selbst eine Therapie bitter nötig hätte. So stehen wir Leser zwischen unprofessionellen Entscheidungen Imogens, halbgaren Andeutungen über die beiden Hauptcharaktere und gemeinem Mobbing Ellies Mitschüler und werden mit der Frage konfrontiert, wo die Geschichte denn überhaupt hinführen soll.


"Ellie hat Angst: Angst vor den Schreien, die sie geweckt hatten, Schreie, von denen sie nun weiß, dass sie in ihrem Kopf waren, und sie hatte Angst davor, wo sie gewesen war und warum sie sich nicht erinnerte, ihr Bett verlassen zu haben. Und sie hatte Angst davor, was sie getan haben könnte."


Der Schreibstil war zwar flüssig und gut zu lesen, Szenen mit spannendem Gruselpotential werden aber nur mäßig bis gar nicht ausgenutzt um das Rätselraten um die seltsamen Vorfälle aufzupeppen. Die Autorin lässt ihre Charaktere selbst immer wieder Bezüge zu Stephen Kings "Carrie" ziehen, was in eine Mysterythriller Richtung weisen würde. Gerade aber neben einem solchen Kultthrillern fehlte hier einfach die Atmosphäre und auch wenn durchaus Spannung durch die kurzen Kapitel, Szenen- und Erzählerwechsel und hohem Erzähltempo aufkommt, bleiben ein Gruselfaktor und eine grundsätzliche Faszination für die Geschichte aus. Atmosphärisch hätte man hier meiner Meinung nach viel mehr machen können. Gerade auch da durch die psychische Labilität fast aller Protagonisten ein Sympathieträger fehlt und gegen Ende die Story sehr unrund wirkte, kam bei mir das Gefühl auf, als würde irgendetwas fehlen. Sehr schade!


"Man kann nicht immerzu die Welt retten. Manchmal muss man einfach sich selbst retten!"



Fazit:



Ein durchaus interessanter Psychothriller, dem jedoch Atmosphäre und Gruselfaktor fehlen. Schade, dass aus den vielen spannenden Elementen nicht mehr gemacht wurde!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Mutig. Mutiger. Am Mutigsten.

Nichts. Was im Leben wichtig ist
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Allgemeines:

Titel: Nichts was im Leben wichtig ist
Autor: Janne Teller
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. April 2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3423625171
ISBN-13: 978-3423625173
Seitenzahl: 144 Seiten
Originaltitel: ...

Allgemeines:

Titel: Nichts was im Leben wichtig ist
Autor: Janne Teller
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. April 2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3423625171
ISBN-13: 978-3423625173
Seitenzahl: 144 Seiten
Originaltitel: Intet
Preis: 6,99€ (Kindle-Edition)
6,95€ (Taschenbuch)
8,95€ (Audio-CD)
!Spiegel-Bestseller 2012!



Inhalt:

Was im Leben wichtig ist

Als der 14-jährige Pierre Anthon seine Klasse mit den Worten verlässt »Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun«, stehen seine Mitschüler unter Schock. Denn kann es wirklich sein, dass nichts eine Bedeutung hat? Nicht die erste Liebe? Nicht das Lernen in der Schule? Nicht das Elternhaus, die Geschwister, der Glaube an Gott oder das eigene Land? Gemeinsam wollen die Schüler dem aufsässigen Pierre Anthon das Gegenteil beweisen und sammeln auf einem Berg der Bedeutung alles, was ihnen lieb und teuer ist. Doch was harmlos beginnt, wird bald zu einem Experiment, in dem es kein Halt und keine Grenzen mehr gibt – als selbst Tiere geopfert werden, ein Finger und die Unschuld eines Mädchens ...



Bewertung:

"Alles ist egal", schrie er eines Tages. "Denn alles fängt nur an, um aufzuhören. In demselben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben..."

Dieses Buch musste ich als Lektüre im Deutschunterricht lesen, ich fand es aber so interessant, dass ich es hier gerne vorstellen würde. Schon vornweg: Dieses Buch zu rezensieren ist sehr schwierig, da es gleichzeitig abstoßend und verstörend ist, aber für mich definitiv einen Sinn macht. Ob das Buch nun aber eine Bedeutung hat, oder ob es so etwas wie einen Sinn überhaupt gibt, muss wohl jeder für sich selbst beatworten. Darauf können weder das Buch noch ich eine genaue Antwort geben.


"Warum tun alle so, als sei alles, was nicht wichtig ist, sehr wichtig, während sie gleichzeitig unheimlich damit beschäftigt sind, so zu tun, als wenn das wirklich Wichtige überhaupt nicht wichtig ist?"

Beginnen wir aber wie immer mit dem Cover. Es ist ganz in einem cremefarbenen Weiß gehalten und hat eine glänzende, weiße Hinterlegung, die den Titel buchstabiert. Der Titel wird nochmals in Lila genannt, Textsorte und Autor in Orange, was die einzigen Farbkleckse im Bild bilden. Ich finde dieses leere Weiß sehr treffend zum Thema "Nichts", hätte aber lieber den Schriftzug, der den Titel nochmals nennt, weggelassen, da er nicht so recht ins leere, nihilistische Bild zu passen scheint. Trotzdem ist das Cover definitiv ansprechend und mal etwas anderes. Ansonsten ist zur Gestaltung nur noch zu sagen, dass die Kapitel recht kurz sind und mit römischen Zahlen überschrieben sind. Die Schrift ist außerdem recht groß, weshalb man die 140 Seiten schnell lesen könnte.

Das "könnte" ist kein Fehler im Benutzen des Konjunktivs, sondern absichtlich gesetzt. Denn das Thema und die zunehmend verstörende Handlung verhindern, dass man das Buch einfach herunterlesen kann.

Zunächst wird als Art Prolog eine Aussage in den Raum gestellt, die die Protagonisten des Romans während des Plots versuchen zu widerlegen:


"Nichts bedeutet irgendetwas,
das weiß ich seit Langem.
Darum lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.
Das habe ich gerade herausgefunden."


Diese Worte von Pierre Anton schocken seine Mitschüler einer Schulklasse in der Dänischen Provinz und bringen ihr Weltbild durcheinander. Er verlässt einfach eines schönen Tages den Klassenraum und sitzt fortan auf einem Pflaumenbaum. Und warum macht er das? Ganz einfach: Er hat begriffen, dass nichts von Bedeutung ist. Man Lebt, man arbeitet, man stirbt. Man liebt, man wird geliebt, man verlässt, man wird verlassen. Man lacht, man erschafft – es zerfällt. Man müht sich am Leben ab und das, obwohl man das Ende kennt. Tod. Die Schlussfolgerung ist offensichtlich. Hören wir auf so zu tun als ob. So zu tun als was? So zu tun, als hätte irgendetwas eine Bedeutung. Diese beunruhigenden Erkenntnisse verwirren Pierre Anthons Klasse in dem Maße, dass sie sich entschließen, ihm – und damit sich selbst – zu beweisen, dass es doch Bedeutung gibt! Der Plan ist, einen ‚Berg aus Bedeutung‘ zu erschaffen und Dinge anzuhäufen, die von unanfechtbarer Bedeutung sind. Es beginnt ganz harmlos mit alten Bildern und geliebten Gegenständen, artet jedoch aus, als Neid, Missgunst und Feind- wie Freundschaften die Schüler dazu zwingen, immer radikaler etwas zu opfern, was ihnen wichtig ist - bald ohne Rücksicht auf Leben und Tod...


"Mit gleichmütiger Miene nickte er uns zum Abschied zu und ging hinaus, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Die Tür lächelte. Es war das erste Mal, dass ich sie das tun sah. Mir kam die angelehnte Tür wie ein breit grinsendes Maul vor, dass mich verschlingen würde, wenn ich mich dazu verlocken ließ, Pierre Anthon nach draußen zu folgen......und die Stille sagte mir, dass die anderen es auch bemerkt hatten.
Aus uns sollte etwas werden. Etwas werden bedeutete jemand werden, aber das wurde nicht laut gesagt. Es wurde auch nicht leise gesagt. Das lag einfach in de Luft oder in der Zeit oder im Zaun rings um die Schule oder in unseren Kopfkissen oder in den Kuscheltieren, die, nachdem sie ausgedient hatten, ungerechterweise irgendwo auf Dachböden oder in Kellern gelandet waren, wo sie Staub ansammelten."


Wir bekommen diese Geschichte aus der Sicht der 13jährigen Agnes erzählt. Sie fungiert hierbei als Ich-Erzähler, man erfährt jedoch nichts über sie, kaum etwas über ihre Gefühle und Gedanken und erlebt das Geschehen auf seltsam distanzierte Weise. Oft spricht sie von den Mitschülern im Plural, einem "Wir", zu dem sie sich identitätslos dazuzählt und nicht abgrenzt. Dadurch wirkt der Rausch, in den die Schüler fallen, der Gruppenzwang, der sie immer weiter antreibt, noch rücksichtsloser zu sein, noch makabrer und geschmacksloser. Während sie am Anfang nett und mitfühlend wirkt, sich ängstlich gegenüber Pierre Anthons Ausrufen zeigt, wird sie nach ihrem eigenen Opfer – ein paar grüne halbhohe Sandalen, was dem Leser recht harmlos erscheint - zunehmend herzloser und versucht, mit den Opferforderungen bewusst die wunden Punkte ihrer Mitschüler zu treffen. Von ihr gehen jeweils entscheidende Initiativen für die „Steigerung an Bedeutung“ aus. Agnes verlangt als Erste ein wenigstens nicht identisch zu ersetzendes Gut, indem sie von ihrer Mitschülerin Gerda deren Hamster als Opfer fordert. Man kann das Handeln der Kinder jedoch bis zu einem gewissen Grad gut nachvollziehen, genau wie das Dilemma, indem sie sich befinden, ausgelöst durch Pierre Anthons Sticheleien. Es ist verständlich, dass den Kindern durch die Behauptung, nichts hätte einen Sinn, eine wichtige Sicherheit genommen wird, wodurch sie stark verunsichert werden. Denn wozu etwas werden, wenn nichts etwas bedeutet? Denn das ist die Forderung der Eltern an ihre Kinder: Sie sollen jemand werden.
Die anderen Charaktere werden auch sehr distanziert und typisiert dargestellt, was auch die Adjektive zeigen, die vor einige der Namen gehängt permanent wiederholt werden. So ist zum Beispiel die Rede vom "großen Hans", der "kleinen Ingrid" oder "dem frommen Kai". Besonders hervor tritt Pierre Anthon, der als Auslöser beschuldigt wird und sich in gewisser Weise selbst widerspricht, indem er der Frage nach Bedeutung so viel Bedeutung gibt.

Der Schreibstil ist genau wie die Erzählinstanz recht distanziert vom Geschehen und in schlichten Sätzen gehalten. Auffällig ist das Vorkommen von vielen sprachlichen Steigerungen, die die Ich-Erzählerin von sich gibt um die Situation zu beschreiben - die verlorenen Dinge der Kinder, denen mehr Bedeutung zugewiesen wird, den Drang nach der Superlative, der die Kinder drängt, die Angst vor dem Nichts. Zuerst "Ich bekam Angst. Angst vor Pierre Anthon. Angst. Mehr Angst. Am meisten Angst.“ zu den Aussagen Pierre Anthons, dann als Antwort darauf "Blau. Mehr Blau. Am meisten Blau." zu den abgeschnittenen gefärbten Haaren eines Mädchens, "Weiß. Hellrot. Rot ist tot." zu den Blutspritzern die den Boden des Sägewerks nach dem Schlachten eines geliebten Hundes zieren, "Kalt. Kälter. Frost, Eis und Schnee" zu der Miene eines Mädchens, nachdem es ihre Unschuld aufgeben musste. "Ein winziges bisschen. Weniger. Nichts" zu den Zweifeln, die die Kinder bei diesen Taten quälen und schließlich: "Alles. Nichts. Gar nichts" zu der Bedeutung, die die Kinder gefunden und gleich wieder verloren haben.
Zum literarischen Aufbau der Geschichte lässt sich noch sagen, dass alles aufeinander abgestimmt scheint. Der Pflaumenbaum, auf dem Pierre Anthon sitzt, was den Mittelpunkt der Geschichte darstellt, steht vor seinem Haus im Tæringvey 25, was gut dazu passt, dass die eigentliche Handlung genau 25 Kapitel umfasst ( Kapitel 26 ist als Epilog-ähnlicher Zusatzbericht verfasst, der acht Jahre später spielt). Spannend ist auch, dass die entscheidende Wendung dabei in Kapitel 13 geschieht, also genau in der Mitte. Das Setting ist insofern interessant, dass das kleine Dorf, in dem sich die Handlung abspielt, „Tæring“ heißt, was soviel heißt wie rosten, korrodieren, was bestens zur Atmosphäre und Grundaussage passt.
Mit Pierre Anthons Aussage zu Beginn des Buches stellt er eine wichtige Frage, die die Menschheit schon seit Jahrtausenden beschäftigt. Wir können alle möglichen Vorgänge erklären, analysieren und die Frage nach dem "Wie" ist in vielen Bereichen des Lebens wissenschaftlich geklärt. Bleibt nur die Frage nach dem "warum", die uns weiter quält. Die Frage nach dem Sinn, der Bedeutung des Lebens und des Existierens. Ich bin mir sicher, jeder war schon mal in einer Situation, in der er das Leben als sinnlos empfunden und tief gezweifelt hat. In dieser Situation befinden sich die Schüler dieses Buches, als Pierre Anthon sie von seinem Pflaumenbaum jeden Tag aufs Neue verhöhnt.


"Das Ganze ist nichts weiter als ein Spiel, das nur darauf hinausläuft, so zu tun als ob - und eben genau dabei der Beste zu sein."


Getrieben von der Angst vor diesen Zweifeln, tun sich die Kinder zusammen, um Bedeutung zu finden und anzuhäufen. Daraus entwickelt sich eine Art Spiel, bei dem sie sich Dinge, die bei Verlust Schmerz bereiten, gegenseitig wegzunehmen beginnen. Schreckliches Leid und Trauer, Scham und Angst. Dinge, die sie Überwindung kosten, die sie hart erkämpfen mussten. Die Bedeutung in den Augen der Kinder entspringt also vor allem aus Leid und Schmerz, Besitz und Verlust, nicht etwa aus schönen Dingen wie Liebe. Auf der Jagd nach Bedeutung werden die Kinder immer rücksichtsloser und gehässig, darauf aus, die anderen zu verletzen. Denn je mehr es wehtut, desto mehr bedeutet es, in ihren Augen. So landen Dinge wie ein Hundekopf, ein toter Bruder, ein abgeschnittener Finger oder die Unschuld eines Mädchens auf dem Berg der Bedeutung, der immer mehr zum Berg der Abscheulichkeit mutiert. Das wirkt auf den Leser verstörend und das ist verständlich, denn der Gedanke für die Bedeutung zu morden, stößt uns ab. Doch das ist eine große Ironie, weshalb uns das Buch auszulachen, uns für unsere seltsame Auffassung von Bedeutung zu schelten scheint. Hier geht das Buch von den Kindern, die wir kritisieren, zu unserer Gesellschaft über.


"Dämonen hatten ihren Weg nach Taering gefunden. Die Dämonen, das waren wir."


Ob wir es wollen oder nicht: Unsere alltägliche Auffassung von Bedeutung ist sehr eng verbunden mit den Begriffen Schmerz und Leid und findet sich auch in alltäglichen Floskeln wie: „Wenn du nicht hart für dein Geld gearbeitet hast, ist es nichts wert“ wieder. Genau diese Gedanken überspitzt die Autorin und führt uns vor Augen, dass wir selbst entscheiden können, welchen Dingen wir Bedeutung beimessen, indem uns das Verhalten der Kinder abstößt. Sie glauben an ihre Art der Bedeutung, für die sie hart gearbeitet haben. Denn wenn sie so viel für ihn geopfert haben, muss er doch von Bedeutung sein, oder? Doch diese Art von Bedeutung ist subjektiv, müssen sie und wir Leser feststellen. Für sie bedeuten ihre Opfer etwas, andere sehen nur Dreck und blutbespritze Gegenstände.
Das wird auch im fertigen Berg der Bedeutung interessant dargestellt, der von Kunstkritikern und Menschenrechtlern scharf diskutiert wird. Die Öffentlichkeit streitet sich, ist geteilter Meinung angesichts des Werks der Kinder. Die einen sehen sie als Auswüchse, wollen die Kinder für ihr Tun in psychiatrischen Anstalten sehen, die anderen loben sie für ihren Weg, den Sinn des Lebens einzufangen.


"Wir gewannen den Kampf um die Bedeutung...
sonderbar war nur, dass sich dieser Sieg, wie ein Verlust anfühlte..."


Als sie ihren Berg jedoch an ein Museum verkaufen wollen, meldet sich Pierre Anthon, der zu der Enttäuschung der Kinder zu ihrem Berg nur geschwiegen und gelacht hatte. Wenn der Berg wirklich Bedeutung hätte, hätten sie ihn nicht verkaufen können, wirft er ihnen nur überheblich vor. Die Schüler beginnen an der Bedeutung ihrer Opfer zu zweifeln. Und wenn der Berg keine Bedeutung hat, was dann? Hat Pierre Anthon nun doch Recht und es gibt keine Bedeutung?
Sie werden über dieser Frage an den Rand des Wahnsinns getrieben, bis sie angestachelt von Pierre Anthons weiteren Provokationen zu einer schrecklichen Tat getrieben werden. Spätestens an dieser Stelle hebt sich das Buch extrem von der Realität ab und es bleibt nur, das Buch im übertragenen Sinne weiter zu verfolgen.

Denn es wird klar, dass Bedeutung eine subjektive Angelegenheit ist, für die man keine allgemeine Definition oder Erklärung finden kann. Es ist ein Gefühl, dass die Kinder nicht genau benennen können.


"Wir weinten weil wir etwas verloren hatten und etwas anderes bekommen hatten. Weil beides wehtat, verlieren und bekommen. Und weil wir wussten, was wir verloren hatten, während wir das, was wir bekommen hatten, noch nicht benennen konnten."


Was für mich etwas bedeutet, ist für andere belanglos. Das bezieht sich auf die kleinen Dinge im Leben, aber auch auf größere wie zum Beispiel Religion, für die manche sogar Töten, um ihr mehr Bedeutung zu verleihen, während andere in dieser Tat nur den Mord sehen, der sie im Grunde genommen ist. Was genau also Bedeutung ist, und ob es sie gibt, wird nicht geklärt. Es scheint, als ob die Kinder am Ende ein ungefähres Gefühl für die Bedeutung bekommen haben, genau wie auch wir Leser. Dieses Buch bietet also keine Lösung für die Frage nach dem Sinn, kritisiert und aber und regt auf jeden Fall zum weiteren Nachdenken an. Wir überlegen, was uns selbst etwas bedeutet, was auf unserem Berg der Bedeutung liegt und wie wir das nächste Mal reagieren, wenn wir in eine Situation kommen, in der uns ein imaginärer Pierre Anthon in unseren Gedanken sagt, das Leben wäre sinnlos. Und die unausgesprochene Frage, ob das Leben einen Sinn hat, wandelt sich in die Überlegung, was für einen Sinn wir dem Leben geben sollten. Nicht den Dingen Bedeutung zuzuweisen, wenn man sie verliert, sondern sie schon vorher als wichtig anzuerkennen und durch Positives sinngeben. Ist unser Leben dann nicht sinnvoll?


"Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Freude, Traurigkeit, Liebe, Hass, Geburt, leben, Tod.
Es war ja doch alles dasselbe.
Dasselbe. Das Gleiche. Nichts."


Pierre Anthon schafft es, seine ganze Klasse und uns zum Nachdenken zu bringen. Mit diesem Buch ist es wie mit dem Berg der Bedeutung selbst: Die einen lieben es, die anderen hassen es. Es hat international viele renommierte Preise gewonnen und wird in zahlreichen Schulen als Pflichtlektüre eingesetzt; es wurde aber auch schon an Schulen verboten, wie z.B. ursprünglich im Heimatland der Autorin, Dänemark. Auf Amazon gibt es 109 5-Sterne-Bewertungen, aber auch 59 1-Stern-Bewertungen. Also: Ob nun von Bedeutung oder nicht, das Buch hat zumindest berührt und zur Meinungsbildung der Rezensenten angeregt.


Fazit:

"Nichts was im Leben wichtig ist" ist ein erschreckend brutales, aber auch sehr lehrreiches Buch, das den Leser dazu bringt über denn Sinn des Lebens nachzudenken und darüber, was für einen von Bedeutung ist - schonungslos, unerbittlich, aber auch sehr bewegend. Und vor allem Mutig. Mutiger. Am Mutigsten.
Bedeutung oder nicht Bedeutung? No-go oder Must-Read? Keine Ahnung, deshalb von mir eine komplett neutrale Bewertung bei 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Nichts für sonnige Gemüter!

Fünf Minuten
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Allgemeines:

Titel: Fünf Minuten - Ein Tagebuch
Autor: Ian Cushing
Verlag: neobooks (5. Juni 2017)
Genre: Kurzgeschichte
ASIN: B072K5TCJS
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 73 Seiten
Preis: 1,99€ (Ebook) ...

Allgemeines:

Titel: Fünf Minuten - Ein Tagebuch
Autor: Ian Cushing
Verlag: neobooks (5. Juni 2017)
Genre: Kurzgeschichte
ASIN: B072K5TCJS
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 73 Seiten
Preis: 1,99€ (Ebook)



Inhalt:

"Das ganze Leben ist eine Reise."

"Fünf Minuten – Ein Tagebuch" ist ein zutiefst verstörendes Tagebuch, welches einen Einblick in das Leben des namenlosen Protagonisten gewährt. Er blickt zurück und lässt den Leser gleichzeitig an seinem Leben und seiner Metamorphose teilhaben.
"Fünf Minuten – Ein Tagebuch" beschreibt die Verzweiflung und Gedanken eines Mittvierzigers mithilfe des Existenzialismus, der zur Religion -und somit zum Erlöser und zur Geißel- des Protagonisten geworden ist; in seinen sowohl ausführlichen, als auch mitunter fragmentarischen Einträgen finden sich ebenso Elemente des Thrillers wieder, die den Geschehnissen in seinem Leben Rechnung tragen. Diese Geschichte ist definitiv nichts für sonnige Gemüter.


Bewertung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an Ian Cushing für das Rezensionsexemplar!

Mal wieder eine Kurzgeschichte, die es in sich hat und bei deren Bewertung ich mir schwer tue:
Was ist das Leben? Welchen tieferen Sinn hat es? Diese Fragen stellen wir uns als Menschheit häufig und es gibt verschiedene Antworten und Wege, sich der Frage zu stellen. Über diese Sinn-Thematik macht sich auch der anonyme Verfasser eines Tagesbuch Gedanken und antwortet auf die Frage ganz im Sinne des Existenzialismus: Keinen. Somit hat diese Kurzgeschichte eine sehr drückende, düstere Stimmung, - eine traurige Geschichte, die immer weiter auf die Eskalation zusteuert, in Form eines Tagebuchs.


Erster Satz: "Ich habe mich entschlossen, eine Art Tagebuch zu führen und meine Gedanken aufzuschreiben."


Das Tagebuch geht über gute zwei Jahre, von 2015 bis 2017. In 21 Einträgen berichtet der Schreiber von seiner Kindheit und seiner aktuellen Situation und reflektiert dabei sein Dasein. Der Protagonist ist ein Mann Mitte Vierzig mit einem unspektakulären Job, sonst weiß man nichts über ihn. In Form von Tagebucheinträgen aus der Ich-Perspektive lässt er uns an seinen Gedanken über das Leben teilhaben. Durch Situationen existenzieller Art wird er zu spontanen Entscheidungen gezwungen und verändert sich langsam. Ob er in den meisten Situationen zu weit geht, oder einfach logisch einen weiteren Schritt tut, muss wohl jeder Leser selbst entscheiden.

Der Sprachstil ist ruhig und niveauvoll gehalten und spiegelt die nüchternde, bedrückende Lebenshaltung des Tagebuchschreibers wieder. Das lyrische-Ich stellt sich selbst viele Fragen und findet im Laufe der Geschichte seine eignen Antworten darauf. Ich stimme diesen fast durchgängig zwar nicht zu, finde aber, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss, seine Strategie um mit dem Leben klarzukommen, und wenn das die Tatsache ist, dass nichts etwas bedeutet, dann meinetwegen.

Wir kommen dem Protagonisten zwar sehr nahe - er lässt uns an seinen Gefühlen und Gedanken teilhaben -, wirklich identifizieren können wir uns mit dem Protagonisten aber nicht, er wird eher als Anti-Held dargestellt und bleibt analytisch fern und fremd. Trotz seiner distanzierten und leeren Art ist er sehr hilfsbereit, nimmt sich andererseits selber sehr zurück und ist wahrscheinlich depressiv. Er ist Existenzialist, verehrt Camus, Sartre und Hesse und erwartet nicht viel vom Leben. Genauer gesagt denkt er, dass das Leben an sich sinnlos ist. Diese Auffassung teile ich absolut nichts, weshalb es schwierig für mich war, dieses Buch zu lesen. Auf der anderen Seite wird abschreckend aber interessant dargestellt, was mit einem Menschen passieren kann, wenn er den Glauben an die Bedeutung des Lebens verliert: er verliert auch den Respekt davor und schreckt vor schrecklichen Taten nicht zurück. Er beschreibt anschaulich einen Seelenzustand, mit dem vermutlich jeder in seinem Leben schon einmal Bekanntschaft gemacht hat - Sinnlosigkeit, Selbstzweifel. Es ist das Gefühl von "kosmischer Verlorenheit" – die schier unheilbare Empfindung von Einsamkeit und Fremdheit, überhaupt von der Absurdität des Lebens. Wider Willen ist man auf diese gottverdammte Welt geworfen worden, und niemand, von den Eltern vielleicht abgesehen, hat auf einen gewartet. Existenzialismus, so könnte man sagen, ist ein Daseins-Schmerz, dem sich – ganz nebenbei – große Werke in Musik und Malerei, in Literatur und Philosophie verdanken.


"Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird? Wenn man nicht gerade Goethe, Hesse oder Metallica heißt und der Geschichte somit etwas hinterlässt, sind Milliarden Leben sinnlos. So wie meines. Im kleinsten Kreis kann man das Leben seiner Familie, Freunde und Kollegen beeinflussen und bestenfalls bereichern, aber wenn ich nicht da wäre, wäre es ein anderer."


Hier wurde ich stark an die Grundidee von Janne Tellers stark umstrittenem Roman "Nichts was im Leben wichtig ist" erinnert, der von jungen Menschen handelt, die aus Angst vor dieser Frage versuchen, einen Haufen aus Bedeutung anzusammeln und dabei vor nichts mehr zurückschrecken. Ich finde es unnötige Mühe zu versuchen, sich krampfhaft eine große Menge an geheuchelter Bedeutung an zuschaufeln, wie das viele Menschen mit materiellen Dingen tun, vertrete aber trotzdem klar die Meinung, dass es so etwas wie Bedeutung klar gibt.

Im Klapptext steht, die Geschichte sei "definitiv nichts für sonnige Gemüter", was ich auf jeden Fall genauso sehe. Leider - oder eigentlich zum Glück - habe ich ein eher sonniges Gemüt, weshalb die Geschichte mir etwas suspekt blieb. Dennoch konnte mich die Geschichte ab der Mitte etwa richtig mitreißen. Zuerst dachte ich, die Story werde ein trübsinniger, depressiver Ausflug in die Philosophie, doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und wandelt sich in einen spannenden Lebenskrimi. Um die Geschichte wirklich zu verstehen, muss man sich allerdings wirklich mit der Philosophie beschäftigen und sich auch selbst hinterfragen können. Für mich war´s nichts, aber es ist auf jeden Fall eine interessante Geschichte, die dazu bringt, kritisch über das Leben nachzudenken.

Noch ein paar Worte zur Gestaltung. Das Cover passt meiner Meinung nach perfekt zur Geschichte - dunkel, trostlos und kalt. Der Totenkopf aus Eis oder Glas im Zentrum verleiht dem Bild Atmosphäre und auch der Titel passt gut. Also insgesamt eine gute Komposition!

Zum Abschluss noch ein schönes Zitat:

"Wieder lichtete sich der Nebel eines universalen, religiösen und philosophischen Problems: Gut und Böse in Form von zwei Gegenspielern existieren nicht. Du kannst alles sein, was du willst; es liegt alles in dir."


Fazit:

Wenn ihr Zeit habt, schenkt diesem Buch 5 Minuten, vielleicht kann es euch mehr erreichen als mich.

Veröffentlicht am 14.06.2024

Konstruiert, vorhersehbar, klischeehaft und voller fragwürdiger Witze...

The Deal – Reine Verhandlungssache
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Handlung: "The Deal" stand aufgrund des Hypes schon länger auf meiner Wunschliste und als ich es bei einem Ebook-Sale gesehen habe, habe ich deshalb kurzerhand zugegriffen. 342 Seiten später kann ich nun ...

Handlung: "The Deal" stand aufgrund des Hypes schon länger auf meiner Wunschliste und als ich es bei einem Ebook-Sale gesehen habe, habe ich deshalb kurzerhand zugegriffen. 342 Seiten später kann ich nun allerdings feststellen, dass das Buch für mich extrem überhyped ist und es sich für mich nicht lohnt, die Reihe weiterzuverfolgen. Die Handlung der Geschichte besteht beinahe nur aus Tropes, Banter und fragwürdigen Witzen. Sowohl das sehr konstruierte Zustandekommen des Deals zwischen den beiden Hauptfiguren, den von Anfang an vorhersehbaren Ausgang der Geschichte als auch das extrem klischeehafte Drama kurz vor Schluss haben dafür gesorgt, dass ich beim Lesen mehr mit den Augen gerollt als umgeblättert habe.

Schreibstil
: Elle Kennedys Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr leicht lesen. Durch den Humor und die spritzigen Dialoge zwischen den Hauptfiguren kommt beim Lesen schnell eine Leichtigkeit auf, allerdings haben immer wieder leicht fragwürdige Äußerungen oder Verhaltensweisen verhindert, dass ich in einen richtigen Lesefluss gerate. Denn wenn man sich viele der Witze und Sprüche genauer anschaut, sieht man leider, dass sie von Gender Stereotypen, Slut Shaming, Skinny Shaming und internalisierter Misogynie geradezu triefen. Zwar sind solche Aussagen oft als Witz verpackt, aber wenn eine Figur in einer modernen NA-Geschichte so etwas sagt wie "women aren’t supposed to think, Wellsy. That’s why your brains are smaller. Science proves it.” oder "there's nothing attractive about a girl who's skin and bones. I prefer them curvy" oder sogar "guys only want girls who give them a chase, and they want a woman who’s out of reach because guys want what they can’t have.” stößt das trotzdem sauer auf. So etwas möchte ich in modernen Liebesgeschichten einfach nicht mehr lesen!

Figuren:
Auch die beiden Figuren haben bei mir keinen enormen Eindruck hinterlassen. Zwar haben beide ihre süßen Momente, sie blieben für mich als Charaktere aber ziemlich flach. Die Autorin hat zwar versucht, den beiden durch Trauma Dumping mehr Tiefe zu verleihen, da aber weder Hannahs Vergewaltigung noch Garretts Erfahrungen mit häuslicher Gewalt auch nur annähernd glaubhaft aufgearbeitet werden, geht das gehörig schief. Nimmt man dazu die vielen mindestens orange-flags, die im Laufe der Handlung auftauchen, ergibt sich so ein für mich absolut nicht überzeugendes Gesamtbild!


Die Zitate


"Sometimes people sneak up on you and suddenly you don’t know how you ever lived without them."

"Just out of curiosity,” she says, “after you wake up in the morning, do you admire yourself in the mirror for one hour or two?”
Two,” I reply cheerfully.
“Do you high five yourself?”
“Of course not.” I smirk. “I kiss each of my biceps and then point to the ceiling and thank the big man upstairs for creating such a perfect male specimen.”

"I want to murder him in his sleep, A. No, I want to murder him when he’s awake so he can see the joy on my face when I do it."



Das Urteil

"The Deal" ist konstruiert, vorhersehbar, klischeehaft und besteht beinahe nur aus Tropes und fragwürdigen Witzen. Damit konnte mich die Geschichte leider nicht überzeugen und ich werde auch die restlichen Bände der Reihe nicht weiterverfolgen.

Veröffentlicht am 14.06.2024

Konstruiert, vorhersehbar, klischeehaft voller fragwürdiger Witze

The Deal – Reine Verhandlungssache
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Handlung: "The Deal" stand aufgrund des Hypes schon länger auf meiner Wunschliste und als ich es bei einem Ebook-Sale gesehen habe, habe ich deshalb kurzerhand zugegriffen. 342 Seiten später kann ich nun ...

Handlung: "The Deal" stand aufgrund des Hypes schon länger auf meiner Wunschliste und als ich es bei einem Ebook-Sale gesehen habe, habe ich deshalb kurzerhand zugegriffen. 342 Seiten später kann ich nun allerdings feststellen, dass das Buch für mich extrem überhyped ist und es sich für mich nicht lohnt, die Reihe weiterzuverfolgen. Die Handlung der Geschichte besteht beinahe nur aus Tropes, Banter und fragwürdigen Witzen. Sowohl das sehr konstruierte Zustandekommen des Deals zwischen den beiden Hauptfiguren, den von Anfang an vorhersehbaren Ausgang der Geschichte als auch das extrem klischeehafte Drama kurz vor Schluss haben dafür gesorgt, dass ich beim Lesen mehr mit den Augen gerollt als umgeblättert habe.

Schreibstil
: Elle Kennedys Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr leicht lesen. Durch den Humor und die spritzigen Dialoge zwischen den Hauptfiguren kommt beim Lesen schnell eine Leichtigkeit auf, allerdings haben immer wieder leicht fragwürdige Äußerungen oder Verhaltensweisen verhindert, dass ich in einen richtigen Lesefluss gerate. Denn wenn man sich viele der Witze und Sprüche genauer anschaut, sieht man leider, dass sie von Gender Stereotypen, Slut Shaming, Skinny Shaming und internalisierter Misogynie geradezu triefen. Zwar sind solche Aussagen oft als Witz verpackt, aber wenn eine Figur in einer modernen NA-Geschichte so etwas sagt wie "women aren’t supposed to think, Wellsy. That’s why your brains are smaller. Science proves it.” oder "there's nothing attractive about a girl who's skin and bones. I prefer them curvy" oder sogar "guys only want girls who give them a chase, and they want a woman who’s out of reach because guys want what they can’t have.” stößt das trotzdem sauer auf. So etwas möchte ich in modernen Liebesgeschichten einfach nicht mehr lesen!

Figuren:
Auch die beiden Figuren haben bei mir keinen enormen Eindruck hinterlassen. Zwar haben beide ihre süßen Momente, sie blieben für mich als Charaktere aber ziemlich flach. Die Autorin hat zwar versucht, den beiden durch Trauma Dumping mehr Tiefe zu verleihen, da aber weder Hannahs Vergewaltigung noch Garretts Erfahrungen mit häuslicher Gewalt auch nur annähernd glaubhaft aufgearbeitet werden, geht das gehörig schief. Nimmt man dazu die vielen mindestens orange-flags, die im Laufe der Handlung auftauchen, ergibt sich so ein für mich absolut nicht überzeugendes Gesamtbild!


Die Zitate


"Sometimes people sneak up on you and suddenly you don’t know how you ever lived without them."

"Just out of curiosity,” she says, “after you wake up in the morning, do you admire yourself in the mirror for one hour or two?”
Two,” I reply cheerfully.
“Do you high five yourself?”
“Of course not.” I smirk. “I kiss each of my biceps and then point to the ceiling and thank the big man upstairs for creating such a perfect male specimen.”

"I want to murder him in his sleep, A. No, I want to murder him when he’s awake so he can see the joy on my face when I do it."



Das Urteil

"The Deal" ist konstruiert, vorhersehbar, klischeehaft und besteht beinahe nur aus Tropes und fragwürdigen Witzen. Damit konnte mich die Geschichte leider nicht überzeugen und ich werde auch die restlichen Bände der Reihe nicht weiterverfolgen.

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