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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2023

Hat mir gut gefallen

Bergleuchten
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Das Buch hat mir insgesamt ganz gut gefallen.
Am interessantesten fand ich dabei den historischen Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt. Der Gotthardtunnel und seine Entstehung sind ein tolles Setting. ...

Das Buch hat mir insgesamt ganz gut gefallen.
Am interessantesten fand ich dabei den historischen Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt. Der Gotthardtunnel und seine Entstehung sind ein tolles Setting. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, die Entstehung dieses Bauwerks in die Story einzubinden, ohne den Leser mit allzu vielen Details zu langweilen. Die Beschreibungen der Orte, der Berge und Wiesen fand ich sehr gelungen. Ich konnte mir mühelos die Bergwiesen und das Bergpanorama vorstellen.
Auch die Darstellung der Dorfbewohner war für dieses Buch gut ausgearbeitet. Ja, den Figuren fehlt es hier und da ein wenig an Tiefe. Dafür sind die Dorfbewohner mit ihren unterschiedlichen Facetten, die kulturellen Umstände der damaligen Zeit und auch die sozialen Gepflogenheiten sehr schön beschrieben. Es fällt sehr leicht sich vorzustellen, wie sich dieses beschauliche Örtchen von den Arbeiten und Arbeitern regelrecht überrannt gefüllt haben muss.
Die Liebesgeschichte zwischen Helene und Pierro war wirklich schön und hat die Geschichte für mich abgerundet.

Insgesamt ein angenehm leicht zu lesendes Buch, dem an einigen Stellen ein kleines bisschen mehr Dramatik doch ganz gut getan hätte, das ich aber trotzdem sehr gerne gelesen habe, weil das Gesamtpaket einfach stimmig ist.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Emotionale Familiengeschichte

Als Großmutter im Regen tanzte
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Ein Buch, das mich - trotz kleiner Schwächen - auf so vielen Ebenen tief berührt hat und das ich auf jeden Fall weiter empfehlen werde. Der Autorin ist es toll gelungen eine Familiengeschichte aufzubauen, ...

Ein Buch, das mich - trotz kleiner Schwächen - auf so vielen Ebenen tief berührt hat und das ich auf jeden Fall weiter empfehlen werde. Der Autorin ist es toll gelungen eine Familiengeschichte aufzubauen, die sich mit eher unbekannten Themen aus dem 2. Weltkrieg befasst.
Der Roman spielt auf zwei Ebenen. In der Gegenwart wird die Geschichte von Juni erzählt, die in das Haus ihrer Kindheit fährt um nach dem Tod ihrer Mutter die Dinge zu ordnen und ihr eigenes Leben zu überdenken. Dabei stößt sie auf Hinweise zur Vergangenheit ihrer Großmutter.
In der Vergangenheit wird eben jene Geschichte von Großmutter Tekla erzählt, die sich als Norwegerin in einen deutschen Soldaten verliebt und mit ihm in das vom Krieg gezeichnete Deutschland geht. In ihrer neuen Heimat erlebt sie die Schrecken, die der Einmarsch der Russen in Demmin ausgelöst hat.

Der Vergangenheitsteil hat mir etwas besser gefallen als die Gegenwart. Junis Part ist ein wenig dünn und vorhersehbar geraten. Das finde ich sehr schade, denn grundsätzlich spricht die Autorin hier auch ein sehr spannendes Thema an (vererbtes Trauma). Da wäre aus meiner Sicht noch etwas mehr drin gewesen.
Teklas Geschichte ist unglaublich emotional und hat mir mehr als einmal eine Gänsehaut beschert.
Dennoch steckt in beiden Teilen der Geschichte unheimlich viel Fingerspitzengefühl. Der leichte, fast schon weiche, Stil trägt trotz der ernsten Themen erheblich dazu bei, dass man einfach immer nur weiterlesen will.

Es gibt ein paar Schwächen. Junis Teil der Geschichte hätte ausgebauter sein können und Tekla erscheint in ihrer Zeit in Deutschland doch etwas sehr weltfremd. Und trotzdem hat mir dieses Buch richtig gut gefallen. Das Gesamtpaket stimmt hier einfach für mich. Definitiv eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Eine Geschichte zum Wohlfühlen

The Love Test – Versuch’s noch mal mit Liebe
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Ich habe das Buch sehr gemocht. Nach dieser für mich persönlich anstrengenden und doofen Woche, hat das Buch bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Ich mochte Allison auf Anhieb. Und ich muss zugeben, ...

Ich habe das Buch sehr gemocht. Nach dieser für mich persönlich anstrengenden und doofen Woche, hat das Buch bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Ich mochte Allison auf Anhieb. Und ich muss zugeben, dass ich mich bei der einen oder anderen Eigenheit Allisons ein klitzekleines bisschen ertappt gefühlt habe, weil ich Neigungen in die gleiche Richtung habe. Mit Colin habe ich etwas länger braucht um warm zu werden, aber am Ende mochte ich auch diese Figur.
Mir gefiel Allisons Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Sie kam nicht mit Schlag, sondern eher schleichend. Und haben wir nicht alle schon mal Aha!-Momente in nicht ganz so passenden Situationen gehabt?
Manchmal allerdings ist Allison dann doch ein bisschen zu sehr verkopft und man möchte ich zurufen, doch erstmal so richtig tief durchzuatmen. Dann drehen sich ihre Gedanken auch sehr im Kreis und es kam mir wie eine Dauerschleife vor. Glücklicherweise dauert das aber auch nicht allzu lange, so dass keine großen Längen entstehen.
Die Rivalität zwischen den beiden habe ich nicht als sehr ausgeprägt empfunden. Sie hat für mich funktioniert und gelegentlich für einen unterhaltsamen Schlagabtausch gesorgt. Ob das Setting drumherum jetzt der Realität entspricht oder nicht, hat mich ehrlicherweise gar nicht so sehr interessiert. Ich fand es interessant, dass sich recht viel über mittelalterliche englische Literatur und deren Interpretation dreht. Das ist mir bisher noch nicht so häufig über den Weg gelaufen und ich empfand es als nette Abwechslung.
Es war eine schöne Geschichte mit für mich hohem Wohlfühlfaktor.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Niederländisches Familiendrama

Das Haus an der Herengracht
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Ich habe erst im Laufe des Buches bemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem anderen Buch handelt. Im Großen und Ganzen kann man das Buch aber auch recht problemlos ohne Vorwissen lesen. Lediglich ...

Ich habe erst im Laufe des Buches bemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem anderen Buch handelt. Im Großen und Ganzen kann man das Buch aber auch recht problemlos ohne Vorwissen lesen. Lediglich an einigen wenigen Stellen fehlten mir die Informationen aus dem ersten Band.

Zu Beginn war ich ehrlicherweise nicht so sehr begeistert von der Geschichte. Thea erscheint als hochnäsige und rechthaberische Göre, die sehr in ihrer eigenen Welt lebt. Der Rest des Haushalts ist im Grunde damit beschäftigt, den Schein einer vornehmen Kaufmannsfamilie zu wahren - mal mehr und mal weniger erfolgreich. Die finanzielle Situation ist prekär, das Ansehen stark angeschlagen. Die Familie Brandt befindet sich auf dem absteigenden Ast der Amsterdamer Gesellschaft. Es werden viele Geheimnisse gewahrt, die Vergangenheit soll um Himmels Willen bitte auch Vergangenheit bleiben. Das fand ich nach einiger Zeit dann doch ziemlich ermüdend. Ich hatte den Eindruck, alles dreht sich im Kreis und es werden die ewig gleichen Dinge besprochen.

Gut gelungen ist der Autorin für meinen Geschmack aber von Anfang an die Atmosphäre im Hause Brandt und die Darstellung der feineren Gesellschaft. Man spürt den Druck, unter dem die Familie steht. Ihren Wunsch nach einer Rückkehr zu einem normalen Leben, zu Ansehen. Die Trostlosigkeit der Räume, das Schweigen aller Beteiligten untereinander, das sparsame Leben. Wie sehr es letztlich auf eine "gute Herkunft" ankommt, auf gute Beziehungen und die äußere Darstellung.

Und dann nimmt das Buch plötzlich Fahrt auf. Thea durchläuft - gezwungenermaßen - eine Wandlung und beginnt vieles mit anderen Augen zu sehen. Auch Nella, Theas Tante und eine weitere sehr zentrale Figur in diesem Drama, beginnt ihr Handeln zu hinterfragen. Plötzlich wird die Geschichte mitreißend, die Figuren bekommen mehr Tiefe. Und jetzt hat man als Leser auch die Chance hinter diese Fassade des Schweigens zu schauen, Beweggründe zu erkennen und einzelne Handlungen einzuordnen oder zu bewerten. Und ganz unwillkürlich drückte ich dieser gebeutelten Familie ganz fest die Daumen, dass sie ganz am Ende doch noch zueinander finden.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Guter Auftakt

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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In ihrer neuen Trilogie entführt Charlotte Roth den Leser in das Berlin der 1920er Jahre. Die Stadt taumelt in diesen Jahren zwischen beiden Weltkriegen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite ...

In ihrer neuen Trilogie entführt Charlotte Roth den Leser in das Berlin der 1920er Jahre. Die Stadt taumelt in diesen Jahren zwischen beiden Weltkriegen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite wird gefeiert, bis die Lichter ausgehen. Der Champagner fließt in Strömen, die Nächte werden durchgetanzt. Wer es sich leisten kann, macht die Nacht zum Tag und feiert das Leben. Auf der anderen Seite dagegen herrscht große Note und Hunger durch die voranschreitende Entwertung des Geldes. Viele wissen nicht, ob sie am nächsten Tag noch ein Dach über dem Kopf haben oder etwas zu Essen auf dem Tisch.

Diese verschiedenen Stimmungen hat Charlotte Roth wirklich eingefangen. Quirlig und auch mitunter temporeich wird die Geschichte erzählt. Manchmal muss man als Leser wirklich einmal pausieren und tief Luft holen, weil es etwas sehr zügig vorangeht.

Ihre Figuren finde ich größtenteils gelungen und gerade die Familie von Veltheim kann da mit ein paar besonderen Exemplaren aufwarten. Sei es die naive aber absolut herzensgute Tante Sperling oder die pragmatische und nüchtern erscheinende Oma Hulda – beide haben mich auf ihre eigene Art gleich um den Finger gewickelt. Auch die vielen kleinen Nebenfiguren aus Ninas Kompanie finde ich toll. Jede kommt mit ihren eigenen Träumen und Sorgen zu Wort und es macht die Geschichte dadurch erst richtig komplett.

Nur mit Nina werde ich leider nicht so richtig warm. Ihr Tempo, mit dem sie ihre Mitmenschen regelrecht überfällt, in dem sie lebt und spricht und ihre Ideen entwickelt, empfand ich teilweise als ein wenig überrollend. Sie betrachtet sich als moderne Frau, hat aber (zunächst) eigentlich keine konkreten Vorstellungen, was dies bedeuten soll. Und so wiederholt sie diese Floskel so häufig, dass es mit der Zeit ungläubig auf mich wirkt. Sie ist so versessen darauf, unabhängig von Männern zu leben, dass sie völlig übersieht, wann Hilfe von einem Mann auch angenommen werden kann ohne das ihre Position als Frau untergraben werden soll. Das artet bei ihr schon fast in eine Art Manie aus. Zwei Punkte, die mich ehrlicherweise sehr genervt haben.

Im Mittelteil hat das Buch die eine oder andere Länge. Das finde ich aber verschmerzbar, denn es ist der Auftakt einer Trilogie und der Leser soll möglichst umfangreich an das ganze Setting und die Figuren herangeführt werden. Es gibt viele kleine Episoden, die die ganze Geschichte sehr herzlich machen und die Zerrissenheit der Menschen in dieser Epoche auch widerspiegeln. Es lässt sich toll lesen, man wird prima unterhalten und lernt eine besondere Zeit in Deutschland ein bisschen besser kennen.

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