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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2023

ein schöner Auftakt

Jetzt sind wir echt (Jetzt-Trilogie, Band 1)
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„Einige Dinge fallen eben auseinander, damit man sie hinterher noch schöner zusammenkleben kann.“
(Aus einem Youtube-Video in Jetzt sind wir echt)

Worum geht’s?

Berlin. Zwei Jahre zuvor: Bei einem ...

„Einige Dinge fallen eben auseinander, damit man sie hinterher noch schöner zusammenkleben kann.“
(Aus einem Youtube-Video in Jetzt sind wir echt)

Worum geht’s?

Berlin. Zwei Jahre zuvor: Bei einem Schreibworkshop lernt Lucy Gregor kennen, der sich mit jedem seiner Worte in ihr Herz schreibt. Bis sie nach dem Sommer kein einziges Wort mehr von ihm hört. Köln. Jetzt: Plötzlich steht Gregor wieder vor ihr. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er für seinen Master nach Köln gezogen ist, muss Lucy sich ausgerechnet mit ihm die Moderation des Hochschulpodcasts teilen. Mit ihm und seinen Worten voller Erinnerungen, mit Herzklopfen und Bauchkribbeln. Und dazwischen die eine große Frage: Wieso ist Gregor wirklich zurückgekommen?

Jetzt sind wir echt ist Band 1 der Jetzt-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt und sowohl Gregor als ach Lucy führen durch die Geschichte. Der Schreibstil der Autorin ist wortgewandt und poetisch. Im Buch ist sexueller Content sowie möglicher Trigger enthalten.

Meine Meinung

Es gibt Bücher, auf die wartet man. Sehnsüchtig und sehr doll. Dieses Buch gehörte dazu. Denn ich habe von der Autorin alle Titel, die sie bisher herausgebracht hat, gelesen. Und die meisten auch sehr geliebt. Denn die Autorin hat einen sehr besonderen, sehr außergewöhnlichen Schreibstil. Es ist meistens gar nicht so sehr die Geschichte, auf die ich mich freue, sondern eben der Schreibstil. Und die Art, wie sie ihren Charakteren Leben einhaucht. Das hat sie auch bei Lucy und Gregor getan. Aber irgendwas war dieses Mal anders. Denn so sehr ich das Buch lieben wollte, irgendetwas fehlte.

In die Geschichte habe ich nach einigen Startschwierigkeiten ganz gut reingefunden. Man erfährt am Anfang kurz, wie Gregor und Lucy sich kennengelernt haben, aber es dauert ein wenig, bis man sich einen Reim daraus machen kann, was passiert ist. Der Großteil der Geschichte spielt dann im „Jetzt“ und verläuft hier chronologisch, es gibt aber einige Rückblicke ins Damals. Im Jetzt begleitet der Leser zum Großteil Lucy, erfährt über ihr Leben an der Hochschule und auch außerhalb. Sie hat einen Blog mit ihren Freundinnen, was immer wieder Thema ist. Die Autorin bringt hier sehr viele sozialkritische Themen ein, was mir gut gefallen hat und auch in meinen Augen sehr gepasst hat. So geht es um Hasskommentare im Netz, um das teilweise schamlose Bewerten anderer Leute sowohl online als auch offline, um die weibliche Selbstbestimmung. Lucy betreibt auch eine Kategorie als eine Art Kummerkasten, was gelegentlich vorkommt. Von Anfang an empfand ich Lucy als sehr angenehmen Charakter, der Ecken und Kanten hat, aber gut ausbalanciert ist. Sie hat ihre Vorstellungen, ihre Erwartungen, ist aber auch kritikfähig und offen für andere Meinungen. Das Buch besteht sehr viel aus wortgewaltigen, poetischen und komplexen Gedanken von Lucy. Das ist eine Stärke der Autorin, die viele Leute aber nicht so sehr mögen. Es ist, als würden die Gedanken ungefiltert herauspurzeln, sich wie Efeu durch das Buch schlängeln. Manche Gedankengänge enden abrupt, andere kommen immer wieder. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen und ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, wieso ich immer wieder zu den Büchern der Autorin zurückkehre. Man kann sehr viel aus dem Buch mitnehmen, in poetischer Hinsicht, für das eigene Mindset aber auch im Hinblick auf gewisse kritische Aspekte.

Im Kern der Geschichte geht es um Lucy und Gregor, die sich nach Jahren wiedersehen. Sie haben sich damals in einem Sommercamp kennengelernt und jetzt ist es ausgerechnet Gregor, der plötzlich in Köln auftaucht und Lucy den Podcast wegschnappt, auf den sie solange hingearbeitet hat und der ihr Karrieresprungbrett sein sollte. Ich muss gestehen, dass diese ganze Geschichte um den Podcast, die Recherchearbeiten und auch das Jubiläum an der Uni mich irgendwie nicht überzeugen konnte. So kommen am Ende auch Enthüllungen, die ich mir schon gedacht habe und die dafür sorgen, dass sich Gregor und Lucy überwerfen. Aber wieso eigentlich? Das wirkte mir zu konstruiert. Während die beiden zusammenarbeiten, entwickelt sich eine Second Chance Romance, die ganz solide gelungen ist, aber jetzt auch nicht mein Jahreshighlight darstellt. Ich mag, dass die Charaktere, die Probleme und die Zweifel und Sorgen so echt und realistisch sind, nothing too crazy, aber irgendwie auch aus dem Leben gegriffen. Aber gleichzeitig wolle die Chemie zwischen Gregor und Lucy als Liebespaar für mich nicht nachvollziehbar sein. Es ist generell so, dass ich ab etwa der Hälfte das Gefühl hatte, dass die Autorin nicht mehr wusste, was sie machen möchte, wie sie diese Beziehung auf- und ausbauen mag, was ich in ihren anderen Büchern bisher nicht so wahrgenommen habe. Das führt dazu, dass mir die zweite Hälfte ehrlich gesagt zu „spicelastig“ war und zu wenig für die Gefühle getan hat. Ich will nicht sagen, dass das Buch mich hier verloren hat, weil das nicht stimmen würde. Aber ich war von der Geschichte bis zum ersten Intim-Werden der beiden deutlich mehr begeistert als danach. Ich habe danach wirklich das Gefühl gehabt, dass der Faden verloren wurde und alles ein wenig rumeiert. Geblieben bin ich dennoch bis zum Ende, wenngleich auch nicht mehr mit der gleichen Begeisterung, die mich durch die erste Hälfte getragen hat.

Mein Fazit

Jetzt sind wir echt kann mit einer besonderen Art zu Schreiben überzeugen, die Charaktere wirken echt und greifbar. Die Liebesgeschichte kann mich nur bedingt überzeugen, das Drumherum ist sozialkritisch geprägt und man kann viel entdecken und erleben. Es ist ein guter Auftakt mit einigen Schwächen und Luft nach oben, aber ein Auftakt, der insgesamt durchaus überzeugen kann.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 04.05.2023

unterhaltsame Fortsetzung

Proof of Faith
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„Auch wenn du jemals fallen solltest, werde ich da sein und dich auffangen.“
(Caleb zu Sierra in Proof of faith)

Worum geht’s?

In der Treuetestagentur PROOF OF LOVE gilt eine eiserne Regel: Verlieben ...

„Auch wenn du jemals fallen solltest, werde ich da sein und dich auffangen.“
(Caleb zu Sierra in Proof of faith)

Worum geht’s?

In der Treuetestagentur PROOF OF LOVE gilt eine eiserne Regel: Verlieben verboten! Und als Sierra Madigan merkt, dass Caleb Barnes, ihre neue Zielperson, ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen will, übergibt sie die Beweise seiner Treue sofort an ihre Chefin und versucht, ihn zu vergessen. Doch Sierra staunt nicht schlecht, als der attraktive Kinderarzt ein paar Monate später in die Wohnung neben ihr einzieht: noch genauso charmant, aber offenbar inzwischen single! Da sie einen gemeinsamen Balkon teilen, kommen sie sich schnell näher. Einziges Problem: Caleb weiß nicht, dass Sierra in der Agentur arbeitet, der er die Schuld am Scheitern seiner Beziehung gibt!

Proof of faith ist Band 2 der Proof of Love-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die einzelnen Bände sind unabhängig voneinander lesbar. Es geht jedoch um drei Geschwister und die Treuetesteragentur, weshalb für den Folgeband hier bereits wichtige Hinweise enthalten sind und spoilernde Inhalte zu Band 1 vorkommen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt und sowohl Rory als auch Elijah führen durch die Geschichte. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, entspannt und unkompliziert. Im Buch ist sexueller Content enthalten.

Meine Meinung

April Dawson und ich sind ein Dauerthema mit einer On-Off-Höhen-Tiefen-Beziehung durch und durch. Aber die Idee um die Treuetesteragentur finde ich einfach zu verlockend, dass ich auch nach einem eher schwächeren Band 1 zurückgekehrt bin und unbedingt Proof of Faith lesen wollte. Und es hat sich gelohnt, denn in einigen Aspekten gibt es hier eine klare Steigerung zum Vorgänger – in anderen leider aber Abstriche.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, auch wenn diese nicht explizit getrennt oder ausgewiesen sind. Beide nehmen gut die Hälfte vom Buch ein – das erste Aufeinandertreffen mit der Treuetesten und Monate später, als Caleb als Single neben Sierra einzieht. Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht, wenngleich viele Sachen irgendwie random eingeworfen wurden und für den weiteren Verlauf gar keinen Sinn hatten (etwa das ständige Betonen, dass bei Sierra im Umfeld viel eingebrochen wird, weswegen sie sich daraufhin einen treudoofen, kuschelbedürftigen Golden Retriever holt, die Einbrüche selbst spielen aber gar keine Rolle). Das führt dazu, dass es sich ein wenig wie ein Alltagsbericht aus Sierras Leben anfühlt, den ich zugegeben sehr angenehm und entspannt fand, aber eben auch nicht sonderlich spannend. Es dauert ein wenig, bis Caleb auftaucht, den Sierra testen soll. Es gibt einige Einblicke in die Vorbereitung der Testung – und das sich überholende Schicksal, denn tatsächlich treffen Sierra und Caleb vor der eigentlichen Testung aufeinander, unwissend, wer der jeweils andere ist. Schicksalshaft, denn auf beiden Seiten ist ein wenig Insta-Love gegeben. Ich war hier ehrlich gesagt ziemlich skeptisch, weil Caleb ja verlobt ist und ich kein gutes Gefühl dabei hatte, die Autorin hat sich hierfür aber eine wie ich finde solide und nachvollziehbare Lösung ausgedacht. Als ich realisierte, dass an dieser Stelle aber bereits die Hälfte vom Buch vergangen war, war ich etwas unruhig. Denn ehrlich gesagt: Passiert ist bis hierhin einfach… nichts.

Und viel mehr passiert auch im zweiten Teil nicht, als beide wieder aufeinandertreffen. Caleb zieht neben Sierra ein, die er natürlich nicht als Treuetesterin, aber als Zufallsbekanntschaft kennt. Sierra hingegen ist überrascht und schockiert, dass Caleb nun Single ist. Zwischen beiden knistert es und als netter Slow Burn Roman entwickelt sich ein zartes Flämmchen. Zu viel erwarten sollte man hier nicht, immerhin geht es ja quasi mit dem richtigen Kennenlernen erst bei der Hälfte des Buches los. Trotzdem haben beide mir ganz gut gefallen, sie haben nette Momente miteinander. Sie kommunizieren erwachsen, offen und größtenteils ehrlich miteinander – denn natürlich war von Anfang an klar, welches Problem der große Explosionspunkt sein wird: Caleb weiß nicht, dass Sierra ihn auf seine Treue getestet hat. Und so las ich eigentlich nur weiter, um zu sehen, wie die Autorin das Dilemma löst. Ich habe mich ehrlich gefragt, wie ich an Calebs Stelle reagieren würde. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, deswegen war ich sehr offen für die Lösung der Autorin. Sie war durchdacht, menschlich und konnte mich schon überzeugen.

Proof of Faith ist einfach wie auch der Vorgänger kein Buch mit einer heftigen Handlung, tiefgreifenden Emotionen oder überraschenden Twists. Ich möchte in dem Aspekt einfach ehrlich sein. Aber: Das Buch hat dennoch viel zu geben und deswegen hatte ich Freude daran. Es war einfach ein wahnsinnig angenehmes Zwischendurch-Buch mit ein paar Emotionen, ein bisschen was zum Lachen und – leider zu wenig – interessanten Einblicken in die Agentur. Ich hätte mir deutlich mehr Einblicke in den Job, die Agentur und die Probleme gewünscht, alles wurde doch recht kurz oder nebensächlich behandelt. Andere Punkte kriegen dafür einfach zu viel Aufmerksamkeit, die Fokussetzung konnte mich daher nur bedingt überzeugen. Der Hauptstrang um Sierra und Caleb kann im Großen und Ganzen überzeugen, hätte aber definitiv mehr Tiefe verdient und auch vertragen. Die beiden passen zueinander, keine Frage. Die beiden geben sich Raum zum Atmen und unterstützen sich, was mir sehr gefallen hat. Aber ich hätte einfach gern mehr über sie und ihre Gefühle erfahren. Vielleicht liegt’s aber auch an der relativen Kürze des Buches. Eine Sache, die mich aber auch bei Band 1 schon gestört hatte, war hier wieder relevant. Die drei Schwestern sind sehr durchgeplant, führen ihre Agentur (vermeintlich) durchdacht und haben hohe Ansprüche an sich. Gleichzeitig gibt es einige Momente im Buch, die für mich unglaublich unprofessionell wirkten, vor alle der Patzer, der zu Sierras „Enttarnung“ Caleb gegenüber führt. Für eine Agentur, die in diesem Feld arbeitet, war ich schockiert hierüber. Aber gut, irgendwie müssen bestimmte Sachen ja passieren, damit die Story aufgeht.

Abschließend möchte ich noch etwas sagen zu einem Punkt, den ich bei Band 1 doch recht stark kritisiert habe: Das Gendern. Dabei ging es mir nicht um das Ob, sondern das Wie. Das Buch war wahnsinnig schwer lesbar, da wild zwischen Stilen gewechselt wurde und es unfassbar viele Wiederholungen gab, wodurch man sich erschlagen fühlte. Offenbar hat der Verlag die viele Kritik wahrgenommen, denn auch in Band 2 wird wieder gegendert, aber sehr dezent und wirklich überhaupt nicht störend oder holprig. Es wurden viele geschlechterneutrale Formulierungen und gelegentlich das Sternchen verwendet.

Mein Fazit

Proof of faith ist im Ganzen stärker als Band 1 der Reihe, hat aber eindeutig noch Luft nach oben. Ich hätte mir mehr über die Agentur gewünscht, habe mich aber insgesamt auch gut unterhalten gefühlt. Eine lockere, wenig anspruchsvolle Geschichte, toll für Zwischendurch!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 04.05.2023

Interessanter Auftakt

Stealing Infinity
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„Willst du wirklich in das Leben zurückkehren, dass ihr beide geführt habt? Oder traust du dich, etwas zu riskieren, für eine bessere Zukunft?“
(Braxton zu Natasha in Stealing Infinity)

Worum geht’s? ...

„Willst du wirklich in das Leben zurückkehren, dass ihr beide geführt habt? Oder traust du dich, etwas zu riskieren, für eine bessere Zukunft?“
(Braxton zu Natasha in Stealing Infinity)

Worum geht’s?

Natasha Clarke ist die totale Außenseiterin an ihrer Highschool, als sie unvermittelt eine Einladung in einen mysteriösen Club erhält. Dort entdeckt sie einen Grabstein mit ihrem Namen. Kurz darauf wird es um sie schwarz. Alles nur ein Traum? Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist Natashas Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Ihr wird Diebstahl vorgeworfen, sie fliegt von der Schule – und erhält das überraschende Angebot, an die Gray Wolf Academy zu wechseln. Dort stehen allerdings nicht nur Geschichte und Kunst auf dem Lehrplan. Mithilfe von Braxton, ihrem gut aussehenden Mitschüler, will Natasha das Mysterium der Academy lüften und merkt bald: Die Eliteschule hütet noch mehr dunkle Geheimnisse …

Stealing Infinity ist Band 1 der Gray Wolf Academy-Reihe. Die Geschichte ist nicht in sich geschlossen und wird in Band 2 fortgesetzt.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Natasha erzählt. Die Geschichte verläuft chronologisch. Es sind potenziell triggernde Elemente enthalten (sexueller Übergriff).

Meine Meinung

Lang ist es her, dass ich ein Fantasy-Buch gelesen habe. Wirklich sehr lang, denn die fantastischen Welten haben bereits vor vielen Jahren ihre Magie für mich verloren. Als ich in der dtv-Vorschau dieses Buch entdeckt habe, überkam es mich plötzlich aber und ich wollte unbedingt mal wieder ein Fantasy-Buch lesen. Und was soll ich sagen? Ich habe es verschlungen und ich möchte eindeutig mehr.

Ich muss gestehen, dass ich den Einstieg furchtbar fand. Es hat einige Seiten gedauert, bis ich in der Geschichte war. Nicht, weil man am Anfang eine „Nachricht aus der Vergangenheit“ hat, deren Rolle für die Geschichte gigantisch sein könnte, aber nicht aufgelöst wird. Sondern, weil die Geschichte am Anfang wirr, willkürlich und kurios wirkt. Komische Freundschaften, fragwürdige Entscheidungen, verrückte Gestalten – und jede verdammte Menge Fragezeichen. Die bleiben übrigens während des ganzen Buches, manche als „ich möchte verstehen, was hier abgeht“ und einige als „äh, was hab ich hier gerade gelesen“. Aber aus irgendeinem Grund hatte mich die Geschichte doch ziemlich schnell und so habe ich in gut vier Stunden von Seite 1 bis zum Ende gelesen – Cliffhanger, tausend Theorien und jede Menge Verzweiflung inklusive. Das Buch hat viele Stärken. Es ist sehr spannend, denn eigentlich wird absolut gar nicht erklärt, die hingeworfenen Puzzleteile passen vorne und hinten nicht und man merkt einfach, dass Natashas Rolle in dem ganzen Konstrukt weit über das, was alle denken, hinausgehen wird. Zwar sind viele Ideen auch wahnwitzig (etwas Natashas Rekrutierungsszene, die generelle Idee von Arthur), einige Charaktere sind vermutlich mehr als fragwürdig und die Autorin hat einen ziemlich krassen Fashiontick (Mode ist immer wieder ein Thema, aber nicht relevant für die Geschichte), aber gleichzeitig ist alles so absurd, dass man sich total in der Geschichte verliert und versucht, die Rätsel zu lösen, zu verstehen, wer mit wem und wieso zusammenarbeitet, wer eine „hidden agenda“ haben könnte und wem man vertrauen kann (okay, niemanden irgendwie, aber man will es vielleicht ja trotzdem versuchen). Die Grundidee mit den Zeitreisen dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Parallelen zu Büchern wie der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier muss ich sicher nicht erwähnen (wenngleich ich in ihren Büchern das alles etwas besser umgesetzt fand). Nur die Idee, wieso man es macht, ist neu. Ich glaube hier zwar auch, dass in den Folgebänden mehr kommt und viel mehr dahintersteckt, aber ich bin gespannt.

Kommen wir nun aber zu den Schwächen: Die Charaktere sind eindimensional, haben keine Tiefe. Sie sind einfach da. Das wirkt sich auch auf die vermeintliche Liebesgeschichte aus, die für mich tatsächlich nicht greifbar, nachvollziehbar oder auch nur erwartbar war. Sicher mag Braxton gut aussehen und er bemüht sich sehr um Natasha, wieso da aber Funken fliegen, ist mir bislang nicht klar. Im Hinblick auf Band 2 könnten hier aber durch einige Ereignisse am Ende noch mehr Entwicklungen kommen. Ein weiterer Punkt ist, dass tendenziell ein wenig der rote Faden fehlt. Die Autorin verliert sich zwischendurch immer in umfangreichen Nebensächlichkeiten, die den Fokus zu sehr davon weglenken, was hier eigentlich abgeht. Die Geschichte ist daher an vielen Stellen nicht unbedingt rund, stockt ein wenig. Man merkt aber das klare Potenzial, was hier enthalten ist. Was mich tatsächlich aber doch arg gestört hat, war die unbedarfte Art, mit der Natasha in der Vergangenheit unterwegs ist. Das passte für mich auch nicht unbedingt zur Idee der Akademie, sie gut auszubilden. Immerhin erhalten die Schüler kulturellen Unterricht, lernen Schwertkampf und jede Menge anderer Sachen für das „Leben“ in der Vergangenheit. Und trotzdem bewegt sich Natasha immer wie ein Elefant im Porzellan-Laden. Diese Unstimmigkeit hat mich tatsächlich stark gestört, weil es nicht zu Arthur und seiner perfekten Idee passt. Ich hoffe, dass es hier in den Folgebänden eine Erklärung gibt, wieso Natasha so wenig vorbereitet und so schnell in der Zeit springen sollte/musste, obwohl man klar merkt, dass sie hierbei starke Defizite hat. Ich werde auf jeden Fall für Band 2 zurückkehren.

Mein Fazit

Stealing Infinity ist ein spannender Auftakt, der bekannte Elemente mit neuen Ideen vereint. Es ist an vielen Stellen Luft nach oben und die Liebesgeschichte ist für mich bisher auch eher lauwarm. Aber durch die Spannung und die vielen Fragezeichen hat man einen gewissen Suchtfaktor bei der Geschichte. Ich werde auf jeden Fall weiterlesen.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 27.03.2023

spritzig und energiegeladen

Bitter Sweet Rebound
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„Solltest du dich jemals fragen, wieso ich dich hasse, sieh einfach in den Spiegel.“
(Mackenzie zu Cameron in Bitter Sweet Rebound)

Worum geht’s?

Den Start an der Yale Universität hat sich Mackenzie ...

„Solltest du dich jemals fragen, wieso ich dich hasse, sieh einfach in den Spiegel.“
(Mackenzie zu Cameron in Bitter Sweet Rebound)

Worum geht’s?

Den Start an der Yale Universität hat sich Mackenzie Underwood definitiv anders vorgestellt. Erst platzt sie in das Beziehungs-Aus ihrer neuen Mitbewohnerin und bricht dann auch noch während der Einführungsveranstaltung bewusstlos zusammen. Damit nicht genug: Sie soll ausgerechnet Cameron Cruz, dem arroganten Kapitän der Rudermannschaft, Nachhilfe geben. Als der jedoch ihre geheime Bucketlist findet und sie mit ihren Wünschen aufzieht, beschließt sie, künftig einen großen Bogen um ihn zu machen. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie allerdings noch nicht, dass sie sehr bald auf seine Hilfe angewiesen sein wird.

Bitter Sweet Rebound ist Band 1 einer Reihe. Die Geschichte ist jedoch in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Cameron und Mackenzie in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet expliziten sexuellen Content und potenziell triggernde Themen.

Meine Meinung

Bitter Sweet Rebound ist ein Opfer meines Mood-Readings gewesen. Einige Monate musste das Buch auf dem SUB verbringen, denn jedes Mal, wenn ich danach gegriffen habe, habe ich bereits nach kurzer Zeit die Lust verloren, weiterzulesen. Das lag nicht am Schreibstil oder am Inhalt, sondern einfach daran, dass Cameron, Mackenzie und ihre Geschichte so spritzig-besonders ist, dass ich es zum richtigen Zeitpunkt lesen musste. It’s me, hi, i’m the problem – mood-reader durch und durch.

Diese Geschichte ist Chaos. Und das meine ich im positiven Sinne. Lebendig, wendig, einfallsreich, mit jeder Menge zum Entdecken und gleichzeitig nicht allzu tief, allzu emotional und glücklicherweise auch nicht erdrückend. Nein, hier fliegen die Fetzen, hier knallt es wie beim Feuerwerk und gleichzeitig wird dem Leser so einiges geboten, dass man lachen, fluchen und auch ein kleines bisschen cringen kann. Es ist ein etwas anderer College-Roman, der viele Klischees mitnimmt, aber diese gern auch über den Haufen wirft. Der Klappentext passt für mich zwar nicht so ganz, aber das tat der Sache keinen Abbruch. Einmal in der Geschichte (mit der richtigen Stimmung) drin und zack, habe ich die ganze Story in einem Rutsch verschlungen.

Mackenzie kommt nach Yale, wo sie als einzige ihrer Familie nicht Medizin (und nicht in Harvard) studieren möchte. Doch sie kommt nicht allein, ihr großer Bruder Max ist mit dabei, der seine kleine Schwester so sehr in Watte packt, dass man bereits nach wenigen Seiten das Bedürfnis hat, ihn den Hals umzudrehen. Doch der Hintergrund seiner Sorge ist berührend und auch wenn man mit seinen Methoden, Mackenzie regelrecht in Fürsorge zu ersticken, nicht d’accord geht, muss man Max irgendwie lieben. Wen man von Anfang an hassen wird, ist allerdings Mackenzies Freund Justin, der schon ab Seite 10 oder so den Worst Boyfriend Award gewinnt. Wieso, das müsst ihr selbst herausfinden, aber wow, ich wollte ihn erschlagen. Und Mackenzie einmal durchschütteln, was sie mit so einem depperten Typ eigentlich will. Aber nun gut, die Probleme lösen sich glücklicherweise von selbst (eventuell unter Zuhilfenahme einiger Fausthiebe durch Cameron und / oder Max).

Auftritt Cameron: Nicht nur, dass er der Ex von Mackenzies nerviger, unsympathischer und fragwürdiger Mitbewohnerin Laura ist (die mehr als einmal live-vögelt, während Mackenzie ins Zimmer kommt), der neue Teamkollege ihres Bruders Max und bedauerlicherweise auch der beste Freund ihres depperten Boyfriends Justin ist, nein, er ist auch ihr größtes Problem, denn beide geraten andauernd aneinander, müssen in Vorlesungen zusammenarbeiten und die Energie zwischen den beiden kommt zeitweise einer Kernexplosion gleich – nur wahlweise auf Basis Hass und manchmal auf Basis Anziehung. Witzige Wortgefechte, jede Menge verzweifelte Wortbattle, Mordgedanken, zynisch-freche Bemerkungen, bitterböse Punchlines und so mancher Satz, der Mackenzie die Schamesröte ins Gesicht treibt – hier wird das ganze Repertoire bedient, sehr zu meiner Freude, denn ehrlich gesagt hat es einfach nur Spaß gemacht, die beiden zu begleiten. Das Buch ist Chaos, das werde ich wieder und wieder sagen. Die Dynamiken sind rasant, man weiß manchmal nicht ganz, wer gerade mit wem was hat (und wieso!), manchmal möchten sich Cameron und Mackenzie umbringen, manchmal gibt es aber auch sehr schöne Momente zwischen den beiden. Und doch ist der Subtext eigentlich von Anfang an klar: Was sich liebt, das hasst sich.

Die im Klappentext erwähnte Nachhilfe und die Bucketlist haben mich überrascht. Denn beides spielt eine sehr unterordnete Rolle im Buch, tatäschlich gibt Mackenzie Cameron gar keine Nachhilfe (bzw. nur an einer Stelle sehr spät wird es erwähnt) und die Bucketlist nutzt Cameron anfangs, Mackenzie aufzuziehen, später aber, um sie glücklich zu machen. Glücklicherweise wurde nicht die gesamte Bucketlist abgearbeitet (geschocktes Emoji bitte einsetzen), ich denke, dies hätte der aufkeimenden Entwicklung der beiden Charaktere auch nicht gut getan. Ich möchte aber auch ehrlich sein: Wer hier tiefe Gefühle, emotionale Ausbrüche, dramatische Liebesbekundungen erwartet, ist fehl am Platz. Das ist für mich auch ein wenig der Kritikpunkt, denn die Autorin bedient sich – nicht negativ gemeint - sehr vieler Klischees, mit denen sie dann aber auch spielt. Ich kam mir an einigen Punkten wie in diesen klassichen 90er-Jahre Collegemovies vor und ich habe es sehr geliebt, diese Vibes, die Schnelligkeit der Geschichte und wie gesagt, diese positive Chaotik, bei der die einzelnen Handlungsstränge sich miteinander verweben, sich abschneiden oder einfach umwickeln und verknoten. Aber manchmal hätte ich mir etwas Gefühl gewünscht, um bestimmte Entwicklungen besser verstehen zu können. Dafür wird jeder, der spicy Spaß mag, hier auf seine Kosten kommen. Es wird manchmal humorvoll, aber auf jeden Fall heiß.

Im letzten Viertel des Buches entwickelt sich die Geschichte überraschend, denn eigentlich dachte ich eher, dass die beiden sich noch aus irgendwelchen Gründen zerfetzen werden, aber der Weg geht in eine andere Richtung. Von Anfang an ist subtil angelegt, dass Cameron noch ein großes Thema hat, was ganz selten zwischendurch erwähnt wird, aber zu großen Änderungen und Überraschungen am Ende führt. Mir hat das insoweit gefallen, weil es eine andere Thematik war, mit der man den berühmt-berüchtigten Knall begründet. Ich hätte mir etwas mehr Raum für diese Problematik gewünscht, da es doch ein wenig rasch und überstürzt wirkte und mir noch einige Fragezeichen zu vorigen Themen offenblieben.

Mein Fazit

Bitter Sweet Rebound ist ein positiv-chaotisches Buch voller spritziger Wortgefechte. Das Buch erinnerte mich an die klassischen 90er-Jahre College-Movies und es hat sehr viel Spaß gemacht, Cameron und Mackenzie zu begleiten. Etwas Tiefe und Gefühl hätte an einigen Stellen die Geschichte noch verstärken können, aber auch ohne ist es definitiv lesenswert und kann begeistern.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.03.2023

emotional, aber schwache Lovestory

Vor uns die Dämmerung
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„Die Menschen wollen alle glauben, dass die Welt ein schöner Ort ist.“
(Kaiden in Vor uns die Dämmerung)

Worum geht’s?

Wenn Emery in die Augen ihrer Mutter schaut, erinnert sie alles an den Tod ihrer ...

„Die Menschen wollen alle glauben, dass die Welt ein schöner Ort ist.“
(Kaiden in Vor uns die Dämmerung)

Worum geht’s?

Wenn Emery in die Augen ihrer Mutter schaut, erinnert sie alles an den Tod ihrer Schwester Logan. Ihre Krankheit. Ihren Verlust. Daher zieht Em zu ihrem Vater und versucht einen Neustart. Aber egal, wohin sie geht: Logan bleibt immer bei ihr. Unter einem großen Ahornbaum, wo ihre Schwester begraben wurde, fühlt sie sich ihr besonders nah. Was Em nicht weiß: Auch ihr neuer Stiefbruder Kaiden sucht diesen Ort auf. Er ist wütend, abweisend und so unglaublich gutaussehend, dass Em an nichts anderes mehr denken kann. Als die beiden sich näherkommen, lernt Em Schicht für Schicht den wahren Kaiden kennen – und lieben. Aber was Kaiden nicht weiß: Em leidet an der gleichen Krankheit wie ihre Schwester …

Vor uns die Dämmerung ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Emery erzählt. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte, insbesondere aus dem Bereich Erkrankung, Trauer und Verlust. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Schönes Cover, interessanter Klappentext und ja – das Label „Books that make me ugly cry“. Das waren die Gründe, wieso ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Plus eine sehr überzeugende Leseprobe, die mit einem poetischen, gefühlvollen Schreibstil schon direkt mein Herz erreicht hat. Als dann die ersten überschäumenden Bewertungen zum Buch kamen, war ich sehr gespannt, ob das Buch „worth the hype“ ist. Und was soll ich sagen? Ja und nein.

Wer zu diesem Buch greift, sollte sich von Anfang an einer Sache bewusst sein: Das hier ist kein Zuckerwatte-Kuschelbuch. Vor uns die Dämmerung ist ein komplexes, ergreifendes Buch, was mit einer drückenden Atmosphäre, diversen Problematiken und jeder Menge intensiver Einblicke daherkommt. Es ist ein Buch, was einen von Anfang an in eine schmerzhafte Dunkelheit zieht, bei dem man verzweifelt nach Licht (und Hoffnung) sucht, aber manchmal nur sehr viele Schatten erhält. Dementsprechend sollte es eine bewusste Entscheidung sein, zu diesem Buch zu greifen. Es ist ein Buch, was an den Nerven, am Herzen zerren wird. Ein Buch, was möglicherweise triggernd sein kann, einen emotional ziemlich mitnehmen kann. Aber genug zum Vorab-Disclaimer.

In dem Buch geht es um Emery. Emery gab es einst als Doppelpack, denn sie hat eine eineiige Zwillingsschwester namens Logan gehabt. Aber Logan verstarb in Folge ihrer Lupus-Erkrankung und seitdem steht das Leben von Emery und ihrer Familie Kopf. Jahre sind vergangen, aber der Verlust beeinflusst das Leben jeden Tag. Emery vermisst ihre beste Freundin, aber auch ihre Mutter. Denn die hat sich seit Logans Tod zurückgezogen, gelegentlich nennt sie Emery sogar Logan. Und so entscheidet Emery sich, zu ihrem Vater zu ziehen, der die Familie vor Logans Tod bereits verlassen hat und zu dem sie seitdem keinen Kontakt hatte. Er hat eine neue Familie mit der liebevollen Cam und deren Sohn Kaiden gegründet. Und hier versucht Emery, ihr letztes Schuljahr zu absolvieren. Und am Leben zu bleiben, denn auch Emery ist lupuserkrankt.

Beim Lesen des Buches schlugen zwei Herzen in mir, das eine war begeistert, das andere leider nicht. Und ich möchte hier versuchen zu erklären, wieso. Denn das Buch hat wunderbare Elemente, aber auch nicht gelungene Momente. Ich fange mit dem an, was mich nur bedingt begeistert hat: Kaiden. Kaiden und Emery. Das anfängliche Familienleben. Denn Emery hatte ewig keinen Kontakt zu ihrem Vater (was später noch ein relevantes Thema wird) und anfangs bemüht sich ihr Vater auch irgendwie null um sie. Lediglich Cam ist von Anfang an liebevoll und motiviert, versucht Emery einzubinden und ihr ein gutes Gefühl zu geben. Kaiden hingegen ist von Anfang an das klassische Badboy Klischee. Er ignoriert Emery, er ist unhöflich zu Emerys Dad und auch zu seiner eigenen Mutter, er verschwindet nachts und trägt jede Menge Wut in sich. In der Schule sorgt er dafür, dass kaum jemand mit Emery redet. Und alles war irgendwie so… sinnlos? So anlasslos? Und das hat es mir tatsächlich schwer gemacht. Denn sein Handeln wirkte einfach nur so, als würde die Autorin ein wenig Klischee und beliebte Tropes (Enemies to lovers) einbauen wollen. Glücklicherweise bricht Kaidens Fassade im Verlauf etwas auf, wenngleich mir einfach der Anlass dafür fehlte. Quasi über Nacht wird er liebevoll und sorgsam zu Emery, verbringt Zeit mit ihr und naja, unweigerlich verlieben sie sich. Ab dem Zeitpunkt scheint beide tendenziell eher Sex als alles andere miteinander zu verbinden. Ganz ehrlich? Die Lovestory war unglaublich schwach, als hätte sich die Autorin überhaupt keine Mühe geben wollen, da Substanz einzubauen und ein zumindest einigermaßen solides Fundament zu bauen. Generell gibt es einen Punkt in der Geschichte, der dazu führt, dass die Charaktere sich verändern, nur mir ist nicht wirklich klar geworden, wieso eigentlich. Ab diesem Punkt fand ich das Buch aber deutlich angenehmer zu lesen, einfach weil die Charaktere langsam Sinn gemacht haben und nicht wie zurechtkonstruierte Abziehbildchen wirkten. Und das war auch nötig, denn der Kern des Buches liegt nicht auf der Lovestory, sondern auf…

Emerys Geschichte. Und das ist, was mich an dem Buch unglaublich begeistert hat. Die Autorin hat in einer unglaublichen Form geschafft, einem die Lupus-Erkrankung, die Folgen, die inneren Vorgänge von Emery und den steten Wandel zwischen Hoffnung und Verzweiflung nahezubringen. Dies führt eben auch zu der benannten drückenden Stimmung im Buch, da man doch sehr mit Emery leidet und von ihrem Schicksal ergriffen ist. Die Schwester verloren, nun selbst schwer krank, eine Mutter vom Verlust der Tochter so mitgenommen, dass sie für ihre andere Tochter nicht mehr da sein kann. Hier liegt unglaublich viel Gewicht und Schmerz in der Geschichte. Und wenn man das Nachwort liest, versteht man auch, wieso das der Autorin alles so gut gelungen ist. Es sind rohe Gefühle, ungefilterte Gedanken, hoffnungsvolle Erinnerungen und zerschmetternde Erlebnisse, die der Leser mit Emery erleben darf und muss. Irgendwann im Verlauf der Geschichte habe ich auch gedacht, dass es für mich die ganze Liebesgeschichte nicht gebraucht hätte. Kaiden und Emery hätten Freunde sein können, Geschwister. Die Lovestory war für mich nicht unterstützend und nicht relevant. Aber Emerys Empfindungen sind es. Manchmal möchte man sie anschreien, weil sie bewusst die Augen verschließt. Manchmal möchte man sie in den Arm nehmen, weil man mit ihr leidet. Manchmal möchte man ihr den Schmerz nehmen, ihr Hoffnung geben. Und gleichzeitig hat man Angst. Angst davor, wie dieses Buch ausgehen wird.

Und das führt mich zum letzten Punkt. Das Ende. Es wird wahrscheinlich polarisieren. Es wird Leute zufrieden stellen und andere Leute werden es hassen. Es wird für einige Sinn machen, für einige nicht. Es ist ein schnelles Ende, plötzlich und irgendwie mittendrin. Es lässt Raum für Gedanken. Aber vor allem ist es eins: Mutig. Mutig von der Autorin, dem Leser mit einem derartigen Ende herauszufordern. Mutig von der Autorin, der Protagonistin derartigen Raum zu geben. Mutig vom Leser, bis hierhin gelesen zu haben, auch wenn sein Gefühl ihn warnt, es zu tun. Es ist ein Ende, was ich mir häufiger in Büchern wünsche, weil es realistisch ist. Auch wenn es wehtut.

Mein Fazit

Vor uns die Dämmerung überzeugt mich nicht als Liebesgeschichte, aber als Lebensgeschichte. Die Autorin beschreibt Emerys Gefühlswelt unglaublich berührend und behutsam, das Drumherum verkommt leider aber doch ziemlich. Eine etwas andere Geschichte, voller Schwere, Verzweiflung und Hoffnung. Für mich eine Leseempfehlung, aber man sollte sich bewusst sein, auf welche Reise man sich begibt.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]