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Veröffentlicht am 16.04.2023

Bleibt weit hinter den Erwartungen zurück

1945 - Bahnfahrten im zerstörten Berlin
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Während Berlin 1945 noch unter dicken Staubschichten in Trümmern liegt, kämpft sich die Bahn wieder zurück auf die Schienen. Der Bahnverkehr kommt zwar nur ganz langsam wieder ins Rollen, aber es bewegt ...

Während Berlin 1945 noch unter dicken Staubschichten in Trümmern liegt, kämpft sich die Bahn wieder zurück auf die Schienen. Der Bahnverkehr kommt zwar nur ganz langsam wieder ins Rollen, aber es bewegt sich etwas und die Bevölkerung der besetzten Stadt wird langsam, aber sicher wieder mobil.

Während der West-Sektor sein Schienennetz wieder Instand setzt, blutet der Ost-Sektor durch die Demontagen des Schienennetzes und der Züge als Reparationszahlungen an die Sowjetunion regelrecht aus.

Bernd Kuhlmann versucht in seinem Buch "1945-Bahnfahrten im zerstörten Berlin" seinen Leser:innen nicht nur das desolate Stadtbild zu zeigen, sondern auch auf das völlig zerstörte Schienennetz aufmerksam zu machen. Es gelingt ihm aber nur leidlich, Interesse für dieses eigentlich sehr spannende Thema zu wecken. Zugegeben, die historischen Aufnahmen sind beeindruckend und zeugen von der blinden Zerstörungswut in Kriegstagen. Eindrucksvoll beweisen sie was möglich ist, wenn Wiederaufbau betrieben wird und eine Stadt inklusive ihres Schienennetzes wie Phönix aus der Asche steigt.

Jedoch hätte ich mir mehr an informativen Textbeiträgen gewünscht, denn hier wird vieles nur angerissen und nicht weiter vertieft. Dafür erhalten die Leser;innen seitenweise gedruckte Fahrpläne aus jener Zeit, die m.E. zwar mal ganz nett sind zu lesen, aber nicht wirklich die Dramaturgie des Buches unterstreichen. Ich hätte so gerne noch viel mehr über die Schwierigkeiten der Eisenbahn hüben wie drüben beim Wiederaufbau gelesen, denn der allgegenwärtige Materialmangel hat doch das ein oder andere Bauvorhaben ausgebremst.

So bleibt des Buch zwar ein nett anzuschauendes bebildertes Werk, aber an Informationen fehlt mir einfach alles, um wirklich komplett vom Inhalt überzeugt zu sein.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

"Big Brother" mit unglaublich vielen Logikfehlern

Stranded - Die Insel
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Es klingt nach einem spannenden Abenteuer und Maddie kann nicht glauben, dass sie wirklich an diesem ungewöhnlichen Experiment teilnehmen darf. 8 Menschen bilden für ein Jahr lang eine Zwangsgemeinschaft ...

Es klingt nach einem spannenden Abenteuer und Maddie kann nicht glauben, dass sie wirklich an diesem ungewöhnlichen Experiment teilnehmen darf. 8 Menschen bilden für ein Jahr lang eine Zwangsgemeinschaft auf einer einsamen Insel. Fernab jeglicher Zivilisation, nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Immer mit dabei: Kameras, an allen möglichen und unmöglichen Orten, auch an den Teilnehmer:innen selbst, sodass die Zuschauer:innen alles hautnah miterleben können. Wie wird sich die Gruppe arrangieren, um den Alltag zu meistern ? Niemand ahnt, dass alles aus dem Ruder laufen und Maddie die einzige Überlebende sein wird.....


Ich gebe es offen und ehrlich zu, dass mich der Klappentext in Verbindung mit dem Cover angefixt hat, um zu diesem Buch zu greifen. Als spannender Thriller angekündigt, ist die Erwartung dementsprechend hoch, zumal ja bereits im Vorfeld bekannt ist, dass alle Teilnehmer:innen des Reality-Experimentes nicht überleben bzw. es nur eine Überlebende geben wird. Normalerweise mag ich solche Bücher sehr, denn ich finde es spannend zu lesen, wie sich die Handlung entwickelt, um in der unaufhaltsamen Katastrophe zu enden.

Leider hat "Stranded - Die Insel" aber zu keiner Zeit meine Erwartungen erfüllen können - im Gegenteil. Ich bin mehr als enttäuscht, dass ich hier ein Buch in den Händen halte, welches durchgängig von Langeweile, Eintönigkeit und Logikfehlern durchzogen ist, sodass keine richtige Spannung aufkommen will. Dabei bietet der Plot unglaublich viel Potenzial, um die Sapnnungsschraube immer weiter zu drehen und die Nerven flattern zu lassen. Dies hat die Autorin allerdings versäumt, in ihren Kapitel einzubauen, sodass die Handlung schwerfällig und verwirrend erzählt wird. Auch holpert die Logik an vielen Stellen, sodass sich die Handlung selbst ins Aus bugsiert (ich sag nur: Fliegenpilze) und seicht ist wie ein Kinderplanschbecken.

Die Idee, "Big Brother" auf eine einsame Insel zu verlegen, ist an und für sich ganz nett, denn hier gibt es kein Entkommen. Andererseits stelle ich mir im Verlauf des Buches immer wieder die Frage, warum mich das Gelesene nicht wirklich schockiert. Bin ich/ sind wir tatsächlich schon übersättigt mit den vielen Trash- und Reality-Formaten im Fernsehen, dass wir regelrecht abgestumpft sind ?

Leider können weder Figuren noch Handlung über den kompletten Verlauf des Buches überzeugen und für mich ist das (Lese-)Experiment Insel grandios gescheitert.

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Veröffentlicht am 28.03.2023

Krimis kann sie eindeutig besser

Vier Herzen am See
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Ein einziger Anruf lässt die Welt von Sophie einstürzen und ihre Koffer packen. Der Neustart in der alten Heimat Konstanz reißt auch wieder Wunden auf, die nie ganz verheilt sind. Und doch stellt sich ...

Ein einziger Anruf lässt die Welt von Sophie einstürzen und ihre Koffer packen. Der Neustart in der alten Heimat Konstanz reißt auch wieder Wunden auf, die nie ganz verheilt sind. Und doch stellt sich da ein Kribbeln im Bauch ein, als Sophie Anton gegenübersteht. Dumm nur, dass Anton einen Hund hat und Sophie Hunde nicht mag. Aber Tochter Marlene findet nicht nur Hund Zottel toll, sondern malt Bilder, auf denen Anton, Zottel, Sophie und sie eine Familie sind. Sophie ist hin und her gerissen, denn Anton hat ein Geheimnis....


Bisher habe ich so gut wie alle Bücher aus dem Krimi-Genre von Tina Schlegel regelrecht durchgesuchtet, denn ihr packender Schreibstil ist wie geschaffen dafür, Spannung und Nervenkitzel pur zu erzeugen. Um so größer ist die Neugier auf den Wechsel ins Romantische. Beherrscht sie auch hier alle Töne der Klaviatur der Gefühle ?

Ich muss leider gestehen, dass der Ausflug an den Bodensee im wahrsten Sinne das Wortes ins Wasser gefallen ist, denn Romantik und große Gefühle sind leider nicht zu finden. Vielmehr schüttele ich immer wieder voller Unverständnis den Kopf und frage mich, wie eine erwachsene Frau und alleinerziehende Mutter so unreif und wenig entscheidungsfreudig sein kann, wie es Sophie leider ist. Statt das Leben und die Zeit mit ihrer Tochter in vollen Zügen zu genießen, drückt sie sich vor Entscheidungen und scheint auch kein Verantwortungsgefühl zu kennen. Sie ist wankelmütig und in meine Augen völlig mit sich und ihrer Lebenssituation überfordert.

Was Sophie zu unreif ist, ist ihre Tochter Marlene zu altklug. Das fünfjährige Mädchen hat Sprüche drauf, die an Küchenkalenderpsychologie erinnern. Finde ich diese neunmalkluge Art zu Beginn noch ganz witzig, kehrt sich das leider im Verlauf der Handlung um und wird enervierend. Normalerweise finde ich Kinder in Romanen einfach nur zuckersüß und ihnen fliegt mein Leserinnenherzchen zu, aber Marlene schafft es leider nicht, mich als kindliche Figur zu begeistern.

Die Geschichte liest sich zwar leicht von der Hand weg, aber mir fehlt hier das flirty Zusammenspiel zwischen Mann und Frau, da Sophie gerne wieder in alte Muster zurück fällt. Ich weiß, dass Tina Schlegel in ihren Krimis unglaublich gut darin ist, Stimmungen und Atmosphäre zu erzeugen, aber mit der Lovestory ist ihr das leider nicht gelungen.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Das Meer von unten
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Connie lebt tagein, tagaus im gleichen Trott - Aufstehen, anziehen, die Arbeit als Küchenhilfe verrichten, heimgehen, schlafen. Dabei hätten ihr doch mit der Matura Tür und Tor offen gestanden. Das Aufregendste ...

Connie lebt tagein, tagaus im gleichen Trott - Aufstehen, anziehen, die Arbeit als Küchenhilfe verrichten, heimgehen, schlafen. Dabei hätten ihr doch mit der Matura Tür und Tor offen gestanden. Das Aufregendste ist wahrscheinlich, wenn eine Stiege mit Eiern zerbricht und Chaos in der Küche herrscht. Doch dieses monotone Einerlei wird jäh durchbrochen, als Connie das Nachbarskind von Tür 37 vor ihrer eigenen Wohnung findet. Ein bisserl seltsam ist das schon, denn das Kind mag wenig bis gar nichts von sich und seiner Familie preis geben, schon gar nicht den eigenen Namen. Und so ganz ohne Schuhe, aber mit einem immerwährenden Hunger steht das Kind nun häufiger vor Connies Tür...


"Das Meer von unten" hat mich mit seinem minimalistischen Cover und dem doch sehr poetisch anmutenden Titel dazu verführt, zu diesem Roman zu greifen und mit dem Lesen zu beginnen. Doch schon nach wenigen Seiten ist die Luft raus, denn ich kann zu Connie überhaupt keine Verbindung aufbauen. Sie wirkt in ihrem grauen, unaufgeregten Alltag auf mich mehr als zufrieden und weit davon entfernt, etwas ändern zu wollen. Es gibt eben Menschen, die richten sich in ihrem Leben so ein und finden es gut.

Auch passiert nicht wirklich viel, ausser, dass ich fast minutiös den Ablauf des Tagesgeschäfts im Rösch kennenlerne - Mis en place, Schnitzel panieren und Salat waschen werden über gut 100 Seiten fast exzessiv erzählt und tragen dazu bei, dass sich eine gewissen Leere und Langweile breit machen.

Auch finde ich es unglücklich gelöst, dass das Nachbarskind anonym und geschlechtslos bleibt. Es wird immer nur von "dem Kind" gesprochen, sodass die Leser;innen nur eine rein sachliche, aber keine emotionale Bindung aufbauen können. Auch ist die Erzählung eher in stakkatoartigen Sätzen verpackt, sodass kein richtiger Lesefluss aufkommen will. Das alles führt dazu, dass der Roman in sich unrund wird und mich die Geschichte rein gar nicht berührt. Ich lese alles wie durch eine dicke Trennscheibe, die mich davon abhält, Zugang zur Geschichte und den Protas zu finden. Auch wenn die Autorin von der Wandlung berichtet, dass aus Fremdheit und Anonymität Nähe und Verantwortungsgefühl werden, bliebt eben jene Fremdheit und Anonymität in Bezug auf ihre Figuren über die komplette Dauer des Romans erhalten.

Apropos finden: Den Bezug vom Buchtitel zum Inhalt habe ich leider nicht gefunden. Das Buch ist in meinen Augen nicht Fisch, nicht Fleisch und die sensible Erzählweise, die in der Buchvorstellung hervorgehoben wird, ist nur ansatzweise vorhanden.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Verliert sich in Selbtbeweihräucherung

Unter Bäumen
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Benno Führmann hat schon früh auf sich aufmerksam gemacht und als Günni in "Und Tschüss" die Meinungen gespalten. Doch mit den Jahren hat er sich zum ernsthaften Schauspieler entwickelt, dem die Natur ...

Benno Führmann hat schon früh auf sich aufmerksam gemacht und als Günni in "Und Tschüss" die Meinungen gespalten. Doch mit den Jahren hat er sich zum ernsthaften Schauspieler entwickelt, dem die Natur am Herzen liegt. So weit, so gut. Mit der Veröffentlichung seines Buches "Unter Bäumen" suggeriert der Titel, dass hier die Natur im Allgemeinen und die Bäume im Besonderen eine große Rolle spielen und den Bezug Führmanns zu Flora und Fauna recht eindrucksvoll dargestellt wird.

Doch weit gefehlt ! Das was die Leser:innen hier schwarz auf weiß gedruckt sehen, ist eine Art Selbstbeweihräucherung, wie toll Führmann sich in seinem Leben mit der Natur arrangiert, sich für sie engagiert, sie achtet und sie als Kraftort wahrnimmt.

Allerdings ist das alles so unglaublich dick aufgetragen, dass es wenig glaubwürdig erscheint. Es gibt sicherlich viel aus dem Leben von Führmann zu erzählen, aber dann bitte mit Tiefgang und ehrlichem Interesse. Und nicht wie hier, einfach mehr oder weniger zusammenhanglos aneinandergereiht und ohne wirkliche Message . Lediglich die abgedruckten Aufnahmen aus seinem privaten Fotoalbum bieten einen interessanten Einblick in sein Bestreben, der Natur wieder ihren urwüchsigen Lebensraum zurückzugeben, damit sie sich dort frei entfalten kann.

Aber wie verhält sich sein Bezug zur Natur, wenn er um die halbe Welt jettet, um dort in Ruhe und Stille zu meditieren ? Das macht sein Bestreben, die Umweltschäden, die durch Menschenhand entstanden sind, wieder zu beheben, schlagartig zunichte.

Ich habe mich oft gefragt, was mir das Buch sagen will.....bisher habe ich keine Antwort gefunden.

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