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Veröffentlicht am 03.08.2017

Ein sommerlicher Liebesroman mit Tiefgang

Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
0

Allgemeines:

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
Autor: Sarah Ockler
Genre: Roman
ISBN-10: 3570309703
ISBN-13: 978-3570309704
ASIN: B00D1S9BY4
Originaltitel: "The Book Of Broken Hearts"
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
Autor: Sarah Ockler
Genre: Roman
ISBN-10: 3570309703
ISBN-13: 978-3570309704
ASIN: B00D1S9BY4
Originaltitel: "The Book Of Broken Hearts"
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
9,99€ (Taschenbuch)
12,99€ (gebundene Ausgabe)
Link: Hier klicken!


Inhalt:

Wenn dein Glück den falschen Namen trägt:
"Ich, Jude Hernandez, schwöre, mich niemals, nie, unter gar keinen Umständen, egal ob sie sich meiner Kontrolle entziehen oder nicht, selbst wenn das Schicksal der Menschheit davon abhängen sollte, selbst wenn mein eigenes Leben in Gefahr wäre, mit einem Vargas einzulassen."

Jude Hernandez hat eine Menge von ihren Schwestern gelernt, aber die wichtigste Regel lautet: Verlieb dich nie in einen Vargas! Sogar einen Blutseid hat sie darauf geschworen. Jetzt lebt Jude als einzige der Schwestern noch bei ihren Eltern, es ist der letzte Sommer vor dem College. Um ihren kranken Vater aufzuheitern, hat sie einen jungen Mechaniker angeheuert, der das Vintage-Motorrad ihres Vaters reparieren soll. Kann sie etwas dafür, wenn er gut aussieht? Und unerwartet süß ist? Und Emilio Vargas heißt? Schließlich handelt es sich um eine reine Geschäftsbeziehung und von einer Vargas-Flirtattacke lässt sie sich schon mal gar nicht durcheinander bringen. Aber Judes eiserne Abwehr erhält erste Risse. Wird zum dritten Mal ein Vargas das Herz einer Hernandez brechen?



Bewertung:


Erster Satz: "Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit sieht vor, dass ein Mädchen mit drei älteren Schwestern wenigstens ein Paar süße Shorts erben sollte, die ihm tatsächlich passen."


"Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher", hatte ich mir irgendwann mal auf meinen E-Reader gezogen, wo es langsam vor sich hin gammelte, bis ich vor einiger Zeit wieder darauf gestoßen bin und mich erbarmt habe, es zu lesen. Zuerst habe ich genau das erhalten, was mir Cover und Klapptext versprochen haben: eine nette und unterhaltsame Teenie-Geschichte. Zwei verfeindete Familien à la "Romeo und Julia", ein junges Mädchen, das sich ausgerechnet in ein Mitglied dieser anderen Familie verliebt, doch dann ... dann hat es mich positiv überrascht. Denn nach einem mittelmäßigen Einstieg entpuppt sich das Buch als eine bittersüße Geschichte über Verluste und den Umgang damit, verpackt in einer liebenswerten Teenagergeschichte um die erste große Liebe und Allem, was dazu gehört.

Das Cover ist furchtbar! Ich finde es im Prinzip gar nicht so schlecht, da es sehr schön sommerlich und fröhlich aussieht. Ein hübsches Pärchen, das mitten im Sommer auf einer grünen Wiese sitzt. Aber nur im Prinzip - denn zu dieser Geschichte passt es mit dieser 0815-Liebes-Manier absolut nicht! Genau wie der Klapptext, der auch nur die Oberfläche streift, hat es mich in gewisser Weise lange Zeit davon abgehalten, es zu lesen, da man einfach eine nette Sommerromanze erwartet. Das finde ich sehr schade, da das Buch doch viel mehr als das beinhaltet. Auch der Titel ist mir ein Dorn im Auge. Der Originaltitel "The Book of Broken Hearts" passt da meiner Meinung nach viel besser, da er auf das Buch anspielt, in das die Hernandez Schwestern ihren Liebeskummer aufschreiben und es dann immer an die jüngere Schwester weitergeben. Eben "das Buch der gebrochenen Herzen". Dieses Buch spielt noch eine Rolle in der Handlung und hat außerdem auch eine aussagekräftige, symbolische Wirkung, die an Jugend und Kindheit erinnert. Wer das Buch gelesen hat, versteht, was ich meine.

"Papi hatte alle Monster unter meinem Bett verjagt, mich über jeden Schmerz hinweggetröstet, und jetzt schloss ich die Augen und gestattete mir, so zu tun - nur eine Minute lang -, als würde er wider zu seiner alten Stärke zurückfinden. Als wäre er da, um meine Tränen zu trocknen, Mond und Sterne wieder aufhängen, wenn sie vom Himmel gefallen waren. Als würde er stets der Kluge sein, derjenige mit den richtigen Worten und Versprechen.
Als würden wir niemals die Plätze auf dieser Bank tauschen müssen."


Nun aber wirklich zum Inhalt:
Jude ist die jüngste von vier Schwestern und die letzte, die noch zuhause bei ihren Eltern wohnt. Diesen Sommer verbringt sie weder mit ihren Freundinnen im Schwimmbad noch nimmt sie an der Aufführung der Theatergruppe teil: bei ihrem Vater wurde, mit gerade mal 52 Jahren, früheinsetzende Alzheimer festgestellt, und da ihre Schwestern weit von ihrem Elternhaus entfernt wohnen und die Mutter arbeiten geht, kümmert sich Jude um ihren Vater, den sie bloß liebevoll Papi nennt.
Eines Tages entdeckt sie in der Garage ein altes Motorrad, das es schafft bei ihrem Vater die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wachzurufen, als er in Argentinien Mitglied einer Motorradgang war. Um ihrem Vater näher zu kommen und mit der Hoffnung, seine Krankheit durch die Erinnerungen an die Vergangenheit aufhalten zu können, sucht sie gemeinsam mit ihrem Vater nach einem Mechaniker, der die alte Harley ihres Vaters kostengünstig wieder in Stand setzen könnte.
Dabei lernt sie Emilio kennen. Gutaussehend, nett, ein begabter und günstiger Mechaniker und das Beste: im Gegensatz zu ihren Freundinnen meidet er Judes Vater nicht, sondern akzeptiert ihn so wie er ist, -in seinen guten, aber auch in seinen hilflosen Momentan. Jude täte der zuverlässige Anker gut, nachdem die Last der Krankheit ihres Vaters alleine auf ihren Schultern liegt. Es gibt nur ein Problem: Emilio ist ein Vargas, und nachdem zwei seiner Brüder zwei ihrer Schwestern in der Vergangenheit das Herz gebrochen haben, haben die Hernandez-Schwestern einen Blutschwur auf das Buch der gebrochenen Herzen (The Book of Broken Hearts) geschworen, sich nie wieder mit einem Vargas einzulassen...

"Der Knallertag, den ich bis dato gehabt hatte?
Ging. In. Flammen. Auf.
Der einzige Mensch in ganz Blackfeather, der uns helfen konnte – der Kerl, den wir gerade unbedingt hatten anheuern müssen –, war ausgerechnet der, den zu ignorieren ich den weiblichen Mitgliedern der Hernandez-Familie bei meinem Blut, bei meiner Ehre und unter Androhung des Verlustes sämtlicher Gliedmaßen geschworen hatte."


Die Romeo-und-Julia-Thematik nimmt dabei auf angenehme Weise eine sehr moderate Rolle ein und lässt einem anderen Aspekt vortritt: Judes Umgang mit der Krankheit ihres Vaters. Sarah Ockler hat ein sehr trauriges aber realistisches Bild der Krankheit "Alzheimer" gezeichnet, welche in Jugendbüchern ja eher selten eine große Rolle spielt. Dabei kann man einiges lernen, besonders spannend ist es aber zu sehen, wie Jude den ständigen Spagat zwischen Fürsorge für ihren Vater und der Gestaltung ihres eigenen Lebens meistern muss.
Statt unbeschwert das College beginnen zu können, wie andere in ihrem Alter, sich vielleicht fröhlich zu verlieben und ihre Zukunft zu gestalten, muss sie sich mit Krankheit, Sterben und Tod auseinander setzen, sich um den Haushalt kümmern, organisieren und vor allem stark sein. Für ihren Vater da sein. Erleben, wie seine Persönlichkeit vor ihren Augen verschwindet, während sie um letzte gemeinsame Erlebnisse mit ihm kämpft.

Die 17 jährige Jude Hernandez ist ein sehr wechselhaftes Mädchen, was es einen manchmal schwer macht sie zu mögen. Zu Beginn erschien sie mir ein kleines bisschen zu Girly-mäßig, bis wir verstehen konnten, dass das alles bloß eine Fassade war und sie eigentlich leidet und überfordert ist. Sie ist wirklich ein unglaublich selbstloser Familienmensch, der alles dafür geben würde, ihren Papi wieder gesund zu sehen und kümmert sich rührend um ihn. Erst dachte ich, dass Jude deshalb total furchtlos und stark sein muss, so etwas durchzuziehen, aber das ist sie nicht. In dem ganzen Wirrwarr leidet sie aber sehr unter ihrem fehlenden Selbstbewusstsein und fühlt sich oft einsam und nicht beachtet, als vierte Tochter, die immer nur die Klamotten ihrer Schwestern trägt und viele Erinnerungen bloß erzählt bekommen hat. Da sie immer versucht es jeden recht zu machen, geschehen ihr immer wieder Fehler die so unnötig sind, dass es schon schmerzt. Ihre eigene Meinung wird sehr stark von ihren älteren Schwestern geprägt. Jedes Mal, wenn Jude drüber nachdenkt, ob der Junge vielleicht doch der Richtige ist, kommen doch schnell die Worte des Schwurs in ihren Kopf und sagt gleich „Nein das geht nicht, meine Schwestern würden es nicht wollen". Dadurch macht es umso mehr Spaß zu sehen, wie sie lernt, sich selbst zu finden und ihre entdeckte Meinung dann auch durchzusetzen. Als sie das dann schafft, habe ich sie immer mehr gemocht.


"Es gab kein Zurück zu dem, was gewesen war, weil alles, was man bekam, stets das war, was ist.
Ein Augenblick. Dann noch einer. Was man mit dem Augenblick anfing, lag ganz bei einem selbst.
Bereue nichts."


Emilio Vargas ist einfach klasse. Er hat zwei ältere Brüder und seine Eltern kommen auch aus Argentinien, wo sein Vater auch lebt. Seine beiden Brüder sind aus dem Haus und er ist damals von der Highschool abgegangen und arbeitet inzwischen als Mechaniker in einer Motorradwerkstatt. Er hat ein Faible für Oldtimermotorräder und sagt natürlich sofort zu, als er gefragt wird, ob er die Harley von Judes Vater reparieren soll.
Auf den ersten Blick wirkt er, genau wie seine Brüder, wie ein Herzensbrecher, der nur mit den Frauen spielt, entpuppt sich aber als ehrlicher Kerl. Er ist charmant, lustig, verführerisch und gibt wunderbare Ratschläge, die einen wahren Kern haben. Er kann zwar manchmal ein ganz schön nerviger Angeber sein, aber man kann sich seinem Charme als Leserin trotzdem nicht entziehen und schließt ihn sofort ins Herz.


"Emilio und seine Brüder waren zu Mittelstufenzeiten öfter Gegenstand von Jude-und-Zoe-Schmachtorgien gewesen als die Cullens, die Lightwoods oder irgendwelche anderen geheimnisvollen, wenngleich erfundenen bösen Jungs, für die wir damals geschwärmt hatten, und sie wäre ausgeflippt, wenn sie gewusst hätte, dass er wieder aufgetaucht war. Bei mir zu Hause. Und den ganzen Sommer bleiben würde."

Dann gibt es da noch Zoe, eine von Judes Freundinnen. Zuerst lernen wir die beiden als Pech und Schwefel kennen, aber im laufe der Geschichte, zieht sich Zoe immer mehr zurück. Anders als Emilio kann sie nicht mit der Krankheit von Judes Vater umgehen, fühlt sich in seiner Gegenwart unwohl und versteht Judes Probleme nicht. Es ist sehr schade zu sehen, wie die beiden oft aneinander geraten und die Freundschaft immer mehr bröckelt.

Judes Vater war aber mein Lieblingscharakter. Es tat mir wirklich unfassbar leid, dass er in seinem Alter schon mit dieser verdammten Krankheit zu kämpfen hat. Er kommt überhaupt nicht damit klar und rastet immer öfter aus, weil er etwas vergisst und ist nur wirklich klar, wenn er von seiner Zeit in Argentinien spricht, als er noch mit seiner Harley Valentina die Straßen unsicher gemacht hat. Eigentlich ist er ein wirklich lieber Vater, doch er kann den Kampf gegen den Schwund seines Gedächtnisses nicht gewinnen. Früher oder später muss es und seine Familie das akzeptieren. Als das Ende des Buches kam, brachten mich seine Worte fast zum Weinen, ich hätte ihm am liebsten in den Arm genommen.

"Ich erinnere mich an alles, was mit diesem Motorrad zusammenhängt. Wir werden El Demonio schon zeigen, wer hier der Boss ist, he, Juju?" So nannte er es - den Dämon. Das teuflische Ding, das sich durch sein Gehirn fraß und seine Erinnerungen verschlang."


Doch natürlich ist die Geschichte nicht nur traurig, sondern auch romantisch und schön. Das sie Geschichte in ihrem Zwiespalt an keiner Stelle kitschig wird, sondern immer authentisch und realistisch bleibt, fand ich wirklich bemerkenswert. Die Beziehung zwischen Emilio und Jude wirken so zerbrechlich und wackelig, was sehr gut zur Gesamtsituation passt.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle außerdem der Einwanderungs-Hintergrund der Charaktere, der der Geschichte noch ein bisschen Pepp verleiht: Judes Familie hat argentinische Wurzeln, Emilios Familie stammt aus Puerto Rico. Ein gewisses Feuer merkt man dem schwungvollen Stil durchaus an! Spanische Wörter, scharfe Essenskreationen und kulturelle Eigenheiten finden sich immer wieder.


'"Bilder erzählen einem sowieso nicht die ganze Geschichte. Das war eine andere Sache an ihnen - sie waren stets ein sorgfältig ausgewählter flüchtiger Eindruck, eine Momentaufnahme, die man aus dem Zusammenhang gerissen hatte. Meine Bilder von Papi und Emilio und ihrer Arbeit am Motorrad fingen die Erfolge ein, die guten Tage, aber Papis Anfall in der Drogerie hatte ich nicht dokumentiert. Die Arzttermine. Die Sorgenfalten, die sich im Zuge der vielen schlechten Nachrichten in Moms Gesicht gruben."


Nun noch ein paar Worte zum Schreibstil, den ich wirklich super gelungen finde! Die Geschichte wird aus Judes Perspektive erzählt und ist entsprechend jugendlich locker geschrieben. Dabei tritt immer mal wieder ihr sarkastischer Humor zu Tage, aber auch die ernsthaft beschriebenen Situationen mit ihrem Vater klingen authentisch. Dabei entwickelt sich der Stil eindeutig mit Jude mit - weniger luftig, immer ernster und auch tiefgründiger.
Eine schöne Mischung, die gut zur Geschichte passt und sich gut lesen lässt. Die Kapitel sind außerdem nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz - haben also die perfekte Länge, was für mich als typische Kapitelleserin von Vorteil ist.


"Ist das der Mechaniker?" Mari bildete die Worte stumm mit den Lippen. "Heiß!" Ich versuchte auf meinem Stuhl tiefer zu rutschen, aber es gab kein Entkommen, daher grinste ich bloß und hoffte, Pancake würde anfangen, Französisch zu sprechen, damit ich erstaunt tun und 'Oh Mein Gott, Leute! Der Hund hat Bonjour gesagt!' rufen konnte."


Das Ende ist dann bittersüß. Zum einen traurig, zum anderen aber schön. Eigentlich genau, wie das restliche Buch auch: Jugendbuch mit einer bittersüßen Note.

So... zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:

"So war das mit Bildern. Egal wie wunderschön sie waren, es gelang ihnen nicht, den Teil des Augenblicks einzufangen, der sich aus tief empfundenen Gefühlen speiste. Das Leben war durch eine Linse betrachtet ein anderes, die Farben leuchteten weniger, die Schönheit besaß weniger Glanz."


Fazit:

Ein sommerlicher Liebesroman mit Tiefgang. Insgesamt sehr empfehlenswert, also nicht von Klapptext, Cover und Titel täuschen lassen!!!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Ein sommerlicher Liebensroman mit Tiefgang

Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
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Allgemeines:

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
Autor: Sarah Ockler
Genre: Roman
ISBN-10: 3570309703
ISBN-13: 978-3570309704
ASIN: B00D1S9BY4
Originaltitel: "The Book Of Broken Hearts"
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
Autor: Sarah Ockler
Genre: Roman
ISBN-10: 3570309703
ISBN-13: 978-3570309704
ASIN: B00D1S9BY4
Originaltitel: "The Book Of Broken Hearts"
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
9,99€ (Taschenbuch)
12,99€ (gebundene Ausgabe)



Inhalt:

Wenn dein Glück den falschen Namen trägt:
"Ich, Jude Hernandez, schwöre, mich niemals, nie, unter gar keinen Umständen, egal ob sie sich meiner Kontrolle entziehen oder nicht, selbst wenn das Schicksal der Menschheit davon abhängen sollte, selbst wenn mein eigenes Leben in Gefahr wäre, mit einem Vargas einzulassen."

Jude Hernandez hat eine Menge von ihren Schwestern gelernt, aber die wichtigste Regel lautet: Verlieb dich nie in einen Vargas! Sogar einen Blutseid hat sie darauf geschworen. Jetzt lebt Jude als einzige der Schwestern noch bei ihren Eltern, es ist der letzte Sommer vor dem College. Um ihren kranken Vater aufzuheitern, hat sie einen jungen Mechaniker angeheuert, der das Vintage-Motorrad ihres Vaters reparieren soll. Kann sie etwas dafür, wenn er gut aussieht? Und unerwartet süß ist? Und Emilio Vargas heißt? Schließlich handelt es sich um eine reine Geschäftsbeziehung und von einer Vargas-Flirtattacke lässt sie sich schon mal gar nicht durcheinander bringen. Aber Judes eiserne Abwehr erhält erste Risse. Wird zum dritten Mal ein Vargas das Herz einer Hernandez brechen?



Bewertung:


Erster Satz: "Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit sieht vor, dass ein Mädchen mit drei älteren Schwestern wenigstens ein Paar süße Shorts erben sollte, die ihm tatsächlich passen."


"Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher", hatte ich mir irgendwann mal auf meinen E-Reader gezogen, wo es langsam vor sich hin gammelte, bis ich vor einiger Zeit wieder darauf gestoßen bin und mich erbarmt habe, es zu lesen. Zuerst habe ich genau das erhalten, was mir Cover und Klapptext versprochen haben: eine nette und unterhaltsame Teenie-Geschichte. Zwei verfeindete Familien à la "Romeo und Julia", ein junges Mädchen, das sich ausgerechnet in ein Mitglied dieser anderen Familie verliebt, doch dann ... dann hat es mich positiv überrascht. Denn nach einem mittelmäßigen Einstieg entpuppt sich das Buch als eine bittersüße Geschichte über Verluste und den Umgang damit, verpackt in einer liebenswerten Teenagergeschichte um die erste große Liebe und Allem, was dazu gehört.

Das Cover ist furchtbar! Ich finde es im Prinzip gar nicht so schlecht, da es sehr schön sommerlich und fröhlich aussieht. Ein hübsches Pärchen, das mitten im Sommer auf einer grünen Wiese sitzt. Aber nur im Prinzip - denn zu dieser Geschichte passt es mit dieser 0815-Liebes-Manier absolut nicht! Genau wie der Klapptext, der auch nur die Oberfläche streift, hat es mich in gewisser Weise lange Zeit davon abgehalten, es zu lesen, da man einfach eine nette Sommerromanze erwartet. Das finde ich sehr schade, da das Buch doch viel mehr als das beinhaltet. Auch der Titel ist mir ein Dorn im Auge. Der Originaltitel "The Book of Broken Hearts" passt da meiner Meinung nach viel besser, da er auf das Buch anspielt, in das die Hernandez Schwestern ihren Liebeskummer aufschreiben und es dann immer an die jüngere Schwester weitergeben. Eben "das Buch der gebrochenen Herzen". Dieses Buch spielt noch eine Rolle in der Handlung und hat außerdem auch eine aussagekräftige, symbolische Wirkung, die an Jugend und Kindheit erinnert. Wer das Buch gelesen hat, versteht, was ich meine.

"Papi hatte alle Monster unter meinem Bett verjagt, mich über jeden Schmerz hinweggetröstet, und jetzt schloss ich die Augen und gestattete mir, so zu tun - nur eine Minute lang -, als würde er wider zu seiner alten Stärke zurückfinden. Als wäre er da, um meine Tränen zu trocknen, Mond und Sterne wieder aufhängen, wenn sie vom Himmel gefallen waren. Als würde er stets der Kluge sein, derjenige mit den richtigen Worten und Versprechen.
Als würden wir niemals die Plätze auf dieser Bank tauschen müssen."


Nun aber wirklich zum Inhalt:
Jude ist die jüngste von vier Schwestern und die letzte, die noch zuhause bei ihren Eltern wohnt. Diesen Sommer verbringt sie weder mit ihren Freundinnen im Schwimmbad noch nimmt sie an der Aufführung der Theatergruppe teil: bei ihrem Vater wurde, mit gerade mal 52 Jahren, früheinsetzende Alzheimer festgestellt, und da ihre Schwestern weit von ihrem Elternhaus entfernt wohnen und die Mutter arbeiten geht, kümmert sich Jude um ihren Vater, den sie bloß liebevoll Papi nennt.
Eines Tages entdeckt sie in der Garage ein altes Motorrad, das es schafft bei ihrem Vater die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wachzurufen, als er in Argentinien Mitglied einer Motorradgang war. Um ihrem Vater näher zu kommen und mit der Hoffnung, seine Krankheit durch die Erinnerungen an die Vergangenheit aufhalten zu können, sucht sie gemeinsam mit ihrem Vater nach einem Mechaniker, der die alte Harley ihres Vaters kostengünstig wieder in Stand setzen könnte.
Dabei lernt sie Emilio kennen. Gutaussehend, nett, ein begabter und günstiger Mechaniker und das Beste: im Gegensatz zu ihren Freundinnen meidet er Judes Vater nicht, sondern akzeptiert ihn so wie er ist, -in seinen guten, aber auch in seinen hilflosen Momentan. Jude täte der zuverlässige Anker gut, nachdem die Last der Krankheit ihres Vaters alleine auf ihren Schultern liegt. Es gibt nur ein Problem: Emilio ist ein Vargas, und nachdem zwei seiner Brüder zwei ihrer Schwestern in der Vergangenheit das Herz gebrochen haben, haben die Hernandez-Schwestern einen Blutschwur auf das Buch der gebrochenen Herzen (The Book of Broken Hearts) geschworen, sich nie wieder mit einem Vargas einzulassen...

"Der Knallertag, den ich bis dato gehabt hatte?
Ging. In. Flammen. Auf.
Der einzige Mensch in ganz Blackfeather, der uns helfen konnte – der Kerl, den wir gerade unbedingt hatten anheuern müssen –, war ausgerechnet der, den zu ignorieren ich den weiblichen Mitgliedern der Hernandez-Familie bei meinem Blut, bei meiner Ehre und unter Androhung des Verlustes sämtlicher Gliedmaßen geschworen hatte."


Die Romeo-und-Julia-Thematik nimmt dabei auf angenehme Weise eine sehr moderate Rolle ein und lässt einem anderen Aspekt vortritt: Judes Umgang mit der Krankheit ihres Vaters. Sarah Ockler hat ein sehr trauriges aber realistisches Bild der Krankheit "Alzheimer" gezeichnet, welche in Jugendbüchern ja eher selten eine große Rolle spielt. Dabei kann man einiges lernen, besonders spannend ist es aber zu sehen, wie Jude den ständigen Spagat zwischen Fürsorge für ihren Vater und der Gestaltung ihres eigenen Lebens meistern muss.
Statt unbeschwert das College beginnen zu können, wie andere in ihrem Alter, sich vielleicht fröhlich zu verlieben und ihre Zukunft zu gestalten, muss sie sich mit Krankheit, Sterben und Tod auseinander setzen, sich um den Haushalt kümmern, organisieren und vor allem stark sein. Für ihren Vater da sein. Erleben, wie seine Persönlichkeit vor ihren Augen verschwindet, während sie um letzte gemeinsame Erlebnisse mit ihm kämpft.

Die 17 jährige Jude Hernandez ist ein sehr wechselhaftes Mädchen, was es einen manchmal schwer macht sie zu mögen. Zu Beginn erschien sie mir ein kleines bisschen zu Girly-mäßig, bis wir verstehen konnten, dass das alles bloß eine Fassade war und sie eigentlich leidet und überfordert ist. Sie ist wirklich ein unglaublich selbstloser Familienmensch, der alles dafür geben würde, ihren Papi wieder gesund zu sehen und kümmert sich rührend um ihn. Erst dachte ich, dass Jude deshalb total furchtlos und stark sein muss, so etwas durchzuziehen, aber das ist sie nicht. In dem ganzen Wirrwarr leidet sie aber sehr unter ihrem fehlenden Selbstbewusstsein und fühlt sich oft einsam und nicht beachtet, als vierte Tochter, die immer nur die Klamotten ihrer Schwestern trägt und viele Erinnerungen bloß erzählt bekommen hat. Da sie immer versucht es jeden recht zu machen, geschehen ihr immer wieder Fehler die so unnötig sind, dass es schon schmerzt. Ihre eigene Meinung wird sehr stark von ihren älteren Schwestern geprägt. Jedes Mal, wenn Jude drüber nachdenkt, ob der Junge vielleicht doch der Richtige ist, kommen doch schnell die Worte des Schwurs in ihren Kopf und sagt gleich „Nein das geht nicht, meine Schwestern würden es nicht wollen". Dadurch macht es umso mehr Spaß zu sehen, wie sie lernt, sich selbst zu finden und ihre entdeckte Meinung dann auch durchzusetzen. Als sie das dann schafft, habe ich sie immer mehr gemocht.


"Es gab kein Zurück zu dem, was gewesen war, weil alles, was man bekam, stets das war, was ist.
Ein Augenblick. Dann noch einer. Was man mit dem Augenblick anfing, lag ganz bei einem selbst.
Bereue nichts."


Emilio Vargas ist einfach klasse. Er hat zwei ältere Brüder und seine Eltern kommen auch aus Argentinien, wo sein Vater auch lebt. Seine beiden Brüder sind aus dem Haus und er ist damals von der Highschool abgegangen und arbeitet inzwischen als Mechaniker in einer Motorradwerkstatt. Er hat ein Faible für Oldtimermotorräder und sagt natürlich sofort zu, als er gefragt wird, ob er die Harley von Judes Vater reparieren soll.
Auf den ersten Blick wirkt er, genau wie seine Brüder, wie ein Herzensbrecher, der nur mit den Frauen spielt, entpuppt sich aber als ehrlicher Kerl. Er ist charmant, lustig, verführerisch und gibt wunderbare Ratschläge, die einen wahren Kern haben. Er kann zwar manchmal ein ganz schön nerviger Angeber sein, aber man kann sich seinem Charme als Leserin trotzdem nicht entziehen und schließt ihn sofort ins Herz.


"Emilio und seine Brüder waren zu Mittelstufenzeiten öfter Gegenstand von Jude-und-Zoe-Schmachtorgien gewesen als die Cullens, die Lightwoods oder irgendwelche anderen geheimnisvollen, wenngleich erfundenen bösen Jungs, für die wir damals geschwärmt hatten, und sie wäre ausgeflippt, wenn sie gewusst hätte, dass er wieder aufgetaucht war. Bei mir zu Hause. Und den ganzen Sommer bleiben würde."

Dann gibt es da noch Zoe, eine von Judes Freundinnen. Zuerst lernen wir die beiden als Pech und Schwefel kennen, aber im laufe der Geschichte, zieht sich Zoe immer mehr zurück. Anders als Emilio kann sie nicht mit der Krankheit von Judes Vater umgehen, fühlt sich in seiner Gegenwart unwohl und versteht Judes Probleme nicht. Es ist sehr schade zu sehen, wie die beiden oft aneinander geraten und die Freundschaft immer mehr bröckelt.

Judes Vater war aber mein Lieblingscharakter. Es tat mir wirklich unfassbar leid, dass er in seinem Alter schon mit dieser verdammten Krankheit zu kämpfen hat. Er kommt überhaupt nicht damit klar und rastet immer öfter aus, weil er etwas vergisst und ist nur wirklich klar, wenn er von seiner Zeit in Argentinien spricht, als er noch mit seiner Harley Valentina die Straßen unsicher gemacht hat. Eigentlich ist er ein wirklich lieber Vater, doch er kann den Kampf gegen den Schwund seines Gedächtnisses nicht gewinnen. Früher oder später muss es und seine Familie das akzeptieren. Als das Ende des Buches kam, brachten mich seine Worte fast zum Weinen, ich hätte ihm am liebsten in den Arm genommen.

"Ich erinnere mich an alles, was mit diesem Motorrad zusammenhängt. Wir werden El Demonio schon zeigen, wer hier der Boss ist, he, Juju?" So nannte er es - den Dämon. Das teuflische Ding, das sich durch sein Gehirn fraß und seine Erinnerungen verschlang."


Doch natürlich ist die Geschichte nicht nur traurig, sondern auch romantisch und schön. Das sie Geschichte in ihrem Zwiespalt an keiner Stelle kitschig wird, sondern immer authentisch und realistisch bleibt, fand ich wirklich bemerkenswert. Die Beziehung zwischen Emilio und Jude wirken so zerbrechlich und wackelig, was sehr gut zur Gesamtsituation passt.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle außerdem der Einwanderungs-Hintergrund der Charaktere, der der Geschichte noch ein bisschen Pepp verleiht: Judes Familie hat argentinische Wurzeln, Emilios Familie stammt aus Puerto Rico. Ein gewisses Feuer merkt man dem schwungvollen Stil durchaus an! Spanische Wörter, scharfe Essenskreationen und kulturelle Eigenheiten finden sich immer wieder.


'"Bilder erzählen einem sowieso nicht die ganze Geschichte. Das war eine andere Sache an ihnen - sie waren stets ein sorgfältig ausgewählter flüchtiger Eindruck, eine Momentaufnahme, die man aus dem Zusammenhang gerissen hatte. Meine Bilder von Papi und Emilio und ihrer Arbeit am Motorrad fingen die Erfolge ein, die guten Tage, aber Papis Anfall in der Drogerie hatte ich nicht dokumentiert. Die Arzttermine. Die Sorgenfalten, die sich im Zuge der vielen schlechten Nachrichten in Moms Gesicht gruben."


Nun noch ein paar Worte zum Schreibstil, den ich wirklich super gelungen finde! Die Geschichte wird aus Judes Perspektive erzählt und ist entsprechend jugendlich locker geschrieben. Dabei tritt immer mal wieder ihr sarkastischer Humor zu Tage, aber auch die ernsthaft beschriebenen Situationen mit ihrem Vater klingen authentisch. Dabei entwickelt sich der Stil eindeutig mit Jude mit - weniger luftig, immer ernster und auch tiefgründiger.
Eine schöne Mischung, die gut zur Geschichte passt und sich gut lesen lässt. Die Kapitel sind außerdem nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz - haben also die perfekte Länge, was für mich als typische Kapitelleserin von Vorteil ist.


"Ist das der Mechaniker?" Mari bildete die Worte stumm mit den Lippen. "Heiß!" Ich versuchte auf meinem Stuhl tiefer zu rutschen, aber es gab kein Entkommen, daher grinste ich bloß und hoffte, Pancake würde anfangen, Französisch zu sprechen, damit ich erstaunt tun und 'Oh Mein Gott, Leute! Der Hund hat Bonjour gesagt!' rufen konnte."


Das Ende ist dann bittersüß. Zum einen traurig, zum anderen aber schön. Eigentlich genau, wie das restliche Buch auch: Jugendbuch mit einer bittersüßen Note.

So... zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:

"So war das mit Bildern. Egal wie wunderschön sie waren, es gelang ihnen nicht, den Teil des Augenblicks einzufangen, der sich aus tief empfundenen Gefühlen speiste. Das Leben war durch eine Linse betrachtet ein anderes, die Farben leuchteten weniger, die Schönheit besaß weniger Glanz."


Fazit:

Ein sommerlicher Liebesroman mit Tiefgang. Insgesamt sehr empfehlenswert, also nicht von Klapptext, Cover und Titel täuschen lassen!!!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Lehrreiches Buch mit Feingefühl

Er hieß Jan
0

Allgemeines:

Titel: Er hieß Jan
Autor: Irina Korschunow
Genre: Drama
ISBN-10: 3423782846
ISBN-13: 978-3423782845
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
7,95€ (Taschenbuch)
12,99€ (Gebundene Ausgabe)
Link: Hier ...

Allgemeines:

Titel: Er hieß Jan
Autor: Irina Korschunow
Genre: Drama
ISBN-10: 3423782846
ISBN-13: 978-3423782845
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
7,95€ (Taschenbuch)
12,99€ (Gebundene Ausgabe)
Link: Hier klicken!
! Erhielt 1987 den Roswitha-Preis!


Inhalt:

Zwei Bäuerinnen und ein französischer Kriegsgefangener verstecken die siebzehnjährige Regine. In der Rückblende erfahren wir, was geschehen ist: Regine hat den polnischen Zwangsarbeiter Jan kennen gelernt. Anfänglich wollte sie mit dem »polnischen Untermenschen« nichts zu tun haben. Nach und nach aber beeindruckt sie der junge Mann tief. Die nun beginnende Liebesgeschichte bringt beide in tödliche Gefahr...


Über die Autorin:

Auch wenn ich sonst nicht oft etwas über die Autoren der Bücher schreibe, die ich vorstelle (da ich finde, dass der Lebenslauf nicht viel zur Entscheidung, ob man ein Buch liest oder nicht beiträgt), finde ich das Lebenswerk von Irina Korschunow einfach sehr beeindruckend und will ihn deshalb nochmals anführen. Lest selbst:

Irina Korschunow stammt aus einer deutsch-russischen Familie. Sie wurde am 31. Dezember 1925 in Stendal geboren und ist auch dort aufgewachsen. Sie studierte Germanistik in Göttingen und schrieb sich vor allem mit ihren Kinderbüchern in die Herzen ihrer Leser. Am 31. Dezember 2013 ist sie in München verstorben.
Als Kinderbuchautorin wurde sie zunächst durch ihre ›Wawuschel‹-Bände bekannt. Neben zahlreichen weiteren Kinderbüchern, die in viele Sprachen übersetzt und vielfach mit Preisen bedacht worden sind, wurden besonders ihre Erstlesetexte ›Hanno malt sich einen Drachen‹ und ›Der Findefuchs‹ große Erfolge und zählen längst zu Klassikern ihres Genres.
Neben unzähligen Kinderbüchern legte Irina Korschunow auch drei sehr erfolgreiche Jugendromane vor, die zeitnahe Probleme behandeln. In letzter Zeit ist Irina Korschunow besonders durch Romane für Erwachsene hervorgetreten, die große Beachtung fanden.

Für ihr Gesamtwerk erhielt sie die Roswitha-Gedenkmedaille, den Literaturpreis der Stadt Gandersheim. Irina Korschunow über ihr künstlerisches Selbstverständnis:

»Autorin, ganz einfach Autorin. Unter anderem deshalb, weil dann den Leuten, die sich theoretisch mit mir zu befassen haben, die Einordnung meiner schreibenden Person leichter fiele. Denn es gibt von mir neben Büchern für Kinder auch Bücher für Erwachsene, Grund für mancherlei Schwierigkeiten offenbar. Als ›Kinderbuchautorin und Schriftstellerin‹ hat man mich schon bezeichnet, in säuberlichem Kästchendenken, und sogar hin und her überlegt, ob ich vielleicht ein bisschen schizophren sei. Worüber sämtliche Schichten in mir, das Kind, der junge Mensch, der ältere, immer ältere, all das, was sich so übereinander schiebt im Laufe eines Lebens, nun wirklich lachen mussten.«

Allein bei dtv junior hat die Zahl ihrer verkauften Bände längst die Zweimillionengrenze überschritten, viele ihrer Bücher sind auch als Schullektüre bestens etabliert.



Bewertung:

Erster Satz: "Acht Quadratmeter, mehr nicht. Vier weiße Wände, ein Fenster, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen...

Schon als Kind habe ich ihre Geschichten geliebt. "Hanno malt sich einen Drachen" oder "Der Findefuchs" gehörten zu meinen Erstlesebüchern, sie hat mich also schon früh beeinflusst. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich ein Erwachsenenbuch von dieser Autorin gefunden habe.

Es gibt zugegebenermaßen viele Bücher über den zweiten Weltkrieg, doch diese Geschichte ist irgendwie anders. Die Geschichte des Lebens während des Krieges aus der Sicht eines deutschen Mädchens zu erzählen, die durch eine Liebesbeziehung mit einem polnischen Zwangsarbeiter in tödliche Gefahr gebracht wurde, ist eine sehr abwechslungsreiche und neue Art der perspektivischen Darstellung.


Das Buch beginnt ziemlich unverblümt mit der Flucht der Protagonistin Regine, die ihre derzeitige Zufluchtsstätte beschreibt. Ihr habt es oben gelesen: "Acht Quadratmeter, mehr nicht. Vier weiße Wände, ein Fenster, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen...". Viel hat die junge Frau nicht, fühlt sie eingesperrt, hoffnungslos, verängstigt und alleine. Man wird von ihren Emotionen geradezu überwältigt, obwohl man noch nicht einmal weiß, was eigentlich passiert war. Wir werden ganz langsam durch die Erinnerfetzen und Mini-Rückblenden gefüttert, die im Buch verstreut sind und erfahren, wie sie Jan kennenlernte und damit alles anders wurde. Der Einstieg ist alles andere als leicht, durch stetige Informationszufuhr wird die Story aber am Laufen gehalten und wir erfahren, wo sich Regine befindet, wer die anderen Personen sind und welche Einstellung sie eigentlich hatte. Sehr einfühlsam wird dem Leser durch viele Rückblenden gezeigt, wie es eigentlich zu ihrer Flucht kam, warum sie ihre Einstellung geändert hat, warum sie auf dem Bauernhof untertauchen konnte und nebenher bekommen wir auch den zweiten Weltkrieg gut aufgeklärt, aber eben in einer weniger schrecklichen, jugendgerechten Fassung.

Nun zum genauen Inhalt, der meiner Meinung nach im Klapptext des Buches mehr schlecht als Recht getroffen wurde:
Als die 17jährige Regine 1944 den jungen polnischen Zwangsarbeiter Jan in einer Gärtnerei kennenlernt, ist sie eine überzeugte Nationalsozialistin.
Sie hält Jan für einen 'Untermenschen' und will nichts mit ihm zu tun haben. Doch dann verliebt sich Regine in Jan. Sie müssen sich heimlich treffen, denn nach den nationalsozialistischen Gesetzen ist eine solche Beziehung verboten und eine tödliche Gefahr. Erst durch ihre Liebe zu Jan nimmt Regine die menschenunwürdige Behandlung der 'Fremdarbeiter' wahr und erkennt die Sinnlosigkeit. Ihr Glaube an die nationalsozialistischen Ideale zerbricht.
Regine und Jan werden an die Gestapo verraten und festgenommen. Vor den Augen der neugierigen Nachbarn scheren die Gestapo-Männer Regine das Haar und beschimpfen sie als „Polenhure". Regine schneidet man die Haare ab, als es nachts erneut Fliegeralarm gibt, lässt der Wärter Regine frei, da das Gefängnis bereits getroffen wurde. Sie flüchtet zum Henninghof, wo sie im Sommer bei der Ernte geholfen hat. Die Bäuerin versteckt sie in der Giebelkammer. Was aus Jan geworden ist, weiß sie nicht, sie befürchtet, dass er von den Nationalsozialisten getötet wurde. Doch was wird jetzt aus ihr?

Wie gesagt, basiert ein Großteil der Geschichte auf Rückblenden, was das Lesen etwas schwierig, aber sehr interessant macht. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben und schildert die Ereignisse im Rückblick aus Regines Sicht. Regine berichtet aus der Giebelkammer über die Ereignisse mit Jan, den Krieg sowie das gegenwärtige Geschehen auf dem Hof. Durcheinander, unchronologisch, unreflektiert und ungeschönt erfahren wir langsam, was passiert ist und lernen die einzelnen Personen kennen. Ihre Mutter, die eigentlich ein guter Mensch ist, aber für die jedes Wort Hitlers Gesetz ist; Ihre Großmutter, für die Ordnung die Welt ist; Herr Steffens, bei dem Jan wohnt wie viele andere Zwangsarbeiter; Jan, der so anders ist und gar nicht in Regines Weltbild passt und natürlich unsere Protagonistin selbst.
Zwischendurch wird das Leben auf dem Bauernhof geschildert und auch dort kann man sich die Personen lebhaft vorstellen.


"Ich möchte, dass wir den Krieg verlieren. Vor vier Monaten - wenn ich vor vier Monaten diese Worte gehört hätte, ich wäre zur Polizei gegangen. Einer, der uns in den Rücken fällt, den Soldaten, der Heimat, dem Führer. Ich hätte ihn angezeigt, vor vier Monaten noch. Auch damals hieß ich Regine Martens, hatte blonde Haare, graue Augen, war 158 groß, schlank, mit langen Beinen. Genau wie heute."


Die 17-jährige Regine war mir zu Beginn wirklich unsympathisch, da sie blind den Nazi-Idealen hinterherlief und nichts hinterfragte, was ihr gesagt wurde. Sehr interessant war es dann zu sehen, wie sie sich langsam entwickelte, begann, Fragen zu stellen und ihr Weltbild zu überdenken.
Zuerst glaubte sie und ihre Mutter noch felsenfest an den Teilsieg Polens und den Endsieg Deutschlands im Krieg, denn ihre norddeutsche Stadt Steinbergen und deren 30000 Einwohner waren bisher noch von Bomben- und Giftgasangriffen verschont geblieben. Obwohl der Vater in Russland ist, verdrängt die junge Gymnasiastin die Gedanken an das Schicksal der jüdischen Mitbürger, der Anhänger von SPD und KPD, sowie der Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter. Die Suche nach dem kleinen privaten Glück in Form von Tanzstunden oder zusätzlichen Essensrationen ohne Marken steht im Vordergrund. Dies ändert sich für Regine aber schlagartig, als sie den 22-jährigen polnischen Fremdarbeiter Jan kennen und lieben lernt.


**Achtung Spoiler:*

Diese eine Begegnung ändert alles:
Es ist der 12. September 1944, Regines 17. Geburtstag, nachts unmittelbar nach einem Fliegeralarm in der norddeutschen Stadt Steinbergen. Im Freien liegt ein verwundeter Pole, während sein Kollege nach Hilfe Ausschau hält. Als er Regine mit ihrer „Erste-Hilfe-Tasche“ erblickt, spricht er sie an und bittet sie um Hilfe. Obwohl Regine überzeugte Nationalsozialistin ist, leistet sie dem Polen Erste Hilfe. Am nächsten Morgen, als sie beim Gärtner Steffens Gemüse holen geht, sieht sie den Freund des verwundeten Polen wieder.
Der Student, dessen Vater gleich nach Kriegsbeginn von den Nazis in Polen umgebracht wurde, arbeitet in der Gärtnerei von Herrn Steffens, welcher ihn gut behandelt, weil er ihn an seinen eigenen Sohn erinnert, der Soldat in Russland ist, heißt Jan.
Regine erzählt, dass sie Geburtstag hat. Daraufhin lädt Herr Steffens die beiden auf einen Schnaps ein. Regine und Jan lernen sich besser kennen und verlieben sich ineinander. Sie treffen sich regelmäßig nachts in Herrn Steffens Schuppen. Dort reden sie über viele Dinge, insbesondere über den Krieg. Durch den Kontakt mit Jan verliert Regine allmählich ihre nationalsozialistische Überzeugung. Wie kann sie sich in jemanden verlieben, der nichts wert ist, keine Seele hat? So will sie aus der von den Nazis reglementierten Welt ausbrechen, nicht weil sie revolutionär ist, sondern weil sie sich gegen ihre Liebe nicht wehren kann. Rapide ändert sich ihre Einstellung, ihre Wahrnehmung, was man auch sehr gut an ihrem Berichtstil erkennen kann.
In einem Deutschaufsatz schreibt sie über die Sinnlosigkeit des Krieges und nur durch Jans Eingreifen wird sie dabei vor Schlimmerem bewahrt. Sie glaubt nun nicht mehr länger an die Propagandasprüche des NS-Systems und verrät sich beinahe während einer Geburtstagsfeier, als sie sich scharf gegen die Abwertung russischer Gefangener als Tiere wendet.
Ihre Entwicklung und die Geschichte enden dann auf dem Bauernhof, wo die Geschichte begann. Das dauernde Eingeschlossensein, die Angst vor nochmaliger Entdeckung ließen sie zuerst nicht zur Ruhe kommen. Doch nachdem sie die ganze Geschichte während der Erzählung des Buches reflektiert hat und mit fortschreitender Zeit, die nun im Gegensatz zu früher für sie langsam zu vergehen scheint, gelingt es ihr, durch Erinnerungen an die Vergangenheit, mit sich ins Reine zu kommen. Auch die Gespräche, die sie mit den drei Hofbewohnern der alten Bäuerin Frieda Henning, ihrer Tochter Gertrud Happke und dem französischen Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter Maurice führen kann, helfen ihr bei diesem Selbstfindungsprozess. Am Schluss des Buches wird ihr mehr und mehr klar, dass sie den geliebten Jan wohl nicht wieder sehen wird. Aber sie hat nun keine Angst mehr vor
dem Weiterleben und will nach dem Ende des Krieges damit beginnen, »Spuren zu legen«, was Jan
einmal als den Sinn des Lebens bezeichnet hat.

*Spoiler Ende**


Die Geschichte von Regine und Jan vermittelt authentische Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus und vor allem über Leben und Verhalten der Menschen in einer deutschen Stadt während des Krieges: Die unmenschliche Behandlung von Zwangsarbeitern, die Angst vor Denunziation und die Strafmaßnahmen gegenüber denen, die nationalsozialistische Gesetze missachteten. Sie erzählt aber auch von Menschen, die sich ihre Menschlichkeit bewahrten und anderen halfen.

Das Buch ist meiner Meinung nach allen Jugendlichen zu empfehlen, die sich in irgendeiner Form mit der Thematik beschäftigen, sei es in der Schule in Jugendgruppe oder auch zu Hause. Es sollte allerdings lieber nicht früher als 12 Jahre gelesene werden, da es sich um hierbei ein komplexes Thema handelt, das ohne eine gewisse Reife nicht verstanden und aufgearbeitet werden kann. Doch dieses Potential birgt dieser Roman auf jeden Fall!
Der Schreibstil Irina Korschunow ist wirklich beeindruckend: Sie schildert das Leben in Deutschland während des Krieges so genau, dass man fast denkt es wäre kein Roman so eine Auto-Biographie. Auch durch gekonnte Dialoge beweist sie immer wieder, dass sie das Handwerk des Schreibens exzellent beherrscht.

Das Ende des Buches ist ein wenig eigen. Mas steht kurz vor dem Ende des Krieges und geht daovn aus, dass dieser auch noch im Buch endet und Regine sich zumindest auf die Suche nach Jan machen kann. Doch das ist nicht der Fall, und das Buch endet einige Monate vorm Kriegsende. Das ist auf der einen Seite etwas schade, denn auch wenn man weiß, dass sie überleben wird, fehlt einfach der Abschluss der Liebesgeschichte. Auf der anderen Seite endet das Buch super mit einem Zitat Jans, das dem Leser klar macht, dass sie über ihn hinweg ist und neuen Mut gefunden hat, weiter zu leben, ob sie ihn nun findet - tot oder lebendig.


Fazit:

Ein lehrreiches Buch mit Feingefühl, das zugleich traurig und wunderschön ist und sich auf sehr interessante Weise mit den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges auseinander setzt. Eine Empfehlung an alle!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Lehrreiches Buch mir Feingefühl

Er hieß Jan
0

Allgemeines:

Titel: Er hieß Jan
Autor: Irina Korschunow
Genre: Drama
ISBN-10: 3423782846
ISBN-13: 978-3423782845
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
7,95€ (Taschenbuch)
12,99€ (Gebundene Ausgabe)
! Erhielt ...

Allgemeines:

Titel: Er hieß Jan
Autor: Irina Korschunow
Genre: Drama
ISBN-10: 3423782846
ISBN-13: 978-3423782845
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
7,95€ (Taschenbuch)
12,99€ (Gebundene Ausgabe)
! Erhielt 1987 den Roswitha-Preis!


Inhalt:

Zwei Bäuerinnen und ein französischer Kriegsgefangener verstecken die siebzehnjährige Regine. In der Rückblende erfahren wir, was geschehen ist: Regine hat den polnischen Zwangsarbeiter Jan kennen gelernt. Anfänglich wollte sie mit dem »polnischen Untermenschen« nichts zu tun haben. Nach und nach aber beeindruckt sie der junge Mann tief. Die nun beginnende Liebesgeschichte bringt beide in tödliche Gefahr...


Über die Autorin:

Auch wenn ich sonst nicht oft etwas über die Autoren der Bücher schreibe, die ich vorstelle (da ich finde, dass der Lebenslauf nicht viel zur Entscheidung, ob man ein Buch liest oder nicht beiträgt), finde ich das Lebenswerk von Irina Korschunow einfach sehr beeindruckend und will ihn deshalb nochmals anführen. Lest selbst:

Irina Korschunow stammt aus einer deutsch-russischen Familie. Sie wurde am 31. Dezember 1925 in Stendal geboren und ist auch dort aufgewachsen. Sie studierte Germanistik in Göttingen und schrieb sich vor allem mit ihren Kinderbüchern in die Herzen ihrer Leser. Am 31. Dezember 2013 ist sie in München verstorben.
Als Kinderbuchautorin wurde sie zunächst durch ihre ›Wawuschel‹-Bände bekannt. Neben zahlreichen weiteren Kinderbüchern, die in viele Sprachen übersetzt und vielfach mit Preisen bedacht worden sind, wurden besonders ihre Erstlesetexte ›Hanno malt sich einen Drachen‹ und ›Der Findefuchs‹ große Erfolge und zählen längst zu Klassikern ihres Genres.
Neben unzähligen Kinderbüchern legte Irina Korschunow auch drei sehr erfolgreiche Jugendromane vor, die zeitnahe Probleme behandeln. In letzter Zeit ist Irina Korschunow besonders durch Romane für Erwachsene hervorgetreten, die große Beachtung fanden.

Für ihr Gesamtwerk erhielt sie die Roswitha-Gedenkmedaille, den Literaturpreis der Stadt Gandersheim. Irina Korschunow über ihr künstlerisches Selbstverständnis:

»Autorin, ganz einfach Autorin. Unter anderem deshalb, weil dann den Leuten, die sich theoretisch mit mir zu befassen haben, die Einordnung meiner schreibenden Person leichter fiele. Denn es gibt von mir neben Büchern für Kinder auch Bücher für Erwachsene, Grund für mancherlei Schwierigkeiten offenbar. Als ›Kinderbuchautorin und Schriftstellerin‹ hat man mich schon bezeichnet, in säuberlichem Kästchendenken, und sogar hin und her überlegt, ob ich vielleicht ein bisschen schizophren sei. Worüber sämtliche Schichten in mir, das Kind, der junge Mensch, der ältere, immer ältere, all das, was sich so übereinander schiebt im Laufe eines Lebens, nun wirklich lachen mussten.«

Allein bei dtv junior hat die Zahl ihrer verkauften Bände längst die Zweimillionengrenze überschritten, viele ihrer Bücher sind auch als Schullektüre bestens etabliert.



Bewertung:

Erster Satz: "Acht Quadratmeter, mehr nicht. Vier weiße Wände, ein Fenster, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen...

Schon als Kind habe ich ihre Geschichten geliebt. "Hanno malt sich einen Drachen" oder "Der Findefuchs" gehörten zu meinen Erstlesebüchern, sie hat mich also schon früh beeinflusst. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich ein Erwachsenenbuch von dieser Autorin gefunden habe.

Es gibt zugegebenermaßen viele Bücher über den zweiten Weltkrieg, doch diese Geschichte ist irgendwie anders. Die Geschichte des Lebens während des Krieges aus der Sicht eines deutschen Mädchens zu erzählen, die durch eine Liebesbeziehung mit einem polnischen Zwangsarbeiter in tödliche Gefahr gebracht wurde, ist eine sehr abwechslungsreiche und neue Art der perspektivischen Darstellung.


Das Buch beginnt ziemlich unverblümt mit der Flucht der Protagonistin Regine, die ihre derzeitige Zufluchtsstätte beschreibt. Ihr habt es oben gelesen: "Acht Quadratmeter, mehr nicht. Vier weiße Wände, ein Fenster, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen...". Viel hat die junge Frau nicht, fühlt sie eingesperrt, hoffnungslos, verängstigt und alleine. Man wird von ihren Emotionen geradezu überwältigt, obwohl man noch nicht einmal weiß, was eigentlich passiert war. Wir werden ganz langsam durch die Erinnerfetzen und Mini-Rückblenden gefüttert, die im Buch verstreut sind und erfahren, wie sie Jan kennenlernte und damit alles anders wurde. Der Einstieg ist alles andere als leicht, durch stetige Informationszufuhr wird die Story aber am Laufen gehalten und wir erfahren, wo sich Regine befindet, wer die anderen Personen sind und welche Einstellung sie eigentlich hatte. Sehr einfühlsam wird dem Leser durch viele Rückblenden gezeigt, wie es eigentlich zu ihrer Flucht kam, warum sie ihre Einstellung geändert hat, warum sie auf dem Bauernhof untertauchen konnte und nebenher bekommen wir auch den zweiten Weltkrieg gut aufgeklärt, aber eben in einer weniger schrecklichen, jugendgerechten Fassung.

Nun zum genauen Inhalt, der meiner Meinung nach im Klapptext des Buches mehr schlecht als Recht getroffen wurde:
Als die 17jährige Regine 1944 den jungen polnischen Zwangsarbeiter Jan in einer Gärtnerei kennenlernt, ist sie eine überzeugte Nationalsozialistin.
Sie hält Jan für einen 'Untermenschen' und will nichts mit ihm zu tun haben. Doch dann verliebt sich Regine in Jan. Sie müssen sich heimlich treffen, denn nach den nationalsozialistischen Gesetzen ist eine solche Beziehung verboten und eine tödliche Gefahr. Erst durch ihre Liebe zu Jan nimmt Regine die menschenunwürdige Behandlung der 'Fremdarbeiter' wahr und erkennt die Sinnlosigkeit. Ihr Glaube an die nationalsozialistischen Ideale zerbricht.
Regine und Jan werden an die Gestapo verraten und festgenommen. Vor den Augen der neugierigen Nachbarn scheren die Gestapo-Männer Regine das Haar und beschimpfen sie als „Polenhure". Regine schneidet man die Haare ab, als es nachts erneut Fliegeralarm gibt, lässt der Wärter Regine frei, da das Gefängnis bereits getroffen wurde. Sie flüchtet zum Henninghof, wo sie im Sommer bei der Ernte geholfen hat. Die Bäuerin versteckt sie in der Giebelkammer. Was aus Jan geworden ist, weiß sie nicht, sie befürchtet, dass er von den Nationalsozialisten getötet wurde. Doch was wird jetzt aus ihr?

Wie gesagt, basiert ein Großteil der Geschichte auf Rückblenden, was das Lesen etwas schwierig, aber sehr interessant macht. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben und schildert die Ereignisse im Rückblick aus Regines Sicht. Regine berichtet aus der Giebelkammer über die Ereignisse mit Jan, den Krieg sowie das gegenwärtige Geschehen auf dem Hof. Durcheinander, unchronologisch, unreflektiert und ungeschönt erfahren wir langsam, was passiert ist und lernen die einzelnen Personen kennen. Ihre Mutter, die eigentlich ein guter Mensch ist, aber für die jedes Wort Hitlers Gesetz ist; Ihre Großmutter, für die Ordnung die Welt ist; Herr Steffens, bei dem Jan wohnt wie viele andere Zwangsarbeiter; Jan, der so anders ist und gar nicht in Regines Weltbild passt und natürlich unsere Protagonistin selbst.
Zwischendurch wird das Leben auf dem Bauernhof geschildert und auch dort kann man sich die Personen lebhaft vorstellen.


"Ich möchte, dass wir den Krieg verlieren. Vor vier Monaten - wenn ich vor vier Monaten diese Worte gehört hätte, ich wäre zur Polizei gegangen. Einer, der uns in den Rücken fällt, den Soldaten, der Heimat, dem Führer. Ich hätte ihn angezeigt, vor vier Monaten noch. Auch damals hieß ich Regine Martens, hatte blonde Haare, graue Augen, war 158 groß, schlank, mit langen Beinen. Genau wie heute."


Die 17-jährige Regine war mir zu Beginn wirklich unsympathisch, da sie blind den Nazi-Idealen hinterherlief und nichts hinterfragte, was ihr gesagt wurde. Sehr interessant war es dann zu sehen, wie sie sich langsam entwickelte, begann, Fragen zu stellen und ihr Weltbild zu überdenken.
Zuerst glaubte sie und ihre Mutter noch felsenfest an den Teilsieg Polens und den Endsieg Deutschlands im Krieg, denn ihre norddeutsche Stadt Steinbergen und deren 30000 Einwohner waren bisher noch von Bomben- und Giftgasangriffen verschont geblieben. Obwohl der Vater in Russland ist, verdrängt die junge Gymnasiastin die Gedanken an das Schicksal der jüdischen Mitbürger, der Anhänger von SPD und KPD, sowie der Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter. Die Suche nach dem kleinen privaten Glück in Form von Tanzstunden oder zusätzlichen Essensrationen ohne Marken steht im Vordergrund. Dies ändert sich für Regine aber schlagartig, als sie den 22-jährigen polnischen Fremdarbeiter Jan kennen und lieben lernt.


**Achtung Spoiler:*

Diese eine Begegnung ändert alles:
Es ist der 12. September 1944, Regines 17. Geburtstag, nachts unmittelbar nach einem Fliegeralarm in der norddeutschen Stadt Steinbergen. Im Freien liegt ein verwundeter Pole, während sein Kollege nach Hilfe Ausschau hält. Als er Regine mit ihrer „Erste-Hilfe-Tasche“ erblickt, spricht er sie an und bittet sie um Hilfe. Obwohl Regine überzeugte Nationalsozialistin ist, leistet sie dem Polen Erste Hilfe. Am nächsten Morgen, als sie beim Gärtner Steffens Gemüse holen geht, sieht sie den Freund des verwundeten Polen wieder.
Der Student, dessen Vater gleich nach Kriegsbeginn von den Nazis in Polen umgebracht wurde, arbeitet in der Gärtnerei von Herrn Steffens, welcher ihn gut behandelt, weil er ihn an seinen eigenen Sohn erinnert, der Soldat in Russland ist, heißt Jan.
Regine erzählt, dass sie Geburtstag hat. Daraufhin lädt Herr Steffens die beiden auf einen Schnaps ein. Regine und Jan lernen sich besser kennen und verlieben sich ineinander. Sie treffen sich regelmäßig nachts in Herrn Steffens Schuppen. Dort reden sie über viele Dinge, insbesondere über den Krieg. Durch den Kontakt mit Jan verliert Regine allmählich ihre nationalsozialistische Überzeugung. Wie kann sie sich in jemanden verlieben, der nichts wert ist, keine Seele hat? So will sie aus der von den Nazis reglementierten Welt ausbrechen, nicht weil sie revolutionär ist, sondern weil sie sich gegen ihre Liebe nicht wehren kann. Rapide ändert sich ihre Einstellung, ihre Wahrnehmung, was man auch sehr gut an ihrem Berichtstil erkennen kann.
In einem Deutschaufsatz schreibt sie über die Sinnlosigkeit des Krieges und nur durch Jans Eingreifen wird sie dabei vor Schlimmerem bewahrt. Sie glaubt nun nicht mehr länger an die Propagandasprüche des NS-Systems und verrät sich beinahe während einer Geburtstagsfeier, als sie sich scharf gegen die Abwertung russischer Gefangener als Tiere wendet.
Ihre Entwicklung und die Geschichte enden dann auf dem Bauernhof, wo die Geschichte begann. Das dauernde Eingeschlossensein, die Angst vor nochmaliger Entdeckung ließen sie zuerst nicht zur Ruhe kommen. Doch nachdem sie die ganze Geschichte während der Erzählung des Buches reflektiert hat und mit fortschreitender Zeit, die nun im Gegensatz zu früher für sie langsam zu vergehen scheint, gelingt es ihr, durch Erinnerungen an die Vergangenheit, mit sich ins Reine zu kommen. Auch die Gespräche, die sie mit den drei Hofbewohnern der alten Bäuerin Frieda Henning, ihrer Tochter Gertrud Happke und dem französischen Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter Maurice führen kann, helfen ihr bei diesem Selbstfindungsprozess. Am Schluss des Buches wird ihr mehr und mehr klar, dass sie den geliebten Jan wohl nicht wieder sehen wird. Aber sie hat nun keine Angst mehr vor
dem Weiterleben und will nach dem Ende des Krieges damit beginnen, »Spuren zu legen«, was Jan
einmal als den Sinn des Lebens bezeichnet hat.

*Spoiler Ende**


Die Geschichte von Regine und Jan vermittelt authentische Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus und vor allem über Leben und Verhalten der Menschen in einer deutschen Stadt während des Krieges: Die unmenschliche Behandlung von Zwangsarbeitern, die Angst vor Denunziation und die Strafmaßnahmen gegenüber denen, die nationalsozialistische Gesetze missachteten. Sie erzählt aber auch von Menschen, die sich ihre Menschlichkeit bewahrten und anderen halfen.

Das Buch ist meiner Meinung nach allen Jugendlichen zu empfehlen, die sich in irgendeiner Form mit der Thematik beschäftigen, sei es in der Schule in Jugendgruppe oder auch zu Hause. Es sollte allerdings lieber nicht früher als 12 Jahre gelesene werden, da es sich um hierbei ein komplexes Thema handelt, das ohne eine gewisse Reife nicht verstanden und aufgearbeitet werden kann. Doch dieses Potential birgt dieser Roman auf jeden Fall!
Der Schreibstil Irina Korschunow ist wirklich beeindruckend: Sie schildert das Leben in Deutschland während des Krieges so genau, dass man fast denkt es wäre kein Roman so eine Auto-Biographie. Auch durch gekonnte Dialoge beweist sie immer wieder, dass sie das Handwerk des Schreibens exzellent beherrscht.

Das Ende des Buches ist ein wenig eigen. Mas steht kurz vor dem Ende des Krieges und geht daovn aus, dass dieser auch noch im Buch endet und Regine sich zumindest auf die Suche nach Jan machen kann. Doch das ist nicht der Fall, und das Buch endet einige Monate vorm Kriegsende. Das ist auf der einen Seite etwas schade, denn auch wenn man weiß, dass sie überleben wird, fehlt einfach der Abschluss der Liebesgeschichte. Auf der anderen Seite endet das Buch super mit einem Zitat Jans, das dem Leser klar macht, dass sie über ihn hinweg ist und neuen Mut gefunden hat, weiter zu leben, ob sie ihn nun findet - tot oder lebendig.


Fazit:

Ein lehrreiches Buch mit Feingefühl, das zugleich traurig und wunderschön ist und sich auf sehr interessante Weise mit den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges auseinander setzt. Eine Empfehlung an alle!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Wunderschönes Jungendbuch

Der Schimmer des Ledger Kale
0

Allgemeines:

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autor: Ingrid Law
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551581940
ISBN-13: 978-3551581945
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Schimmer ...

Allgemeines:

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autor: Ingrid Law
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551581940
ISBN-13: 978-3551581945
Preis: 8,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Schimmer



Inhalt:

Stell dir vor, deine Schwester wagt sich nur noch mit Sturzhelm in deine Nähe. Die Harley Davidson des Sheriffs zerfällt in ein Chaos aus Chrom und Stahl, nur weil du zufällig daran vorbeiläufst. Und eine neugierige Möchtegern-Journalistin wittert die Story ihres Lebens und heftet sich an deine Fersen.
All das ist mir passiert, seit mich an meinem dreizehnten Geburtstag mein Schimmer erwischt hat. Ich bin Ledger Kale, der Junge, der alles zerstört, was aus Metall ist. Und ich habe keine Ahnung, wie ich diesen Schimmer in den Griff bekommen soll....


Über die Autorin:

Ingrid Law war lange auf der Suche nach ihrem Schimmer. Sie hat Schuhe verkauft, im Buchhandel gearbeitet und anderen Menschen geholfen, einen Job zu finden. Heute lebt sie mit ihrer Tochter in Colorado. Ihr erstes Buch, "Schimmer", wurde aus dem Stand heraus ein großer Erfolg.


Bewertung:

Dieses Buch habe ich vor kurzem bei einer Buchaktion gekauft und sofort gelesen. Der erste Teil "Schimmer" habe ich irgendwann mal geschenkt bekommen und zuerst nicht sonderlich gemocht, da die Geschichte doch etwas schräg ist. Als ich das Buch aber ein weiteres Mal gelesen habe, habe ich das Buch wirklich geliebt, gerade weil es so anders ist!


"In meiner Familie waren dreizehnte Geburtstage wie Zeitbomben, nur ohne brennende Zündschnur oder piepsenden Countdown, der einem verriet, wann man besser Ohrstöpsel einsetzen, in Deckung gehen und sich auf etwas gefasst machen oder schleunigst Reißaus nehmen sollte."


Auch dieses Buch ist wieder erfrischend komisch. Diesmal geht es nicht mehr um die junge Mibs, sondern um ihren Cousin Ledger. "Der Schimmer des Ledger Kale" ist also zwar Fortsetzung zu "Schimmer", kann aber als Einzelband ohne Verständnisschwierigkeiten gelesen werden.
Trotzdem geht es im Grunde um dasselbe - Ledgers und Mibs Familie hat eine besondere Gabe: einen Schimmer, der ganz außergewöhnlich sein kann. Sein Opa versetzt Berge, die Oma sammelt Lieder in Einmachgläsern, sein Cousin Fish verursacht Stürme, Rocket sprüht elektrische Funken. Und dann Mibs, die mit Tattoos sprechen und so Gedanken lesen kann.

Das Cover ist grundsätzlich im selben Stil wie Band 1 gestaltet, unterscheidet sich aber trotzdem sehr. Bei Band 1 ist ein Mädchen mit Zöpfen von hinten zu sehen, hier ein Junge, dessen Gesicht hinter einem Vorhang aus braunen Haaren verborgen ist. Beide Male kann man die Gesichter nicht erkennen, was auch als Metapher gesehen werden kann, wenn man beide Bücher gelesen hat. Das Cover ist in hellem Mint-Grün gehalten, durch metallische Gegenstände und orangene Linien wird der Stress verdeutlicht, der durch seinen Schimmer ausgelöst wird. Das war bei Teil 1 genauso, wo um die junge Mibs verzerrte Bilder zusehen sind, darunter eine Person, die sich die Ohren zu hält. Das passt sehr gut, da sie mit Stimmen konfrontiert wird, die sie eigentlich nicht hören will. Der Titel "Schimmer" steht wieder geschwungen auf dem Körper des Jugendlichen, diesmal jedoch in klaren Großbuchstaben.

Wie all seine Verwandten wird auch Ledger an seinem 13. Geburtstag eine besondere Gabe erhalten und die ganze Verwandtschaft hält den Atem an, was seine ganz besondere Eigenschaft wird. Doch Ledgers Geburtstag geht enttäuschender Weise überraschungslos vorbei - bis er merkt, dass er mechanische Geräte aus seiner Umgebung zerstört. Dumm nur, dass die Familie zu einer Hochzeit eingeladen ist - die Reise gestaltet sich sehr pannenreich. Und gerade erst angekommen, stolpert er über die neugierige Möchtegern-Reporterin Sarah Jane, ebenfalls dreizehn, die eine große Story wittert und ihm schnurstracks zum Hof seines Onkels folgt. Als Ledger aus Versehen die Hochzeitsparty sprengt und Sarah Jane alles brühwarm mitbekommt, denkt er schlimmer könnte es nicht mehr kommen. Als Gefahr für sich selbst und seine Umgebung darf er die Farm nicht mehr verlassen, bis er den Schimmer beherrscht- was für immer bedeuten könnte. Doch dann lernt er, nicht nur anderen, sondern auch sich selbst Vertrauen entgegenzubringen. Als die Farm seines Onkels und seine Kusine in Gefahr geraten, schlägt seine große Stunde...


"Unsere Familie ist genau wie alle anderen. Wir werden geboren, und irgendwann später sterben wir. Und in der Zwischenzeit sind wir glücklich und traurig, wir empfinden Liebe und Angst, wir essen und schlafen und wir haben Schmerzen wie alle anderen."


In erster Linie ist das Buch eine schöne Abhandlung über die Pubertät und dass jeder Mensch etwas Besonderes ist. Es geht darum, wie sich die Jugendlichen verändern und sich in sich selbst oft nicht wohlfühlen. Sie müssen lernen sich so zu akzeptieren wie sie sind, was oft nicht einfach ist und unterschiedlich lange dauern kann. Dabei werden der Charakter und die Veränderungen eines heranwachsenden Jungen auf witzige Weise beschrieben.

"Der Schimmer des Ledger Kale" ist vor allem für eine Zielgruppe zwischen 11 und 15 Jahren ausgelegt, kann aber auch von Älteren oder Jüngeren problemlos gelesen werden, da der Stil zum einen erfrischend, einfach und locker ist, die fantasievollen Ideen, schräge Aktionen und wunderbare Wahrheiten aber jeden verzaubern können.
Nachdem Band 1 eher etwas für Mädchen war und Probleme angesprochen wurden, die eher weibliche Teenager interessieren, ist dieses Buch eher für Jungs angelegt, kann natürlich aber jeweils von beiden Geschlechtern gelesen werden.
Hier hat Ledger Probleme mit der Selbstbeherrschung, dem Umgang mit Mädchen, Bevormundung durch die Eltern und permanente Verlegenheit. Natürlich dürfen auch die erste Liebe und die dazugehörigen Schmetterlinge nicht fehlen...

Der Hauptcharakter ist natürlich Ledger Kale, der die Ereignisse aus der Ich-Perspektive schildert. Der Junge ist wirklich interessant, da er eine Entwicklung durchläuft.
Er ist 12 Jahre alt, geht wie alle Kinder in die Schule, hat Freunde und sein großes Hobby ist Laufen. Diese Leidenschaft verbindet ihn mit seinem Vater. Auf dem ersten Blick also alles ganz normal...
Doch die Familie hat ein großes Geheimnis: der Schimmer. So ist auch Ledger gespannt, was auf ihn zukommt. Natürlich will er einen "coolen Schimmer", etwas ganz besonderes sein und ist deshalb erstmal enttäuscht von seiner Gabe, wenn man das überhaupt so nennen kann: da zerlegt er sämtliche Gegenstände, ob Türgriff oder ein komplettes Motorrad, nichts ist vor ihm sicher und am Ende liegt alles in Einzelteilen da. Alles was aus Metall besteht ist potentiell in Gefahr. Völlig überfordert muss er versuchen, sich in den Griff zu bekommen. Er probiert dies auf verschiedenste Weisen, bis er am Ende nach viel Chaos erkennt, dass seine Familie wichtig ist, ihn liebt wie er ist, ihm Rückhalt gibt, egal was er tut. Langsam lernt er, was er mit seinem Schimmer machen kann und schafft es, ihn zu kontrollieren und positiv einzusetzen.


"Unsere Familienregel lautete: Mund halten. Niemand ging das Risiko ein, das Familiengeheimnis zu verraten, es sei denn, er hatte keine andere Wahl."

Und genau dieses Familiengeheimnis, das unter keinen Umständen verraten werden sollte, ist in Gefahr als Ledgers Gegenspielerin, die neugierige Möchtegern-Reporterin Sarah Jane aufkreuzt und in Ledgers Familie eine heiße Story wittert. Zuerst wirkt sie sehr nervig, aufdringlich und unverschämt, doch im Laufe der Geschichte erfährt man mehr über sie...

Das klingt zwar erstmal wirklich schräg, doch ich denke im übertragenen Sinne steckt eine Wahrheit hinter der ganzen Sache, die für jeden Jugendlichen nur gut und bestärkend sein kann: Jeder Mensch will etwas ganz besonderes können oder besitzen - mit ein bisschen Übung und Selbstvertrauen kann jeder seinen individuellen Schimmer haben und einzigartig sein.


Fazit:

Insgesamt ein wunderschönes Jungendbuch, das durch verrückte Charaktere, süße Aussagen und die wohl schrägste Story aller Zeiten punkten kann.