Fesselnd, nervenaufreibend, hörenswert
WolfskinderJakobsleiter. So heißt das Dorf, deren Bewohner mit denen in der nahe gelegenen Stadt nichts zu tun haben wollen. Was auch umgekehrt genauso gilt. Es ist eine düstere Stimmung, die gleich mit den ersten ...
Jakobsleiter. So heißt das Dorf, deren Bewohner mit denen in der nahe gelegenen Stadt nichts zu tun haben wollen. Was auch umgekehrt genauso gilt. Es ist eine düstere Stimmung, die gleich mit den ersten Worten hervorwabert und nicht mehr weichen will.
Mit Smilla reise ich nach Jakobsleiter und zurück in die Nacht, die sie mit ihrer besten Freundin Juli im Freien verbracht hat. Diese Mutprobe wurde schnell zum Albtraum, als Juli weg war und bis heute nicht mehr aufgetaucht ist. Noch immer hofft Smilla, sie zu finden. Was ist damals geschehen? Keiner weiß es, keiner sagt etwas. Diejenigen, die da oben wohnen, schotten sich ab, nicht alle Kinder schicken sie in die Schule - Jakob geht trotz aller Widerstände. Auch er weiß nicht, was mit seiner Freundin Rebekka geschah. Ohne Vorankündigung war sie plötzlich verschwunden. Und doch ist Jakob mir am nächsten, ganz anders die kleine Edith. Sie ist ein Kind der Natur, trotz ihrer Wildheit merkt man ihr an, dass sie auch ohne zu sprechen ihre Umgebung genauestens wahrnimmt.
Es muss nicht immer etwas Schlechtes dahinterstecken, wenn sich eine Gemeinschaft dazu entscheidet, der Zivilisation ade zu sagen, um den Lebensstil der Vorfahren anzunehmen. Es gibt sie, diese naturverbundenen Aussteigertypen. Jedoch kommen mir die Bewohner von Jakobsleiter nicht so vor und ich frage mich, warum isolieren sie sich, warum verschließen sie sich dermaßen, warum gewähren sie Fremden keinen Zutritt. Keinem der Männer da oben möchte ich begegnen.
„Die Wolfskinder“ werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, das Hörbuch lebt von den Erzählern. Es sind namhafte Sprecher, die über 12 Stunden und 51 Minuten exzellent und unheimlich fesselnd versuchen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Wobei „unheimlich“ durchaus wörtlich zu nehmen ist. Allen voran Christiane Marx, die Smilla ihre Stimme leiht, zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen entführen sie ihre Hörer in diese Bergregion, in tiefste menschliche Abgründe.
„Die Männer sind auf den Berg gekommen, um alles kaputt zu machen, was bislang meine Welt war. Doch sie haben die falschen Waffen mitgenommen... Es braucht nur die Wahrheit.“ Dies sind Jakobs Gedanken und diese Wahrheit ist so bitter, so undenkbar und doch letztendlich nachvollziehbar. Es war ein zwar nervenaufreibendes Hören, die Geschichte dahinter hat mich aber derart gefesselt, dass ich gar nicht mehr loslassen wollte. Ein Thriller, der es verdient, als solcher betitelt zu werden.