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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2023

Mord unter Kegelbrüdern

Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 2)
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Sommer in St.-Peter-Ording, die Teilnehmer am alljährlichen Kegelturnier reisen an. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das ist auch der Hauptinhalt der ersten 100 Seiten des Buches, abgesehen ...

Sommer in St.-Peter-Ording, die Teilnehmer am alljährlichen Kegelturnier reisen an. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das ist auch der Hauptinhalt der ersten 100 Seiten des Buches, abgesehen von einem Einbruch in einen Schuppen, der weder angezeigt noch verfolgt wird. Zu Beginn des Turniers wird einer der Favoriten tot aufgefunden. Polizist Ernie Feddersen nimmt mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf, unfreiwillig unterstützt von seiner Schwester Ilva, die immer gerne ihre Lehrerinnen-Nase in seine Ermittlungen steckt. Lange tappen sie im Dunkeln, erst der Mord an einem zweiten Kegelbruder bringt sie weiter.

Das Cover vermittelt gleich ein bisschen das Gefühl von Urlaub am Meer, obwohl ich das Schaf mit Kegelwimpel und Gleitschirm (Warum?) ein bisschen überflüssig finde. Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Was mich sehr gestört hat, waren die teilweise sehr gestelzten Dialoge, so spricht doch keiner! Die Hauptpersonen fand ich sympathisch, besonders die Feddersens scheinen eine sehr nette Familie zu sein.
Durch die eingestreuten Kapitel in der Ich-Form kann man sich gut in die Täterseele hineindenken und weiß so frühzeitig, wer der Mörder ist. Da ist es dann auch vorbei mit der Spannung.
Insgesamt finde ich, dass diese Geschichte mit der Bezeichnung "Krimi" falsch etikettiert ist. Dazu fehlt es einfach an Spannung. Ich habe vor Kurzem von Tanja Janz den Auftakt zur St.-Peter-Ording-Saga gelesen, das Buch gefiel mir um Längen besser. Vielleicht ist Krimi einfach nicht ihr Ding.

Mein Fazit: Für die Dialoge gibt es einen Stern Abzug, einen weiteren muss ich kassieren für die fehlende Spannung. Als leichte Strandkorb-Lektüre kann ich das Buch empfehlen, aber ein richtiger Krimi ist es nicht.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Augsburg im 18. Jahrhundert

Die Herrin der Farben
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Wir lesen die Geschichte der Anna Barbara Koppmair, einer historisch belegten Figur im Augsburg des 18. Jahrhunderts. Sie genießt für eine junge Frau in dieser Zeit ungewöhnliche Freiheiten, ist gebildet ...

Wir lesen die Geschichte der Anna Barbara Koppmair, einer historisch belegten Figur im Augsburg des 18. Jahrhunderts. Sie genießt für eine junge Frau in dieser Zeit ungewöhnliche Freiheiten, ist gebildet und darf sich ihren Ehemann selbst aussuchen. Schon früh interessiert sie sich für die Tuchfärberei und gründet mit ihrem Mann eine eigene Fabrik, die sie auch nach seinem frühen Tod nicht aufzugeben gedenkt.
Der unkomplizierte Schreibstil gefällt mir ebenso wie das farblich zurückhaltend gestaltete Cover. So richtig durchgängige Spannung ist bei mir allerdings nicht aufgekommen, der Spannungsbogen wird immer wieder unterbrochen. Die großen Zeitsprünge, durch die so wichtige Ereignisse in Annas Leben wie die Geburt der Kinder völlig untergehen, sind dem Spannungsaufbau sehr abträglich. Mit der Hauptfigur Anna konnte ich mich nicht so richtig anfreunden, das kann aber auch an meinen Erwartungen liegen. Ich hatte aufgrund des Klappentextes erwartet, die Geschichte einer starken Frau zu lesen, die leidenschaftlich für ihre Ziele kämpft, dabei aber auch nach links und rechts schaut und andere mitnimmt. Anna aber kämpft nicht wirklich, sie schlängelt sich irgendwie durch und lässt sogar ihre Kinder am Wegesrand zurück. Sie wirkt auf mich kalt und berechnend, denkt nur an ihre „Fabrique“, beutet ihre Angestellten aus, nutzt ihre Freunde aus und kommt mir vor wie ein Konzernmanager der heutigen Zeit.
Auch kommt mir die Handlung an manchen Stellen nicht stimmig vor. Z.B.: Annas Verhalten als junge Frau in der Öffentlichkeit passt so gar nicht in ihre Zeit, hat aber keinerlei Konsequenzen, es scheint sich niemand daran zu stoßen. Nach einer Beinahe-Vergewaltigung in der Nacht macht sie am nächsten Tag einfach weiter wie gehabt. Solche Dinge sind nicht schlüssig und schuld daran, dass mir die Geschichte nicht rund vorkommt.
Positiv hervorheben muss ich, dass man viel erfährt über die Tuchveredelung, Weberei und Färberei in dieser Zeit der Industrialisierung und über das damals sehr unflexible Zunftwesen.
Mein Fazit: Sehr lehrreich, guter Schreibstil, aber wenig spannend und nicht ganz rund, deshalb eine eingeschränkte Leseempfehlung und drei Sterne.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Eher durchschnittlich

Die letzte Party
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Rhys Lloyd kehrt als Berühmtheit in sein walisisches Heimatdorf zurück, wo er dabei ist, eine luxuriöse Ferienanlage zu bauen. Das gefällt den Leuten im Dorf gar nicht, aber auch bei den ersten ...

Rhys Lloyd kehrt als Berühmtheit in sein walisisches Heimatdorf zurück, wo er dabei ist, eine luxuriöse Ferienanlage zu bauen. Das gefällt den Leuten im Dorf gar nicht, aber auch bei den ersten Bewohnern der Anlage ist er nicht gerade beliebt. So ist es nicht verwunderlich, dass er am Morgen nach der rauschenden Silvesterparty tot im See treibt. Ffion Morgan als einheimische Ermittlerin wird mit dem englischen Ermittler Leo Brady zusammengespannt, um den Fall zu lösen. Nach einigen Startschwierigkeiten bilden die beiden ein homogenes Team und arbeiten sehr gut zusammen.
Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen, trotzdem konnte mich das Buch nicht von Anfang bis Ende fesseln. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert, so dass man die gleichen Dialoge mehrfach zu lesen bekommt. Das ist dem Spannungsaufbau nicht zuträglich. Auch sind die Verdächtigen mit nachvollziehbarem Motiv so zahlreich, dass es sehr schwer ist, den Überblick zu behalten und ich mehrfach fast den Faden verloren hätte. So ist die Auflösung des Falls auch überraschend, denn auf diese Täter hat im Verlauf der Ermittlungen doch gar nichts hingewiesen.

Von den Protagonisten ist mir keiner so recht sympathisch. Die Bewohner der Ferienanlage sind allesamt oberflächliche Snobs, von der alten Dame in Nummer 3, die auch ihre Geheimnisse hat, mal abgesehen. Auch die Dörfler sind so verschroben und schrullig, das es schwer ist, ihnen nahe zu kommen. Am Besten gefallen mir Ffion und Leo, denn ihren Gedanken kann ich folgen. Ich finde die beiden sehr authentisch dargestellt.
Insgesamt finde ich diese Geschichte eher durchschnittlich, deshalb gibt es hier nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.12.2022

Kreuzberg on fire

Die Stunde der Hyänen
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Kreuzberg wird erschüttert von einer Reihe von Brandstiftungen an Deutschlands liebstem Kind - dem Auto. Wir lesen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven - da ist der Postbote Maurice, ...

Kreuzberg wird erschüttert von einer Reihe von Brandstiftungen an Deutschlands liebstem Kind - dem Auto. Wir lesen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven - da ist der Postbote Maurice, der von vornherein als Täter geoutet wird, die Journalistin Jette, Polizistin Romina und der Obdachlose Radek, Opfer des ersten Feuers.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Es werden zahlreiche aktuelle Themen behandelt, man muss aufpassen, dass man nicht den Überblick verliert. Ein bisschen weniger wäre da mehr gewesen. Gut gefallen hat mir der kritische Umgang mit der Automania der Deutschen, sehr gut dargestellt als der Besitzer des ausgebrannten PickUps minutenlang mit gelupfter Mütze wie im Gebet vor dem Wrack seines Fahrzeugs verharrt.

Der Spannungsaufbau allerdings leidet sehr unter den häufigen Ausflügen in die Welt einer sehr strikten Sekte (Zeugen Jehovas?), die auch noch von zahlreichen Wiederholungen geprägt sind.
Die Protagonisten wirken allesamt durchgeknallt, es fällt mir schwer, auch nur für einen Sympathie zu empfinden. Journalistin Jette jagt senstionslüstern ihren Stories hinterher und lässt sich von ihrem Freund misshandeln. Polizistin Romina jagt fanatisch nach der Anerkennung ihrer Kollegen, Postbote Maurice versucht seine sexuellen Spannungen durch Feuer abzubauen, die Sektenführer sind bigotte Päderasten. Es kann einem schlecht werden vor all diesen menschlichen Abgründen! Das ist mir alles ein bisschen zu viel des "Guten", da ist Johannes Groschupf eindeutig über das Ziel hinausgeschossen.

Punkte gibt es für den Schreibstil und die Sozialkritik, auch das Thema ist toll.
Deshalb eine eingeschränkte Leseempfehlung, denn wer so viele durchgeknallte Charaktere in einer Geschichte mag, wird hier sicher seine Freude haben.



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Veröffentlicht am 01.12.2022

Düster und abgedreht

Wintersterben
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Ex-Interpol-Ermittler Gress wird tot in einer entlegenen Berghöhle aufgefunden. Zusammen mit einem neuen Kollegen vom BKA nimmt Valeria Ravelli, ebenfalls Interpol, die Ermittlungen im Bergdorf Steinberg ...

Ex-Interpol-Ermittler Gress wird tot in einer entlegenen Berghöhle aufgefunden. Zusammen mit einem neuen Kollegen vom BKA nimmt Valeria Ravelli, ebenfalls Interpol, die Ermittlungen im Bergdorf Steinberg nahe der Höhle auf. Sie setzen sich auf die Spur des Ermordeten und stoßen auf eine unvorstellbare Serie von Entführungen, Morden und weiteren Verbrechen.

Die Gestaltung des Covers gibt schon einen Hinweis auf die Düsternis in der Geschichte. Der Schreibstil ist bildhaft, manchmal etwas drastisch und zum Spannungsaufbau gut geeignet.
Ermittlerin Ravelli ist schwer zu greifen, vielleicht aufgrund der Tatsache, dass ich Band 1, auf dessen Handlung oft angespielt wird, nicht gelesen habe. Ihre Ermittlungsschritte sind selten schlüssig und deshalb für mich nicht nachvollziehbar, sie wirken sehr zufällig. Auch die Tatsache, dass Ravelli sich sehr unbedacht immer wieder alleine in gefährliche Situationen stürzt, hat mir missfallen. Allerdings wird davon die Spannung getragen, denn die Geschichte hat doch einige Längen. Ravellis Ermittlungspartner Bain ist blass geblieben, denn er bekommt sehr wenig Raum in der Geschichte. Allerdings sind seine Ermittlungsschritte für mich logisch und nachvollziehbar.
Die Auflösung des Falles ist wenig überraschend, denn der Verdächtige wird von seinem Erscheinen an so polarisierend geschildert, dass gleich klar ist, dass er derjenige sein muss.
Insgesamt hat mich dieser düstere, beklemmende Thriller nicht überzeugt, ich kann ihn nur eingeschränkt empfehlen.

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