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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2023

Berührende Biografie

Lebensretter mit langen Ohren
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„...Ich bin auf dem Rücken eines Esels aufgewachsen. Als ruheloser Tagträumer, der ich war, liebte ich es, das Land zu durchstreifen – ein Land, das ich erst im Rückblick als Paradies erkennen würde...“

Mit ...

„...Ich bin auf dem Rücken eines Esels aufgewachsen. Als ruheloser Tagträumer, der ich war, liebte ich es, das Land zu durchstreifen – ein Land, das ich erst im Rückblick als Paradies erkennen würde...“

Mit diesen Sätzen beginnt der Autor seine Biografie, eine Biografie, die erst durch ein dunkles Tal führt, bevor es wieder Licht wird.
Der Schriftstil ist bildhaft und mit vielen Beispielen und Vergleichen durchsetzt. Die Geschichte wird ehrlich und ungeschminkt erzählt. Sehr anschaulich werden Land und Leute beschrieben.
Patricks Eltern haben einen Eselhof. Hier werden kranke Esel aufgenommen und gesundgepflegt. Patrick beschreibt die Schicksale und Charaktere einiger Esel. Manchmal vergleicht er seine Leben mit dem der Esel.

„...Jetzt, wo ich älter bin, habe ich erkannt, wie viel ich mit Eseln gemeinsam habe: Auch ich will nicht immer das tun, was man mir sagt...“

Patrick hilft auf den Hof, holt zusammen mit dem Vater Esel und kümmert sich um sie. Diese unbeschwerte Kindheit endet jäh, als er in die Schule kommt. Das Lernen fällt ihm nicht leicht. Schläge sind an der Tagesordnung. Das verändert ihn.

„...Ich versuchte zu vergessen, was in der Schule geschehen war, es tief in meinen Inneren zu vergraben und nie wieder daran zu denken. Die Erfahrung machte mich zäher, ich legte mir eine dickes Fell zu...“

Mit Beginn der Pubertät dominieren Alkohol und Zigaretten. Er wendet sich Hurling, einem irischen Nationalsport zu. Doch die Abwärtsspirale ist nicht mehr aufzuhalten.
Mir gefällt, dass immer wieder ein Stück irische Geschichte in die Erzählung einfließt.
Patrick geht zum Militär. Hier schildert er nur wenige Erlebnisse. Die aber hinterlassen tiefe Spuren. Seine PTBS bekämpft er mit Alkohol. Nach der Entlassung geht die Abwärtsspirale weiter.

„….Meine Schwester Helen sagte mir einmal, sie könne es mir an den Augen ablesen, wenn ich betrunken sei – mein Blick sei dann so leer, als sei ich gar nicht da...“

Er trinkt, um zu vergessen. Er spielt mit den Gedanken an Selbstmord. Was ihn aufhält, ist die Verantwortung für den Sohn. Für sein Kind geht er ins Gebet.
Doch erst der völlige Zusammenbruch in einer Therapie und das Gefühl, als Mensch gesehen zu werden, sorgt für einen Neuanfang. Von jetzt auf gleich verzichtet er auf den Alkohol. Für seine Arbeit auf dem Eselhof bekommt er eine letzte Chance. Er beginnt nebenbei eine Berufsausbildung. Und dann trifft er die Frau, die mit ihm den Weg gehen will.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, das die Handlung punktuell vorwegnimmt.

!...Ein Drink ist zu viel für mich und tausend sind nicht genug...“

Sehr persönliche Fotos ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe nicht nur eine Lebensgeschichte gelesen, ich habe auch sehr viel über Esel und ihr Verhalten erfahren.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Das Buch Esther ganz neu betrachtet

Das ist dein Moment
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„...Auch in seinem scheinbaren Schweigen ist Gott immer noch redegewandt, und er handelt hier, selbst wenn er weit weg zu sein scheint...“

Es gibt zwei Bücher in der Bibel, in denen nie der Name Gottes ...

„...Auch in seinem scheinbaren Schweigen ist Gott immer noch redegewandt, und er handelt hier, selbst wenn er weit weg zu sein scheint...“

Es gibt zwei Bücher in der Bibel, in denen nie der Name Gottes erscheint. Eines davon hat der Autor in den Fokus genommen. Mit obigen Zitat zeigt er, dass Gott trotzdem der Handelnde ist.
Der Autor hat seine ganz eigene Art, biblische Geschichte ins Heute und Hier zu übertragen. Das Buch Esther erzählt er wie ein Drama in drei Akten.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist locker und leicht, stellenweise humorvoll und verbindet Beispiele aus der heutigen Zeit gekonnt mit der biblischen Vorlage. Ich mag die poetischen Einschübe:

„...Ein Winter wird nicht ewig dauern. Die Bäume werden wieder ausschlagen. Der Schnee wird in Kürze schmelzen. Der Frühling ist nur ein Kalenderblatt entfernt. Und vielleicht ist Gott schon dabei umzublättern...“

Im ersten Akt geht es um Anpassung. Ein Teil des Volkes Israel lebt schon lange in Persien. Man hat sich eingerichtet. Der Autor zitiert die Bibel und äußert sich dann zu den Charakterzügen des Königs Xerxes und seiner Bediensteten. Die kommen dabei nicht gut weg.

„...Wir wussten ja schon, dass Haman ein böser Mensch war und Xerxes das Rückgrat einer Qualle hatte...“

Gleichzeitig beschreibt er Beispiele aus seinem Leben oder aktueller Personen, die sich im Heute eingerichtet haben. Er nennt vielfältige Versuchungen, die uns vom Glauben ablenken.
Im zweiten Akt geht es um den Mut, das Richtige zu tun. Dieser Mut wird von Mordechai und Esther gefordert. Damit gibt es einen Wendepunkt in ihrem Leben.
Erneut geht der Autor auf persönliche Wendepunkte ein und veranschaulicht das Geschehen.

„...Das Leben bringt Schwierigkeiten mit sich. Es nutzt nichts, wenn wir so tun, als wäre es nicht so. Niemand bekommt eine Freifahrkarte...“

Im dritten Teil geht es um Gottes Handeln in der Geschichte. Es geht um den Sieg und die unerwartete Wendung.
Zum Buch gehört ein umfangreicher Anhang, der zu jedem Kapitel Ergänzungen formuliert, aber auch Fragen stellt. Ein bisschen fühle ich mich dabei wie ein Schüler bei einer Lesekontrolle. Mag sein, dass hiermit zum Nachdenken und Reflektieren angeregt werden soll. Das geht jedoch auch weniger vordergründig.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Sicht auf das Buch Esther und dessen Analyse finde ich interessant und lebensnah.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Spannend und überraschend

Es war einmal in Venedig
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„...Während wir ostwärts fuhren, brannte schräg hinter uns die Sonne ein gelbglühendes Loch ins Hellblau des Himmels, und von vorne fächelte der laue Fahrtwind unsere erhitzte Haut...“

Wir schreiben das ...

„...Während wir ostwärts fuhren, brannte schräg hinter uns die Sonne ein gelbglühendes Loch ins Hellblau des Himmels, und von vorne fächelte der laue Fahrtwind unsere erhitzte Haut...“

Wir schreiben das Jahr 1973, als die Studentin Julia mit ihrer Kommilitonin auf den Weg nach Italien ist. Das erste Ziel heißt Venedig. Noch ahnt Julia nicht, dass ein einziger Tag ihr ganzes Leben verändern wird.
Die Autoren haben eine fesselnde Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist stellenweise sehr poetisch, andererseits fördert er den Spannungsbogen. Eine in kursiv gehaltene Rahmenhandlung, die auch zwischendurch ab und an aufflammt, hat die Protagonistin im höheren Lebensalter zum Inhalt. Den Aufenthalt in einer Privatklinik nutzt diese, um die Geschichte für ihren Enkel aufzuschreiben. Dabei fließen manch philosophische Gedanken mit ein.

„...Wer hingegen wie ich in seine Vergangenheit zurückblickt, muss feststellen, dass die Zeiträume zwischen den Ereignissen umso gestauchter erscheinen, je länger sie vorbei sind...“

Die jungen Frauen waren in dem Fischerstädtchen Chioggia untergekommen. Während Ella den ersten Tag mit einem jungen Mann verbringen will, macht sich Julia mit der Fähre in Richtung Venedig auf den Weg. Sehr gut wird ihr Spaziergang durch die Stadt beschrieben. Sie fotografiert alles, was ihr vor die Linse kommt.

„...Was für ein Anblick! Edle Arroganz verstrahlend, blickten die Herrschaftshäuser würdevoll hinab auf die geschäftige Wasserstraße mit Gondeln, Barken und Nachen...“

Als Ella das jüdische Viertel erreicht, sieht sie, wie ein Mann mit einem Stecken auf eine Katze los geht. Julia stürzt sich auf ihn. Ein zweiter Mann namens David erscheint und hilft ihr auf die Beine. Damit beginnt für Julia das Abenteuer ihres Lebens. Die Katze hatte eine rotes Tuch um den Hals. Das nimmt David mit. Julia will das Geheimnis des Tuches ergründen und David wieder sehen.
Was Julia innerhalb weniger Stunden erlebt, würde für ein halbes Leben reichen. Die komprimierte Darstellung wirkt besonders eindrücklich, in der Gesamtheit der Geschehnisse aber auch stellenweise unrealistisch. Julia gerät zwischen die Fronten und beide Seiten sind nicht zimperlich, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht.
Ich möchte nch einmal aus den kursiven Teil zitieren, weil dieses Thema die Geschichte wie ein roter Faden durchzieht.

„...Nur wer Angst hat, kann Mut beweisen, ein Risiko eingehen, einer Bedrohung entschlossen entgegentreten. Angst und Mut sind wohl zwei Seiten derselben Medaille, sind gegensätzliche Impulse, die sich ergänzen und unserer Selbsterhaltung dienen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es setzt ein nach wie vor aktuelles Thema spannend um und verknüpft es mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Agatha will es wissen

Windstärke Tod (WaPo Cuxhaven 1)
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„...Es war mühsam. Ein toter Körper war nicht so einfach zu bewegen. Ziehen. Schieben. Luftholen...“

Diese Sätze finden sich fast am Anfang des Buches. Was vorher passiert ist, bleibt im Dunkeln.
Die ...

„...Es war mühsam. Ein toter Körper war nicht so einfach zu bewegen. Ziehen. Schieben. Luftholen...“

Diese Sätze finden sich fast am Anfang des Buches. Was vorher passiert ist, bleibt im Dunkeln.
Die Autoren haben eine spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil transportiert sehr viel Nordseefeeling.
Ausrechnet an ihren freien Tag, an dem Agatha mit dem Boot unterwegs ist, findet sie eine Wasserleiche. Sie ist Mitglied der Wasserschutzpolizei, muss den Fall aber an die Kripo abgeben. Das passt ihr gar nicht. Gern würde sie selbst ermittelt. Dabei handelt sie sich nicht nur Ärger mit ihrem Chef, sondern auch mit Victor von der Kripo ein. Ihr Chef warnt sie:

„...Du musst dich nicht dumm anstellen. Ich weiß, dass du dich gerade in Kripoarbeit einmischst, und ich möchte, dass du das auf der Stelle lässt...“

Der Tote war Mediator im Auftrag der Oberbürgermeisterin. Vor der Küste soll ein Windpark gebaut werden. Dazu ist es notwendig, die vielfältigen Meinungen unter einen Hut zu bringen. Jeder des Teams könnte mehr oder weniger vom Tod des Mediators profitieren, ob Gegner oder Befürworter. Deutlich werden die unterschiedlichen Standpunkte und ihre Begründung herausgearbeitet. Letztendlich geht es aber allen nur ums Geld.
Victor, der erstmals eine Ermittlung leiten darf, hat aber noch ein privates Problem. Seine kleine Schwester Ana könnte sich den falschen Freundeskreis gesucht haben.
Nebenbei erfahre ich einiges über die Gefahren der Nordsee.

„...Wahnsinnig gefährlich. Man schwimmt raus, und dann ist es wie ein Sog., Rippströme können auf zweieinhalb Meter pro Sekunde beschleunigen, dagegen kommen nicht mal Olympiasieger an...“

Schneller als gedacht kenne ich als Leser den Täter, während die Polizei noch im dunkeln tappt. . Dann aber gibt es einen weiteren Toten. Hängen die Fälle zusammen? Lars, Victors Vorgesetzter, ist sehr unsympathisch. Anstatt sein Team zu motivieren, wirft er ihnen Inkompetenz und Untätigkeit vor.
Ab und an gibt es norddeutsche Mundart. Das passt ins Geschehen. Kleine Kostprobe gefällig?

„...Wer Dag för Dag sein Arbeit deit, un immer op´n Posten steiht, und deit dat goot und deit dat geern, de kann sik ok mol amüseern...“

Letztendlich ist es Agathas Hartnäckigkeit zu verdanken, dass der Fall logisch gelöst wird.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.03.2023

Unterhaltsamer Krimi

Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 2)
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„...Ich lugte aus dem Fenster, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein war. Eilig schulterte ich die Tasche und verließ den Schuppen. Der Schreck saß mir gehörig im Nacken...“

Das erste Kapitel gehört ...

„...Ich lugte aus dem Fenster, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein war. Eilig schulterte ich die Tasche und verließ den Schuppen. Der Schreck saß mir gehörig im Nacken...“

Das erste Kapitel gehört dem Täter, einen Dieb. Er schildert sein Vorgehen auf seine Weise. Leider hat er nicht gefunden, was er gesucht hat.
Die Autorin hat eine lockerleichten Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil vermittelt so nebenbei eine ganze Menge Lokalkolorit.
In St. Peter – Ording soll das jährliche Kegelturnier stattfinden. Auch die Familie Feddersen ist voll eingespannt. Sybille, die Mutter, hofft auf den Gewinn. Allerdings gibt es zwei Favoriten, die sich seit Jahren die Trophäe teilnehmen. Ernie Feddersen, Polizist und Sybilles Sohn, ist dem Dieb auf der Spur. Dem seine Beute allerdings führt bei der Polizei zu Kopfschütteln.
Anfangs steht das Leben im Ort im Mittelpunkt. Doch dann wird kurz nach Beginn des Turniers der erwartete Sieger tot in seinem Wohnwagen aufgefunden. Ich als Leser weiß in dem Moment im Gegensatz zur Polizei schon, was passiert ist. Jedenfalls bilde ich mir das ein. An den Toten lassen die meisten keinen guten Faden.

„...Zwar hätte es nicht gleich sein Tod sein müssen. Doch viel zu viele Jahre hatte er seine Mitmenschen erpresst, vorgeführt und gedemütigt. Das musste irgendwann einfach tragisch enden...“

Dann aber bringt das Obduktionsergebnis auch für mich als Leser eine Überraschung. Ilva, Ernies Schwester, hat eine ganz bestimmte Vermutung. Also horcht sie erst einmal ihren Bruder aus. Das gelingt ihr mehr oder weniger gut.
Zwischendurch kommt ab und an der Täter zu Wort. Dadurch wird deutlich, wie schnell seine Abwärtsentwicklung geht. Aus einem kleinen Dieb wird ein Mörder.
Die Geschichte lebt durch die vielfältigen Gespräche der Einwohner. Vor allem Ilva und ihre Freundinnen wägen immer wider das Für und Wider ab. Natürlich bleibe ich auch mit dem Verlauf des Kegelturniers auf dem Laufenden.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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