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Veröffentlicht am 28.03.2023

„Eine Welt ohne Geschichten ist eine verlorene Welt.“

Die letzte Erzählerin
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„Bücher wurden unsere Sprache. Bücher wurden unser Zuhause. Bücher wurden unser Leben.“

Juli 2061: Petra Peña kann mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Javier in einem gigantischen interstellaren ...

„Bücher wurden unsere Sprache. Bücher wurden unser Zuhause. Bücher wurden unser Leben.“

Juli 2061: Petra Peña kann mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Javier in einem gigantischen interstellaren Raumschiff rechtzeitig von der Erde flüchten, bevor der Komet einschlägt. Die Familie soll in einen dreihundertachtzig Jahre langen Kryoschlaf versetzt werden, bis sie in einer fernen Galaxie den Planeten Sagan erreichen, der zur neuen Heimat werden soll. Petra hat Glück, denn mit ihrer Augenerkrankung hätte sie eigentlich nicht an Bord sein dürfen. Doch etwas geht schief und als Petra im Jahr 2442 erwacht, herrscht Einigkeit, sie trägt den Kokllektivnamen Zeta-1und soll ohne Erinnerungen oder freiem Willen dem Wohl des Kollektivs und der Kanzlerin Nyla dienen. Petra setzt alles daran, ihre Familie, und alles was sie geliebt hat, zu finden und dem Kollektiv zu entkommen.
"Die letzte Erzählerin" ist auf eine besondere Art anspruchsvoll. Das liegt auch ein bisschen an den spanischen Begriffen. Das passt aber hervorragende zur Geschichte und im Glossar findet man alle Übersetzungen. Durch die Ich-Perspektive von Petra ist man von Anfang an ganz nah dran und erlebt, wie schwer es ihr fällt, die Erde zu verlassen und welche Ängste sie aussteht, als sie ohne ihre Familie aufwacht. Mit dieser immensen Verantwortung wächst sie über sich hinaus. Die spannende Handlung spielt überwiegend auf dem Raumschiff und hat auch bewegende Momente, getragen von Erinnerungen, Geschichten und der Angst, aufzufliegen. Die Figuren rund um Petra wachsen einem schnell ans Herz. Vor allem, wenn Petra ihre cuentos erzählt, und alle, aber vor allem Voxy, in ihren Bann zieht. Das Cover zeigt u.a. Pflanzen von dem Planeten Sagan. Von diesen eindrucksvollen Illustrationen hätte ich gern noch mehr gesehen, denn die Aufmachung mit orangem Buchschnitt und Lesebändchen ist auch sonst sehr liebevoll. Donna Barba Higuera erzählt von Opfer- und Risikobereitschaft, der Faszination von Büchern und ihren machtvollen Geschichten, die helfen zu vergessen oder sich zu erinnern. Petra ist die letzte Erzählerin und trägt die Mythen und mexikanischen Volkssagen ihre Ahnen weiter. Diese sind speziell, märchenhaft, manchmal etwas gruselig, aber voller Liebe und Magie.

Fazit: Eine spannende Weltuntergangsgeschichte mit toller Heldin, sprachlich mitreißend, wendungsreich und bewegend. Leseempfehlung für anspruchsvolle Leseratten ab ca. 11 Jahren und Erwachsene.

Veröffentlicht am 28.03.2023

Krimi-Überraschung mit Literaturbezug

30 Tage Dunkelheit
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»Jeder Idiot kann in einem Monat einen Krimi schreiben!«, behauptet die erfolglose Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix auf einer Buchmesse ihrem Rivalen gegenüber. Dieser provokante Aussage muss ein ...

»Jeder Idiot kann in einem Monat einen Krimi schreiben!«, behauptet die erfolglose Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix auf einer Buchmesse ihrem Rivalen gegenüber. Dieser provokante Aussage muss ein Beweis folgen, um ihren Ruf zu retten, der ihr außerdem zu mehr Publicity verhelfen könnte. Allerdings plagt Hannah bereits seit mehreren Jahren eine Schreibblockade. Island scheint ideal, um die nötige Inspiration und Ruhe zu finden - natürlich in einem abgelegenem Dorf - ganz ohne Ablenkung. Stattdessen wird Fiktion Realität und Hannah zur Ermittlerin, was sie schließlich in Gefahr bringt.

Jenny Lund Madsens Debüt hat mich begeistert. Ich mochte Hannah als unbequeme Protagonistin, gerade weil sie ignorant, ungeduldig, impulsiv und zynisch ist. Charaktereigenschaften, die ich an fiktiven Figuren durchaus begrüße. Ihre anspruchsvollen Werke haben zwar nicht viele Leser, begründen aber ihre Überheblichkeit gegenüber „leichtverdaulicher Lektüre“ und haben sie erst in diese interessante Lage gebracht. Die Stimmung ist atmosphärisch, der Schreibstil macht süchtig und die Handlung ist spannend, wendungsreich und clever geschrieben - bis zum Schluss. Hier würde ich mir sogar eine Fortsetzung wünschen. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.03.2023

„Es steckt Magie in deiner Wut.“

Willodeen – Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere
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"Willodeen - Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere" erzählt von der elfjährigen Willodeen, die durch ein Feuer ihre Familie verloren hat. Von diesen Erlebnissen traumatisiert gilt Willodeen ...

"Willodeen - Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere" erzählt von der elfjährigen Willodeen, die durch ein Feuer ihre Familie verloren hat. Von diesen Erlebnissen traumatisiert gilt Willodeen als Außenseiterin, ohne Freunde, die durch den Wald streift und die Gesellschaft von Tieren bevorzugt. Vor allem die von sogenannten Kreischern, aber davon sind immer weniger in der Gegend, seit es eine Abschussprämie auf die Kreischer gibt. Auch die Summibären blieben fern. Die sind allerdings sehr süß und beliebt, und ziehen viele Touristen an. Willodeen will herausfinden, ob diese Ereignisse zusammenhängen.

Ich mochte Willodeen sofort. Ihr eigenbrötlerischer Charakter ist liebenswert beschrieben und authentisch präsentiert. Sie ist zurückhaltend, aber auch zielstrebig, schlau und geht den Dingen auf den Grund. Als Connor in ihr Leben tritt, bricht er allmählich durch ihre harte Schale. Die Entwicklung war gut beschrieben und rückt die liebenswerten Figuren in den Fokus. Allgegenwärtig ist die Botschaft, dass alle Lebewesen einen Zweck erfüllen, auch wenn wir ihn nicht kennen. Willodeen vertritt die Erkenntnis, dass die Natur immer schlauer ist. Das alles ist verpackt in eine schlüßige, kluge Geschichte, die nicht zu viel will und das, worum es geht, berührend erzählt. Diese Mischung aus Aktualität, einem Hauch Magie und starker weiblicher Hauptfigur, hat mir richtig gut gefallen. Es braucht gar nicht viel Aktion und Spannung, um eine tolle Geschichte zu erzählen. Die wenigen aber sehr eindrucksvollen Illustrationen verleihen der Geschichte etwas Fantastisches. Hat mich an "Echo Mountain" von Lauren Wolk erinnert. Eine schönes Buch, dass in Erinnerung bliebt.

Veröffentlicht am 28.03.2023

Tolles Vorlesebuch über Mut und Freundschaft

Der kleine Beuteldachs
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Wir lieben diese süße Geschichte von dem kleinen Beuteldachs, der sich vor dem dichten Wald fürchtet und neugierig Fragen stellt und immer mutiger wird. Es ist auch toll, dass hier einmal der Vater in ...

Wir lieben diese süße Geschichte von dem kleinen Beuteldachs, der sich vor dem dichten Wald fürchtet und neugierig Fragen stellt und immer mutiger wird. Es ist auch toll, dass hier einmal der Vater in den Fokus rückt, weil die Mutter zuhause bleibt, und sie sich gemeinsam auf den Weg zur Oma machen. Die reimenden Antworten des Vater sind sehr witzig und die vielen versteckten Tiere im Wald zeigen, dass da einiges im Wald wimmelt, was man nicht gleich auf den ersten Blick sieht. Aber muss man sich davor fürchten? Es ist so wunderbar detailreich dargestellt und ganz authentisch, auch ein bisschen dunkel und unheimlich. Das Ende ist einfach super und sendet eine schöne Botschaft. Das wunderbare Bilderbuch kann man sich immer wieder angucken und das Vorlesen macht richtig Spaß. Die skurrilen Vorstellungsblasen haben uns besonders gefallen.

Fazit: Eine fröhliche Vater-Sohn-Geschichte mit viel Sprachwitz und Detailreichtum, die zeigt, wie wichtig es ist, über seine Ängste zu sprechen und das manchmal alles ganz anders ist, als gedacht. Ein Vorlesebuch mit Spaßgarantie.

Veröffentlicht am 28.03.2023

Was ist ein Mensch wert?

Die spürst du nicht
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„Das Zweitwichtigste bei einer Aussage ist der Wahrheitsgehalt, das Wichtigste die Überzeugungskraft. Wie in der Werbung. Wie in der Politik. Wie im Leben.“

Daniel Glattauer erzählt gewohnt eloquent, ...

„Das Zweitwichtigste bei einer Aussage ist der Wahrheitsgehalt, das Wichtigste die Überzeugungskraft. Wie in der Werbung. Wie in der Politik. Wie im Leben.“

Daniel Glattauer erzählt gewohnt eloquent, humorvoll und originell eine pikante Geschichte, in der es um einen tragischen Badeunfall und seine (rechtlichen) Konsequenzen geht. Das trifft aber bei weitem nicht den Kern. Es geht um die Wahrheit, Geld und Macht, Schuld und letztlich auch um Prominenz, Politik und Zuwanderung. Eine Fülle von Themen in klugen Dialogen. Der Erzählstil gefällt mir sehr. Daniel Glattauer greift das auf, was ich schon bei "Gut gegen Nordwind“ so geliebt habe, indem er Korrespondenzen einflechtet. Mit kleinen Überschriften und Kapiteln wird der Text aufgelockert und entsprechende Passagen lassen sich leicht wiederfinden. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Hier rücken vor allem Tochter Sophie Luise und ihre Mutter Elisa in den Vordergrund, die Treffen mit dem Anwalt, aber auch die mediale Berichterstattung und die Postings dazu, die zwischen Zynismus und Betroffenheit, den realistischen Ton treffen. Dabei verleiht Glattauer seinen klischeehaften Protagonisten Authentizität, indem er ihnen eine ganz individuelle Ausdrucksweise verleiht. Nur die Sichtweise der Opferfamilie bliebt vorerst verborgen. Es wird aber nicht versäumt, auch ihnen eine Stimme zu geben.

„Die Wahrheit ist ein Chamäleon, sie wechselt ihre Farbe mit dem Blickwinkel des Betrachters.“

Es ist ein tragisches Buch, das nachdenklich macht, absurde Missstände aufzeigt und mich am Ende sehr berührt hat. Hier findet Glattauer die richtigen Worte, rückt sogar kurz einen bescheidenen Helden in den Fokus, aber zeigt vor allem, das es nur Verlierer geben kann, wo Gespür für Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Sehr empfehlenswert!