Profilbild von LaCalaveraCatrina

LaCalaveraCatrina

Lesejury Star
offline

LaCalaveraCatrina ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LaCalaveraCatrina über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2023

Mörderische Spannung in der Literaturszene

Nicht ein Wort zu viel
0

Jaroslav Schrader hat es gerade nicht leicht in seinem Leben. Er muss sich nach einem verpatzen Fahndungs-Einsatz verantworten und ist bis zur Aufklärung für einen Vermisstenfall verantwortlich. Dabei ...

Jaroslav Schrader hat es gerade nicht leicht in seinem Leben. Er muss sich nach einem verpatzen Fahndungs-Einsatz verantworten und ist bis zur Aufklärung für einen Vermisstenfall verantwortlich. Dabei lernt er Simon Schierling kennen, der den grausamen Mord an Claas untersucht. Faja Bartels, die das Opfer kannte, arbeitet in einer Buchhandlung und ist in der Buchbloggerszene bei Instagram, auch bekannt als Bookstagram, aktiv. Bücher scheinen etwas mit dem Fall zu tun zu haben, denn an jedem Tatort findet sich ein Buch, und eine Fünf-Worte-Geschichte, hätten die Rettung sein können.

Es ist eine besondere Kunst, mit wenigen Worten eine Geschichte zu erzählen. Noch dazu in nur fünf Worte, die ein Leben retten sollen? Zugegeben, diese Idee ist sehr konstruiert, aber Winkelmann verkauft sie so interessant umgesetzt, dass mir das Ergebnis gut gefällt. Ich mochte besonders Jaro, wie er sich selbst als nicht ganz rund bezeichnet und sich von seiner sensiblen Seite zeigt, obwohl das eigentlich gar nicht sein Ding ist. Damit bezieht der Thriller auch aktuelle Themen mit ein. Außerdem mag Jaro Buchläden und brachte mich in der Szene mit den Pommes sehr zum Schmunzeln. Ich fand viele der Ideen unterhaltsam eingeflochten. Als Bücherjunkie liebe ich Geschichten, in denen es um Literatur geht. Ich habe mir sogar einige Zitate angestrichen, was mir in diesem Genre eher selten passiert. Ich mochte die entgegengebrachte Zuwendung für alle auf Bookstagram, die Büchern Bedeutung verleihen. Die hoffnungsvolle Bereitschaft am Ende war sehr berührend. Es gab einige einfallsreiche Wendungen, so wie es sich für einen guten Thriller gehört.

Fazit: Ein spannender Thriller, mit Bezug zur Literatur, Buchbloggerszene und Musik über Freundschaft, Liebe und soziale Netzwerke, die ein Fluch und Segen zugleich sind. Angenehm spannende Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2023

Raffiniert konstruiert

One of the Girls
0

Sechs Frauen treffen sich für ein Wochenende in einer abgeschiedenen Villa in Griechenland, um den Junggesellenabschied ihrer Freundin zu feiern. Am Ende wird jemand sterben. Nur wer und warum?

Lexi ...

Sechs Frauen treffen sich für ein Wochenende in einer abgeschiedenen Villa in Griechenland, um den Junggesellenabschied ihrer Freundin zu feiern. Am Ende wird jemand sterben. Nur wer und warum?

Lexi Lowe ist überglücklich. Ed Tollock hat ihr einen Antrag gemacht und die Hochzeit steht kurz bevor. Gemeinsam mit zwei langjährigen Jugendfreundinnen, ihrer zukünftigen Schwägerin und zwei weiteren Freundinnen verreist sie nach Griechenland in eine abgeschiedene Villa mit Privatstrand. Die Erzählweise finde ich gut gelöst: abwechselt lernt man die sechs Frauen kapitelweise besser kennen, kann so in mehrere Perspektiven eintauchen und ist nah dran, obwohl die Geschichte in der dritten Person geschrieben ist.
Lexi ist der strahlende Mittelpunkt der Gruppe: Braut und Yogalehrerin mit einer umwerfenden Ausstrahlung. Bella ist ihre beste Freundin und Trauzeugin. Fen ist mit Bella zusammen, allerdings kriselt es in ihrer Beziehung. Robyn ist die Gewissenhafte und kennt Lexi schon seit ihrer Jugend. Sie ist geschieden und geplagt von Minderwertigkeitsgefühlen. Eleanor ist die Schwester von Ed und vor Kurzem ist ihr Verlobter Sam tragisch gestorben. Die letzte im Bunde ist Ana, die Lexi beim Yoga kennengelernt hat. Sie arbeitet als freiberufliche Gebärdensprachdolmetscherin und ist Mutter eines Teenagers.

Zur Spannung tragen die kurzen Sneack Peeks bei, die aus der Zukunft rückblickend erzählt werden. Richtig packend wird es erst im letzten Drittel. Wer glaubt, die Sache schnell zu durchschauen, könnte irren, denn die Handlung nimmt raffinierte Wendungen und führt einen gekonnt an der Nase herum. Das Ende konnte mich jedenfalls überraschen und hat mir gut gefallen. Mit dem Schreibstil hatte ich allerdings meine Probleme. Geprägt von Wiederholungen, unglücklicher Wortwahl und Ausschweifungen konnte man sich zumindest in die griechische Atmosphäre fallen lassen, während man die Frauen kennenlernt und sich dem dramatischen Ende nährt. Ein Thriller mit subtiler Spannung und packendem Finale.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2023

Viele Denkanstöße und kluge Überlegungen

3000 Yen fürs Glück
0

Es geht in "3000 Yen fürs Glück" um vier Frauen einer Familie, die in Japan leben. Sie alle stehen für verschiedene Lebensphasen und Bedürfnisse. Während die junge Miho ihre erste Liebe erlebt, hat ihre ...

Es geht in "3000 Yen fürs Glück" um vier Frauen einer Familie, die in Japan leben. Sie alle stehen für verschiedene Lebensphasen und Bedürfnisse. Während die junge Miho ihre erste Liebe erlebt, hat ihre Mutter als Ehefrau andere Prioritäten. Ebenso ihre Großmutter, die sich um ihre Rente sorgt, während Mihos Schwester mitten in der Familienplanung steckt. Sie alle bewegt etwas anderes, aber es geht immer um die finanzielle Absicherung.

Mir gefällt die Mischung aus Sachbuch und Roman sehr. Man lernt eine Menge über die japanische Kultur und erhält zudem viele Anregungen zum Thema Finanzen, Sparen und den Umgang mit Geldsorgen. An vielen Stellen im Buch gibt es Inspirationsquellen zu entdecken, über die man unweigerlich reflektiert, auch wenn nicht alles auf Deutschland übertragbar ist. Das Thema Finanzen aus einer anderen kulturellen Perspektive zu betrachten, fand ich besonders spannend. Ein Kakeibo ist eine tolle Sache und genau so geordnet und unkompliziert empfand ich auch die anderen Anregungen. Die ergänzende Übersicht der handelenden Charaktere und das Glossar war übrigens sehr hilfreich. Das mag ich immer, wenn solche Extras geboten werden. Die ruhige und ungezwungen klare Schreibweise, schätze ich an japanischer Literatur sehr. Mika Harada schreibt angenehm und leicht verständlich, sodass man nicht gleich die Lust verliert, wenn einige Beträge und Begriffe fallen. Die Handlung fand ich leider etwas unspektakulär. Zudem blieben die Protagonisten sehr oberflächlich. Ich hatte das Gefühl, ich würde einer Dokumentation folgen, in der es um die Kunst des Sparens geht und die weiblichen Familienmitglieder dafür begleitet werden. Hier hätte ich mir für die Geschichte mehr Tiefe und zusätzliche Anreize gewünscht, dranzubleiben.

Insgesamt fand ich den Roman aber gelungen, weil er neue Wege beschreitet, viele Denkanstöße und kluge Überlegungen bietet, angenehm geschrieben ist und man viel daraus mitnehmen kann, wenn man sich darauf einlässt. Ich würde es jedem empfehlen, der sich für Japan interessiert und Lust auf einen inspirierenden Familienroman zum Thema Sparen hat. Aber auch resistenten Sachbuchverweigerern, denen ein paar Spartipps helfen könnten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2023

Tolles Lokalkolorit, schwacher Krimi

Tod in Siebenbürgen
1

Paul Schwartzmüller, ein erfolgreicher Investigativjournalist, ist als Kind mit seinem Vater nach Westdeutschland ausgewandert und nun als Tourist in seiner alten Heimat, um das Erbe seiner verstorbenen ...

Paul Schwartzmüller, ein erfolgreicher Investigativjournalist, ist als Kind mit seinem Vater nach Westdeutschland ausgewandert und nun als Tourist in seiner alten Heimat, um das Erbe seiner verstorbenen Tante anzutreten. Überwältigt von der Schönheit des Landes wird Paul schon bald von der Vergangenheit eingeholt. Sein ehemals bester Freund soll für einen grausamem Mord verantwortlich sein. Das kann Paul nicht glauben und versucht ihm zu helfen, indem er Leute befragt und auf eigene Faust Recherchen anstellt. Doch Paul ist kaum handlungsfähig, körperlich und geistig angeschlagen, wird er zum Spielball des Mörders. Zum Glück bekommt er unerwartet Hilfe.

Man merkt, dass die Autorin Lioba Werrelmann in Rumänien vor Ort war und mit den Bewohnern gesprochen hat. Sie beschreibt sehr lebhaft die Landschaft, die Leute, ihrer Kultur und Geschichte, und macht traditionelle Gerichte schmackhaft. Das ist so authentisch und interessant geschrieben, dass man über ein paar Schwächen des Buches hinwegsehen kann, wenn einem Lokalkolorit wichtig ist. Zur angenehmen Unterhaltung trägt der flüssige und angenehme Schreibstil bei. Der Fall ist wendungsreich inszeniert und lädt zum Spekulieren ein, hat aber seine Schwächen in punkto Vorhersehbarkeit und ungeklärten Fragen, denn die kriminalistischen Aspekt, die ich bei einem Krimi erwartet hätte, waren unbefriedigend. Auch die Figuren konnten mich nicht überzeugen, allen voran der schuldzerfressene Paul. Obwohl sein Zustand nachvollziehbar beschrieben wurde, verhält er sich bedenklich naiv, was die Ermittlungen und seine Berufung unglaubwürdig werden lässt. Auch die weiteren (geheimnisvollen) Personen, die wichtige Hinweise beisteuern, haben eher einen irritierenden Beigeschmack. Weitere Bände der Reihe werde ich wohl nicht lesen. Nichtsdestotrotz war die Mischung aus Mystik, Aberglauben, Korruption, reizvollem Lokalkolorit und mysteriösen Geheimnissen interessant inszeniert. Deswegen gibt es von mir 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.03.2023

Rachepläne in der Schweiz

The truth behind your lies
0

"The truth behind your lies #nofilter" ist ein packendes Buch, indem ein Außenseiter Rache an seinen Peinigern nimmt, indem er ihnen einen verlockende Falle stellt und versucht, die sonst so perfekte Fassade ...

"The truth behind your lies #nofilter" ist ein packendes Buch, indem ein Außenseiter Rache an seinen Peinigern nimmt, indem er ihnen einen verlockende Falle stellt und versucht, die sonst so perfekte Fassade der Clique, online zum Einsturz zu bringen.

Hauptfiguren sind Cliquen-Mitglied Emmy und der nerdige Racheplaner Jan. Die kurzen Kapitel erzählen im Wechsel, wie Jan die Gruppe ausspioniert, ein Mädchen kennenlernt und Emmy sich im Wechselbad der Gefühle befindet, während der Urlaub ordentlich Konfliktpotential offenbart. Sehr interessant dabei, ist der idyllische Ort: ein Holzhütte in den Schweizer Bergen. Ein ziemlicher Kontrast zum heiklen Handlungsthema. Jeder der fünf Freunde hat ein Päckchen zu tragen und während der Zeit in der Hütte, offenbaren sich gefährliche Abgründe. An dieser Stelle eine Triggerwarnung, die leider im Buch hinten steht, aber nach vorne gemusst hätte: der Roman behandelt Ängste, Übergriffe, Selbstverletzung und Selbstmordfantasien.

Silke Heimes schildert glaubwürdig das Gefühlschaos ihrer beiden Figuren und beweist ein gutes Gespür für die Probleme Heranwachsender, die aufregende Zeit nach dem Abi, in denen man Pläne schmiedet, neue Erfahrungen macht oder eben mit dem Traumata der Schulzeit zu kämpfen hat. Dabei stellt sie die Frage: „Ist es fair, sich zu rächen?“ und beantwortet diese auch u.a. mit einer Figur, die ich sehr mochte. Die Themenwahl ist vielseitig und trifft aktuelle Debatten über Selbstdarstellung im Netz, den Umgang mit sozialen Medien und die Sensationsgier.

Schon der Einstieg in die Geschichte, zeigt Jans sensiblen Charakter und mir hat sofort der bildhafte und mitziehende Erzählstil gefallen. Mit steigender Seitenzahl wird klar, hier wird irgendwas Schreckliches passierten und ich hatte das Buch in kürzester Zeit durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht. Was ich schade fand: Die Clique einigt sich auf zwei Smartphone-freie Wochen, ganz ohne Internet und Co., was Jans Racheplan erst den Weg bereitet. Leider kommt das überhaupt nicht weiter zur Sprache, obwohl es ihnen sicher schwergefallen sein dürfte, wenn sonst die Selbstdarstellung auf ihrem Blog ihr Leben bestimmt hat. Das fand ich etwas unglaubwürdig. Zudem gab es ein paar kleine Logiklöcher und insgesamt bleiben die Themen und Figuren eher oberflächlich, was bei der angesprochenen Vielzahl auch nachvollziehbar ist.

Fazit: Packende Jugendliteratur über aktuelle Themen, ganz ohne Filter, die richtig gut das Lebensgefühl nach dem Abi einfängt und die Handlung in die Schweiz verlagert. Lesenswert für jeden, der es nicht so tiefsinnig braucht und über kleine Fehler hinwegsehen kann.

Ich vergebe 3,5 Sterne und habe "The Alien" für mich entdeckt. Schöner Song, bei dem ich jetzt immer die entsprechende Textstelle im Kopf habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere