Den Namen Doris Dörrie verbinde ich nach wie vor in erster Instanz mit einem ganz großen deutsch-japanischen Filmerlebnis, „Kirschblüten – Hanami“. Der Film hat, als ich ihn vor über zehn Jahren das erste Mal sah, einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen. Als ihr Name dann beim Betreten der Buchhandlung aus der Bestsellerliste meinen Augenwinkel streifte, konnte ich dem Impuls nicht widerstehen und hab ein Exemplar erstanden.
Es liest sich flüssig weg, und nach einer kurzen Einleitung folgt Dörrie ihrer eigenen Einladung und beginnt zu schreiben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie das Buch sogar in einem Rutsch durchgeschrieben hat, denn die erschriebenen Gedanken und Erinnerungen wirken wie aus einem einzigen Guss. Jeder der Episoden, die der Einleitung folgen, hängt eine kurze Inspiration an, ein paar Vorschläge über was und wie man schreiben kann. Und dann schreibt sie auch direkt weiter. Das Buch scheint sehr persönlich, es offenbart Teile von Dörries Leben und zeigt wie viel man beim Schreiben von sich selbst in die entstehenden Zeilen steckt. Normalerweise kein Anhänger von Kurzgeschichten, hat es mich sehr erstaunt wie schnell mich Dörrie innerhalb der ersten Zeilen einfangen und für ihre jeweilige Geschichte abholen konnte. Auch wenn ich selbst nicht direkt losgeschrieben habe, so fand ich mich während der kurzen Anleitungen nach ihren Stories immer wieder auch gedanklich in meiner eigenen Vergangenheit, bis ich umblätterte und die nächste Geschichte verschlang.
Es gibt sicher bessere Anleitungen zum kreativen Schreiben, Dörries Buch ist meines Erachtens hingegen vor allem ein schönes Beispiel davon, was dabei herauskommen kann, wenn man einfach mal losschreibt. Besonders macht dieses Buch, dass Dörrie dem Akt des Schreibens unmittelbar den Druck nimmt ein perfektes Produkt schaffen zu wollen. Sie stellt das Schreiben dem Atmen und Leben nebenan, und so ist das Schreiben ein Nebenprodukt; die Geschichten befinden sich durch das verlebte Leben schon in unseren Köpfen, wir müssten sie nur herausbekommen ohne den Anspruch zu haben, dass es erfolgreich sein muss. Sie propagiert Schreiben um des Schreibens willen und nimmt so manchem Unentschlossenen sicher damit einigen Erfolgsdruck.