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Veröffentlicht am 25.04.2023

Durchwachsen

Mutterliebe
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„Mutterliebe“ ist der erste Justiz-Krimi von Kim Selvig, dem gemeinsamen Pseudonym von Silke Porath und Sören Prescher und erscheint am 25.04.2023 bei Harper Collins.
Sylvia Bentz führt nach außen hin ...

„Mutterliebe“ ist der erste Justiz-Krimi von Kim Selvig, dem gemeinsamen Pseudonym von Silke Porath und Sören Prescher und erscheint am 25.04.2023 bei Harper Collins.
Sylvia Bentz führt nach außen hin ein völlig normales Leben. Manche würden sogar sagen ein perfektes Leben, mit dem erfolgreichen Ehemann an ihrer Seite, den zwei bezaubernden Kindern und einer großen Villa in bester Lage. Was also veranlasste diese Frau eines Nachmittags mit ihren Kindern in ein Auto zu steigen, zu einem abgelegenen Waldsee zu fahren und zur Kindsmörderin zu werden?
Diese Frage lässt Gerichtsreporterin Kiki Holland keine Ruhe mehr. Nichts an der verhärmten, blassen Frauengestalt auf der Anklagebank liefert ihr eine plausible Erklärung. Zweifel machen sich in Kiki breit und sie beschließt eigene Ermittlungen anzustellen.
Die Grundidee für die Geschichte ist wirklich gut: eine Mutter, deren Schuld zu Anfang unzweifelhaft festzustehen scheint, beim genaueren Hinsehen eröffnen sich jedoch Unstimmigkeiten; die Journalistin, die scheinbar als Einzige jene Unstimmigkeiten erkennt - Das Potential ist da.
Die Umsetzung hat mich jedoch nicht allzu sehr überzeugen können, was meiner Meinung nach hauptsächlich den Schwächen in der Handlung geschuldet ist. Der Fall wirkt überkonstruiert und arbeitet mit vielen „glücklichen Fügungen“, die der Protagonistin auf die ein oder andere Weise in die Hände spielen, oder aber die Handlung in die gewollte Richtung lenken. So fühlte sich die Geschichte leider nur wenig authentisch an.
Auch der Spannungsaufbau hat für mich nicht so richtig funktioniert. Dafür, dass im Zentrum der Erzählung ursprünglich der Prozess steht, sind die Szenen, die tatsächlich im Gericht spielen, sehr dünn gesät. Gerade zu Anfang fand ich auch eher störend, dass die Handlung immer wieder durch Szenen aus Kikis Privatleben ausgebremst wurde. Die Intention dahinter war sicher Kiki als sympathische Protagonistin zu etablieren und ihr mit Auto, bestem Freund und neuem Love Interest ein paar mehr Schichten zu verpassen, doch für mich hat sich auch das recht oberflächlich und aufgesetzt angefühlt. Die ersten ca. 100 Seiten habe ich daher eher als langweilig empfunden und war nur aufgrund der wenigen Momente, in denen die Angeklagte Mutter tatsächlich auch mal vorkam, motiviert weiterzulesen.
Mit der Zeit wurde es etwas besser. Die Spannung kommt langsam, aber stetig und sieht man über das Überkonstruierte hinweg, kann man den Ermittlungen auch gut folgen. Das Ende ist okay, nur gibt es dort eine grobe Unstimmigkeit, die es so nicht in das finale Buch hätte schaffen dürfen.
Um mit einer positiven Sache zu Enden, der Schreibstil des Autorenduos ist wirklich sehr gelungen. Leicht und mitreißend, emotional aber nicht überladen hat er mich gut durch die Seiten getragen. Obwohl hauptsächlich aus Kikis Perspektive erzählt wird, haben mir die sinnvoll platzierten Perspektivwechsel gut gefallen und auch dass mit verschiedenen Schriften gearbeitet wurde, war meiner Meinung nach eine gelungene Ergänzung.
Insgesamt bringt „Mutterliebe“ viele gute Ansätze mit, konnte meine Erwartungen dann allerdings doch nicht ganz erfüllen. Trotzdem würde ich sagen, es ein solider Krimi, der vor allem durch seinen gelungenen Schreibstil überzeugt und einen guten Unterhaltungsfaktor mitbringt.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Emotionale Coming-of-Age Geschichte

Es war einmal in Brooklyn
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Syd Atlas Roman “Es war einmal in Brooklyn“ erzählt von den Kindheitsfreunden Juliette und David, für die der Sommer 1977 große Veränderungen mitbringt. Während Juliette begierig darauf ist, alle Freuden ...

Syd Atlas Roman “Es war einmal in Brooklyn“ erzählt von den Kindheitsfreunden Juliette und David, für die der Sommer 1977 große Veränderungen mitbringt. Während Juliette begierig darauf ist, alle Freuden des Erwachsenwerdens für sich zu erkunden, kämpft David einen aussichtslosen Kampf gegen seine Leukämie. Juliette fiebert auf ihre Zukunft am College hin und will die Ketten der Kindheit ein für alle Mal abwerfen, David klammert sich an das was ihm bleibt, weil er keine Zukunft hat.
„Es war einmal in Brooklyn“ ist ein emotionaler Coming-of-Age Roman, der sehr interessant zu lesen war und mich in mancherlei Hinsicht überraschen konnte. Der Schreibstil von Autorin Syd Atlas hat mir gut gefallen, wenn es auch ein bisschen gedauert hat in das Buch hineinzufinden. Auf ihre ganz eigene Art haben mich ihre Worte fesseln können und sie transportiert Emotionen auf eine sehr ruhige, unaufdringliche Weise, pflanzt einen Samen, der sich über die Kapitel hinweg entwickelt und wächst.
Auch die Art und Weise des Erzählens konnte mich überraschen. Ausgehend vom Klappentext, hatte ich wohl eher eine chronologische Erzählung erwartet, aber das trifft auf diesen Roman nicht wirklich zu. Zwar gibt es eine Rahmenhandlung, die sich der Reihe nach Entwickelt und zu dem im Klappentext erwähnten Blackout führt, diese entwickelt sich aber nur sehr langsam und beinahe hintergründig. Im Wesentlichen hat es sich für mich angefühlt, als hätte ich einen Flickenteppich aus Erinnerungen vor mir, Szenen einer Freundschaft, Beziehungen und Szenen aus dem Leben der Protagonisten, die bei der eigentlichen Handlung immer wieder auf die Pause-Taste drücken, um erzählt zu werden. Es ist eine interessante Leseerfahrung, als würde man die Familien von David und Juliette durch ein Kaleidoskop betrachten. Man sieht nur Fragmente, scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Momente, die sich zum Schluss zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Und obwohl mir das durchaus gefallen hat, haben mir diese Sprünge zwischen den Szenen und Zeiten auch ein paar Schwierigkeiten bereitet. So war es für mich nicht einfach Zugang zu den Figuren zu finden. In meinen Augen lag der erzählerische Schwerpunkt eher bei Juliette und gerade zu ihr konnte ich keine wirkliche Verbindung aufbauen. Einerseits ist sie in ihrer jugendlichen Unbesonnenheit und Naivität sehr authentisch dargestellt, andererseits war sie in vielerlei Hinsicht für mich einfach nicht greifbar.
Auch wenn mir insgesamt irgendwie das gewisse Etwas in dieser Geschichte gefehlt hat, so habe ich unbestreitbar den Charme ihrer Echtheit und Lebensnähe gespürt. Die Figuren wirken wie aus dem Leben gegriffen, sind nicht unbedingt sympathisch, vor allem aufgrund der Entscheidungen, die sie treffen, aber andererseits, wer ist das schon? Es ist glaubhaft, roh und echt und das hat den Roman für mich besonders gemacht.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Seichte Sommerlektüre

Kein Sommer ohne dich
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„Kein Sommer ohne Dich“, der Nr. 1 New York Times Bestseller von Emily Henry, ist ein Buch, an dem man diesen Sommer wohl einfach nicht herumkommt. Herzerwärmend und charmant erzählt es die Geschichte ...

„Kein Sommer ohne Dich“, der Nr. 1 New York Times Bestseller von Emily Henry, ist ein Buch, an dem man diesen Sommer wohl einfach nicht herumkommt. Herzerwärmend und charmant erzählt es die Geschichte von Poppy, ihrem besten Freund Alex und zehn perfekten Sommer-Urlauben, bis der Sommer vor zwei Jahren alles zwischen ihnen veränderte. Seitdem ist zwischen ihnen nichts mehr, wie es war. Poppy hat in ihrem Leben alles, was sie sich jemals erträumt hat, doch ohne Alex an ihrer Seite, fühlt sie sich nie wirklich glücklich.
Poppy bleibt nur die eine Hoffnung: Ein letzter gemeinsamer Urlaub soll ihre Freundschaft kitten und alles wieder in Ordnung bringen. Aber damit das gelingen kann, dürfen ein paar tief vergrabene Gefühle auf keinen Fall an die Oberfläche geraten.

Ich habe mir das Buch als Sommerlektüre ausgesucht und in dieser Hinsicht hat es sich als gute Wahl herausgestellt. Emily Henry hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil, man kommt schnell in die Geschichte rein und die bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen laden zum Verweilen ein. Leicht und süß, ist das ein Buch, das prima in die Strandtasche passt.
Insgesamt war mir die Geschichte und die Handlung aber ein wenig zu seicht. Die Geschichte zieht sich sehr, sodass mir sogar die Bezeichnung Slow-Burn-Romance nicht ganz passend erscheint. Slow-Slow-Burn vielleicht.. Es gibt keinen großartigen Spannungsbogen und in vielerlei Hinsicht ist die Handlung auch sehr vorhersehbar. Das Drama am Ende wirkte so konstruiert und überflüssig, dass es für mich besser ohne funktioniert hätte. Insgesamt habe ich mir von der Story ein bisschen mehr gewünscht.
Was mir wiederum gut gefallen hat, waren die Wechsel in den Zeitebenen der Erzählung. Man springt zwischen dem aktuellen Urlaub und den vergangenen umher und so bleibt die Handlung zumindest etwas abwechslungsreich und interessant. Es war schön nach und nach mehr über Poppys und Alex Vergangenheit herauszufinden.

Alex und Poppy als Protagonisten in der Kombination haben mir ganz gut gefallen. Ihre Charaktere sind so unterschiedlich, dass man sich wirklich fragen muss, wie die zwei überhaupt so enge Freunde werden konnten. Vermutlich machen diese Gegensätze sie aber auch so charmant. Weniger gut dargestellt fand ich wiederum die Chemie zwischen ihnen. Die Gefühle zwischen Alex und Poppy habe ich lange vermisst und am Ende auch nicht wirklich gespürt. In der Gegenwart-Zeitlinie hat es sich unangenehm verklemmt zwischen den beiden angefühlt, sodass die sympathischen, süßen Momente lediglich ein blasser Widerhall aus ihrer Vergangenheit bleiben.
Poppys Art ihre Gefühle zu verdrängen und ihr krampfhaftes Bemühen, den Urlaub mit Alex so zu gestalten, als sei nie etwas zwischen ihnen passiert, war auf Dauer leider auch etwas anstrengend.
Unterm Strich fand ich „Kein Sommer ohne Dich“ schön, aber auch ein wenig unausgereift. Ein wenig mehr Witz, ein bisschen mehr Spannung und etwas mehr Schliff bei den Figuren und es wäre ein ausgezeichnete RomCom Lektüre für den Sommer. Trotz meiner Kritikpunkte habe ich mit Alex und Poppys Geschichte aber trotzdem eine schöne Zeit verbracht und kann das Buch jedem nahelegen, der noch nach einer entspannten Geschichte zum Abschalten sucht.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Another Cinderella Story

Bridgerton – Wie verführt man einen Lord?
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Es geht romantisch weiter mit Regency-Autorin Julia Quinn’s beliebter Bridgerton-Reihe und die ambitionierten Matriarchin der Familie, Violet Bridgerton, darf auf das Liebesglück eines weiteren ihrer Kinder ...

Es geht romantisch weiter mit Regency-Autorin Julia Quinn’s beliebter Bridgerton-Reihe und die ambitionierten Matriarchin der Familie, Violet Bridgerton, darf auf das Liebesglück eines weiteren ihrer Kinder hoffen. In „An Offer from a Gentlemen“ soll nun auch Benedict, der zweit-älteste der Familie unter die Haube kommen. Und darum geht’s:

Sophie Beckett hätte sich nie träumen lassen, dass sie sich auf den berühmten Maskenball von Lady Bridgerton schleichen könnte - oder dass sie dort ihrem "Prince Charming" begegnen würde! Als illegitime Tochter eines verstorbenen Grafen, ist sie tagtäglich dem Unmut und der leidenschaftlichen Abneigung ihrer Stiefmutter ausgesetzt, doch ihre alltäglichen Leiden verblassen, als sie sich in den staken Armen des charmanten und umwerfend attraktiven Benedict Bridgerton wiederfindet. Hier fühlt sie sich kostbar und angekommen. Doch Benedict darf nicht mehr sein als dieser wundervolle Traum, aus dem sie um Mitternacht erwachen muss.

Seit jener magischen Nacht wird Benedict heimgesucht von einer strahlenden Vision in Silber, die ihn blind macht für die Reize aller anderen – bis er Sophie Beckett begegnet. Die seltsam vertraute Schönheit im Hausmädchengewand, löst etwas in ihm aus. Doch kann er sein geheimnisvolles Fräulein endgültig aufgeben, obwohl er doch geschworen hatte sie zu finden und zu heiraten? Und selbst wenn es ihm gelänge, er ist immer noch ein Bridgerton und ein Bridgerton heiratet kein Hausmädchen...

Die bisherigen Teile der Bridgerton Reihe habe ich sehr genossen, daher war es nur eine Frage der Zeit auch diesen Teil in die Hand zu nehmen. Wie der Klappentext bereits verrät, handelt es sich bei Sophies und Benedicts Geschichte im Großen und Ganzen um eine klassische Aschenputtel Story. Ich bin nicht der größte Fan von Cinderella Adaptionen, war aber trotzdem gespannt, wie diese Regency Variante ausgefallen ist.

Der Schreibstil der Autorin hat mir wieder sehr gut gefallen. Er ist flüssig, lebhaft und humorvoll. Das Lesen macht einfach wirklich Spaß und man kann sich total zwischen den Seiten verlieren. Für mich ist es mehr der Schreibstil denn die Handlung der Julia Quinns Bücher zu page turnern macht und das war auch hier mehr oder weniger der Fall.
Das heißt aber nicht, dass es langweilig wird. Die Handlung hat ein gutes Tempo und hält auch die ein oder andere überraschende Wendung parat. Was mir wieder gut gefallen hat, ist dass es öfters Wechsel in den Handlungsorten gibt. Zwar ist das alltägliche Leben im Ton in diesem Teil weniger präsent, aber die Geschichte wird lebhafter und interessanter durch diese diversen Wechsel. Für mich hat es gut funktioniert.
Weniger abholen konnte mich dieses Aschenputtel-Prince-Charming-Konzept. Ein Paar Szenen waren wirklich bezaubernd, etwa die erste Begegnung der Protagonisten auf dem Maskenball, aber insgesamt war es mir einfach ein bisschen zu viel des Guten. Die böse Stiefmutter war so überzeichnet, dass sie dadurch als Figur einfach nicht mehr überzeugend war. Die Stiefschwestern, zumindest die eine, wirkte auch eher Sketchy als alles andere.
Die andere Stiefschwester, Posey, war wesentlich dreidimensionaler als Charakter und hatte am Ende eine sehr schöne Entwicklung, deshalb konnte sie wirklich etwas zur Geschichte beitragen.

Auch nicht ganz so super fand ich das Machtgefälle zwischen Sophie und Benedict. Sophie ist eine so liebenswerte und optimistische junge Frau, was erstaunlich ist angesichts ihrer Lebensumstände (eben eine typische Cinderella). Sie versucht auch auf gewisse Weise jede Herausforderung anzugehen, anstatt sich davor zu verkriechen, allerdings fällt sie, finde ich, ein wenig zu schnell in die Rolle des „Fräuleins in Nöten“. Sie ist eine zarte Blume, die beschützt werden muss.

Teilweise funktioniert es, weil sie beim Leser sehr viel Sympathie weckt und man sich wünscht, dass ihr endlich mal was Gutes passiert. Allerdings wird sie im Laufe der Geschichte auch häufig bevormundet, besonders von Benedict und das war es dann auch, was mich etwas gestört hat.

Irgendwann gelingt es Sophie sich Gehör zu verschaffen, aber ich schätze ich hätte mir einfach gewünscht, dass sich die Protagonisten einfach etwas mehr auf Augenhöhe begegnen.

(Dadurch, dass das aber so eine Standardvoraussetzung für den Cinderella-Charakter einer Geschichte ist, liegt mein Problem wohl eher darin und nicht bei Sophie und Benedict.)

Benedict auf der anderen Seite ist ein sehr charmanter und sympathischer männlicher Protagonist, allerdings wirkt er einfach wie eine blassere Variante seines älteren Bruders Anthony. Mir ist es ein wenig schwer gefallen mich für ihn zu erwärmen, weil ihm schlicht dieses besondere Etwas gefehlt hat, um aus der Masse der Bridgerton Nachkommenschaft herauszustechen. Ich hatte gehofft, dass sich dieses besondere Etwas in seiner Natur als Künstler/ Maler heraustun würde, allerdings bleibt dieser Charakterzug sehr im Hintergrund. Es ist einfach schade, weil er alles in allem einfach nicht wirklich in Erinnerung bleibt.


Ich kann nicht sagen, dass ich nicht Spaß gehabt hätte beim Lesen. Sogar ganz im Gegenteil. Die Seiten sind nur so dahingeflogen und ich konnte vollkommen in die Geschichte eintauchen. Die Dialoge sind längst nicht so bissig und amüsant wie zB zwischen Anthony und Kate, aber konnte ich bei Benedict und Sophie mitfiebern und mitfühlen und konnte das volle Julia-Quinn-Leseerlebnis genießen. Es ist nur so, dass die Geschichte mich einfach nicht ganz abholen konnte. Es fehlt das Einprägsame, das Einzigartige, das Besondere, deshalb gibt es für „An Offer from a Gentleman“ 3 Sternchen.

Veröffentlicht am 20.03.2022

Magischer Jugendroman

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Eben noch befand sich die 15-jährige Austausschülerin Zoe auf einer geheimen Mitternachtsparty in ihrer Londoner Schule im Dunwick House, als sie sich nach der Begegnung mit einem sonderbaren Spiegel im ...

Eben noch befand sich die 15-jährige Austausschülerin Zoe auf einer geheimen Mitternachtsparty in ihrer Londoner Schule im Dunwick House, als sie sich nach der Begegnung mit einem sonderbaren Spiegel im Jahr 1816 wiederfindet. Eine Zeitreise stand definitiv nicht auf ihrem Plan für ihr Austausch-Jahr, aber Zoe wäre nicht Zoe, wenn sie nicht das beste aus der Situation machen würde, und so stürzt sie sich voller Tatendrang in ihre neue Rolle als Zofe der jungen und schrecklich schüchternen Lady Lucie.
Während Lady Lucie mit tatkräftiger Unterstützung ihrer treuen Zofe auf ihrem ersten Ball erstrahlt, begegnet Zoe dem jungen Lord Hayden Falcon-Smith und findet - zu ihrer großen Überraschung - einen Mit-Zeitreisenden in ihm. Verbunden durch das gemeinsame Ziel zurück in ihre eigene Zeit zu finden begeben sich die beiden auf die Suche nach Antworten. Doch schon bald müssen Zoe und Hayden feststellen, dass sie in eine Sache hineingeraten sind, die viel größer zu sein scheint, als sie selbst...

London Whisper war auf jeden Fall eine schöne Leseerfahrung. Ich fange am Besten damit an, wie sehr mir die Aufmachung des Buches gefallen hat. Das Cover finde ich in der Gestaltung sehr gelungen. Ich mag die Farben, die kleinen Details, die den Inhalt der Geschichte eingreifen und kann auf jeden Fall sagen, dass es in Natura noch viel schöner aussieht, als auf dem Bild. Die Mühe und Detailliebe hört allerdings nicht beim Cover auf. Das Buch ist voll von kleinen Zeichnungen und wunderbar ausgearbeiteten Feinheiten, die das ganze Leseerlebnis einfach sehr bereichern. Ich bin einfach sehr begeistert, wie viel Mühe und Hingabe in die Gestaltung eingeflossen sind.

Nun zum Inhalt. Der Schreibstil hat mir insgesamt ganz gut gefallen. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Zoe geschrieben, sodass man als Leser recht schnell einen Draht zu ihr aufbaut.
Ich habe zwar ein wenig gebraucht um in die Geschichte hinein zu finden, aber die Sätze sind flüssig, die Sprache lebendig und die Dialoge gut ausbalanciert, sodass schnell ein guter Lesefluss entsteht. Nicht ganz so gut fand ich an einigen Stellen aber die Sprache. Es ist ein Roman, der eine jüngere Zielgruppe anspricht und vorallem auch eine jüngere Hauptprotagonistin hat, daher macht ein gewisses Maß an Jugendsprache und "Slang" durchaus Sinn. Allerdings haben sich manche Sätze beim Lesen einfach nicht ganz natürlich angefühlt (falls das nachvollziehbar klingt). Ein wenig gezwungen quasi. Natürlich ist das meine subjektive Empfindung, aber es gab so ein Paar Wörter/ Sätze, die mich dann einfach aus dem Takt gebracht haben.

Auch die "historische" Sprache hat für mich nicht ganz hingehauen. Manche Dialoge wirkten ein wenig zu "theaterhaft" um mich richtig abzuholen und mir wirklich dieses Gefühl von "aha, wir sind in 1816" zu vermitteln. Natürlich muss man das Buch als das sehen, was es ist, nämlich ein Jugendroman, der auf charmante Weise Gegenwart mit der Vergangenheit zusammenwürfelt. Aber ich hätte mir zumindest gewünscht, dass es sich sprachlich einfach ein wenig authentischer anfühlt.

Auf den Inhalt möchte ich gar nicht zu sehr eingehen, um nichts vorweg zu lesen, aber hier hält die Story was sie verspricht. Eigentlich ganz wunderbar, wie sehr das Cover den Charakter der Geschichte wiedespiegelt. Sie ist frisch, charmant, ein wenig frech und wirklich witzig. Ich hatte auch keine Sekunde den Gedanken von Schonmal-irgendwo-gelesen.
Als ich angefangen habe zu lesen, wusste ich noch nicht, dass es sich um einen ersten Teil einer Reihe handelt, aber rückblickend sehe ich es als sehr gelungenen Einstieg. Die erste Hälfte ist noch sehr dem Bereich Charaktervorstellung und Etablierung gewidmet, aber in der Zweiten kommt dann durchaus Spannung auf. Leider wird es nie wirklich ich-kann-nicht-schnell-genug-umblättern spannend, dafür plätschert die Geschichte ewas zu gemächlich vor sich hin, aber es gibt zumindest immer wieder Szenen, die genug Spannung aufrecht erhalten um umblättern zu wollen. Und es gibt jeeede Menge offene Fragen, die es quasi unvermeidbar machen, weiterlesen zu wollen. Besonders am Ende.
Was das angeht, so weiß ich nicht, ob es mir wirklich gefallen hat. Ehrlich gesagt hat es mich mit einem leicht seltsamen Gefühl zurück gelassen. Nicht wirklich wie nach einem Cliffhanger, sondern eher als wäre die Handlung einfach in einer Szene abgebrochen und schlicht nicht mehr weiter gegangen. Als wäre das Ende un-fertig. Die Leseprobe zur Fortsetzung konnte es ein wenig abmildern, aber an sich, sollte diese ja nicht als Epilog dienen.

Die Charaktere in der Geschichte haben mir insgesamt auch gut gefallen. Als erstes muss natürlich ganz klar Zoe erwähnt werden. Sie ist wohl die tougheste, unerschütterlichste 15-Jährige Protagonistin, die mir je in einem Buch begegnet ist. Sie ist eine Problemlöserin durch und durch und geht in dieser Rolle auch vollkommen auf. Beeindruckend fand ich auch ihr unerschütterliches Selbstvertrauen, ihre Sichtweise auf die Welt und das Leben, sowie ihren Umgang mit dem Dasein als Mädchen bzw heranwachsende Frau. Eine positivere Botschaft kann man sich für eine junge Leserschaft eigentlich nicht wünschen.
Diese überschwängliche und positive Art macht sie als Protagonistin sehr sympathisch. Allerdings kam damit für mich auch ein kleines Manko. Zoe war mir ein wenig zu unerschütterlich, um "echt" zu wirken. Wobei, vielleicht ist das nicht richtig ausgedrückt. Ich schätze, ich hätte mir einfach gewünscht, dass ihre Figur auch Unsicherheiten durchblicken lässt (immerhin ist sie aus heiterem Himmel in der Vergangenheit gelandet, das kann einen schonmal verstören) und insgesamt etwas nahbarer wird. Ich finde Charaktere leben sehr von ihren Stärken und Schwächen und gewinnen mehr Tiefe, durch beides. Diese andere Seite von Zoe kam mir aber ein bisschen zu spät und ein bisschen zu unzureichend, um mich komplett mitzureißen.

Sehr gefallen hat mir die liebe Miss Lucie. Sie ist eine Figur mit der man einfach mitfühlen und mitfiebern muss. Ihre Entwicklung mitzuverfolgen war definitiv eine der schönsten Aspekte der Handlung.

Auch Hayden war eine interessante Ergänzung. Mir gefällt die Dynamik zwischen ihm und Zoe sehr und sein Auftreten hat der Geschichte nochmal ordentlich Witz hinzufügen können. Er scheint sich doch um einiges Schlechter in seiner Rolle als Sohne eines wichtigen Lords zurecht zu finden, was eine willkommene Ergänzung zu Zoes Haltung zu der ganzen Zeitreisen-Situation war. Es fällt auch reichlich schwer, ihn nicht sympathisch zu finden.
Trotzdem blieb Hayden für mich in weiten Teilen noch ein wenig zu blass als Charakter. Auch hier hätte ich mir ein wenig Tiefe, ein wenig mehr Einblick in seine Figur gewünscht, aber aufgrund der angedeuteten Liebesgeschichte zwischen ihm und Zoe (und selbstverständlich des Zeitreisenproblems) denke ich, dass man hier sehr auf die Fortsetzung hoffen kann.

Mein Fazit fällt unterm Strich also ein wenig gemischt aus. Ich hatte definitv Spaß am Lesen und bin überzeugt, dass es für die angesprochene Zielgruppe eine super Geschichte ist. Am Ende war es für mich aber dieses Zusammenkommen der vielen Kleinigkeiten und Kritikpunkte, die das Leseerlebnis für mich persönlich nicht ganz so mitreißend gemacht haben, wie ich es mir gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist "#London Whisper – Als Zofe ist man selten online“ von Aniela Ley eine schöne, lesenswerte Geschichte und ein spannender Auftakt einer vielversprechenden Reihe.