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Veröffentlicht am 30.04.2023

Klotten an der Mosel

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers
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Bei seinem dritten Fall verschlägt es Max Bischoff nach Klotten an der Mosel, da Hauptkommissarin Eslem Keskin persönlich um Hilfe bittet. Eine an Krebs verstorbene gute Freundin hinterlässt sonderbare ...

Bei seinem dritten Fall verschlägt es Max Bischoff nach Klotten an der Mosel, da Hauptkommissarin Eslem Keskin persönlich um Hilfe bittet. Eine an Krebs verstorbene gute Freundin hinterlässt sonderbare Tagebucheinträge, zudem gab es im Dorf zweiundzwanzig Jahre zuvor einen ungeklärten Vermisstenfall.

Ebenso spannend wie gewohnt, beginnt dieser dritte Fall, auch die Auflösung kommt unerwartet, allerdings gibt es im Hauptteil einige Längen. Nicht nur Max Bischoff stellt Fragen, aufgrund eines aktuellen Mordes ermittelt auch die hiesige Polizei und so werden stets dieselben Einwohner mehrfach interviewt, niemand scheint einen Schritt weiterzukommen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den wesentlichen Figuren sind passend, aber manchmal vielleicht ein bisschen zu viel des Guten, zu sehr lenken sie von der eigentlichen Handlung ab, die leider nicht so recht vorankommt. Dennoch sind die Hintergründe interessant, die Personen sehr gut charakterisiert und der Schreibstil wie immer flüssig und ansprechend. Den Leser zu überraschen, das schafft Strobel allemal und so ist auch dieser Band der Reihe Mörderfinder trotz allem lesenswert.

Ich habe den Ausflug an die Mosel jedenfalls genossen und warte neugierig auf einen weiteren Fall mit Max Bischoff.


Titel Mörderfinder - Mit den Augen des Opfers
Autor Arno Strobel
ASIN B0BJNP5JY2
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (352 Seiten)
Erscheinungsdatum 22. Februar 2023
Reihe Mörderfinder
Verlag Fischer

Veröffentlicht am 16.04.2023

In Württemberg

Die russische Herzogin (Die Zarentöchter-Saga 3)
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Die russische Zarentochter Olga lebt seit etlichen Jahren mit ihrem Ehemann, Thronfolger Karl, im württembergischen Stuttgart. Ihr Patenkind Wera in Petersburg ist ein schwieriges und stürmisches Kind, ...

Die russische Zarentochter Olga lebt seit etlichen Jahren mit ihrem Ehemann, Thronfolger Karl, im württembergischen Stuttgart. Ihr Patenkind Wera in Petersburg ist ein schwieriges und stürmisches Kind, niemand wird der Kleinen Herr und so entsteht die Idee, dass Olga, selber kinderlos geblieben, sich des neunjährigen Wildfanges annehmen soll. Nach einer langen Reise kommt Wera in deutschen Landen an und versetzt sogleich alle Erwachsenen in Angst und Schrecken. Erst nach und nach kann sich Olga in das ungestüme Wesen hineinversetzen, aber ob sie das Kind tatsächlich zu einer würdigen Großfürstin wird erziehen können?

Wie gewohnt, erzählt Petra Durst-Benning warmherzig und gefühlvoll. Bestens recherchiert und mit romanhaften Elementen ergänzt, schildert sie das Leben Olga Romanowas, der Tochter des Zaren Nikolaus I. in ihrer neuen Heimat, nachdem deren Jugendjahre bereits Eingang gefunden haben in den Vorgängerband „Die Zarentochter“. Mit der Unterstützung von Kinderheimen und anderen wohltätigen Veranstaltungen füllt Olga ihre Tage, viel Freude bereitet ihr ihre Sommerresidenz, die sie selber nach südländischen und russischen Vorbildern mitgestaltet hat. Eine große, neue Herausforderung wartet auf sie, als Wera in Stuttgart eintrifft, ganz anders, als man sich eine Tochter der Zarenfamilie vorstellt. Gar nicht willens, sich an die ungewohnte Umgebung und fremde Gepflogenheiten anzupassen, lehnt sich Wera auch hier gegen alles auf, was von ihr verlangt wird.

Bildhaft und gut vorstellbar verpackt die Autorin Olgas und Weras Biografie in diesen Roman, realistische Szenen erwachen vor des Lesers geistigem Auge und rasch verliert man sich im herrschaftlichen Leben am Hof im 19. Jahrhundert. Der Gegensatz zum Dasein der einfachen Bediensteten könnte größer nicht sein, recht anschaulich arbeitet Durst-Benning dies am Beispiel der Wäschertochter heraus, mit der sich Wera irgendwann anfreundet. Detaillierte Beschreibungen von Stuttgart, dem Württemberg, dem Rosensteinpark und etlichen anderen Schauplätzen lassen das Lesen zu einem wahren Vergnügen werden, wunderschöne Örtlichkeiten, die Trost spenden sollen, wenn das Leben sich von seiner düsteren Seite zeigt. Davon nämlich bleiben Olga und Wera keineswegs verschont, auch wenn sie sich manchmal etwas naiv das Offensichtliche schönzureden versuchen.

Nach „Die Zarentochter“ habe ich mich schon auf diese Fortsetzung der Geschichte gefreut, welche ebenfalls für unterhaltsame und interessante Lesestunden bürgt.

Titel Die russische Herzogin
Autor Petra Durst-Benning
ASIN B0050K1OEG
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook,
ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (512 Seiten), Geb. Buch und Hörbuch
Erscheinungsdatum 17. Februar 2012
Verlag Ullstein
Reihe Die Zarentöchter-Saga, Teil 3

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2023

Rund ums Bergkloster

Das Gelübde der vergessenen Tochter
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Nach einem Überfall kann sich die junge Frau mit dem schönen roten Haar gerade noch ins nahe gelegene Doppelkloster am Berg retten. Da sie vorgibt, sich an nichts erinnern zu können, nennt man sie Laya ...

Nach einem Überfall kann sich die junge Frau mit dem schönen roten Haar gerade noch ins nahe gelegene Doppelkloster am Berg retten. Da sie vorgibt, sich an nichts erinnern zu können, nennt man sie Laya und behält sie den Winter über bei den Prämonstratensern, wo sie in der Küche und im Krankenlager aushelfen soll. Bald findet Laya heraus, dass in der Umgebung mehrere, meist rothaarige, Mädchen verschwunden sind, und so will sie nicht nur ihre eigenen Verfolger aufspüren, sondern auch herausfinden, ob es Zusammenhänge gibt zu den anderen verbrecherischen Geschehnissen.

Flüssig und bildhaft schildert Manuela Schörghofer die Szenen im 12. Jahrhundert. Detailliert geht sie ein auf Besonderheiten der damaligen Zeit und trifft die entsprechend passende Wortwahl (ein Glossar zu Beginn des Romans erklärt unbekannte Begriffe). Historische Einzelheiten zu geistlichen und weltlichen Belangen sind bestens recherchiert und werden geschickt in die Handlung eingewoben. Auch historisch belegte Persönlichkeiten finden Eingang in die Geschichte und sind im übersichtlichen Personenverzeichnis extra gekennzeichnet. So ist es ein Leichtes, der spannenden Handlung zu folgen, Laya auf ihrer Suche nach Gerechtigkeit zu begleiten.

Sämtliche Figuren, von den Hauptpersonen bis hin zu kleineren Rollen, sind lebendig dargestellt und erlauben einen glaubwürdigen Ablauf der Geschichte vor dem Hintergrund des Frauen- und Männerklosters in den Alpen. Ebenso sind die anderen Schauplätze sehr gut vorstellbar beschrieben, sodass man sich selber bald mitten im Geschehen wähnt. Die gelungene Kombination aus mittelalterlichem Flair und kriminalistischen Nachforschungen in und rund ums Kloster lässt das Ganze so richtig interessant werden und dem Leser Laya und Ansgar schnell ans Herz wachsen. Deren Entscheidungen und Vorgehen sind durchwegs logisch begründet und nachvollziehbar, das aufregende Ende beantwortet sämtliche Fragen und gibt auch noch Raum für eine Fortsetzung.

Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, das Buch überzeugt durch einen bildhaften Schreibstil, perfekte Recherche und eine plausible Handlung. Das Erscheinungsdatum des zweiten Bandes der Dilogie „Bergkloster“ ist schon notiert.


Titel Das Gelübde der vergessenen Tochter
Autor Manuela Schörghofer
ASIN B09VQ5DHQS
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenso erhältlich als Taschenbuch (433 Seiten)
Erscheinungsdatum 27. Dezember 2022
Verlag HarperCollins
Reihe Bergkloster, Band 1

Veröffentlicht am 31.03.2023

Windpark in Cuxhaven

Windstärke Tod (WaPo Cuxhaven 1)
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Der geplante Windpark in Cuxhaven ist umstritten. Damit eine möglichst breite Zustimmung erreicht werden kann, lädt die Bürgermeisterin einen Mediator - Gunther Fluth - an den Verhandlungstisch. Aber noch ...

Der geplante Windpark in Cuxhaven ist umstritten. Damit eine möglichst breite Zustimmung erreicht werden kann, lädt die Bürgermeisterin einen Mediator - Gunther Fluth - an den Verhandlungstisch. Aber noch bevor die Diskussion beginnen kann, wird Fluths Leiche im Wasser gefunden. Augenscheinlich hat er sich beim Schwimmen überschätzt, dabei soll er das kalte Nass für gewöhnlich gemieden haben. Obwohl die Wasserschutzpolizistin Agatha Christensen für die Untersuchung des Toten gar nicht zuständig ist, geht sie der Sache nach, denn schließlich war sie es, die den Mann entdeckt hat.

Gut vorstellbare Figuren und die schöne Kulisse der Nordseeküste rund um Cuxhaven (Landkarte im Buch) lassen den Leser schnell eintauchen in das spezielle Flair dieses Regionalkrimis. Das Thema Windpark mit entsprechend kontroversen Standpunkten bietet einen gelungenen Einstieg in die Handlung, alles Weitere ergibt sich dann von selbst. Bente Storms Kapitel sind kurz und übersichtlich gehalten, unterschiedliche Blickwinkel sorgen für eine gewisse Spannung, die gerne ein wenig höher hätte sein dürfen. Mundartliche Einsprengsel bei manchen Personen passen gut ins Geschehen und sorgen für Authentizität. Ein wenig Witz darf auch nicht fehlen, so hält man die Wasserschutzpolizei salopp für das „Enten-FBI“ und verehren die Eltern der Wasserschutzpolizistin Agatha Christensen eine bekannte Schriftstellerin, was sich nicht nur auf den Namen der Tochter auswirkt, sondern auch auf deren Hang zur Neugierde.

Schlüssig und nachvollziehbar recherchiert man nun in Cuxhaven, ein Mordmotiv haben da so Einige, das Ergebnis ist plausibel und passt ins Bild. Nicht allzu aufregend, aber doch stimmungsvoll und atmosphärisch präsentiert sich dieser erste Band rund um die WaPo Cuxhaven. Da die Ermittler als interessante Charaktere eingeführt worden sind, darf man sich jedenfalls auf weitere Fälle mit ihnen freuen.


Titel Windstärke Tod
Autor Bente Storm
ASIN B0BJX7GMN3
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (377 Seiten) und Hörbuch
Verlag Ullstein
Reihe WaPo Cuxhaven

Veröffentlicht am 29.03.2023

Liebe im fernen Russland

Die Porzellanpuppe
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Petrograd, 1915, Tonja ist die Ehefrau eines reichen Fabrikanten, wird aber eher wie ein Vogel im goldenen Käfig daheim eingesperrt. Dennoch kann sie sich immer wieder zu Walentin flüchten, einem Revolutionär, ...

Petrograd, 1915, Tonja ist die Ehefrau eines reichen Fabrikanten, wird aber eher wie ein Vogel im goldenen Käfig daheim eingesperrt. Dennoch kann sie sich immer wieder zu Walentin flüchten, einem Revolutionär, der mitreißende Reden hält. Was Tonjas Schicksal für sie bereitgehalten hat und wie weitere Generationen beeinflusst werden, möchte 1991 Rosie aus London erfahren und begibt sich auf den Spuren eines Märchenbuches ihrer Mutter nach Russland. Wer war die Frau, so schön wie eine Puppe?

Diese komplizierte und mitunter verwirrende Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, in der Vergangenheit liegt das Hauptaugenmerk auf Tonja, 1991 auf Rosie, die eigentlich Raisa heißt. Zwischendurch darf der Leser immer wieder einen Blick in das Märchenbuch von Rosies Mutter werfen. Verwirrend ist die Sache deshalb, weil sich natürlich auch in der heutigen Zeit Menschen an früher erinnern und von längst vergangenen Zeiten erzählen. So fällt es dem Leser nicht immer leicht, die Handlungsstränge auseinanderzuhalten und auch wenn die Autorin oft auf die förmliche Anrede mit Vornamen und Vaternamen verzichtet, so ist es anfangs nicht ganz einfach, alle Figuren im Gedächtnis zu behalten bzw. richtig einzuordnen. Aber die bewegende und unfassbare Geschichte überstrahlt all diese Schwierigkeiten, zieht den Leser schnell in ihren Bann und weckt immer mehr Neugierde auf die Geschehnisse. Insbesondere die Hintergrundinformationen zur russischen Geschichte sind beeindruckend recherchiert und wiedergegeben. Und nach dem Lesen des Anhangs weiß ich endlich, warum ich ab und zu an Anna Karenina denken musste.

Sehr realistisch dargestellte Figuren und eine überwältigende Kulisse in Russland lassen diesen schicksalhaften Roman besonders gut zur Geltung kommen, Mut und Drama fügen sich glaubhaft zwischen die Zeilen, unerwartete Wendungen sorgen für Überraschungen, die Handlung fesselt bis zum Ende.

Ein Buch, das gewiss keinen Leser kalt lässt und neben einer bewegenden Liebe auch grausame Details aus der russischen Geschichte aufgreift.

Titel Die Porzellanpuppe
Autor Kristen Loesch
ASIN B09XFH7Z77
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (429 Seiten) und Hörbuch
Erscheinungsdatum 26. Jänner 2023
Verlag Ullstein
Originaltitel The Porcelain Doll
Übersetzer Silke Jellinghaus