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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2023

Hat mich nicht richtig berührt

Lichte Tage
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"Lichte Tage" von Sarah Winman ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust.
Vor allem in der ersten Hälfte ist das Buch sehr sprunghaft und ich musste doch sehr aufpassen, die jeweiligen Handlungsstränge ...

"Lichte Tage" von Sarah Winman ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust.
Vor allem in der ersten Hälfte ist das Buch sehr sprunghaft und ich musste doch sehr aufpassen, die jeweiligen Handlungsstränge immer der richtigen Zeitebene zuzuordnen. Ziemlich fordernd also. So richtig gepackt hat mich das Buch (vielleicht auch deshalb) leider erst im letzten Drittel , in dem es weniger Zeitsprünge gibt. Vorher sprang der Funke nicht richtig rüber. Und ganz warm bin ich mit Michael und Ellis, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, bis zum Schluss nicht geworden. Ihre Charaktere, ihre Schicksale, ihre Liebe - das hat mich alles nicht wirklich berührt ohne dass ich sagen könnte woran das lag.
Eine ungewöhnliche Liebes- und Freundschaftgeschichte, die man durchaus lesen kann, die bei mir aber leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Money makes the world go round

3000 Yen fürs Glück
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"3000 Yen fürs Glück" von Hika Harada ist weniger heiter als das Cover vermuten lässt. Der Roman hält dafür aber ein, was Untertitel und Klappentext versprechen: eine Familiengeschichte, in der Geld der ...

"3000 Yen fürs Glück" von Hika Harada ist weniger heiter als das Cover vermuten lässt. Der Roman hält dafür aber ein, was Untertitel und Klappentext versprechen: eine Familiengeschichte, in der Geld der rote Faden ist. Das war für mich teilweise schon an der Grenze zu zu monothematisch, weswegen man das Buch auch nur lesen sollte, wenn man sich zumindest ein wenig für haushalten und finanzielle Absicherung interessiert, sonst wird man das Buch vermutlich bald frustriert aus der Hand legen.
Es startet mit eher oberflächlichen Charakteren und sprachlich und inhaltlich ziemlich nüchtern mit Spartipps, die man auch schon woanders gelesen hat. Die beiden Töchter in den Zwanzigern, mit denen man in das Buch einsteigt, fand ich charakterlich oberflächlich und unsympathisch. Interessanter wird es dann aber mit der Großmutter, dem (ich sag mal) Nachbarn und der Mutter der Familie. Diese waren (teilweise) sympathischer und in jedem Fall aber interessantere Charaktere. Alle handelnden Personen gehen unterschiedlich mit dem Thema Geld um, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass sie aus unterschiedlichen Generationen stammen, die wirtschaftlich und gesellschaftlich anders konditioniert wurden. Gemeinsam ist ihnen aber ein eher sorgenvoller Blick in die Zukunft und die eigene finanzielle Absicherung. Man kann das Buch deshalb auch als Abgesang auf die Mittelschicht lesen, die auch in Japan zu kämpfen hat.
Das Buch schafft es nicht immer, selbst über den beschriebenen Oberflächlichkeiten zu stehen, und als deutsche Leserin fand ich es auch nicht wirklich innovativ, aber dennoch hat die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Positionen durchaus etwas interessantes und lesenswertes.

Veröffentlicht am 30.03.2023

Potential nicht ausgeschöpft

Polnischer Abgang
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Episodenhaft erzählt der Autor aus dem Leben des jungen Jareks, der mit seinen Eltern 1990 aus Polen nach (West-)Deutschland übersiedelt. Man erfährt einiges über den Prozess der Migration mit all seinen ...

Episodenhaft erzählt der Autor aus dem Leben des jungen Jareks, der mit seinen Eltern 1990 aus Polen nach (West-)Deutschland übersiedelt. Man erfährt einiges über den Prozess der Migration mit all seinen Unsicherheiten, Absurditäten und häufig unerfüllten Erwartungen. Das war zwar interessant, aber oft hatte es für mich einen lehrerhaften Ton, was ich schade fand. Vielleicht auch deshalb bin ich nicht richtig warm geworden mit der Geschichte und den zudem blass bleibenden Charakteren. Es ist bestimmt eine authentische Beschreibung, aber leider hat mich sie mich nicht berührt bzw. abgeholt.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Interessanter Ansatz ohne überzeugende Geschichte

Auf See
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Theresia Enzensberger entwirft in "Auf See" eine Zukunftsvision, von der man bis zum Schluss nicht genau weiß, wie dystopisch sie eigentlich ist. Deutschland (Europa? die Welt?) wurde von den Folgen des ...

Theresia Enzensberger entwirft in "Auf See" eine Zukunftsvision, von der man bis zum Schluss nicht genau weiß, wie dystopisch sie eigentlich ist. Deutschland (Europa? die Welt?) wurde von den Folgen des Klimawandels eingeholt, auch politisch und gesellschaftlich gab es negative Entwicklungen, die aber nur angedeutet werden und unscharf bleiben. Wenig überraschend, dass in diesen prekären Zeiten selbsternannte Heilsbringer, die neue Gesellschaftsformen propagieren, Zulauf gewinnen. Theresia Enzensberger stellt hier sowohl in Romanform fiktive, als auch in im gut lesbaren Sachbuchton verfassten Zwischenkapiteln reale Beispiele solcher utopischen Projekte (und deren Scheitern) vor. Das ist alles interessant und auch die Fokussierung auf den weiblichen Blickwinkel hat mir gefallen, aber ein Aha-Moment blieb aus. Manche Nebenfiguren tauchen auf und verschwinden wieder ohne dass ihre Geschichte auserzählt scheint. Die Geschichte insgesamt fließt ohne Überraschungen oder große Wendungen vor sich hin - das hatte ich anderes erwartet.
Die Unterteilung in sehr kurze Kapitel störte meinen Lesefluss, aber ansonsten sprachlich sehr gut lesbar.
Eine andere Dystopie mit interessanten Ansätzen, die mich aber nicht richtig überzeugen kann.

Veröffentlicht am 29.10.2022

Schwache Geschichte – packende Atmosphäre

Unsre verschwundenen Herzen
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Ich war überrascht, dass Celeste Ngs neuster Roman "Unsre verschwundenen Herzen" diesmal nicht in der US-amerikanischen jüngeren Vergangenheit spielt, sondern eine Dystopie ist. In den hier beschriebenen ...

Ich war überrascht, dass Celeste Ngs neuster Roman "Unsre verschwundenen Herzen" diesmal nicht in der US-amerikanischen jüngeren Vergangenheit spielt, sondern eine Dystopie ist. In den hier beschriebenen USA herrscht ein totalitäres System, das das Gesetz PACT erlassen hat, welches die Bevölkerung auf Patriotismus einschwört. Hieraus resultiert ein Klima der Angst und weithin akzeptierter Rassismus. Celeste Ng setzt hier bei bereits realen Tatsachen an: verbreiteter Rassismus, zu häufige Wegnahme von Kindern aus Familien, Zensur in Bibliotheken etc. PACT scheint dadurch also gar nicht so weit weg, wie man zunächst denken könnte.
Beschrieben werden diese dystopischen USA anhand des Jungen Bird und seiner Mutter Margaret, die beide asiatisch-stämmig sind und (nicht nur deshalb) in Außenseiterrollen gedrängt werden. Die Geschichte der beiden ist berührend, aber leider auch ohne richtigen Handlungsbogen. Die Vergangenheit der beiden wird nach und nach solide aufgearbeitet, die Geschichte in der Gegenwart ist aber schwach und irgendwie bleibt bei mir die Frage, was die Autorin mir mit der Geschichte der beiden eigentlich sagen möchte. So bleibt sie Mittel zum Zweck, was schade ist.
Eine große Rolle spielen auch Bibliotheken bzw. Bibliothekarinnen. Das Bild, das hier von Bibliothekarinnen gezeichnet wird, ist zwar liebevoll heroisch, aber leider auch klischeehaft und romantisiert, weswegen ich mit dieser Darstellung etwas hadere.
Das Leben in einem totalitären System fand ich packend beschrieben – die eigentliche Geschichte konnte da aber leider nicht mithalten.