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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2023

Lammers ermittelt wieder auf Sylt - spannend

Zornige Flut
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Sabine Weiss zeigt in "Zornige Flut" im Gegensatz zu Klaus Peter Wolf, dass es sehr gut gelingen kann, zwei Kriminalfälle nebeneinander in einem Krimi zu beschreiben und dabei die Spannung hoch zu halten.
Klappentext:
Nach ...

Sabine Weiss zeigt in "Zornige Flut" im Gegensatz zu Klaus Peter Wolf, dass es sehr gut gelingen kann, zwei Kriminalfälle nebeneinander in einem Krimi zu beschreiben und dabei die Spannung hoch zu halten.
Klappentext:
Nach einem nächtlichen Brand in ihrem Haus ist Kriminalkommissarin Liv Lammers gerade erst in den Dienst zurückgekehrt, als sie nach Sylt gerufen wird. Ausgerechnet einer ihrer Kollegen hat in einer Fastenklinik bei Archsum einen menschlichen Schädel gefunden. Die Verletzungsspuren sprechen für einen gewaltsamen Tod, doch es erscheint nahezu unmöglich, den Schädel einem Vermisstenfall zuzuordnen. Oder handelt es sich bei dem Opfer etwa um eine bekannte Sylter Galeristin, die sich seit Monaten nicht bei ihren Freunden gemeldet hat? Noch während sie und ihre Kollegen von der Flensburger Mordkommission ermitteln, entgeht Liv einem erneuten Unfall nur knapp. Ein furchtbarer Verdacht kommt auf: Versucht jemand, die Aufklärung des Falls zu verhindern? Oder hat es jemand auf Livs Leben abgesehen?
"Zornige Flut" ist mittlerweile der 7.Fall mit Liv Lammer auf Sylt. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Geschichte direkt an den Vorgängerband anschließt. Der Cliffhanger des 6.Bandes ist einer der Fälle dieses Bandes. Spannender fand ich allerdings die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem gefundenen Schädel.
Sabine Weiss gelingt es, alle Figuren ihres Krimis facettenreich darzustellen. Natürlich ist nicht jede Figur sympathisch, aber so ist das Leben nun einmal.
Livs Leben nimmt wieder breiten Raum ein. Dabei bleibt die Spannung aber nicht auf der Strecke. Sabine Weiss gelingt es, die Kriminalfälle und Livs Leben so miteinander zu verknüpfen, dass ich das gesamte Buch gerne gelesen habe.
Sabine Weiss schreibt flüssig. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Und auch das Ende macht neugierig auf den nächsten Band. Wie wird Liv sich entscheiden? Wie geht es mit Liv und Sebastian weiter? Hier würde ich mir allerdings wünschen, dass Liv etwas selbstbewusster auftritt.
Fazit: Ein spannender Regionalkrimi mit interessanten Figuren, spannend und flüssig zu lesen.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Berührend und authentisch

Das Mädchen mit dem Drachen
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Manchmal lohnt es sich, ganz tief unten im Stapel der ungelesenen Bücher zu wühlen. So habe ich "Das Mädchen mit dem Drachen" von Laetitia Colombani herausgezogen. Auch "Das Haus der Frauen" hat mir gut ...

Manchmal lohnt es sich, ganz tief unten im Stapel der ungelesenen Bücher zu wühlen. So habe ich "Das Mädchen mit dem Drachen" von Laetitia Colombani herausgezogen. Auch "Das Haus der Frauen" hat mir gut gefallen und auch dieses dritte Buch von ihr hat mir sehr gut gefallen. Irgendwo im Stapel liegt wohl auch noch "Der Zopf". Ich werde also noch mal auf Tauchgang gehen.
Klappentext:
Am Golf von Bengalen will Léna ihr Leben in Frankreich vergessen. Jeden Morgen beobachtet sie das indische Mädchen Lalita, das seinen Drachen fliegen lässt. Als Léna von einer Ozeanwelle fortgerissen wird, holt Lalita Hilfe bei Preeti, der furchtlosen Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe für junge Frauen. Léna überlebt und zusammen mit Preeti schmiedet sie einen Plan, der nicht nur Lalitas Leben grundlegend verändern wird.
Es ist immer schwierig und in der letzten Zeit ja geradezu verpönt, als weiße Europäerin über Menschen aus anderen Kulturkreisen zu schreiben. Laetitia Colombani ist es aus meiner Sicht gut gelungen. Sie hat mir Indien, die indische Kultur und besonders die Situation der Frauen dort näher gebracht. Es ist etwas anderes, Presseartikel über die vielen Vergewaltigungen und Kinderhochzeiten in Indien zu lesen, als in einem Roman mit den Figuren die Ausgrenzung und Diskriminierung "mitzuerleben". Teilweise hat mich das Buch sehr berührt und betroffen gemacht.
Ich war noch nie in Indien, konnte mir jedoch bei den Schilderungen von Colombani viele Situationen gut vorstellen.
Mit Lena als Protagonistin bin ich nicht so wirklich gut warm geworden, zu lange hat Colombani auch um ihre Geschichte und ihre Beweggründe ein Geheimnis gemacht. Das wirkte auf mich nicht spannend sondern hat mich eher genervt.
Um so eindringlicher beschreibt sie die unterschiedlichen indischen Frauen, nicht nur Lalita und Preeti, sondern auch viele Randfiguren. Mit dem Lehrer Kumar schafft sie eine versöhnliche Männerfigur.
Fazit: Ein berührendes, nachdenkliches Buch, das noch lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Tolle Fortsetzung

Dunkle Verbindungen
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Die "Lost in Fuseta"-Reihe von Gil Ribeiro hat mich von Beginn an fasziniert. Es war einfach mal eine gute Idee, oft wiederholen sich ja die Krimi-Stoffe. Beim letzten Band habe ich dann gedacht: Na gut, ...

Die "Lost in Fuseta"-Reihe von Gil Ribeiro hat mich von Beginn an fasziniert. Es war einfach mal eine gute Idee, oft wiederholen sich ja die Krimi-Stoffe. Beim letzten Band habe ich dann gedacht: Na gut, das war es dann. Umso mehr hat mich "Dunkle Verbindungen" überrascht.
Klappentext:
Es hätte ein ereignisreicher, aber friedlicher September werden sollen für Leander Lost und Soraia: erst der Umzug in ein neues Haus, dann ihre Hochzeit. Doch die Nachsaison bringt keine Ruhe nach Fuseta. In einem Golfteich wird eine tote Frau gefunden. Kurz darauf kommt es zu einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter, der dunkle Erinnerungen weckt an einen alten ungelösten Fall …
Sieben Jahre zuvor ist Elias, Graciana Rosados Bruder, bei einem ähnlichen Überfall ermordet worden. Ihr Vater wurde schwer verwundet. Nun erleben beide ein düsteres Déjà-vu. Ihr Kollege Duarte überlebt nur mit Glück den Schusswechsel, verliert aber sein Gedächtnis. Die Ermittlungen fördern zutage, dass der Überfall nicht ohne Hinweise aus den Reihen der Polizei möglich gewesen ist.
Während Leander Duarte dabei hilft, sich die Welt neu zu ertasten, wird aus dem Überfall eine Serie, deren Muster sich aber nicht erschließt. Geht es den Tätern nur um die Erbeutung von Geld, oder steckt etwas anderes dahinter? Und was hat die Tote im Teich mit all dem zu tun? Leander Lost arbeitet sich immer tiefer hinein in den Fall. Was er dabei aus dem Blick verliert: Graciana hat längst beschlossen, die Mörder ihres Bruders mit eigenen Mitteln zur Strecke zu bringen.
Dieser Krimis ist beides: Er ist wirklich spannend ohne abgehoben zu sein und mit der neuen Kombination Leander als Asperger Autist und Duarte mit Amnesie bekommt die Geschichte noch einmal eine ganz besondere Note. Die Dialoge sind wie immer köstlich und regen zum Nachdenken an. Zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit Sprache, aber auch über die eigene Lebensgeschichte. Wie sind wir geworden, was wir sind? Würden wir uns ändern wollen? Was würde das für uns bedeuten?
Das Thema ist durchaus tiefgründig, sorgt beim Lesen aber auch immer wieder für ein Schmunzeln.
Alle Figuren der Geschichte durchleben kleinere und zum Teil auch größere Konflikte, alle lösen sie, alle entwickeln sich weiter. Selbst die "Bösen" haben ihre guten Seiten. Und sind die "Guten" wirklich so vorbildlich? Dabei gelingt es Ribeiro im eigentlichen Kriminalfall immer den Überblick zu behalten. Die Geschichte hat viele, auch unvorhersehbare Wendungen und bleibt spannend bis zum Schluss.
Fazit: Ein wunderbarer Krimi, spannend, emotional, humorvoll und mit einer Prise Lebensweisheit. Absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Gelungener Abschluss einer tollen Reihe

Nina
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Ich habe die ganze Nina-Reihe von Carina Warnstädt gerne gelesen. "Nina - Auf neuen Pfaden durfte ich sogar vorab lesen. Es erscheint erst am 7.April. Es hat mir wieder sehr gut gefallen.
Klappentext:
Ninas ...

Ich habe die ganze Nina-Reihe von Carina Warnstädt gerne gelesen. "Nina - Auf neuen Pfaden durfte ich sogar vorab lesen. Es erscheint erst am 7.April. Es hat mir wieder sehr gut gefallen.
Klappentext:
Ninas Leben steht Kopf: Ihr Freund Simon zieht auf eine andere Reitanlage, um sein Glück als Springreiter zu versuchen. Nicht nur die ungewohnte Entfernung voneinander verunsichert sie, auch das Training mit der Kaltblutstute Fiola leidet ohne Simon.
Zu allem Überfluss erleidet Simon bei einem seiner Besuche auf der Lost Creek Ranch einen schweren Schicksalsschlag, der das Leben stillstehen lässt. Vergeblich versucht Nina, ihrem Freund beizustehen. Der Kontakt zwischen den beiden droht abzubrechen - dabei bräuchte Nina ihn gerade besonders.
Aus ihrer Not heraus vertraut Nina sich Markus, Simons Vater, an. Können sie gemeinsam zu Simon durchdringen und ihn wieder zur Vernunft bringen?
Carina Warnstädts Bücher haben mich begeistert. Gerade im dritten Band ist eine deutliche Entwicklung zu sehen - sowohl der Protagonistin als auch der Autorin. Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend.
Carina Warnstädt gelingt auch in diesem Band eine sehr gute Mischung aus Pferdebuch und anspruchsvollen psychologischen Themen. Während im ersten Band der Asberger-Autismus von Nina im Mittelpunkt stand, war es im zweiten Band die Angststörung von Simons Schwester Emelie. Im dritten Band geht es um das Thema "Trauer", Trauer um einen geliebten Menschen, Trauer um ein geliebtes Tier.
Wie in den vorangegangenen Bänden gelingt es Carina Warnstädt die psychologischen Themen behutsam und mit sehr viel Fingerspitzengefühl in die Geschichte einzubauen. Es ist deutlich zu spüren, dass Carina nicht nur pferdebegeistert ist, sondern auch einen Bachelor in Psychologie hat. Ihre Figuren entwickeln sich. Nina wächst als Asberger-Autistin über sich hinaus und bleibt trotzdem glaubwürdig. Auch Emelie entwickelt sich weiter. Überhaupt sind alle Figuren sehr glaubwürdig in ihrem Verhalten.
Fazit:
Die Nina-Reihe von Carina Warnstädt verbindet schwierige Themen mit einer glaubwürdigen Geschichte. Eine tolle Reihe für pferdebegeisterte Menschen ab 14, für alle die sich für psychologische Themen interessieren und für Menschen, die einfach gut geschriebenen Geschichten mögen. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Wirkt noch lange nach

Zwischen Welten
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Die Bücher von Juli Zeh begeistern mich manchmal wie zum Beispiel "Unterleuten", dann wieder machen sie mich eher rat- beziehungsweise sprachlos wie "Unter Menschen. So war ich auf ihr neues Buch, geschrieben ...

Die Bücher von Juli Zeh begeistern mich manchmal wie zum Beispiel "Unterleuten", dann wieder machen sie mich eher rat- beziehungsweise sprachlos wie "Unter Menschen. So war ich auf ihr neues Buch, geschrieben gemeinsam mit Simon Urban, "Zwischen Welten" sehr gespannt. Geht das überhaupt? Ein Buch einzig und allein als Wechsel von Mails und WahtsApp-Nachrichten? Ist das lesbar?
Klappentext:
Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig.
Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihres Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden. Stefan versucht bei seiner Zeitung, durch engagierte journalistische Projekte den Klimawandel zu bekämpfen. Theresa steht mit ihrem Bio-Milchhof vor Herausforderungen, die sie an den Rand ihrer Kraft bringen.
Die beiden beschließen, noch einmal von vorne anzufangen, sich per E-Mail und WhatsApp gegenseitig aus ihren Welten zu erzählen. Doch während sie einander näherkommen, geraten sie immer wieder in einen hitzigen Schlagabtausch um polarisierende Fragen wie Klimapolitik, Gendersprache und Rassismusvorwürfe. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Oder gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? Und können Freundschaft und Liebe die Kluft überbrücken?
Das Buch hat mich gefesselt. Es geht also, entgegen alle Schreibratgeber zu schreiben. Entstanden ist ein brillanter Text, der für mich wunderbar flüssig zu lesen war. Trotz der Form und trotz der viel kritisierten Gendersternchen.
Dabei muss ich zugeben, der Inhalt ist kontrovers. Ich habe mich manchmal aufgeregt, wie bei einer der unsäglichen Talkshows im Fernsehen. Ich mag weder Stefan noch Theresa, weder menschlich noch politisch. Kaum hatte ich mich in der Diskussion der beiden auf eine Seite gestellt, kamen Äußerungen, die mich zurückschrecken ließen.
Beide haben oft Recht, aber genauso oft Unrecht. Die Thesen der beiden polarisieren, sie sind nur verständlich aus dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext. Keine:r der beiden argumentiert stringent, immer wieder führt das jeweilige Leben zu Anpassung und Relativierung. Alte Gewissheiten werden in Frage gestellt.
Es geht um alle Themen unserer Zeit, um Klimawandel und Pandemie, um den Generationenkonflikt, um Landwirtschaft und Kultur, um Journalismus, Social Media und Demokratie, um den Ukrainekrieg, um Geschlechtergerechtigkeit und Gendersternchen.
Sind wir alle verpflichtet eine Seite zu wählen? Müssen wir uns festlegen, auf rechts oder links, auf gut oder böse? Zeh und Urban lassen die Antwort darauf am Ende offen. Gut so, denn die Antwort muss jede:r für sich selbst finden. Das Buch kann dabei helfen.
Fazit: Ein großer Gesellschaftsroman, ein Stück Literatur im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Buch, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet. Ein Buch, das noch lange nachwirkt.

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