Mitten im Wald warten die Elche auf uns!
"Elchtage" von Malin Klingenberg schlich sich zunächst mit dem wunderbaren Cover von Max Meinzold in mein Herz. Er ist ja mein absoluter Favorit unter den ganzen Illustratoren, deren Cover ich in letzter ...
"Elchtage" von Malin Klingenberg schlich sich zunächst mit dem wunderbaren Cover von Max Meinzold in mein Herz. Er ist ja mein absoluter Favorit unter den ganzen Illustratoren, deren Cover ich in letzter Zeit bewundern konnte. Aber auch die Autorin schaffte es ganz schnell, mich mit ihrer Geschichte um ein besonderes Mädchen in ihren Bann zu ziehen. Die Protagonistin heißt Johanna, hat ein ganz tolles Gespür für Tiere und liebt es sich im Wald zu bewegen. Die meisten anderen Jugendlichen in ihrem Umkreis haben ganz andere Interessen und so verbringt Johanna viel Zeit alleine. Allerdings fühlt sie sich dabei nicht einsam, es entspricht einfach ihrem Naturell.
Die Autorin:
Malin Klingenberg (geboren 1979) ist eine schwedischsprachige und -schreibende Autorin, die in Finnland lebt und somit einer Minderheit angehört. Sie hat bereits einige Bücher für Kinder geschrieben und wurde mit dem Runeberg Junior Preis ausgezeichnet. Bei dem Buch Elchtage handelt es sich um ihr erstes Jugendbuch.
Inhalt:
„Wie man erwachsen wird und dabei einen Elch zähmt
Viele Dinge haben sich während des Sommers verändert: Johanna hat mit der Mittelstufe begonnen, und ihre beste Freundin Sandra verbringt ihre Freizeit lieber mit den beliebtesten Mädchen der Klasse statt mit Johanna. Warum muss nur immer alles anders werden? Kann nicht alles so bleiben, wie es schon immer war?
Zum Glück hat sie Ihre Hütte im Wald. Dort kann sie nachdenken, die Natur genießen und Tiere beobachten. Und eines Tages sind sie da, spazieren einfach vor ihre Hütte: Elche…
Und schon steckt Johanna in einem spannenden Abenteuer zwischen Elchjägern, Tierschützern und einem seltsamen Jungen.
(Klappentext)
Kritik und Fazit:
Ja, ich liebe das Cover, wie ich bereits oben berichtet habe. Mit seinen satten Farben, dem tiefgrünen Gras, dem gesunden Wald und einem glasklarem See möchte man sich am Liebsten einfach dorthin wünschen. So sollte ein Wald aussehen. Und inmitten dieser traumhaften Idylle stehen ein Hirsch und ein Mädchen, die einander kennen und vertrauen. Schöner hätte man die Beziehung der beiden und das Setting nicht einfangen können.
Die Autorin hat sich für die ich-Perspektive entschieden, was mir immer sehr gut gefällt, da ich mich besonders gut in die Protagonistin hineinversetzen kann. Man ist ganz nah dran und fiebert sofort mit. Gleichzeitig strahlt die Geschichte eine angenehme Ruhe aus, sodass das Lesen eine wahre Wohltat inmitten des stressigen Alltags war. Man möchte am liebsten zu Johanna in den Wald gehen und sich in ihrer Hütte ein paar ruhige Tage gönnen.
Die Geschichte beginnt mit einer klassische Ausgangslage: nach den Ferien wendet sich die beste Freundin ab und den beliebten Kids zu. Wer zurückbleibt, das ist Johanna, die zwar daran zu knabbern hat, aber gleichzeitig feststellt, dass ihr nicht viel fehlt und dass sie sich erst recht nicht verbiegen möchte, um zu den angesagten Kids zu gehören. Stattdessen findet sie neue Freunde, die viel mehr zu ihr passen. Manchmal ist das eben so, dass sich Freundschaften auseinander entwickeln. Die eine Tür schließt sich, aber andere öffnen sich dafür ganz weit. Das ist eine so positive Botschaft, die dieses Buch vermittelt.
Und dann ist da dieser angesagte Junge, den die coolen Kids anhimmeln, der aber nichts von diesen oberflächlichen Mädchen wissen will und sich nichts aus der Meinung der anderen macht. Außerdem entpuppt sich ein anderes Mädchen in ihrer Klassenstufe als eine gute, neue Freundin. Es gibt noch weitere unvorhergesehene Figurenkonstellationen und so wird es nicht langweilig. Zugegeben, einmal hatte ich kurz Schwierigkeiten, all die Namen zuzuordnen, aber was ist schon ein einziges mal auf über 200 Seiten. Mir haben die Menschen, die Johanna auf ihrem Weg begegnen, unheimlich gut gefallen. Da sind neue Freunde, ihre Tante Paula und natürlich der unbekannte Junge, der so plötzlich in ihr Leben tritt.
Ganz am Rande wird sich sogar mit Genderfragen und der Suche nach der eigenen sexuellen Identität auseinandergesetzt. Johanna stellt sich Fragen, die sich vermutlich viele Jugendliche in dem Alter stellen und sie kommen ganz natürlich daher.
"Elchtage" strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Die Ruhe des Waldes spiegelt sich in der Geschichte wider. Und Johanna passt einfach so gut in diese Stille und Tiefe. Da gibt es zwar auch Spannung, aber sie ist gleichermaßen beseelt und beruhigend. Die Natur strahlt eine Gelassenheit aus, die auch Johanna in sich trägt. Die Menschen, die ihren Lebensweg mitbeschreiten sind etwas ganz besonderes und ich wünschte mir, es gäbe noch einen Folgeband. Doch auch so legt man das Buch mit einem absolut angenehmen Gefühl zur Seite und träumt sich nochmal ganz kurz in den Wald hinein.