Eine brillant erzählte, nachdenkenswerte Lektüre
Werner Holland hat einen Auftrag an Land gezogen, der mehr als brisant ist. Zwar steht er als Personenschützer immer auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod, aber bisher hat er noch nicht selbst in ...
Werner Holland hat einen Auftrag an Land gezogen, der mehr als brisant ist. Zwar steht er als Personenschützer immer auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod, aber bisher hat er noch nicht selbst in den Lauf einer Waffe geblickt. Die Lage spitzt sich zu , denn diejenige, die er eigentlich schützen soll, wird für Holland zur Gefahr Sie zerrt Dinge ans Tageslicht, über die Jahre lang das Deckmäntelchen des Schweigens gelegt wurde. Für den Privatermittler bedeutet dies, dass er sich zwangsläufig mit seiner eigenen Vergangenheit befassen muss. Aber wie erinnert man sich an Ereignisse von einst, die offiziell nicht stattgefunden haben ?
Schon mit dem atmosphärischen Cover weckt das Buch meine Neugier und der Klappentext heizt diese noch mehr an, sodass ich nicht andres kann, als die ersten Seiten regelrecht zu verschlingen. Und dieses Wort trifft es auf den Punkt, denn ist erst einmal der Anfang gemacht, kann man einfach nicht mehr aufhören zu lesen, bis der letzte Satz beendet ist.
Rolf Sakulowski erzählt die sehr wechselvolle Vergangenheit des so unscheinbaren Ortes Verlorenwasser, der zum Schauplatz der Elitetruppe der ehemaligen DDR wird. Ein einsamer Flecken auf der Landkarte erregt die Aufmerksamkeit der Leser:innen und der Autor belebt diesen wieder nach allen Regeln der Erzählkunst. Plötzlich werden Stimmen laut, Kommandos liegen in der Luft und die Diensteinheit 9 wird gedrillt und nach den Vorstellungen das DDR-Staates geformt und ausgebildet. Mittendrin Werner Holland, der als Leiter des Schattenkommandos das Sagen hat.
Auf zwei Zeitebenen erzählt, weiß der Schreibende sein Publikum zu begeistern, denn hier wird das Buch der Stasi- Geschichte geöffnet und in faszinierenden Bildern, mitreißenden Szenen und außergewöhnlich direkten Einblicken für die Leser;innen zugänglich gemacht. Dabei streckt sich der lange Arm der Stasi nicht nur nach den Befehlsempfänger;innen aus, sondern er hat auch die Leser;innen fest im Griff, da diese eine Symbiose mit den Protagonist:innen im Buch eingehen.
Zeit und Raum spielen keine Rolle mehr, denn das, was zwischen den beiden Buchdeckeln passiert, ist schon fast als "psychologische Kriegsführung" zu bezeichnen. Die Nerven sind nicht nur bei Holland zum Zerreißen gespannt, auch bei den Leser;innen flattert das Nervenkostüm ganz gewaltig, wenn Sakulowski in einer Vergangenheit wühlt, die es ja offiziell nie gegeben hat.
Die Recherchearbeit hat sich mehr als gelohnt, denn so vermittelt der Autor eine brillant erzählte und nachdenkenswerte Lektüre äußerst glaubhaft. Eine Geschichte, die nicht nur Spuren bei den Figuren hinterlässt, sondern auch auf die Leser;innen einwirkt.
Sehr lesenswert !