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Aglaja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2024

Ein jüdisches Leben

Annas Lied
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Nach mehr als sechzig Jahren Ehe stirbt Hannahs Ehemann und sie fragt sich: "What can I do with the rest of my life"?
Nachdem sie ihrer große Liebe Aksel nach dem Willen ihrer Mutter aufgegeben hat, ...

Nach mehr als sechzig Jahren Ehe stirbt Hannahs Ehemann und sie fragt sich: "What can I do with the rest of my life"?
Nachdem sie ihrer große Liebe Aksel nach dem Willen ihrer Mutter aufgegeben hat, und um ihre Familie nicht zu enttäuschen, folgt Hannah der jüdischen Tradition und stimmt schweren Herzens einer arrangierten Ehe zu. Aus ihrer Heimat Dänemark, zieht sie nach Frankreich, wo sie sehr einsam ihr Leben verbringt. Ihr Ehemann gleicht in nichts ihren Hoffnungen und Vorstellungen, sogar ihre Leidenschaft für das Klavierspiel verbietet er. Sie, die in Musik, in Klängen und Tönen gelebt hat ergiebt sich in allem ihrem Schicksal. Erst nach dem Tod ihres Mannes findet sie die Freiheit, zu tun und zu lassen was sie will, auch der Musik räumt sie wieder den wichtigsten Platz in ihrem Leben ein.
Dadurch lernt sie einen ihrer Urgroßneffen kennen, den Musiker Benjamin Koppel, dem sie ihr Leben schildert, das er in dichterischer Freiheit, mit ihrer Erlaubnis hier in diesem Buch nacherzählt.

Benjamin Koppel ist ja kein Dichter und trotzdem ist ihm das Buch gelungen, nach den ersten zweihundert Seiten, die hätten besser sein können, nimmt sowohl die Spannung zu, als auch die literarische Qualität.
Ihm verdanken wir, dass das Leben der Anna Koppel nicht sang- und klanglos verschwunden ist.
Der Umschlag, ein Ausschnitt eines Gemäldes von Edward Hopper, passt ausgezeichnet zu dem Buch.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Nach Hause kommen in ein fremdes Land

Terafik
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Nilufar, ein altpersischer Name wie aus Tausendundeiner Nacht.
Alles andere als ein Märchen ist Nilufars Leben. Die Mutter eine Deutsche, der Vater ein Iraner, hat sie mit all diesen Diskriminierungen ...

Nilufar, ein altpersischer Name wie aus Tausendundeiner Nacht.
Alles andere als ein Märchen ist Nilufars Leben. Die Mutter eine Deutsche, der Vater ein Iraner, hat sie mit all diesen Diskriminierungen zu kämpfen, die binationalen Kindern widerfahren und wenn sie noch so subtil sind. Die Mutter trennt sich buchstäblich über Nacht von ihrem Mann, der in den Iran zurückgeht. Das ist eingetroffen, vor dem sich Nilufar immer gefürchtet hat.
Sie hatte immer das Gefühl in einer unechten Familie, ja in einer unechten Welt zu leben, als seien die Beteiligten nur Schauspieler, sie ging davon aus hier nur provisorisch zu leben, als würde sie nur zufällig bei ihren Eltern leben. Sie bewegte sich durch die Welt, als sei alles nur gespielt.
Der Vater war ein schweigsamer Mann, der ihr das Gefühl gab innerlich abwesend zu sein.
Nach Abschluss ihres Studiums reist sie für drei Wochen in den Iran, auf der Suche nach innerer Heilung. Da sie dafür dringend Erklärungen von ihrem
Vater braucht, wagt sie den Schritt in eine andere Welt. Sie findet eine zweite
Heimat in einem Land, das vor vierzig Jahren von Verbrechern gekapert wurde, die es in eine blühende Kleptokratie verwandelt haben und in dem jedes falsche Wort lebensgefährlich sein kann.
Es ist nicht einfach mit diesem Buch zurecht zu kommen.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

...mehr Dinge zwischen Himmel und Erde...

Als wir Vögel waren
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Die Geschichte von Emmanuel und Yejide:

Emmanuel, ein Rastafari, bricht sein nasiräisches Gelübde, das ihm verbietet, sich jemals die Haare zu scheren, oder einen Toten zu sehen. Er begeht dieses größte ...

Die Geschichte von Emmanuel und Yejide:

Emmanuel, ein Rastafari, bricht sein nasiräisches Gelübde, das ihm verbietet, sich jemals die Haare zu scheren, oder einen Toten zu sehen. Er begeht dieses größte Sakrileg aus Not, denn er hat nur eine Arbeit, ausgerechnet als Totengräber gefunden. Er ist selbst entsetzt darüber. Er hat es für seine Mutter getan, doch kann er gerade deswegen nicht mehr bei ihr leben, weil sie ebenfalls eine Rastafari ist und nach den Gesetzen der Religion lebt.

Yejide, eine Kreolin, die einer stark matriarchalischen Familie angehört, hat die Gabe und Verpflichtung geerbt, mit den Toten zu leben, sie zu rufen und sie zu ehren, sie sieht und spürt den Tod im Voraus.
Beide lernen sich auf dem Friedhof Fidelis auf der Insel Trinidad kennen.
Yejide sagt zu Emmanuel:" ...was Sie über Gräber wissen und was ich über Gräber weiß, ist nicht dasselbe."
Trinidad ist ein Völker- und Sprachengemisch, wo sich viele alte Rituale, mitgebracht aus den jeweiligen Ursprungsländern erhalten haben

Die Geschichte der beiden Liebenden ist ein furioses Drama, das sich in der Welt der Lebenden und in der Welt der Toten abspielt, geschrieben in der starken Sprache der Autorin.

Den Schlüssel zum Verständnis dieses Werkes liefert sie uns in dem beigefügten Interview, das dem Leser klar macht, dass sie kein Geistermärchen geschrieben hat, sondern selbst in dieser Realität lebt.
Für einen Leser aus der nüchternen Atmospäre der westlichen Welt, kann dieses Buch verstörend wirken, oder auf Unverständnis stoßen.

Moses: Die Beschäftigung mit Toten, ist Gott ein Gräuel.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Kindheit in Bulgarien

Samuels Buch
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Mit leichter Hand und feiner Ironie skizziert Samuel Finzi die Stationen seiner heiteren Kindheit bis in sein junges Erwachsenenalter.
Der Sohn von sephardischen Eltern wollte, wie der Rest der großen ...

Mit leichter Hand und feiner Ironie skizziert Samuel Finzi die Stationen seiner heiteren Kindheit bis in sein junges Erwachsenenalter.
Der Sohn von sephardischen Eltern wollte, wie der Rest der großen Familie hinaus in die Welt. Er war von Kind an an Kunst interessiert, schon als Zehnjähriger, gefördert vom Vater, kannte er alle avantgardistischen Filme, die es zu der Zeit, etwa mitte der siebziger Jahre, in Bulgarien zu sehen gab. Als er sich für ein Studienfach entscheiden soll entdeckt er "plötzlich und vollkommen unerwartet den Wunsch, vor anderen ein anderer zu sein. Ich begann, Gefallen daran zu finden, fremde Worte zu sagen und sie mir anzueignen", schreibt Samuel Finzi, zum Leidwesen seines Vaters, der selbst Schauspieler ist. Die sich abzeichnende politische Wende ermöglicht es ihm nach Paris zu gehen, wo er nach enttäuschenden Erfahrungen die Schauspielschulen aufgibt. Er lernt einen bulgarischen Theatermacher kennen, der ihn für sein Stück in Berlin engagiert.
So kommt Samuel Finzi nach Deutschland.
Das Buch ist vielleicht für den Leser, der Samuel Finzi als Schauspieler nicht kennt, nicht ganz so spannend, da ihm gewisse Aspekte des Interesses fehlen, doch wird dies wieder wett gemacht durch die historischen Informationen zum Beispiel über die Sepharden, oder das vergangene Bulgarien und nicht zu vergessen die erste Familie des Staates, Familie Schivkov.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Fast ein orientalisches Märchen

Tochter einer leuchtenden Stadt
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Smyrna, eine der uralten Städte, wo sich Morgenland und Abendland trafen, wo die Straßen nach Nachtigall und Jasmin benannt wurden, wo der Duft von Opium, Haschisch und Rosen sich mit der frischen Brise ...

Smyrna, eine der uralten Städte, wo sich Morgenland und Abendland trafen, wo die Straßen nach Nachtigall und Jasmin benannt wurden, wo der Duft von Opium, Haschisch und Rosen sich mit der frischen Brise vom Meer her vermischte. Smyrna war eine wahre kosmopolitische Stadt, in der Nationen und Religionen friedlich zusammen lebten, sich zu ihren jeweiligen Festen gratulierten, voneinander lernten, nicht nur ihre verschiedenen Sprachen.
Gerade deshalb war sie als Pulverfass für die Politik geeignet, für diejenigen, die die Fäden des Weltgeschehens in der Hand hielten und die Lunte in das Herz der Stadt legten. Das bisherige Leben ging 1922 in Flammen auf, Vertreibung, Flucht und Tod im Gefolge. Smyrna wurde zu Izmir, "einfarbig und einsprachig". Jahrhundertelange Völkerverständigung war dahin.

Der Leser begegnet abwechselnd verschiedenen Personen, die die Vielfalt des levantinischen Lebens illustrieren. Ihre Geschichten mäandern durch die Zeit, bis sie im Brand von Smyrna kulminieren, wo alles Geschehen zusammenfindet und die Erzählkunst der Autorin ihren Höhepunkt erreicht.
So stellt man sich die Sprache der Scheherazade vor, orientalisch opulent, ein überquellender Schatz an Wörtern, mit vielen Einzelheiten und Nebensächlichem in schimmernder, schillerner Sprache ausgeschmückt, die die Atmosphäre verdeutlichen, leider allerdings den Lesefluss hemmen und viel von der Spannung wegnehmen.
Allein schon des historischen Geschehens wegen, sollte man dieses Buch mit seinem wunderschönen Einband lesen.

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