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Veröffentlicht am 03.05.2023

Die tollkühne Kiki will es wissen

Mutterliebe
2

Eine Mutter soll ihr Kind in den Wald gelockt und es dann erstickt haben. War das wirklich so? Was ist „Mutterliebe“ wert? Kiki Holland verfolgt als Gerichtsreporterin die Verhandlung, sie glaubt nicht ...

Eine Mutter soll ihr Kind in den Wald gelockt und es dann erstickt haben. War das wirklich so? Was ist „Mutterliebe“ wert? Kiki Holland verfolgt als Gerichtsreporterin die Verhandlung, sie glaubt nicht daran, dass die angeklagte Mutter ihr eigenes Kind auf dem Gewissen hat. Es muss sehr viel mehr dahinter stecken.

Nach den ersten Seiten im Gerichtssaal geht es beklemmend weiter. Ich lese Schreckliches und doch zweifle ich, ob es sich denn wirklich so zugetragen hat. Es ist eine beinahe surreale Stimmung, als Sylvia mit ihren beiden Kindern bis an den Waldesrand fährt, um dann mit ihnen zu einem Waldspaziergang aufzubrechen. „Ich zeige euch einen besonderen Platz“ lockt sie die beiden immer tiefer hinein…

Von Sylvia lese ich zwischendurch immer mal wieder. Von ihrem Handeln, von ihren Gedanken, ihren Problemen und auch von ihrer Ehe. Finanziell ist sie gut gestellt, emotional sieht es allerdings ganz anders aus.

Die Hauptakteurin hier ist allerdings Kiki, die tollkühne Reporterin. Sie glaubt nicht an Sylvias Schuld und ermittelt auf eigene Faust. Sie schnüffelt herum was das Zeug hält, überschreitet Grenzen und das nicht nur einmal, es wiederholt sich ständig. Und keiner hält sie auf, sie gefällt sich in dieser Rolle, geriert sich als unverwundbar. Und genau dieses Zuviel schadet der eigentlich gut lesbaren Story. Daneben und dazwischen ist auch die Liebe in Form eines Maulwurfs dabei.

Es sind die Dialoge, die für Auflockerung sorgen. Diese haben mir mehr als einmal ein Schmunzeln abgerungen, die Stimmung an und für sich ist ein auf und ab der Gefühle. Als Justiz-Krimi im herkömmlichen Sinne sehe ich diese „Mutterliebe“ nicht unbedingt, auch wenn die Gerichtsverhandlung voranschreitet. Der Handlung kann ich durchweg gut folgen, das Autorenduo, das sich Kim Selvig nennt, punktet durch Wortwitz in einer lockeren, unterhaltsamen Sprache. Wäre da nicht dem Ende zu ein extremer Patzer passiert, der auch dem etwas zerstreuten Leser sofort unangenehm auffällt.

Es war ein kurzweiliges, vergnügliches Lesen. Kikis „Investigativer Journalismus“ war überzeichnet. Auch wenn ihr Charakter viel Potenzial aufweist, so sollte man nicht ständig in die Vollen gehen. Weniger wäre auch hier sehr viel mehr, die Figur Kiki um einiges glaubhafter gewesen. Gute Unterhaltung war es allemal.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Actionreicher Agententhriller

Seventeen
2

Als erfolgreicher Drehbuchautor legt John Brownlow mit „Seventeen“ seinen ersten Thriller in Buchform vor, der Nachfolgeband „Eighteen“ ist schon in Arbeit.

ER stellt sich vor ohne eine Spur von Eitelkeit ...

Als erfolgreicher Drehbuchautor legt John Brownlow mit „Seventeen“ seinen ersten Thriller in Buchform vor, der Nachfolgeband „Eighteen“ ist schon in Arbeit.

ER stellt sich vor ohne eine Spur von Eitelkeit und verspricht, den auf der Innenseite seines Silberringes eingravierten Wortlaut zu verraten. Nur jetzt ist es dafür noch zu früh, wir lernen uns gerade erst kennen. Und ja – ich lerne ihn auf eine nicht sehr angenehme Weise kennen. Er ist in Berlin, in einer Bank, und erledigt seinen Auftrag. Ohne mit der Wimper zu zucken, denn er ist Seventeen, der gefürchtetste Auftragskiller der Welt. Nur sein unmittelbarer Vorgänger – Sixteen - hat überlebt und auch jetzt gilt die Devise: Zwei sind einer zuviel, einer muss eliminiert werden. Das Spiel beginnt.

„Wenn man zum ersten Mal jemanden tötet, bringt man auch den Menschen um, der man bis dahin war.“ So wird es wohl sein, man muss stahlhart sein – jeder Auftrag muss professionell abgearbeitet werden. Was im Endeffekt heißt, zu töten. Jede Regierung der Erde nimmt ihre Dienste in Anspruch.

Und Action! Heißt es viel zu oft, die Schieß- und Verfolgungsszenen sind tonangebend. Natürlich sind die passenden Werkzeuge in Form von Pistolen, Gewehren, Handgranaten und alles, was zum Töten taugt, stets zur Hand oder als passendes Accessoire am Gürtel. Teufelskerle sind sie, keine Verletzung ist zu schwer, als dass sie nicht weiterkämpfen könnten. Seventeen jagt Sixteen oder umgekehrt oder sie jagen gemeinsam und natürlich ist auch immer gleich ein fahrbarer Untersatz mit steckendem Schlüssel genau da, wo sie bedrängt werden und unbedingt abhauen müssen, auch vermisst diese auf nicht ganz legale Weise besorgten Fahrzeuge keiner. Es läuft alles glatt, sie sind eher Maschinen denn Menschen.

Der Klappentext verspricht eine richtig gute Story. Alles beginnt so rasant wie gnadenlos, ich bin dabei. Die anfängliche Euphorie hat sich aber schnell gelegt, es wird zunehmend langatmig mit allgegenwärtigem Gemetzel und Abknallerei. Eine Rahmenhandlung gibt es schon auch, jedoch stehen diese actionreichen Szenen im Vordergrund, alles andere ist eher ein Nebenher. Meine Nerven werden nie strapaziert, auch über die grausamsten Szenen lese ich drüber hinweg. Ja, ich mag Thriller, sie dürfen blutig sein, grausam und sogar widerlich. „Seventeen“ ist im Stile der amerikanischen Serien mit schnellen Szenenwechseln angelegt, durchaus gut zu lesen. Allerdings hat mich die Story nicht gefesselt, ich habe das Buch mehrmals ohne Bedauern zur Seite gelegt, was ich bei Thrillern nicht unbedingt mache. Trotz allem ist dieser Agententhriller leicht und schnell zu lesen, meine anfängliche Euphorie, die durchaus vorhanden war, hat sich zunehmend gelegt, den Nachfolgeband überlasse ich gerne anderen.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Brisante Einblicke in die schillernde Welt der Finanzen

Die Zentrale
2

Erschossen in der U-Haft! Alle Indizien deuten auf Suizid. Aber wie kommt er hier drin an die Waffe? „SCHULD“ – ist dieses in seinem Arm eingeritzte Wort ein Schuldeingeständnis oder was will er posthum ...

Erschossen in der U-Haft! Alle Indizien deuten auf Suizid. Aber wie kommt er hier drin an die Waffe? „SCHULD“ – ist dieses in seinem Arm eingeritzte Wort ein Schuldeingeständnis oder was will er posthum damit sagen?

So dramatisch wie rätselhaft beginnt „Die Zentrale“, der zweite Band der Thriller-Reihe um Laura Jacobs. Veit Etzold gewährt seinen Lesern einen tiefen Blick hinein in die Abgründe der nach außen so schillernden Finanzwelt. Und der Ex-Banker weiß, wovon er schreibt.

Nach den ersten dramatischen Seiten führt der Autor ein in die Welt der Finanzen - gut verständlich für all jene, die sich damit beschäftigen. Jedoch finde ich diese Ausführungen zu langatmig, ein kurzer Abriss dessen hätte vollauf genügt. Wer sich mit Wandelanleihen, mit Leerverkäufen und dergleichen auskennt, liest Bekanntes und denjenigen, denen die Investments in seiner Vielfalt nichts sagen, wird die Materie zu trocken und nichtssagend sein.

Bald jedoch geht es um raffiniert ausgetüftelte Bilanzfälschung, die sich ein normaler Bankkunde nicht ansatzweise vorstellen kann. Abgründe tun sich auf und Laura ist nicht nur dabei, sie ist mittendrin, wird immer tiefer hineingezogen in undurchsichtigen Machenschaften. Sie wird benutzt und nicht nur sie, auch ihr Umfeld scheint vor gewissen Individuen nicht gefeit zu sein. Sie arbeitet für die BGW Bank in Berlin und wird in die Zentrale nach Frankfurt versetzt. Ein beruflicher Aufstieg, zu dem die ehrgeizige Laura nicht nein sagen kann.

Die private Laura bleibt blass, ihr Angetrauter ebenso. Auch all die Charaktere um sie herum betrachte ich eher aus der Ferne, keiner kommt mir nahe. Die Story beginnt rasant, fällt mit der zu trockenen Erklärung rund um das Bankwesen ab, um dann wieder anzuziehen. Der anfängliche Suizid bleibt nicht der einzige, es folgen weitere Todesfälle und bald fällt der Verdacht auf Laura. Eine junge Frau gegen den Rest der Finanzwelt, die zwar nicht unbeschadet daraus hervorgeht und doch allen Widrigkeiten trotzt – so kommt sie mir zuweilen vor.

„Allein gegen das System“ – so der Untertitel. Dieser Alleingang ist gut und fesselnd ge- und beschrieben, Veit Etzold versteht es, seine Leser in die Story hineinzuziehen. Der Anfang hat mich gleich gepackt. Trotz meiner Kritik habe ich „Die Zentrale“ am Stück gelesen, den abschließenden dritten Band möchte ich nicht versäumen.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Ganz netter Auftakt

Herr Heiland und der tote Pilger
2

Nein, nicht Klaus heißt er, der Heiland, Pastor seines Zeichens. Klaas Heiland ist ein echtes Nordlicht und nun verschlägt es ihn nach Sonntal am See, in Bayern liegt das. Kaum angekommen, will ihn Fräulein ...

Nein, nicht Klaus heißt er, der Heiland, Pastor seines Zeichens. Klaas Heiland ist ein echtes Nordlicht und nun verschlägt es ihn nach Sonntal am See, in Bayern liegt das. Kaum angekommen, will ihn Fräulein Dimpel nicht mal ins Pfarrhaus lassen. Wo käme man denn da hin, wenn hier jeder einfach hereinspaziert, immer dem Kaffeeduft nach. Kaum ist geklärt, dass Heiland künftig hierher gehört, wird er schon von den Pilgern überrascht. Die jährliche Hilarius-Wallfahrt ist in vollem Gange, der Schutzpatron der Linkshänder will gebührend gefeiert werden. Heiland hat keine Ahnung, wie das Ganze ablaufen soll, auch weiß er so gar nichts mit diesem Schutzpatron anzufangen.

Und ja – eine Leiche gibt es auch. Die liegt auf Zimmer Nummer 7 in der Kaiserkrone, dem Wirtshaus von Gerd und Gerda Söhnlein. Später dann, sehr viel später, finden sie in einem Kalkfass einen weiteren Verblichenen und eins steht fest: Heiland ist derjenige, der dank seines kriminalistischen Instinkts gut kombiniert, seiner Vorliebe für Krimis sei Dank.

Es ist der Auftakt einer Reihe um den Pastor (oder doch Pfarrer?) Heiland. Der gelernte Journalist Christian Humberg ist sehr vielseitig, seine Schmunzelkrimis schreibt er unter dem Pseudonym Johann Simons. Dass er sich hier ausgerechnet die bayerische Provinz ausgesucht hat, gefällt mir gut, allerdings ist er im urbayerischen nicht ganz sattelfest, was aber den Unterhaltungswert nicht allzu arg stört. Ob es sich denn wirklich so zutragen könnte? Eine eher skurrile Geschichte, die schon allein durch diesen Schutzpatron ein wenig absonderlich daherkommt.

Die gerade mal 133 Seiten sind schnell gelesen und das nicht nur wegen der Kürze. Nein, hier fehlt es nicht an Würze, auch wenn die Ermittlungsmethoden und der Weg dahin schon absonderlich anmuten, so ist der Unterhaltungsfaktor nicht zu unterschätzen. Ganz nett gemacht für alle jene, die es gemütliche angehen lassen wollen.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Raffiniert inszenierter Segeltörn mit unbefriedigendem Schluss

In blaukalter Tiefe
2

Zwei Paare und ein Segeltörn in die schwedischen Schären, dazu der Skipper – fünf ganz und gar unterschiedliche Charaktere prallen regelrecht aufeinander.

Nicht nur ein verlängertes Wochenende, nein. ...

Zwei Paare und ein Segeltörn in die schwedischen Schären, dazu der Skipper – fünf ganz und gar unterschiedliche Charaktere prallen regelrecht aufeinander.

Nicht nur ein verlängertes Wochenende, nein. Zehn ganze Tage hat sich Caroline freigemacht. Ihr Ehemann Andreas, ein erfolgreicher Anwalt, will ihr etwas ganz besonderes bieten. Ein Segelschiff hat er gechartert, in die schwedischen Schären werden sie segeln, mit dabei sein junger, aufstrebender Kollege Daniel mitsamt seiner Freundin Tanja. Mit Eric, dem Eigner der Yacht Querelle, sind sie zu fünft an Bord. Erics Partnerin Sylvie ist verhindert.

Kristina Hauff inszeniert dieses Spiel mit Raffinesse. Jeder geht mit anderen Erwartungen auf diese Yacht. Die alltäglichen Probleme werden mit an Bord geschleppt und nicht nur das, auch ein brisanter Fall in der Kanzlei stört die Urlaubsstimmung zusehends. Die Personen, ihre Erwartungen und die Beziehung der beiden Paare werden gnadenlos seziert, der schöne Schein bröckelt. Auch der Skipper ist schwer durchschaubar, die anfängliche Faszination kippt.

Es geht um Macht und Machterhalt, Eifersüchteleien und Bespitzelungen greifen um sich, keiner traut dem anderen. Die Stimmung passt so gar nicht zu der malerischen Landschaft, zu den idyllischen Beschreibungen. Dramatische Umschiffungen der zerklüfteten, felsigen Inseln bei widrigen Wetterverhältnissen treffen die zunehmend frostige Atmosphäre an Bord schon eher.

„Segeln Sie mit uns in die einzigartige Landschaft der schwedischen Schären.“ Ein Traum, der ganze zehn Tage Wirklichkeit zu werden scheint, ist ausgeträumt. „Der Segeltörn ins Ungewisse“ hat Potenzial, die Story wird aus unterschiedlichen Sichtweisen geschildert, die Befindlichkeiten der Protagonisten gut nachvollziehbar, lediglich gegen Ende hin driftet alles ins Unglaubwürdige ab. Dies nimmt dem ansonsten dicht erzählten Segeltörn viel, es wirkt eher wie ein märchenhafter Abschluss, der einfach nicht passen mag. „Die Schären. Eine einsame, unwirkliche Welt.“ Kurzweilig erzählt, unwirklich der Schluss.

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