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Veröffentlicht am 30.03.2023

Vom Zauber der Nacht über die Jahrhunderte

Das Buch der Nacht
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Die Nacht macht so viele Stunden unseres Lebens aus und doch bleibt ihre Bedeutung oft wortwörtlich im Dunkeln. Zugleich hat die Nacht bereits seit Urzeiten Einfluss auf den Menschen und das Leben auf ...

Die Nacht macht so viele Stunden unseres Lebens aus und doch bleibt ihre Bedeutung oft wortwörtlich im Dunkeln. Zugleich hat die Nacht bereits seit Urzeiten Einfluss auf den Menschen und das Leben auf der Erde.

Bernd Brunner wendet sich in seinem Werk ›Das Buch der Nacht‹ den zahlreichen Facetten der Nacht zu. Über den Schlaf, das Träumen oder die Nacht im Wandel der Zeit. Was bedeuteten die Nachtstunden im alten Rom, wie regen sie unsere Fantasie an und was bedeutet es, wenn die Nacht zum Tag wird?

Die Bedeutung der Nacht hat sich verändert, seit Menschen selbst Licht machen können. Brunner führt Zeugnisse der Zeit an, die beispielsweise von Autor:innen und Philosoph:innen festgehalten worden sind. Manche zeugen noch von einer anderen Bedeutung der Nacht, manche von besonderen Gewohnheiten, die mit den Nachtstunden verbunden sein können.

»Auch wenn der Gegensatz zwischen Tag und Nacht durch die leichte Verfügbarkeit künstlicher Lichtquellen heutzutage weniger stark ist als in vermodernen Zeiten, ist die Nacht für den Menschen doch noch immer rätselhafter, erklärungsbedürftiger als der Tag.«

Doch nicht nur der Mensch ist eng an die Nacht gebunden. Auch die Tier- und Pflanzenwelt will in vielen Aspekten vor ihr verstanden werden. Auch Geschöpfen, »für die der Mond die Sonne ist« und den »Gedanken der Tiere in der Nacht« wendet sich Brunner in gleichnamigen Kapiteln zu.

›Das Buch der Nacht‹ besteht aus unterschiedlichen und facettenreichen Kapiteln, die sowohl Freunden der Nacht als auch Neugierigen und Wissensdurstigen etwas zu bieten haben. So können die Leser:innen sich Stück für Stück mit der Nacht und ihren Geheimnissen vertraut machen, ohne diese dabei zu entzaubern.

»Für den Schriftsteller Alberto Manguel entwickeln die Bücher seiner Bibliothek bei Nacht ›Stimmen‹, die viel über die Welt, den Platz der Bücher in derselben sowie die Menschen erzählen, die die Bücher geliebt, verteufelt, verbannt oder sogar verbrannt haben.«

Brunners ›Das Buch der Nacht‹ ist wunderbar bibliophil gestaltet. Jede Seite wird von unterschiedlichen Blautönen der Nacht gerahmt, auch das Cover ist ein richtiger Hingucker. Hochwertig in einem Leinen-Einband gebunden und im Licht schimmernd.

›Das Buch der Nacht‹ lädt dazu ein, Nacht für Nacht sich einem anderen Kapitel und einer weiteren Facette der Nacht zuzuwenden. Auch Mythen und Sagen finden Einlass.

»Wann gingen die Menschen schlafen, bevor künstliches Licht den Tag immer weiter in die Nacht verschob? Folgt man den Untersuchungen des amerikanischen Historikers Roger Ekirch, schlief man in Europa bis zum achtzehnten Jahrhundert nicht am Stück durch, sondern unterbrach die Nachtruhe durch mindestens eine Phase längerer Aktivität […].«

›Das Buch der Nacht‹ wendet sich mit Sorgfalt all den Seiten der Nacht zu, die viel zu leicht übersehen und vergessen werden. Die Entwicklung des Menschen und seiner Lebensweise und die Nutzung der Nacht hängen in vielen Bereichen eng zusammen. Brunners ›Das Buch der Nacht‹ ist ein wunderbares Lesevergnügen für die Nachtstunden, in denen das Gelesene Gestalt finden kann.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Die vielen Gesichter des Brain Fogs und seine Heilung

Brain Fog – der Nebel im Gehirn
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Gehirnnebel. Das Gefühl, dass die Erinnerung nicht mehr mitspielt oder dass die Konzentration Schwierigkeiten bereitet. Wenig Energie oder das Gefühl, nicht klar denken zu können. Brain Fog hat viele Gesichter. ...

Gehirnnebel. Das Gefühl, dass die Erinnerung nicht mehr mitspielt oder dass die Konzentration Schwierigkeiten bereitet. Wenig Energie oder das Gefühl, nicht klar denken zu können. Brain Fog hat viele Gesichter. In ›Brain Fog‹ wendet sich die Neurowissenschaftlerin und Psychologin Dr. Sabina Brennan dem Thema zu und nimmt es ernst. Sie setzt sich mit den verschiedenen Bereichen auseinander, die von Brain Fog betroffen sein können und wie dieser überwunden werden kann.
Natürlich will das Buch nicht den Gang zum Arzt ersetzen. Doch es schafft ein Bewusstsein dafür, dass manche Symptome nicht einfach hingenommen werden müssen.

»Brain Fog bezeichnet mehrere Symptome, die zum Verlust der geistigen Klarheit und zu ungenauem Denken führen. Leidet man unter Brain Fog, so bleiben diese Symptome bestehen, sie treten regelmäßig auf und beeinträchtigen unsere Lebensqualität, unsere Beziehungen zu anderen Menschen und unsere Arbeit.«

›Brain Fog‹ enthält eine Fülle an Informationen über die vielfältigen Bereiche, auf denen sich Brain Fog auswirken kann. Angereichert mit Selbsttests, Tipps, Tabellen, Übungen, Rezepten und jeder Menge mehr.
Natürlich erfindet Brennan das Thema Gesundheit nicht neu. Sicherlich ist vielen bekannt, dass die körperliche und mentale Gesundheit mit Schlaf, Stress, Bewegung und Ernährung zusammenhängen. Doch die Autorin filtert aus diesen Bereichen all jene Empfehlungen und Hilfen heraus, die besonders bei Brain Fog von Bedeutung sind. ›Brain Fog‹ hat eine hohe Informationsdichte und ruft eindrücklich in Erinnerung, wie sehr unser Verhalten, unsere Gewohnheiten und unser Wohlbefinden zusammenhängen.

»Brain Fog ist ein Warnsignal, dass etwas falsch läuft und Sie handeln müssen. Doch er kann Sie genauso gut lähmen: Sie sind unentschlossen, wissen nicht, was Sie im Supermarkt kaufen sollen, können komplexe Informationen nicht aufnehmen oder sich nicht entscheiden, welchem der Tausenden von Tipps im Internet Sie vertrauen sollen.«

Auf 480 Seiten ermöglicht es ›Brain Fog‹, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Dabei setzt es bei den Grundlagen an und vermitteln jede Menge Informationen über das Gehirn, Hormone und Abwehrstrategien, die dabei helfen sollen, Brain Fog zu verstehen.
Doch es geht ›Brain Fog‹ nicht darum, das Thema lediglich zu beschreiben. Vielmehr sollen Möglichkeiten zur Veränderung vorgestellt werden. Dabei stützt sich Dr. Sabina Brennan vor allem auf die Bereiche Schlaf, Stress, Bewegung und Ernährung, über die sie jede Menge Informationen teilt. Mit diesem Wissen ausgerüstet, stellt die Autorin im vierten Teil des Buches den Lesenden ein 30-Tage-Programm gegen Brain Fog vor.
Sicherlich ist es hilfreich, zuvor das Wissen über Gehirn, Hormone und Co. verstanden zu haben. Manchen mag aber genau hierfür die Konzentration fehlen. Doch ich kann mir gut vorstellen, dass auch direkt über das 30-Tage-Programm mit dem Buch gearbeitet werden kann. Die Informationen über Schlaf, Stress, Bewegung und Ernährung sind in jedem Fall wichtig und mit jeder Menge Tipps verbunden.

»Die gute Nachricht: Bis auf wenige Ausnahmen kann Brain Fog relativ einfach bekämpft und beseitigt werden.«

›Brain Fog‹ ist ein reichhaltiger Ratgeber im Umgang mit Brain Fog voller Informationen und Wissen. Von den Grundlagen des menschlichen Gehirns bis hin zur ausführlichen Beschreibung von Brain Fog und zu Vorschlägen, um diesen überwinden zu können. Ich habe ›Brain Fog‹ super schnell gelesen und bin dabei über jede Menge Anregungen gestolpert, wie ich meiner Gesundheit etwas Gutes tun kann.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Von Fluch und Segen der Harmonie

Mach's wie die Möwe, scheiß drauf!
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Harmonie, eine entspannte Atmosphäre, gemeinsames Wohlgefühl. Für viele klingt dies wie ein Traum. Zugegeben, wie ein Alptraum klingt es nicht gerade. Doch wie weit würde man dafür gehen, welchen Preis ...

Harmonie, eine entspannte Atmosphäre, gemeinsames Wohlgefühl. Für viele klingt dies wie ein Traum. Zugegeben, wie ein Alptraum klingt es nicht gerade. Doch wie weit würde man dafür gehen, welchen Preis dafür bezahlen?
Sich wöchentlich zu einer Joggingrunde mit einer Freundin zwingen, auch wenn man so gar keine Lust darauf hat? Ständig zu Sachen ›Ja‹ sagen, zu denen man eigentlich lieber ›Nein‹ gesagt hätte?
Die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurückdrängen oder verschweigen, um bloß nicht anzuecken?

»›Das Bedürfnis nach Harmonie ist uns in die Wiege gelegt‹, erklärt Tina, als wir zehn Minuten später nebeneinanderher joggen. Sie ist Psychologin, was manchmal gut und manchmal blöd ist, je nachdem, ob ich gerade Lust habe, mich mit mir und meinem Leben auseinanderzusetzen.«

Niemals mit einem Mitmenschen aneinanderzugeraten, kann ein ganz schöner Kraftakt sein. Vor allem, wenn einem die lieben Mitmenschen einen Strich durch die Rechnung machen. Herrlich leicht und mit viel Humor erzählt Blumenthal von den vielen kleinen und großen Herausforderungen in einem Leben mit ›Harmoniesucht‹, dem nicht nur die Nachbarin Steine in den Weg legt.
In ›Mach’s wie die Möwe, scheiß drauf!‹ geht Blumenthal den Mechanismen bei der ›Sucht‹ nach Harmonie auf den Grund. Warum haben so viele Menschen ein so ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie und andere scheuen keinen Konflikt? Welche Vor- und welche Nachteile hat das Streben nach Harmonie und wann fängt es an, sich zu einem Problem zu entwickeln? Mit einem kleinen Selbsttest, ob man selbst zu den Harmoniesüchtigen gehört.

»Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, in der ich gern an einem Konflikt teilgenommen hätte. Weder als Kind noch als Jugendliche noch als Erwachsene. Ganz im Gegenteil, wenn es irgendwo Knatsch, Ärger oder Streit gab, machte ich mich sofort aus dem Staub.«

Und gibt es Wege, das eigene Streben nach Harmonie in ein gesünderes Verhältnis zu bringen? ›Mach’s wie die Möwe, scheiß drauf!‹ ist voller herrlicher Anekdoten und Alltagsgeschichten, die zum Schmunzeln bringen und dennoch keinen Zweifel daran lassen, dass zuviel Harmonie auch seine Probleme mit sich bringen kann.
Besonders, wenn die eigenen Mitmenschen anders ticken.

»Boris ist der einzige Mensch auf der Welt, der dazu befähigt ist, ein Personenkraftfahrzeug anständig zu bewegen. Findet er. Die zwei, drei Mal, bei denen er mein Beifahrer war, endeten immer in einer Beziehungskrise.«

›Mach’s wie die Möwe, scheiß drauf!‹ ist eine Leseempfehlung für alle, die gerne mal häufiger ›Nein‹ sagen würden oder die ahnen, dass ihnen ein wenig mehr Konfliktfähigkeit gut tun könnte. Unterhaltsam geschrieben, liest es sich fast von selbst und lädt zum Verleihen und Verschenken an all jene ein, in deren Leben Harmonie eine zu große Rolle spielen könnte.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Vom Ende und vom Beginn des Träumens

Taras Augen
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Im einen Moment ist dir deine Welt vertraut. Ein Schwimmwettkampf. Du kennst deinen Trainer schon seit Jahren. Dein Team sind Freunde und Bekannte. Du kennst jede Bewegung im Wasser. Das Gefühl vor dem ...

Im einen Moment ist dir deine Welt vertraut. Ein Schwimmwettkampf. Du kennst deinen Trainer schon seit Jahren. Dein Team sind Freunde und Bekannte. Du kennst jede Bewegung im Wasser. Das Gefühl vor dem Sprung ins kühle Nass.

Im nächsten Moment ist diese Welt verschwunden. Dein Elternhaus in einem Gebiet, in dem bald schon keine Menschenseele mehr leben wird, ein Teil der Sperrzone. Die Zimmer verwaist, die Gärten verwildert.

»Die Sache ging so schnell, dass ich nicht mehr sagen kann, wo genau wir waren. Unser Bus war auf der Strecke zwischen Rekan und Nipad, das weiß ich noch. Und ich erinnere mich an den Knall.«

Und bald schon entpuppt sich die Hoffnung auf ein neues Leben als Illusion. Während Tara in den Ort zurück muss, in dem sie aufgewachsen ist, gelingt Alún der Start in ein neues Leben. Und doch treibt ihn nur ein Gedanke an: die Augen eines Mädchens, das er einst sehr gut kannte, und das heute kein Wort mehr mit ihm sprechen will.

Im ersten Moment steht Taras Heimkehr unter guten Vorzeichen. Andere Jugendliche in ihrem Alter sind bereits zurück oder werden bald folgen. Sie haben den ganzen Tag frei, der See und die Natur gehören ihnen. Die Regeln, die sie kannten, sind unwichtig geworden.

Doch bald schon zeigt sich, dass die Rückkehr nicht so sicher war, wie sie dargestellt wurde. Erst erblinden Tiere, dann Menschen. Eine Erklärung hat niemand.

»Das hier ist der erste Tag von meinem dritten Leben. Er beginnt damit, dass ich warte, und ich würde nicht Tara Rubina Doron heißen, wenn Warten nicht das Schlimmste für mich wäre.«

Geheimnisse ranken sich um das Unglück, das ihr Leben veränderte. Was genau war geschehen? Welche Auswirkungen hatte es auf das betroffene Gebiet? Und warum sandte man Menschen dorthin zurück?

Alún weiß nur eines: Er will wieder gut machen, was er bei Tara verbockt hat. Und bald schon stellt sich die Frage, wie weit er dafür bereit ist zu gehen.

»Manchmal beginnt man Leute zu mögen, obwohl man gar nichts über sie weiß. Manchmal mag man plötzlich Leute, denen man eigentlich die kalte Schulter zeigen wollte, weil sie sich, ohne zu fragen, in einem Zimmer einquartiert haben, das man für heilig hielt.«

Eindrucksvoll schildert Bendixen das Leben der Jugendlichen nach einem Unglück, das sie alle verändert hat. Dystopisch, intensiv und mit Charakteren, die so manches Geheimnis verbergen.

›Taras Augen‹ ist eine klare Leseempfehlung für Freunde von Dystopien und Jugendbüchern. Bendixen hält wunderbar die Waage zwischen Not und Überleben, alltäglichen Freuden und dem Kampf um das Vertraute. Ich bin gespannt, was als nächstes von Bendixen erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Hinter jedem großen Mann …

Penelope und die zwölf Mägde
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Die Geschichte von Odysseus, einem Helden der griechischen Mythologie, ist vielen bekannt. Nicht zuletzt der Film Troja von 2004 erinnert an den trojanischen Krieg, an dem sich auch Odysseus beteiligen ...

Die Geschichte von Odysseus, einem Helden der griechischen Mythologie, ist vielen bekannt. Nicht zuletzt der Film Troja von 2004 erinnert an den trojanischen Krieg, an dem sich auch Odysseus beteiligen musste. Seine List des trojanischen Pferdes ist unvergessen.

Und während Odysseus‘ Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia beachtlich ist, ist Helenas Eintrag, deren Raub immerhin den trojanisches Krieg auslöste, wesentlich geringer. Noch spärlicher fällt jedoch der Eintrag zu Odysseus‘ Ehefrau Penelope aus.

Nach der Hochzeit brachte Odysseus sie auf seine Heimatinsel Ithaka. Leider währt die gemeinsame Zeit dort nicht lange, bis er in den Krieg aufbricht. Und Penelope fast zwanzig Jahre zurücklässt. Jahr für Jahr werden die Informationen über Odysseus spärlicher und nicht alle erfreuen sie.
Während seine Abenteuer in dieser Zeit zu den bekannteren Geschichten gehören, erzählt ›Penelope und die zwölf Mägde‹, was Penelope in dieser Zeit zu überwinden hatte.

»Wo anfangen? Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: am Anfang oder nicht am Anfang. Der einzig wahre Anfang wäre der Anfang der Welt, wonach eines zum anderen führt, bis ich auf der Bildfläche erscheine.«

Odysseus ist so lange fort, dass Penelope zu einer neuen Heirat gedrängt werden soll. Doch mit einer List beweist sie, dass auch sie nicht auf den Kopf gefallen ist und ihre eigenen Herausforderungen übersteht. Überstehen muss, in einer von Männern dominierten Welt.

›Penelope und die zwölf Mägde‹ lebt von Kontrasten. Atwood erzählt Penelopes Geschichte, die als Frau ein völlig anderes Leben lebt, als es ihrem Mann möglich ist. Zugleich leben sie und ihr Mann Leben, die in völligem Kontrast zum Leben der Mägde stehen.

»Auch wir waren Kinder. Nur wurden wir den falschen Eltern geboren. Armen Eltern, Sklaveneltern, Kleinbauerneltern, Leibeigeneneltern.«

Darüber legt sich der Kontrast zwischen den Lebenden und den Toten. Penelope reflektiert ihr Leben aus dem Totenreich heraus. Atwood schreibt unterhaltsam und mit Witz, während die Autorin diese Kontraste gnadenlos und klar hervortreten lässt.

Warum darf Odysseus bei seiner Heimkehr seine Frau einer Prüfung unterziehen? Warum werden Odysseus und Penelope wieder vereint, während die Geschichte für die Mägde nicht so rosig ausgeht? Ein Stoff der griechischen Mythologie – doch diese Fragen sind deswegen nicht weniger interessant.

»Ich weiß natürlich, dass es bei alledem nicht um mich geht. Penelope, das Entchen, ist völlig nebensächlich. Die Jungs da unten interessiert allein, womit die Braut beladen ist: die Verbindung zum Königshaus, Berge von Goldkram.«

Hand aufs Herz – ›Penelope und die zwölf Mägde‹ ist das erste Buch von Margaret Atwood, das ich gelesen habe, obwohl ich es mir schon lange vorgenommen habe. Aber als ich den Klappentext gelesen habe, wusste ich, jetzt ist es so weit. Ein antiker Sagenstoff, eine Frauenperspektive, die Frage nach Gerechtigkeit – eine super Mischung, die ich geradezu verschlungen habe.

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