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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2023

Prickelnde Spannung im hohen Norden

Nachtjagd
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Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Art der grausamen Verletzungen lässt für Kommissar Anton Brekke und seine Kollegen nur eine Schlussfolgerung zu - der berüchtigte ...

Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Art der grausamen Verletzungen lässt für Kommissar Anton Brekke und seine Kollegen nur eine Schlussfolgerung zu - der berüchtigte Serienmörder Stig Hellum ist für diese Tat verantwortlich. Den Ermittlern wird schnell klar, das in diesem Fall die junge Frau nicht das einzige Opfer bleiben wird. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Zur gleichen Zeit sitzt in einem Gefängnis in Texas ein zum Tode verurteilter Mann ein. Er beichtet dem Gefängnispfarrer die folgenschweren Ereignisse, die sich in einer zehn Jahre zurückliegenden Nacht ereigneten.

Ein sympathischer Kommissar, ein Mörder in Norwegen sowie ein zum Tode verurteilter Mörder in Texas, bereits nach den ersten Buchseiten ist klar, dass es sich um einen fesselnden Thriller handelt. Jan-Erik Fjell versteht es sofort, Spannung zu erzeugen. Der Krimi ist in verschiedene Erzählstränge unterteilt, Vergangenheit wechselt sich mit Gegenwart ab. Beides hat mir sehr zugesagt, weil es nie langweilig wurde. Ganz besonders zeichnen den Thriller interessante Charaktere aus. Dazu zählen Anton, Magnus und seine Kollegen ebenso wie die geheimnisvolle Monica, Mitarbeiterin auf einem Hurtigruten-Kreuzfahrtschiff. Ebenso rätselhaft ist ein amerikanischer Passagier, der angeblich Nordlichter fotografiert. Anton Brekke liegt mit seiner Erkenntnis, dass er an die Existenz des Bösen glaubt, genau richtig. Temporeich, voller überraschender Wendungen und atemloser Spannung, erst am Ende werden die Zusammenhänge klar. Ich habe schon lange nicht mehr einen so spannenden Thriller gelesen, für mich ein echtes Highlight. Da kommt aus meiner Sicht Jo Nesbo nicht mehr mit. Selbstverständlich vergebe ich fünf Sterne und spreche eine unbedingte Kaufempfehlung aus.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2023

Ein Cold Case Fall für Max Bischoff

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers
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Bereits das Cover, welches an zusammengefügte blutrote Scherben erinnert, weckt prickelnde Spannung auf das Buch.

Max Bischoff, nicht mehr im Polizeidienst, sondern als Dozent tätig, erhält ...



Bereits das Cover, welches an zusammengefügte blutrote Scherben erinnert, weckt prickelnde Spannung auf das Buch.

Max Bischoff, nicht mehr im Polizeidienst, sondern als Dozent tätig, erhält einen Anruf von seiner bisherigen Chefin. Obwohl die Kriminalrätin Eslem Keskin nicht viel von Max gehalten hat, ersucht sie ihn in einer privaten Angelegenheit um Hilfe. Ihre verstorbene Freundin hat ein rätselhaftes Tagebuch hinterlassen, mit Hinweisen auf ein Verbrechen, das Jahrzehnte zurückliegt. Max entschließt sich dazu, den kleinen Ort an der Mosel aufzusuchen. Unterstützung erhält er von der jungen Polizistin Jana Brosius, dem Polizeipsychologen Dr. Marvin Wagner sowie seinem langjährigen Kollegen Horst Böhmer. In Klotten begegnen die Bewohner sowie die Freunde der Verstorbenen Max mit Misstrauen, bald darauf sogar mit Hass und Bedrohung. Dann wird eine junge Frau ermordet. Max lässt sich nicht beirren, findet neue Hinweise und gerät dadurch in Lebensgefahr.





Arno Strobel versteht es meisterhaft, atemberaubende Spannung von der ersten Seite an zu erzeugen. Die teilweise in kursiver Schrift gestalteten Ereignisse der Vergangenheit heben sich perfekt von der Gegenwart ab, dadurch lässt sich das Buch leichter lesen. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, die Spannung wird ständig weiter gesteigert. Bemerkenswert, wie der Autor die Geschehnisse der Vergangenheit mit jenen der Gegenwart verknüpft. Die Abläufe, in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart, lassen weder die Ermittler noch die sonstigen Beteiligten kalt. Der Fallanalytiker Max Bischoff hat mehrere Personen in Verdacht, kommt aber nicht weiter. Dann nimmt der Fall eine völlig unerwartete Wendung. Sämtliche Handlungsstränge werden am Ende des Buches gekonnt zusammengeführt. Dem Autor ist wieder ein fesselnder, psychologisch perfekt ausgefeilter Krimi gelungen. Eine Lesezeichen habe ich nicht benötigt, das Buch wurde sofort durchgelesen. Ich vergebe für diesen Krimi fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 20.01.2023

Greta und die Kinder von Schönbrunn

Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)
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Das schön gestaltete Cover bildet den passenden Einstieg in die Erzählung.
Der 1. Weltkrieg ist vorbei und in Wien sind nun die Sozialdemokraten an der Macht. Während Emma ihren Wunsch verwirklicht hat ...

Das schön gestaltete Cover bildet den passenden Einstieg in die Erzählung.
Der 1. Weltkrieg ist vorbei und in Wien sind nun die Sozialdemokraten an der Macht. Während Emma ihren Wunsch verwirklicht hat und Tierärztin geworden ist, trauert Greta um ihren vermissten Ehemann. Einziger Trost ist Tochter Gisela, dennoch würde Greta gerne mehr mit ihrem Leben anfangen. Durch Zufall gelangt sie zur Ausbildung an der neu errichteten Erzieherschule im Schloss Schönbrunn. Voller Tatendrang begibt sie sich in die Unterrichtsstunden, aber vor allem auch in die praktische Arbeit im Kinderheim. Greta ist von den neuen, liberalen Erziehungsideen ebenso begeistert wie von ihrem Lehrer, dem Sozialdemokraten Michael Brenner. Allerdings stößt sie mit ihren Ideen und ihrer offenen, den Kindern zugewandten Art auf Widersacher unter den Erzieherinnen.

Der lang ersehnte zweite Teil des Romans um die Frauen und nunmehr auch die Kinder von Schönbrunn beginnt gewohnt spannend. Der Leser befindet sich sofort mitten im Geschehen. Beate Maly überzeugt wiederum durch ihren flüssigen Schreibstil sowie die emotionale Erzählweise. Der neue Roman der Autorin spielt im Wien des Jahres 1924, als der Kaiser abgedankt und in der österreichischen Hauptstadt eine linke Stadtregierung die Macht übernommen hat. Beate Maly beschreibt eindrucksvoll die schrecklichen Bedingungen und die Armut, unter der Kinder der unteren Bevölkerungsschichten leiden. Das wird am Beispiel von Emil, Fritz und Ferdl deutlich und überzeugend beschrieben. Aber auch nach der Aufnahme im Kinderheim stoßen die Kinder auf Vorurteile, Ablehnung und teilweise drastische Strafen. Nicht alle Erzieherinnen sind von den neuen Erziehungsmethoden begeistert. Was am Beispiel der Protagonistinnen Veronika und Katharina deutlich wird. Ich habe den Mut, die Entschlossenheit und Hingabe von Greta und Michael bewundert. Auch das Privatleben der beiden sowie der übrigen Romanfiguren kam nicht zu kurz. Gretas Tochter Gisela, die Freundin Melanie sowie Schwester Emma und deren Ehemann Julius waren sehr sympathisch und authentisch dargestellt. Ich habe den Roman mit Begeisterung gelesen, vergebe fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Die Kinderärztin - auf neuen Wegen

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Berlin im Jahr 1932, die Ärztin Marlene von Weilert freut sich über ihren Erfolg in der Kinderklinik Weißensee. Ihre Schwester Emma Vogel ist inzwischen in derselben Klinik zur Oberschwester aufgestiegen. ...

Berlin im Jahr 1932, die Ärztin Marlene von Weilert freut sich über ihren Erfolg in der Kinderklinik Weißensee. Ihre Schwester Emma Vogel ist inzwischen in derselben Klinik zur Oberschwester aufgestiegen. Beide haben zudem ihren tot geglaubten Vater kennengelernt. Der berufliche Erfolg Marlenes hat zur Folge, dass ihre Familienplanung zurückstehen muss. Als sie sich endlich entschließt, beruflich kürzer zu treten, wird das Penicillin entdeckt. Marlene hat einen kleinen Patienten, der das Antibiotikum dringend braucht, um zu überleben.Sie muss sich zwischen persönlichen Wünschen und beruflichen Pflichten entscheiden. Emma wird hingegen mit der neuen Oberin Marie Louise Fischer, einer alten Bekannten, konfrontiert. Zudem wendet sich Sohn Theo der Hitlerjugend zu und auch ihr Mann Kurt kämpft mit beruflichen Schwierigkeiten.

Bereits das schöne, stimmig gestaltete Cover mit den beiden Kindern im Vordergrund lädt zum Lesen ein.
Nachdem ich von den zwei vorhergehenden Bänden der Kinderklinik Weißensee begeistert war, hat mich der lang ersehnte dritte Teil ebenfalls sofort in Bann gezogen. Die Autorin Antonia Blum hat mit Tage des Lichts einen gelungenen dritten Teil vorgelegt, der den beiden anderen an Empathie und Spannung in nichts nachsteht. Bildhaft schildert Antonia Blum das weitere Schicksal der Schwestern Marlene und Emma. Der Erzählstil ist gewohnt flüssig und wir begegnen neben den beiden Schwestern bekannten Protagonisten aus den ersten Büchern. Der freundliche ehemalige Pförtner Willi Pinke unterhält die kranken Kinder nach wie vor mit viel Herz mit seinen Zaubertricks. Marlene geht das Risiko ein, mit dem gerade erst entdeckten Penicillin ihrem Patienten Albert das Leben retten zu wollen. Emma, die neu ernannte Oberschwester muss sich nicht nur gegen ihre alte Feindin, die Oberin Marie Louise Fischer durchsetzen. Ihr droht auch Sohn Theo, der inzwischen ein Gymnasium besucht, zu entgleiten. Am Beispiel des Lehrers Rademacher wird deutlich, wie sehr sich Lehrkräfte den Ideen des Nationalsozialismus zuwenden. Davon bleiben auch Theo und seine Freunde nicht unberührt. Am Beispiel von Emmas Mann Kurt wird der grandiose Aufschwung des Rundfunks nicht nur als Unterhaltungs-, sondern auch als Informationsmedium verdeutlicht. Der Roman spielt vor dem Hintergrund der untergehenden Weimarer Republik und der Machtübernahme der NSDAP. Historisch fundiert und spannend erzählt, der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich freue mich schon sehr auf den vierten Teil, vergebe für dieses Buch fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Bewegende Kinderschicksale nach Kriegsende

Findelmädchen
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Das ansprechende gestaltet Cover mit dem lächelnden kleinen, dunkelhäutigen Mädchen vor dem Hintergrund der Stadt Köln wirkt optimistisch, weckt Leselust und stimmt auf das Buch ein. Helga und ...


Das ansprechende gestaltet Cover mit dem lächelnden kleinen, dunkelhäutigen Mädchen vor dem Hintergrund der Stadt Köln wirkt optimistisch, weckt Leselust und stimmt auf das Buch ein. Helga und ihr Bruder Jürgen leben 1954 auf dem Weingut von Tante Claire und Onkel Albert in Frankreich. Da erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist. Sie begeben sich zurück nach Köln und leben mit dem Vater und der hartherzigen Tante Meta in einem Haus. Der Vater verkauft in einem Büdchen Zeitschriften, Kaffee und Süßigkeiten, während Bruder Jürgen eine Tätigkeit bei Ford beginnt. Helga lernt Fanny kennen, die ihrem Vater zur Hand geht und später im Haus eine Milchbar eröffnet. Helga, die sich sehnlichst wünscht, ein Gymnasium zu besuchen, wird auf eine Haushaltungsschule geschickt. Während eines Praktikums im katholischen Waisenhaus wird sie Zeugin, wie brutal Kinder, vor allem das farbige Mädchen Bärbel, dort behandelt werden. Sie beschließt, die Kinder mit allen ihr möglichen Mitteln zu schützen.

Die Autorin Lilly Bernstein entführt die Leser in ihrem neuen Roman „Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“ in das Jahr 1955, nach Köln. Voller Empathie, bildhaft und ausdrucksstark schildert sie das Schicksal von Helga und ihrem Bruder Jürgen, die nach langer Zeit der Suche durch das Rote Kreuz wieder bei ihrem aus dem Krieg heimgekehrten Vater leben. So glücklich Helga darüber ist, sie muss sich den strengen gesellschaftlichen Konventionen dieser Zeit beugen. Ihr Vater duldet nicht, dass sie ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen kann, den Besuch eines Gymnasiums. Auch der Aufenthalt in der Milchbar ihrer Freundin Fanny wird nicht gerne gesehen. Stattdessen lernt Helga die furchtbaren Bedingungen und die Brutalität in einem Waisenhaus kennen. Vor allem das farbige Besatzerkind Bärbel wird menschenunwürdig behandelt und muss schlimme Strafen ertragen. Es ist völlig unverständlich, wie derartiges in den 1950-er Jahren noch möglich sein konnte. Die Vorurteile der Gesellschaft gegenüber farbigen Kindern wird durch die Autorin besonders herausgearbeitet. Zugleich kommt im Roman am Beispiel von Konradin und seiner Großmutter Auguste zum Ausdruck, wie zehn Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch Flüchtlinge aus den Ostgebieten verachtet wurden. Allen Widrigkeiten zum Trotz bleibt Helga optimistisch, sucht nach Lösungen und geht ihren Weg unbeirrt weiter. Dank des flüssigen Schreibstils befindet sich der Leser sofort mitten im Geschehen, wozu auch die in Kursivschrift aufgeführten Tagebuchaufzeichnungen beitragen. Für diesen berührenden Roman vergebe ich fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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