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Veröffentlicht am 31.03.2023

Unwahrscheinlich realistische Geschichte über zwei junge Männer im 1.Weltkrieg

Durch das große Feuer
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Gaunt und Ellwood – zwei privilegierte junge Männer, die gemeinsam an einem Eliteinternat lernen und dort ihre Jugendzeit verbringen stellen sich 1914 den neuen Herausforderungen eines großen Krieges. ...

Gaunt und Ellwood – zwei privilegierte junge Männer, die gemeinsam an einem Eliteinternat lernen und dort ihre Jugendzeit verbringen stellen sich 1914 den neuen Herausforderungen eines großen Krieges. Beide empfinden bereits an der Schule etwas füreinander, ohne es sich einzugestehen bzw. zu gestehen. Als Gaunt zuerst zum Krieg verpflichtet wird und an die Front muss, will ihm Ellwood um nichts nachstehen und meldet sich später sogar freiwillig, um wieder bei ihm sein zu können. Die jungen Männer machen eine tiefe Veränderung ihres Wesens durch, geprägt durch die Grauen, die sie erleben müssen und dem Tod, den sie sich ständig stellen müssen. Doch über allem steht auch ihre Liebe, der sie sich nicht entziehen können.
Das Buch „Durch das große Feuer“ stammt von der Autorin Alice Winn und es ist ihr Debütroman. Das Cover ist sehr schlicht gehalten und beinahe etwas verspielt und verrät eigentlich nicht wirklich etwas über den doch sehr bedrückenden Inhalt. Die Kurzbeschreibung des Buches dagegen hat mich sehr neugierig gemacht. Natürlich kennt man bereits durch andere vielfältige Literatur die Schrecken der Weltkriege. Aber diese Sichtweise der jungen Männer ist meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes und der Autorin ist hier auch etwas sehr Feinfühliges gelungen. Anfangs habe ich mich etwas schwer getan in die längeren Kapitel hinein zu finden und habe mich auch erst gefragt, was es mit dem Verweis auf Zeitungsanzeigen alles zu tun hat. Es dauerte aber nicht lange, bis ich sehr schnell im Buch gefangen war und einfach wissen musste, was mit Gaunt und Ellwood passiert. Die Autorin beschreibt dabei alle Szenen so realistisch, so furchtlos unerschrocken, dass ich gestaunt habe und manchmal sprachlos war. Dass zwischen den beiden unterschwellig etwas läuft, ist eigentlich direkt klar, aber auch ihre Zusammenkünfte, die sexuelle Anziehungskraft – alles beschreibt sie ohne unverblümte Beschreibungen, sondern einfach direkt heraus ohne es besonders zu bewerten. Den Schreibstil könnte man daher als sehr nüchtern, aber authentisch realistisch bezeichnen und das hat etwas, was absolut fesselt. Die Protagonisten wachsen sehr schnell ans Herz und das Buch nimmt im Verlauf auch immer mehr an Spannung zu bis zur Auflösung der Geschichte. Das Ende lässt keine Fragen offen, die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Besonders gut haben mir die vielfältigen Briefe im Buch gefallen, die die Soldaten sich untereinander geschrieben haben und die dann auch noch zensiert werden mussten, weil nichts über die tatsächliche Lage nach außen dringen durfte. Genauso vermag die Autorin aber auch ihren Protagonisten eine große Wandlung in ihrem Wesen zu verpassen. Nicht nur die Schrecken des Krieges sind so realistisch – der Krieg macht natürlich auch etwas mit den Personen, vor allem mit ihrer Psyche. Beinahe ein Thema, was man meint, totschweigen zu müssen, wird hier in Form von Kriegsneurosen, Alpträumen etc. aufgegriffen und dem Leser damit nochmal vor Augen geführt, wie die Soldaten damals alle empfunden haben müssen und welchen Gräueln sie sich stellen mussten.
Mein Fazit: Ein historischer Roman mit einer ganz besonderen Liebesgeschichte und Sichtweise auf die Soldaten des ersten Weltkrieges, hat mir sehr, sehr gut gefallen und kann ich absolut nur mit 5 Sternen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Gelungener und unterhaltsamer Roman verbunden mit der tatsächlichen Biografie

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel
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Johanna Kinkel, eine heute eher vergessene Komponistin der Romantik, damals aber in einer Reihe mit Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz Liszt, erfährt in diesem Roman anhand einer Biografie eine tolle ...

Johanna Kinkel, eine heute eher vergessene Komponistin der Romantik, damals aber in einer Reihe mit Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz Liszt, erfährt in diesem Roman anhand einer Biografie eine tolle Ehrung. Die junge Johanna träumt schon lange davon als große Pianistin durchzustarten, doch ihre Eltern sehen sie eher als Ehefrau und Mutter an der Seite eines fürsorglichen Ehemanns. Johanna beugt sich auch diesem Wunsch und heiratet, muss aber wenig später aus dieser sehr toxischen Ehe flüchten. Als sie den jüngeren Gottfried Kinkel kennenlernt, ist es um sie geschehen und Jahre nach ihrer Scheidung können sie endlich heiraten. Johanna entwickelt sich nicht nur zu einer Pianistin, sie wird auch Komponistin und Dirigentin, bewegt sich mit ihrem Mann aber auch im literarischen Bereich.
Verena Maatman verarbeitet in diesem Buch die doch sehr anschauliche Geschichte von Johanna Kinkel, die mich sehr neugierig gemacht hat. Ich gebe zu, vor der Lektüre des Buches habe ich nicht wirklich etwas von ihr gehört gehabt, aber ihre Geschichte und meinen eigenen persönlichen Hang zum Klavierspiel haben mich sehr neugierig gemacht. Das Cover des Buches finde ich nicht ganz so gelungen und wirkt durch die Umrandung etwas überladen. Allerdings ist die Geschichte einfach nur klasse. Die Autorin ist für die Umsetzung ihres Romans sehr nah an der Wirklichkeit geblieben und hat nur wenige handelnde Personen erfunden. Der Roman liest sich sehr schnell, ist sehr kurzweilig und tatsächlich ist der Lebensweg zur damaligen Zeit im 19. Jh. sehr spannend, insbesondere auch hinsichtlich des Frauenbildes. Man begegnet nicht nur anderen großen Meistern und ihren Werken, sondern auch vielen historischen Fakten rund um das Leben der Kinkels. Die Geschichte lädt wahrlich zum Abtauchen ein und man wünscht sich so sehr für Johanna, dass sie ihre Bestimmung in der Gesellschaft finden möge, was alles anderes als leicht ist als arbeitende Frau. Das Buch spiegelt damit gleichzeitig sehr eindrücklich die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse wider und wie schnell man doch da in „Ungnade“ fallen konnte.
Mein Fazit: Dieses Buch hat mich wirklich sehr gut unterhalten und ich habe es sehr schnell gelesen, noch dazu etwas über eine Frau gelernt, die als Vorbild für ihre Generation dient. Ich kann das Buch uneingeschränkt mit 5 Sternen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Kurzweiliger historischer Roman, der eine interessante Begebenheit verarbeitet

Das Haupt der Anna
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Düren, 1500: Leonhard ist verliebt in die Tochter seines Meisters, Klara. Als der Meister ihm den Umgang mit ihr verbietet und ihn aus der Stadt wirft, verschlägt es ihn nach Mainz. Dort versucht er Fuß ...

Düren, 1500: Leonhard ist verliebt in die Tochter seines Meisters, Klara. Als der Meister ihm den Umgang mit ihr verbietet und ihn aus der Stadt wirft, verschlägt es ihn nach Mainz. Dort versucht er Fuß zu fassen und ihm fällt mehr oder weniger durch Zufall bei seiner Arbeit die heilige Reliquie des Hauptes der Anna in die Hände. Von Liebe und Fanatismus getrieben, stiehlt Leonhard das gute Stück und begibt sich zurück auf den Weg nach Düren, um für Klara zu kämpfen.
Das Buch „Das Haupt der Anna“ ist ein historischer Roman des Autors Günter Krieger. Den Autor kannte ich bisher noch nicht. Er verarbeitet in seinem Buch die tatsächliche historische Geschichte mit einer fiktiven Liebesgeschichte. Interessant ist, dass das Haupt der Anna von Mainz nach Düren kam und nach jahrelangem Streit, der sogar den Vatikan beschäftigt hat, die Reliquie dann sogar in Düren bleiben durfte. Der Roman ist sehr kurzweilig aufgebaut und mit seinen ca. 200 Seiten beinahe nur eine Erzählung. Die darin verarbeitete Geschichte ist aber äußerst interessant und geht zudem rasant vorwärts. Man ist sofort im Geschehen angekommen und durch verschiedene Perspektivwechsel bekommt man Einblicke der unterschiedlichen Akteure. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und passt zu einem historischen Werk. Die Spannung ist unterschwellig so gelungen, dass man weiterlesen muss und wissen möchte, was passiert. Die Geschichte hat mir insgesamt einfach sehr gut gefallen und passt hervorragend zusammen. Man kann sich durchaus vorstellen, dass sich der Vorfall so zugetragen hat. Meiner Meinung nach hätte man sogar noch weiterlesen können, denn Leonhard und Klara sind doch recht sympathisch und ihre Widersacher passen gut zum Geschehen.
Mein Fazit: Ein tolles kleines und kurzweiliges Buch, welches ich sehr schnell gelesen habe, aber durchaus mit 5 Sternen weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Großartig, beeindruckend, herzerweichend und einfach super

Als Großmutter im Regen tanzte
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Juni erbt das Haus ihrer Großeltern und kehrt daraufhin auf eine kleine norwegische Insel zurück. Sie selbst flüchtet vor ihrem gewalttätigen Ehemann und hofft dort ein wenig zur Ruhe zu kommen. Als sie ...

Juni erbt das Haus ihrer Großeltern und kehrt daraufhin auf eine kleine norwegische Insel zurück. Sie selbst flüchtet vor ihrem gewalttätigen Ehemann und hofft dort ein wenig zur Ruhe zu kommen. Als sie beginnt das Haus aufzuräumen, entdeckt sie ein Foto ihrer Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten. Wer ist dieser Mann? Da auch Junis Mutter nicht mehr lebt, gibt es vermeintlich niemanden, den sie noch dazu befragen kann. Doch nach und nach setzen sich dank intensiver Recherche die Puzzleteile zusammen und Juni macht sich auf zur Reise in die Vergangenheit ihrer Großmutter.
Das Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ stammt von der Autorin Trude Teige. Die Kurzbeschreibung des Buches hat mich sehr neugierig gemacht. Das Cover des Buches finde ich schlicht, aber man schaut doch noch einmal hin. Nach den ersten Kapiteln ist man sofort mitten im Geschehen. Dabei wechseln sich die Kapitel zwischen Juni und der tatsächlichen Geschichte ihrer Großmutter, die in der Vergangenheit liegt, ab. Die Spannung wird dadurch beständig hochgehalten und man will immer wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil der Autorin ist hervorragend und bildhaft, man kann sich außerdem sehr gut in die Protagonisten hinein versetzen. Ich finde es wirklich erschreckend, wie sehr grauenhafte Erlebnisse in der Vergangenheit prägen können und dazu führen, dass darüber geschwiegen wird, sodass noch nicht mal die direkten Nachkommen über die Vergangenheit Bescheid wissen. Die Autorin hat das meiner Meinung nach außergewöhnlich gelöst und beschrieben. Nicht nur die Schrecken eines Krieges und dem Leid, welches damit einhergeht, ist extrem realistisch durch die Sichtweise der Großmutter Tekla dargestellt, sondern auch die Aktualität des Themas, eingebettet in unsere heutige Zeit, hat mir teilweise die Sprache verschlagen. Der Roman punktet weiterhin nicht nur mit seinem Realismus, sondern auch mit einer Vielzahl von Emotionen. Die Autorin hat mit der Nennung der Stadt Demmin und dem dortigen Massensuizid von bis zu 1000 Personen sowie der Verknüpfung der Geschichte ihrer Protagonistin bewusst ein Thema aufgenommen und recherchiert, zu welchem ich noch nie etwas gehört habe und welches wohl ein weiteres besonderes dunkles Kapitel im Jahr 1945 darstellt. Abschließend finde ich den Buchtitel super gelungen und er stellt eine direkte Verknüpfung zum Buch her, so etwas gefällt mir immer sehr gut.
Mein Fazit: Ein wahnsinnig großartiges, emotionales Werk mit sehr vielen Facetten und historischen Fakten, ich kann dieses Buch nur jedem weiterempfehlen und ich finde, es muss darüber gesprochen werden, damit die Geschichte nicht im Schweigen untergeht. Ich vergebe sehr gute 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Tolle Einblicke in das Leben von zwei Weltklasse-Biathleten

Die Bø-Brüder
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Nachdem ich nun schon mehrere Biografien über Biathlon-Stars gelesen habe, waren nun die bekannten und sehr erfolgreichen Norweger an der Reihe. Gemeinhin kennt ihn jeder, in der Biathlon-Szene, da er ...

Nachdem ich nun schon mehrere Biografien über Biathlon-Stars gelesen habe, waren nun die bekannten und sehr erfolgreichen Norweger an der Reihe. Gemeinhin kennt ihn jeder, in der Biathlon-Szene, da er momentan so wahnsinnig erfolgreich ist: Johannes Thingnes Bø. Doch auch sein Bruder Tarjei, 5 Jahre älter und bereits schon lange ein Star in der Szene, ist noch nicht aus dem Weltcup-Zirkus wegzudenken und kämpft weiter an der Seite seines Bruders um Erfolge. Doch wie fühlt man sich eigentlich, wenn der kleine Bruder stärker wird als man selbst?
Auf all das liefert das Buch sehr persönliche Antworten. Aus wechselnder Perspektive von Johannes und Tarjei wird von ihrer Kindheit über die Familie bis hin zu den ersten Schritten im Sport alles geschildert, auch bereits ihr persönlicher Wettkampf, als sie noch Kinder gewesen sind und der eine immer stärker, als der andere sein wollte. Das Buch wurde geschrieben von Lasse Lonnebøtn. Dabei etwas verwirrend ist bei seinem Schreibstil, dass das Buch keiner richtigen Chronologie folgt, sondern die Abschnitte so zusammengefügt sind, wie es gerade gepasst hat oder als ob ihnen gerade diese Ereignisse eingefallen sind. Die Kapitel sind aber sehr kurzweilig und sehr schnell zu lesen und sind so aufgebaut, dass die Neugier für die nächsten Kapitel geweckt wird. Man kann sagen, ein etwas eigensinniger Schreibstil, aber trotzdem sehr interessant. Wahnsinnig spannend ist es in den Kopf eines Weltklasse-Athleten zu schauen und man merkt bei beiden: Sie haben so viel Willen und Willensstärke– sie wollen einfach immer der Beste sein, dabei ist ihre Herangehensweise trotzdem unterschiedlich, man könnte sogar sagen von einer gewissen Arroganz und Überheblichkeit getragen, denn es zählt nur Gold. Desto stärker manchmal vielleicht die Läuterung, aber auch das sofortige Emporkämpfen – ihre mentale Stärke ist einfach bemerkenswert. Dabei zeigen sie aber, dass sie zudem sehr unterschiedliche Charaktere haben, trotzdem zusammenhalten und den anderen, solange es geht bei allen Bemühungen, Trainings und Wettkämpfen unterstützen wollen.
Ein kleiner Bildteil rundet auch dieses Buch zum Ende hin ab und beendet den Einblick in das Leben der Bø-Brüder. Ich fand es insgesamt sehr gelungen, kurzweilig und spannend, mal über den Tellerrand zu schauen und mich nicht nur mit einem deutschen Athleten zu beschäftigen. Für alle Biathlon-Fans kann man das Buch weiterempfehlen.

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