Unwahrscheinlich realistische Geschichte über zwei junge Männer im 1.Weltkrieg
Durch das große FeuerGaunt und Ellwood – zwei privilegierte junge Männer, die gemeinsam an einem Eliteinternat lernen und dort ihre Jugendzeit verbringen stellen sich 1914 den neuen Herausforderungen eines großen Krieges. ...
Gaunt und Ellwood – zwei privilegierte junge Männer, die gemeinsam an einem Eliteinternat lernen und dort ihre Jugendzeit verbringen stellen sich 1914 den neuen Herausforderungen eines großen Krieges. Beide empfinden bereits an der Schule etwas füreinander, ohne es sich einzugestehen bzw. zu gestehen. Als Gaunt zuerst zum Krieg verpflichtet wird und an die Front muss, will ihm Ellwood um nichts nachstehen und meldet sich später sogar freiwillig, um wieder bei ihm sein zu können. Die jungen Männer machen eine tiefe Veränderung ihres Wesens durch, geprägt durch die Grauen, die sie erleben müssen und dem Tod, den sie sich ständig stellen müssen. Doch über allem steht auch ihre Liebe, der sie sich nicht entziehen können.
Das Buch „Durch das große Feuer“ stammt von der Autorin Alice Winn und es ist ihr Debütroman. Das Cover ist sehr schlicht gehalten und beinahe etwas verspielt und verrät eigentlich nicht wirklich etwas über den doch sehr bedrückenden Inhalt. Die Kurzbeschreibung des Buches dagegen hat mich sehr neugierig gemacht. Natürlich kennt man bereits durch andere vielfältige Literatur die Schrecken der Weltkriege. Aber diese Sichtweise der jungen Männer ist meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes und der Autorin ist hier auch etwas sehr Feinfühliges gelungen. Anfangs habe ich mich etwas schwer getan in die längeren Kapitel hinein zu finden und habe mich auch erst gefragt, was es mit dem Verweis auf Zeitungsanzeigen alles zu tun hat. Es dauerte aber nicht lange, bis ich sehr schnell im Buch gefangen war und einfach wissen musste, was mit Gaunt und Ellwood passiert. Die Autorin beschreibt dabei alle Szenen so realistisch, so furchtlos unerschrocken, dass ich gestaunt habe und manchmal sprachlos war. Dass zwischen den beiden unterschwellig etwas läuft, ist eigentlich direkt klar, aber auch ihre Zusammenkünfte, die sexuelle Anziehungskraft – alles beschreibt sie ohne unverblümte Beschreibungen, sondern einfach direkt heraus ohne es besonders zu bewerten. Den Schreibstil könnte man daher als sehr nüchtern, aber authentisch realistisch bezeichnen und das hat etwas, was absolut fesselt. Die Protagonisten wachsen sehr schnell ans Herz und das Buch nimmt im Verlauf auch immer mehr an Spannung zu bis zur Auflösung der Geschichte. Das Ende lässt keine Fragen offen, die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Besonders gut haben mir die vielfältigen Briefe im Buch gefallen, die die Soldaten sich untereinander geschrieben haben und die dann auch noch zensiert werden mussten, weil nichts über die tatsächliche Lage nach außen dringen durfte. Genauso vermag die Autorin aber auch ihren Protagonisten eine große Wandlung in ihrem Wesen zu verpassen. Nicht nur die Schrecken des Krieges sind so realistisch – der Krieg macht natürlich auch etwas mit den Personen, vor allem mit ihrer Psyche. Beinahe ein Thema, was man meint, totschweigen zu müssen, wird hier in Form von Kriegsneurosen, Alpträumen etc. aufgegriffen und dem Leser damit nochmal vor Augen geführt, wie die Soldaten damals alle empfunden haben müssen und welchen Gräueln sie sich stellen mussten.
Mein Fazit: Ein historischer Roman mit einer ganz besonderen Liebesgeschichte und Sichtweise auf die Soldaten des ersten Weltkrieges, hat mir sehr, sehr gut gefallen und kann ich absolut nur mit 5 Sternen weiterempfehlen.