Fesselnder Bericht von einer Reise nach Israel
In Leipzig direkt neben einem Asylbewerberheim zu leben, das kann gefährlich sein. Das erlebten die Kapitelmans am eigenen Leib. Nicht nur einmal musste der Junge vor wütenden Verfolgern flüchten. Das ...
In Leipzig direkt neben einem Asylbewerberheim zu leben, das kann gefährlich sein. Das erlebten die Kapitelmans am eigenen Leib. Nicht nur einmal musste der Junge vor wütenden Verfolgern flüchten. Das ist lange her. Aber zuhause fühlt sich Leonid Kapitelman in Leipzig immer noch nicht. Heute, viele Jahrzehnte später wagt sich sein Sohn Dimitrij zu einem großen Schritt. Er fliegt mit ihm nach Israel, der Heimstatt der Juden.
Ein berührendes und zugleich humorvolles Buch. Neben dem Aufeinandertreffen zwischen Leipziger Nazis mit Glatze und Springerstiefeln und dem „Kontingentflüchtling“. Dieser stellt sich immer wieder die Frage, warum sein Vater nicht glücklich sein kann. So von ganzem Herzen und mit leuchtenden Augen. Immer wieder sackt er in sich zusammen und schweigt lange. Denkt er dabei an seine Heimat zurück? Wie seine Familie verfolgt und vernichtet wurde?
Die Reise ins „gelobte Land“ steht bis vor dem Abflug noch auf wackligen Füßen. Immer wieder findet der Vater Ausreden. Dass er dann doch in den Flieger steigt, nahezu ein Wunder. In Israel trifft er sogar einen Freund aus Jugendjahren, der früh auswanderte. Er mag die Palästinenser nicht und weiß gar nicht so richtig, warum das so ist. Dimitrij reist zu den Menschen „auf der anderen Seite“ und erkennt, dass sie gar nicht so schlecht sind, wie er dachte. Sicher, es ist eine Gratwanderung und ein Gefühl, dass man zwischen zwei Welten steht, ist nicht sorglos.
Kein Buch für zwischendurch. Die Tiefe der Erzählung verlangt einen wachen Geist. Es lohnt sich in aller Ruhe zu lesen und einzutauchen in die Welt der Juden und Palästinenser.