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Veröffentlicht am 30.04.2023

Musikgeschichte

On Air
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Peter Urbans Stimme ist wohl jedem bekannt, der in den letzten Jahren den ESC verfolgt hat. Er ist derjenige, der die Veranstaltung fürs deutsche Fernsehen moderiert und mit Anekdoten würzt. Dieses Jahr ...

Peter Urbans Stimme ist wohl jedem bekannt, der in den letzten Jahren den ESC verfolgt hat. Er ist derjenige, der die Veranstaltung fürs deutsche Fernsehen moderiert und mit Anekdoten würzt. Dieses Jahr wird er den ESC zum letzten Mal moderieren und zu diesem Anlass erscheint auch seine Autobiographie.

Urban wurde 1948 in Bramsche geboren und dann in Quakenbrück aufgewachsen, zieht zum Studium nach Hamburg und macht auch dort dann sein ersten Erfahrungen im Radio. Seine Musikleidenschaft bringt ihn nach England, er nutzt die Zeit seines Auslandsaufenthalts während des Studiums auch um dort die Musikszene zu erforschen. So trifft er bereits früh auf Musikgrößen, deren Namen man auch heute noch kennt, wie Joe Cocker, Jimi Hendrix und auch seine Idole, die Beatles.

Urban berichtet nicht nur, er macht auch selbst Musik und lernt daher das Business auch von der anderen Seite kennen. Das erleichtert ihm den Kontakt auf Augenhöhe ungemein.

Ich fand das Buch interessant, allerdings muss ich sagen, dass es mir teilweise mehr wie ein Musiklexikon vorkam. An vielen Stellen zählt Urban satzweise Musiker auf, die auf irgendeine Art miteinander in Verbindung stehen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es gerade im Teil Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre bei mir da am eigenen Erleben fehlte. Viele Namen, die damals vielleicht durchaus bekannt waren, sind heute nicht mehr bekannt und sagten mir daher leider gar nichts. Daher war es dann auch schwierig solche Passagen einzuordnen. Etwas besser wurde das dann als es in die Achtziger ging, da habe ja auch ich angefangen mich mit Popmusik zu beschäftigen. So waren die Erzählungen zu Live Aid und dem Mandela Tribute Konzert sehr interessant. Am besten hat mir dann jedoch der Rückblick auf die ESC gefallen, die Urban selbst moderiert hat

Deutlich besser gefallen haben mir daher die Stellen in denen Urban aus seinem eigenem Erlebten erzählt. Anekdoten, in denen er Musiker trifft, die man selber kennt oder eben einfach wie sein Leben damals ablief. Davon hätte es gerne deutlich mehr sein dürfen.

Alles in allem war es ein durchaus interessantes Buch, bei dem man ganz viel über die europäische Musikgeschichte gerade der sechziger und siebziger Jahre lernt. Allerdings hätte ich mir mehr Urban und weniger Musikgeschichte gewünscht. Das Buch ist mittlerweile auch als Hörbuch erschienen, vom Autor selbst gelesen. Ich denke, da kommt es dann noch einmal ganz anders rüber.

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Was wäre wenn

Wie Papierschiffchen im Fluss
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Jannas Leben ist so, wie sie es sich immer gewünscht hat. Sie leitet mit ihrem Mann ein erfolgreiches Architektenbüro, hat zwei Kinder und lebt in der Villa, die sie sich schon als Studentin gewünscht ...

Jannas Leben ist so, wie sie es sich immer gewünscht hat. Sie leitet mit ihrem Mann ein erfolgreiches Architektenbüro, hat zwei Kinder und lebt in der Villa, die sie sich schon als Studentin gewünscht hatte. Trotzdem ist sie unzufrieden. Und als dann auch noch Maris, ihre Jugendliebe, der sie einst einfach verlassen hat, wieder auftaucht, gerät ihr Gefühlsleben endgültig aus dem Lot. Ist ihr Leben vielleicht doch nicht das was sie sich erträumt hat?

Janna hatte schon immer genaue Vorstellungen, wie ihr Leben einmal auszusehen hat. Trotzdem hat sie das Gefühl, dass ihr Leben mit Simon irgendwie nur noch Gewohnheit ist und nicht mehr Liebe im Spiel ist. Wir begleiten Janna durch all ihre Zweifel, von denen sie nicht wenige hat. Als Maris wieder auftaucht, brechen all ihre Selbstzweifel wieder auf und sie stellt ihr ganzes Leben in Frage.

Das Buch lies sich super gut lesen, der Schreibstil erzeugt Kopfkino und ich konnte gut mit Janna mitleiden. Allerdings hätte ich sie zwischenzeitlich gerne treten wollen, weil sie so gar nicht mit ihrer Umwelt kommuniziert und gerne meint genau zu wissen, was das Beste ist.

Die Szenen mit Maris haben mir richtig gut gefallen, hier gelingt es der Autorin die Intimität zwischen den beiden gefühlvoll darzustellen. Allerdings war mir Jannas Fixierung auf die Äußerlichkeiten der beiden Männer in ihrem Leben manchmal ein wenig zu viel. Die beiden haben ja neben einem hübschen Äußeren doch mehr zu bieten.

Das Buch beleuchtet schön den Zwiespalt in den Frauen, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen, gerne mal gestürzt werden. Scheinbar kann man es niemanden so richtig recht machen, schon gar nicht sich selber. Und so emanzipiert Jannas Ehe nach außen auch aussieht, in stressigen Situation brechen dann doch die alten Verhaltensmuster durch.

Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn ich mit Janna nicht immer zufrieden war. Der Autorin ist es hier gelungen eine sehr lebensnahe Protagonistin zu schaffen, mit all ihren positiven und negativen Seiten. Das Ende war dann durchaus überraschend, aber sehr passend für die gesamte Geschichte und insgesamt auch konsequent durchdacht.

Von daher kann ich das Buch empfehlen, es war eine schöne und ungewöhnliche Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Urlaub in St. Peter Ording

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Sabine hat gerade ihre Ausbildung an der Frauenfachschule abgeschlossen und möchte gerne mit ihrer Freundin, ihrem Bruder und dessen Freund an den Gardasee fahren, um die Zeit bis zu ihrer ersten Stelle ...

Sabine hat gerade ihre Ausbildung an der Frauenfachschule abgeschlossen und möchte gerne mit ihrer Freundin, ihrem Bruder und dessen Freund an den Gardasee fahren, um die Zeit bis zu ihrer ersten Stelle zu überbrücken. Doch da erreicht die Familie ein Hilferuf der Tante aus St. Peter Ording und Sabine muss dorthin fahren um ihr zu helfen. Wobei sie dort feststellt, wie gut es ihr gefällt und als sie auch noch die Liebe findet, fällt der Abschied schwer.

Das Buch spielt abwechselnd in Gelsenkirchen und St. Peter Ording. Man begleitet dabei Sabine und Tom. Beide haben das Problem, dass ihre Eltern ihr Leben bestimmen wollen und über ihre Wünsche hinweggehen. Beide müssen lernen, wie sie damit umgehen und vielleicht doch einen Weg finden können die Zukunft selbst zu gestalten.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich bin sofort ins Buch eingetaucht und habe mit den Protagonisten mitgefühlt. Sabine hat ganz viele Träume, die umzusetzen nicht so einfach sind, da ihre Eltern genaue Vorstellungen haben, wie ihr Leben zu sein hat. Schliesslich will man der Familie ja keine Schande machen. Tom hat im Prinzip das gleiche Problem, kann sich aber erst noch aus der Verantwortung stehlen. Doch auch er wird von den Erwartungen eingeholt, die an ihn gestellt werden.

Mir hat gut gefallen, wie die Figuren sich entwickelt haben. Die Selbstfindung wird glaubwürdig dargestellt und die Protagonisten reagieren im Rahmen dessen, was damals möglich war. So bekommt man einen guten Einblick in die Familiendynamiken der damaligen Zeit.

Ich kann das Buch empfehlen, es war schön nach St. Peter Ording zu reisen und dort lesend Urlaub zu machen. Auch wenn es damals sicher noch nicht so komfortabel war wie heute. Ich freue mich auf den nächsten Band der Reihe, der dann die nächste Generation dort begleiten wird.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

interessante Frau

Das Lachen der Pinguine
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Caroline Mikkelsen hat als erste Frau 1935 den Boden der Antarktis betreten. Dieses Ereignis ist allerdings mit der Zeit in Vergessenheit geraten, bis in den 1990er Jahren der Ort des Geschehens wiedergefunden ...

Caroline Mikkelsen hat als erste Frau 1935 den Boden der Antarktis betreten. Dieses Ereignis ist allerdings mit der Zeit in Vergessenheit geraten, bis in den 1990er Jahren der Ort des Geschehens wiedergefunden wurde. Arabella Meran erzählt uns in Das Lachen der Pinguine die Geschichte von Caroline und von Jesse, einer jungen Frau, die in Australien auf diese Geschichte stößt und daraus eine Zeitungsgeschichte macht.

Carolines Geschichte beruht auf wahren Tatsachen. Die Autorin hat viele Unterlagen von der Familie bekommen und auch in diversen Archiven intensiv recherchiert. Wir erfahren viel aus dem Leben Carolines, besonders aus ihrer Zeit in der sie mit Klarius Mikkelsen verheiratet war. Hier wechselt die Autorin zwischen Abschnitten, die aus Briefen an Carolines Schwester Elin bestehen und einer auktorialen Erzählperspektive ab. Dazwischen gibt es immer wieder Kapitel, in denen Jesses Leben erzählt wird.

Ich muss sagen, den Erzählstrang um Jesse hätte ich jetzt nicht gebraucht, sie ging mir mit ihrer Art ein wenig auf den Keks. Einerseits hat sie sich gegen Widerstände einen Job in einer Redaktion für Politik, Wissenschaft und Gesellschaft erstritten, anderseits kuscht sie immer wieder vor den Kollegen und Vorgesetzten und lässt sich herumschubsen, nicht nur von Kollegen, sondern auch von der Familie. Erst die Begegnung mit Caroline ändert hier etwas.

Die Geschichte rund um Caroline fand ich interessant, auch wenn sie nicht unbedingt eine Frau ist, die immer selbstbestimmt lebt. Sie passt sich immer wieder den Wünschen ihrer Männer an, schafft es aber dabei dennoch ein glückliches Leben zu führen und sich auch ihre Wünsche zu erfüllen. Da wir Sie auch noch im hohen Alter erleben dürfen, merkt man recht deutlich, dass sie wohl zufrieden mit ihrem Leben war.

Gut gefallen hat mir, wie Caroline das Thema Walfang betrachtet. Es gibt Szenen, in denen wird das Schlachten der Wale auf den Walfangflotten beschrieben, die wirklich heftig sind. Dabei ist es Caroline, die die Grausamkeit dabei in Frage stellt, aber eben auch erkennt, dass die Männer der Flotte darin eben nicht das Tier und die Auswirkungen auf die Natur sehen, sondern eben einen Job, der ihnen und ihren Familien den Lebensunterhalt sichert.

Alles in allem kann ich das Buch empfehlen. Ich habe es gerne gelesen und konnte dabei in die Lebensgeschichte von Caroline Mikkelsen abtauchen.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Köln vor 200 Jahren

Rosenmontag
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Gustav Zabel wir eines Morgens zu einem Diebstahl im Kölner Dom gerufen, ein wertvolles Kreuz ist verschwunden. Außerdem wird ein bestial Ermordeter aus dem Rhein gezogen. Als bei diesem dann eben jenes ...

Gustav Zabel wir eines Morgens zu einem Diebstahl im Kölner Dom gerufen, ein wertvolles Kreuz ist verschwunden. Außerdem wird ein bestial Ermordeter aus dem Rhein gezogen. Als bei diesem dann eben jenes Kreuz gefunden wird, deuten zunächst alle Indizien auf einen stadtbekannten Verbrecher hin. Doch Zabel wird davon überzeugt, dass der einfachste Weg nicht immer der richtige ist.

Der Fall des ermordeten Jean Kämmerer bietet einen Einblick in die Kölner Gesellschaft des Jahre 1823. Parallel zu den Ermittlungen bringt sich Zabel auf Wunsch seiner Frau auch bei den Vorbereitungen zum ersten Rosenmontagszug nach der Machtübernahme Preußens nach den napoleonischen Kriegen ein. Seine guten Verbindungen zum preußischen Königshaus helfen hier manch Klippe zu umschiffen.

An sich hat mir das Buch gut gefallen. Der Fall ist ziemlich verzwickt und Zabel macht sich das Leben teilweise selbst schwer, weil er sich nicht auf die Kölner Lebensart einlassen mag und daher immer der Außenseiter ist. Aber er lässt sich nicht unterkriegen. Was ich teilweise etwas störend fand, war der doch relativ häufige Einsatz des Kölner Dialekts. Selbst in der „hochdeutschen“ Fassung war der für mich als Nicht-Kölner schwer zu verstehen. Wenn komplett Kölsch gesprochen wurde, habe ich tatsächlich fast gar nichts mehr verstanden. Da der meiste Dialekt von einem direkten Kollegen Zabels gesprochen wird, gehen hier einfach Zwischentöne verloren.

Was ich etwas widersprüchlich fand war, dass Zabel manchmal nach Intuition handelt, weil er ja genügend Erfahrung hat, dann aber wieder keinem traut und eben nicht auf seinen Bauch hört, als er Zeugen vernimmt, die auch noch einem Kreis angehören, in den er eigentlich aufgenommen werden möchte. Gerade an der Stelle hätte ich von einem erfahrenen Ermittler mehr Fingerspitzengefühl erwartet.

Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Man ist schnell im Lesefluss und die Probleme, die die Kölner mit der preußischen Besatzungsmacht hatten werden schnell deutlich. Da prallten einfach sehr unterschiedliche Lebensarten aufeinander. Zabel ist in diesem Buch doch sehr Preuße und schafft es nicht, auch einfach mal locker zu sein. Da dieses Buch das erste einer Reihe ist, mag sich seine Persönlichkeit in den nächsten Bänden vielleicht noch ändern.

Von daher von mir durchaus eine Leseempfehlung, gerade zum 200. Jahrestag des ersten Rosenmontagzugs.

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