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Morlin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2023

Einfach nur wunderbar – die perfekte Lektüre für die Weihnachtszeit

Kein guter Mann
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Diese wundervolle Geschichte spielt in Nordrhein-Westfalen, in dem kleinen Ort Ründeroth. Dort trägt Walter seit vielen Jahren die Post aus. Nur leider ist Walter nicht der angenehmste Zeitgenosse. Recht ...

Diese wundervolle Geschichte spielt in Nordrhein-Westfalen, in dem kleinen Ort Ründeroth. Dort trägt Walter seit vielen Jahren die Post aus. Nur leider ist Walter nicht der angenehmste Zeitgenosse. Recht grummelig und auch gerne mal streitlustig, ist er in seinem Umfeld nicht wirklich beliebt. Selbst seine Ex-Frau und der Sohn wollen nichts mehr von ihm wissen. Nur seine Tochter Sabine versucht mit ihm im Kontakt zu bleiben.

Nachdem ein Streit mit einem Kunden, oder wie Walter sagen würde einem Empfänger, eskaliert, wird Walter in die Christkindfiliale strafversetzt. Und als Strafe empfindet Walter es auch, die Briefe der Kinder, die voller Rechtschreibfehler und aus seiner Sicht unverschämten Forderungen bestehen, zu beantworten. Bis er auf diesen einen Brief stößt, der alles verändern wird.

Neben dem Erzählstrang der heutigen Sicht, erfahren wir auch in Rückblenden, wie Walter zu dem Menschen geworden ist, der er heute ist. Denn Walter war in jungen Jahren ein fröhlicher und offener Mann. Was also ist passiert, dass aus ihm ein schlecht gelaunter Misantroph wurde?

Beim Lesen – ich hatte es in drei Tagen durch, viel zu schnell – dachte ich dauernd, was für ein schönes und berührendes Buch. Für mich auf jeden Fall ein Jahreshighlight!

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Tolles Buch, für mich ein Jahreshighlight

Als wir an Wunder glaubten
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Dies ist bereits mein zweites Buch von Helga Bürster. Mit „Eine andere Zeit“ konnte mich die Autorin im letzten Jahr schon begeistern. Und so war ich auf ihr neuestes Werk mehr als gespannt.

Wir befinden ...

Dies ist bereits mein zweites Buch von Helga Bürster. Mit „Eine andere Zeit“ konnte mich die Autorin im letzten Jahr schon begeistern. Und so war ich auf ihr neuestes Werk mehr als gespannt.

Wir befinden uns in Norddeutschland, sehr ländlich und abgeschieden, in den Nachkriegsjahren. Das Leben in der dortigen Moorlandschaft ist hart und ärmlich. Dem Moor muss alles mühsam abgetrotzt werden. Die Vergangenheit lastet schwer auf den Lebenden, es herrscht Misstrauen und Aberglauben in Unnenmoor.

Das Buch vermittelt eine düstere Stimmung, die für mich sehr gut rüber kam. Es war für mich auch eine interessante historische Reise. Allein die Beschreibung der Weltuntergangs-Prediger, die damals von Dorf zu Dorf gereist sind, fand ich spannend und gleichzeitig unglaublich. Die Autorin hat mich richtiggehend in die Vergangenheit katapultiert, wie eine kleine Zeitreise.

Definitiv ein Jahreshighlight, 5 Sterne de luxe.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Alltag in der Apokalypse

Blue Skies
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Vorab – ich fand das Buch großartig. T.C. Boyle kann einfach ungewöhnliche Geschichten schreiben. Ich brauchte zwar zwei bis drei Kapitel, bis ich Feuer gefangen habe, aber dann hat mich das Buch nicht ...

Vorab – ich fand das Buch großartig. T.C. Boyle kann einfach ungewöhnliche Geschichten schreiben. Ich brauchte zwar zwei bis drei Kapitel, bis ich Feuer gefangen habe, aber dann hat mich das Buch nicht mehr losgelassen.

Aber um was geht es eigentlich. Wir lernen eine Familie in den USA kennen. Zum einen die beiden Eltern – er Arzt, sie Hausfrau. Beiden ist bewusst, dass wir alle auf eine Klimakatastrophe zusteuern. Doch was kann man daran noch ändern? Von Frank kommt dazu nicht viel, Ottilie versucht einen Beitrag durch die Verwendung von Insekten in den täglichen Mahlzeiten zu leisten.

Die beiden haben zwei Kinder – Cat und Cooper – die bereits erwachsen sind und ihr eigenes Leben leben. Während Cooper an dem Thema privat und beruflich – er ist Entomologe – sehr nahe dran ist, ist es für Cat nur eine Randerscheinung. Für steht aktuell ihre Karriere als Influencerin im Vordergrund.

Die Welt der vier Personen ändert sich innerhalb weniger Jahren drastisch. Bei den Eltern und Cooper in Kalifornien regnet es seit Monaten, ja seit Jahren nicht mehr. In Florida, wo Cat mit ihrem Mann Todd lebt, dagegen, regnet es quasi ununterbrochen. Einen blauen Himmel gibt es hier so gut wie gar nicht mehr. Gleichzeitig nimmt die Tierpopulation drastisch ab. Ganze Spezies stehen vor dem Aussterben.

Ich fand das Buch deshalb so beeindruckend, weil es nicht die Katastrophe in den Vordergrund stellt, sondern wie Menschen in dieser Situation weiterhin ihren Alltag bestreiten. Und dabei versuchen, ihr bisheriges Leben weiterhin so zu leben, wie sie es möchten Ein wirkliches, ein radikales Umdenken findet letztendlich nicht statt. Ja man schränkt sich notgedrungen bei dem ein oder anderen ein, mehr aber auch nicht. Wahrscheinlich wird es letztendlich genau so laufen. Eine großartige und gleichzeitig bedrückende Lektüre.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Unglaublich und doch möglich

Institut für gute Mütter
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Frida, Mutter einer kleinen Tochter und geschieden, teilt sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann. Die letzten Tage hat Frida extremst schlecht und nur wenig geschlafen. Auf Grund dieser Übermüdung und dem ...

Frida, Mutter einer kleinen Tochter und geschieden, teilt sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann. Die letzten Tage hat Frida extremst schlecht und nur wenig geschlafen. Auf Grund dieser Übermüdung und dem Druck der Arbeit, begeht sie einen schwerwiegenden Fehler. Sie lässt ihre Tochter allein zu Hause, um Unterlagen von ihrer Arbeitsstelle abzuholen. Und sie dehnt die „Pause“ zusätzlich noch aus, denn Frida ist mit der Gesamtsituation sichtlich überfordert.

Doch anstatt Frida wirklich zu helfen, wird sie in das gerade neu geschaffene Institut für gute Mütter gesteckt. Innerhalb eines Jahres soll sie dort lernen, eine gute Mutter zu werden. Denn nur dann darf sie wieder Kontakt zu ihrer Tochter haben.

Die Gründe, warum Frauen in diesem Institut landen, sind vielfältig. Neben tatsächlicher Vernachlässigung können es auch Kleinigkeiten sein, wie z.B. dass die Wohnung nicht ausreichend kindersicher war.

Was diesen Frauen in dem Institut widerfährt und wie sie dort quasi umerzogen werden, ist unglaublich. Und leider doch möglich. Das hat mich am meisten erschreckt.

Ein Institut für gute Väter gibt es im Übrigen auch. In diesem Sinne gibt es sogar „Gleichberechtigung“.

Es war auf jeden Fall eine lehrreiche Lektüre, da man selber überlegt und reflektiert, was denn eine „gute“ Mutter ausmacht.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Stilistisch und erzählerisch großartig

Die spürst du nicht
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Schon nach ein paar Seiten hatte ich das Gefühl, in einem Kino zu sitzen. Ich konnte mir es so gut vorstellen – man sieht die Figuren auf der sonnenbeschienenen Terrasse in der Toskana sitzen und aus dem ...

Schon nach ein paar Seiten hatte ich das Gefühl, in einem Kino zu sitzen. Ich konnte mir es so gut vorstellen – man sieht die Figuren auf der sonnenbeschienenen Terrasse in der Toskana sitzen und aus dem Off kommt eine sonore Erzählstimme, die die Erwachsenen und Kinder der Urlaubsgemeinschaft vorstellt. Und das meine ich nicht negativ. Mir hat das extrem gut gefallen. Insgesamt fand ich den Roman stilistisch ungewöhnlich und großartig.

Und auch inhaltlich hat mich der Autor mit seiner Geschichte gepackt und überzeugt. Den Umgang der Medien, der Gesellschaft und der einzelnen Beteiligten mit der Situation fand ich absolut nachvollziehbar.

Der Roman führt einem vor Augen, dass in unserer Gesellschaft Menschen leben, die „man nicht spürt“. Menschen „unter unserer Wahrnehmung, unter unserem Interesse“. Und doch ist es wichtig, dass diese Menschen ihre Geschichte erzählen können und wir Ihnen zuhören und sie wahrnehmen. Und dieses Buch ist ein kleiner Beitrag dazu. Daher einen großen Dank an den Autor, der mich wieder wachgerüttelt hat.

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