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Veröffentlicht am 27.04.2023

Nette Urlaubslektüre

Kretisches Schweigen
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Im 3. Fall der kretischen Urlaubskrimis rund um Kommissar Michalis Charisteas und seinem Partner Pavlos Koronaios geht es um 2 Skelette die am Strand von Frangokastello entdeckt werden. Der Strand ist ...



Im 3. Fall der kretischen Urlaubskrimis rund um Kommissar Michalis Charisteas und seinem Partner Pavlos Koronaios geht es um 2 Skelette die am Strand von Frangokastello entdeckt werden. Der Strand ist berühmt für die Drosoulites- die Seelen gefallener Krieger- , die der Legende nach im Frühjahr als Schatten über dem Meer auftauchen. Das lockt zahlreiche Touristen an, die hoffen diesem Spektakel beiwohnen zu können. Die Toten am Strand haben mit den Vorfahren der Einheimischen eher wenig zu tun, aber hier müssen die Kommissare erst mal Überzeugungsarbeit leisten. Die Einschusslöcher in den Skeletten lassen Mord vermuten, doch die Kreter regeln ihre Angelegenheiten lieber ohne Polizei.

Dieser locker leichte Krimi mit Kretaflair hat mir gut gefallen. Ganz gegen meine Gewohnheit habe ich diesen 3. Band als Einstieg genutzt, ohne die Vorgänger zu kennen. Das gelang gut, nicht zuletzt durch das Personenverzeichnis am Anfang. Es ist jetzt nicht so superspannend, aber man bleibt doch gerne dran an der Geschichte und lernt Traditionen, Gebräuche und die Menschen dieser zauberhaften Insel ein bisschen näher kennen. Insbesondere als Urlaubslektüre sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Altlasten

Flüchtiges Glück
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Milla ist eine glückliche junge Frau, die in Berlin lebt und deren Glück vollkommen scheint, als sie merkt, dass sie schwanger ist. Ihr afghanischer Freund Navid trägt sie auf Händen, und natürlich möchte ...

Milla ist eine glückliche junge Frau, die in Berlin lebt und deren Glück vollkommen scheint, als sie merkt, dass sie schwanger ist. Ihr afghanischer Freund Navid trägt sie auf Händen, und natürlich möchte er sie auch gerne heiraten. Allerdings spürt er, dass es in der Familie Geheimnisse gibt, die seiner Meinung nach vor einer Hochzeit noch geklärt werden sollten, damit die nachfolgenden Generationen nicht damit belastet werden.
Er drängt Milla herauszufinden, wer ihr Vater ist, denn diesen kann oder will ihr ihre Mutter Jola ihr nicht offenbaren. Milla vermisst ihren Erzeuger eigentlich nicht. Sie ist geliebt und behütet worden und mit gleich 2 Vätern, dem schwulen Pärchen nämlich, mit dem ihre Mutter seit ihrer Geburt in einer WG lebt, aufgewachsen.
Dennoch hängt ein Schatten über Familie, der mit der DDR Vergangenheit ihrer Mutter und ihrer Großeltern zusammenhängt und deren Flucht in den Westen.

Ulla Mothes schreibt bewegend und emotional über eine Familie, die von einem Tag auf den anderen ihr Zuhause zurücklässt, um in den Westen zu fliehen und über zurückgelassene Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen und deren Schicksal nach der Wende, dass betroffen macht. Wenn wir uns aus westlicher Perspektive das marode System DDR angeschaut haben, die unglaubliche Umweltschmutzung, die Arbeitsbedingungen unter denen die Menschen arbeiten mussten und tagtäglich ihre Gesundheit riskiert haben, denkt man sich natürlich, dass der Abbau der Chemieanlagen ein Segen war, aber es gibt natürlich auch die andere Seite der Medaille. Ich finde es immer sehr spannend über die DDR zu lesen, da ich selbst keinerlei familiäre Kontakte in den Osten Deutschlands habe und entsprechend viele Wissenslücken. Die Autorin wechselt stetig von der Jetztperspektive in die Vergangenheit, was ihr gut gelungen ist. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen und ich habe auch einiges dazu gelernt. Die Protagonisten hatten ihre Ecken und Kanten und wirkten sehr authentisch auf mich. Lediglich Navid habe ich als sehr aufdringlich empfunden und mochte ihn über weite Strecken des Buchs nicht besonders, auch wenn er letztendlich natürlich Recht hatte, dass es besser ist, wenn es keine „Altlasten“ in Form von Familiengeheimnissen gibt.
Ich fand den Roman sehr lesenswert und empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Die Grausamkeiten des Krieges

Der Wintersoldat
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Der hochbegabte, Wiener Medizinstudent Lucius meldet sich ein bisschen blauäugig als Freiwilliger zu Beginn des 1. Weltkrieges, in der Hoffnung endlich Praxiserfahrung als angehender Arzt sammeln zu können. ...

Der hochbegabte, Wiener Medizinstudent Lucius meldet sich ein bisschen blauäugig als Freiwilliger zu Beginn des 1. Weltkrieges, in der Hoffnung endlich Praxiserfahrung als angehender Arzt sammeln zu können. Doch wider Erwarten schickt man ihn in ein kleines Behelfslazarett in den Karpaten, wo lediglich eine Ordensschwester, Margarethe, den Laden alleine schmeißt, da der letzte Arzt getürmt ist.

Margarethe merkt schnell, dass der neue Arzt ein blutiger Anfänger ist und schafft es aber mit ihrer listigen Art dem überforderten Lucius ihr beträchtliches Wissen zu vermitteln, so dass er nach einiger Zeit für das Lazarett und die eingelieferten Soldaten doch noch von Nutzen ist.

Eines Tages wird ein Soldat eingeliefert, dem körperlich nichts zu fehlen scheint, der aber ganz offensichtlich schwer traumatisiert ist. Margarethe und ihm gelingt eine deutliche Besserung seines Zustandes, bevor dem jungen Arzt ein schwerwiegender Fehler unterläuft.

Dem Autor Daniel Mason ist mit seinem Roman. „Der Wintersoldat“ ein bildgewaltiger, atmosphärisch dichter Roman gelungen, der jedoch nichts für schwache Nerven ist. An ekligen und grausamen Details im Kriegsgeschehen wird nicht gespart. Lucius ist ein junger Mann aus gutem Hause, und genauso ist auch die Sprache in diesem Roman gewählt, ein bisschen antiquiert aber passend zu der Zeit in der der Roman spielt. Das hat mir gut gefallen. Neben den Wirren des Krieges erzählt der Roman auch eine komplizierte Liebesgeschichte. Ich finde diesen Hoffnungsschimmer braucht es auch in dem Roman, der sonst zu düster und deprimierend wäre.

Ich hatte mit dem Roman ein paar Anlaufschwierigkeiten und fand den 2. Teil des Buches deutlich besser als den Anfang.

Es war ein starkes Buch mit drastischen Szenen, dass schonungslos über die Schrecken des Krieges erzählt, über Schuld und Sühne und die Schwierigkeiten nach diesen traumatischen Erfahrungen mit dem Leben weiterzumachen. Sehr eindrucksvoll war es die Entwicklung von Lucius zu sehen, der vom naiven Studenten zum verantwortungsvollen, empathischen Arzt herangereift ist und der sich z.b. mit aller Macht für seine Patienten eingesetzt hat, wenn diese, nachdem die Wunden mal soeben wieder verheilt waren, schon wieder an die Front zurückbeordert werden sollten. Auch Margarethe war eine besondere und bewundernswerte Protagonistin, die ich sehr mochte.


Ich hatte das Buch als Hörbuch vorliegen. Die Vertonung durch Stefan Kaminsky war ausgezeichnet.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Ein Hörgenuss

Die Wahrheit der Dinge
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Zum Inhalt:

Richter Petersen hat mit zunehmendem Alter plötzlich Zweifel an seiner Integrität. Seine Frau wirft ihm Selbstgefälligkeit vor und hat der Ehe eine Pause verordnet. Er, ein Richter aus Leidenschaft, ...

Zum Inhalt:

Richter Petersen hat mit zunehmendem Alter plötzlich Zweifel an seiner Integrität. Seine Frau wirft ihm Selbstgefälligkeit vor und hat der Ehe eine Pause verordnet. Er, ein Richter aus Leidenschaft, hielt sich immer für objektiv, aber mehrfach sind seine Urteile inzwischen vom BGH in Karlsruhe korrigiert worden, was ihm zu denken gibt.

Eine alte Wunde bricht wieder auf, als Corinna Maier entlassen wird. Sie hatte in seinem Gerichtssaal noch vor der Urteilsverkündung den Angeklagten erschossen. Ein Alptraum. Petersen hat nie verstanden, warum sie bis zum letzten Tag gewartet hat und beschließt sie im Gefängnis abzuholen, um mit ihr zu sprechen.



Frank Petersen ist ein angenehmer Protagonist und mir gefiel, dass er sich aus freien Stücken auf die schmerzhafte Reise zu sich selbst begeben hat. Ich fand es interessant seine Fälle nochmal von einem anderen Blickwinkel zu beleuchtet zu sehen.

Fragen der Schuld und der Gerechtigkeit werden aufgeworfen, und es geht um Selbstjustiz, Vorurteile und Fremdenhass.

Der Autor hat das Rad nicht neu erfunden aber der Roman hat mich gefesselt und berührt und mich über die moralischen Grauzonen nachdenken lassen.


Mich hat das Buch als Hörbuch begleitet. Mit dem Sprecher Herbert Schäfer hat der Verlag eine wirklich gute Wahl getroffen.

Ich habe ihm super gerne zugehört, so dass die knapp 8 Stunden Hörzeit wie im Flug vergangen sind.


Das Buch ist inspiriert von 2 wahren Kriminalfällen, dem Fall Bachmeier und dem Fall Amadeu Antonia Kiowa. Wenn man die Fälle nicht kennt, sollte man sie vor dem Lesen nicht googeln, um sich nicht selbst zu spoilern.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Leben retten aus Berufung

Keine halben Sachen
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Notärztin Dr.med Carola Holzner‘s 2. Buch „Keine halben Sachen“ nimmt uns Leser mit in die Notfallmedizin und zeigt uns mal eine andere Sicht auf das Gesundheitswesen, nämlich die, von den Helfern auf ...

Notärztin Dr.med Carola Holzner‘s 2. Buch „Keine halben Sachen“ nimmt uns Leser mit in die Notfallmedizin und zeigt uns mal eine andere Sicht auf das Gesundheitswesen, nämlich die, von den Helfern auf uns Patienten.

Doc Caro berichtet locker und leicht mit viel Herzblut über Erlebtes aus ihrem Medizineralltag. Neben Notfällen, die trotz schlechtester Chancen gut ausgegangen sind wie z.B. das Wunder von Wittlich, gibt es natürlich auch schreckliche Tragödien, bei denen der Einsatz nicht gut ausging. Das ist mitunter traumatisch auch für die Helfer. Umso wichtiger, dass auch für die Mediziner heute psychologische Hilfe bereit steht um Erlebtes aufarbeiten und verarbeiten zu können.

Kopfschütteln und Wut verursachen Einsätze, bei denen egoistische Patienten das Gesundheitssystem ohne die Spur eines schlechten Gewissens für sich ausnutzen und leider nicht einmal dafür belangt werden können.

Frau Dr Holzner ist eine sehr empathische Person und mit ganzem Herzen Notfallmedizinerin. Sie wirkt sehr bodenständig und sympathisch und hat für ihre Leser einige gute Tips parat.

Ich habe dieses gut lesbare Sachbuch gerne gelesen, mich gut unterhalten gefühlt und nebenher noch einiges gelernt.

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