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Veröffentlicht am 15.08.2023

Spannender Kampf der Zuckerindustrie gegen den Saccharin-Schmuggel zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Zuckerbaronin
1

Der Roman ist der Auftakt einer Reihe über den Schmuggel mit Saccharin und den Konkurrenzkampf mit der Zuckerindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Familie Schinder, das sind Korbinian, Barbara und ...

Der Roman ist der Auftakt einer Reihe über den Schmuggel mit Saccharin und den Konkurrenzkampf mit der Zuckerindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Familie Schinder, das sind Korbinian, Barbara und ihre drei Töchter Martha, Gwendolyn und Helen. Mit ihrem Fuhrunternehmen transportieren sie nicht nur Waren, ihre Haupteinnahmequelle ist der Schmuggel von Saccharin aus der Schweiz nach Deutschland.
Auf einem Dorffest kommen sich Martha Schinder und Alexander Wallendorf, der Sohn des örtlichen Zuckerfabrikanten, näher. Aber auch Gwendolyn, Marthas jüngere Schwester, verliebt sich in Alexander. Leopold und Annegret Wallendorf haben indessen bereits Veronika Lanz, die Tochter eines befreundeten Textilfabrikanten, als standesgemäße Braut für Alexander ausgesucht. Korbinian wiederum würde Martha gern mit seinem Kompagnon Benno verheiraten.
In Rückblicken erfahren wir von der Fehde zwischen Korbinian Schinder und Leopold Wallendorf, die eine Verbindung zwischen den beiden Familien unmöglich erscheinen lässt.
Die Autoren verbinden meisterhaft Fiktion und Geschichte, einige der im Roman vorkommenden Figuren gab es wirklich, so auch den Erfinder des Saccharins, Constantin Fahlberg. Durch Zufall hatte er nach einem Tag im Forschungslabor in New Yorkden Süßstoff entdeckt. Die Zuckerindustrie im Deutschen Reich sah in der Verbreitung von Saccharin so große Konkurrenz, dass sie den Erlass von Süßstoffgesetzen durchgesetzt hatte, die einen blühenden Schmuggelhandel nach sich gezogen hatten.
Der Roman ist fesselnd, unterhaltsam und auch äußerst lehrreich, da mir die Geschichte des Saccharins gänzlich unbekannt war. Über die einfallsreichen Ideen, das Saccharin beim Schmuggeln zu verstecken, habe ich mich sehr amüsiert. Ich freue mich auf den zweiten Band und bin gespannt, wie es mit der Zuckerbaronin und ihrer Familie weitergeht.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.04.2023

Kostante Spannung und unvorhersehbare Auflösung

Ostseenebel
2

Die Ostsee-Reihe mit Pia Korittki und Heinz Broders verfolge ich von Anfang an. Ich freue mich stets sehr über Einblicke in Pias Leben außerhalb des Kommissariats. Sie ist seit einigen Jahren in einer ...

Die Ostsee-Reihe mit Pia Korittki und Heinz Broders verfolge ich von Anfang an. Ich freue mich stets sehr über Einblicke in Pias Leben außerhalb des Kommissariats. Sie ist seit einigen Jahren in einer On-Off-Beziehung mit Marten Unruh, der ebenfalls Polizist ist und meistens undercover ermittelt. Pias Sohn Felix ist sechs Jahre alt und fährt auf seine erste Klassenfahrt.
Nun zum aktuellen Fall: Die Mieterin eines Ferienhauses in dem kleinen Ostseedorf Stüvensee findet am Gartenteich eine Leiche. Bald stellt sich heraus, dass es sich um Burkhard Schönfeld handelt, den Bürgermeister des Ortes.
Einige Dorfbewohner werden näher vorgestellt: Die Ärztin Vicky mit ihrem Mann Ole, der sich um den Haushalt und die drei Kinder kümmert, darunter die 17jährige Tilda. Der nächste Nachbar der Familie ist Fabian Ruschke, der Niederländische Kooikerhondjes züchtet. Die Arzthelferin Rosina Peters ist die Nichte des ermordeten Bürgermeisters, sie erbt nun sein nicht unbeträchtliches Vermögen. Die Anwältin Linn Aubach hat ihr Haus während ihres Urlaubs vermietet und wird von Pia nach Hause zurückbeordert. Dann ist da noch Carmen Lebrecht, die die einzige Kneipe des Dorfes betreibt. Der Dorfpolizist Holger Jansen bändelt mit ihr an, was ihrem halbwüchsigen Sohn Krischan nicht gefällt. Krischan ist froh, wenn der Polizist nicht in der Nähe ist, wenn er seinen illegalen Nebengeschäften nachgeht.
Pia findet im Laufe der Ermittlungen heraus, dass der Bürgermeister sich bei vielen unbeliebt gemacht hatte. Dann taucht eine zweite Leiche auf.
Der Spannungsbogen ist konstant, das Ende mit Pias üblichem Alleingang und die Auflösung waren überraschend und nicht vorhersehbar. Alle offenen Fragen wurden geklärt, und da es keinen Bezug zu früheren Fällen gibt, kann man problemlos erst bei diesem Fall in die Reihe einsteigen. Ich kann den Krimi allen Krimilesern empfehlen, besonders denen, die es nicht allzu blutig und grausam mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
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  • Spannung
Veröffentlicht am 05.11.2024

Nostaglie pur, Liebe wie in den 80ern

Love Me Like It's Yesterday
1

Love me like it’s yesterday von Juliane Käppler ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Es ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die sich sowohl in der realen als auch in der digitalen ...

Love me like it’s yesterday von Juliane Käppler ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Es ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die sich sowohl in der realen als auch in der digitalen Welt abspielt.
Juno, 36, lebt wie in den Achtzigern, sie nutzt kein Internet und hat kein Handy. In der Werkstatt, die sie von ihrem Großvater geerbt hatte, restauriert sie antike Möbel. Bei der Arbeit hört sie Achtziger Jahre Hits über CDs oder Kassetten. Donnerstags leitet sie mit ihrer besten Freundin Miriam eine Selbsthilfegruppe für Mobbingopfer.
Juno ist seit einer großen Enttäuschung Single, ihre Freizeit verbringt sie mit ihrer Freundin Miriam und derer Familie und Konstantin, der die von ihr restaurierten Möbel an ihre Bestimmungsorte transportiert. Sie liebt ihre Arbeit und gibt jedem Möbelstück einen Namen, sie kreiert gern Wortkombinationen, jedes Kapitel ist mit einer ihrer Wortkreationen überschrieben.
Außergewöhnlich ist an Juno, dass sie nichts mit dem Internet zu tun haben will, sie lehnt alles ab, was damit zusammenhängt: Smartphone, Social Media, Apps mit Playlists oder Videos. Natürlich sind ihr die Nachteile bewusst, die das Leben ohne Handy mit sich bringt, sie ist nicht immer erreichbar und kann auch andere nicht jederzeit erreichen.
Taro ist Psychologe, hat seinen Beruf jedoch zugunsten von Youtube aufgegeben. Mit seinem Youtube-Kanal „Make her yours“ ist er erfolgreicher Dating-Coach. Eines Tages wird er von einem seiner Follower herausgefordert: Er soll bei einer bestimmten Frau landen, die angepeilte Zielperson ist Juno. Taro nimmt die Herausforderung an. Er lässt von Juno ein Möbelstück restaurieren und bittet sie, ein weiteres mit ihr gemeinsam zu restaurieren. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Taro weiß, dass Juno niemals erfahren darf, dass er sie aufgrund einer Internet-Challenge kennengelernt hatte.
Ein wunderschöner Roman mit einer romantischen Liebesgeschichte. Beim Restaurieren und bei den Begegnungen mit Taro läuft Popmusik aus den Achtzigern, die beiden schauen sich die Filme von damals an, unter anderem meinen absoluten Lieblingsfilm „The Breakfast Club“, sofort hatte ich wieder das Intro „Don’t you (forget about me) von Simple Minds im Ohr. Sehr gut gefallen hat mir die Szene, als Taro Filme aus den Achtzigern erraten muss, die Juno pantomimisch darstellt. Hier und da waren ein paar Längen, so fand ich die Treffen der Selbsthilfegruppe weniger interessant.
Besonders möchte ich auf das Leipzig-Lokalkolorit hinweisen. Juno und Taro treffen sich an Orten, die allen, die Leipzig kennen oder dort leben, bestimmt bestens bekannt sind. Das Buch möchte ich nicht nur Leipziger*Innen empfehlen, sondern auch denjenigen, die gern in Erinnerungen an ihre Jugend schwelgen und natürlich allen, die gern Liebesromane lesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Die Frage nach dem Motiv

Der Steg
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Der Steg von Petra Johann ist der vierte Kriminalroman der Autorin, den ich gelesen habe. Auch dieser Krimi von ihr konnte mich begeistern und gut unterhalten.
Priska und Florian haben vor kurzem geheiratet, ...

Der Steg von Petra Johann ist der vierte Kriminalroman der Autorin, den ich gelesen habe. Auch dieser Krimi von ihr konnte mich begeistern und gut unterhalten.
Priska und Florian haben vor kurzem geheiratet, sie sind beide um die 30 und sehr ineinander verliebt. Sie haben ein baufälliges Haus auf dem Land im Kieler Umland gekauft. Florian ist selbständiger Schreiner und hat viel Arbeit in das Haus gesteckt, damit es in neuem Glanz erstrahlen kann. Das Haus liegt an einem See, ein Wald erstreckt sich direkt hinter dem noch verwilderten Garten, eine Idylle wie aus dem Bilderbuch.
Das Paar erwartet Priskas Halbbruder Moritz und seine neue Freundin Anna, die vier wollen das Wochenende zusammen verbringen. Moritz hat angekündigt, gegen halb fünf da zu sein. Priska arbeitet an dem Tag nur am Vormittag, geht danach erst einkaufen und anschließend joggen. Als sie vom Laufen zurück ist, sieht sie einen Mann auf dem Steg.
Den Abend verbringen die vier in geselliger Runde beim Abendessen. Am nächsten Tag macht Anna einen Spaziergang zum See und findet im Wasser am Steg die Leiche von Volker, Priskas und Moritz‘ Vater.
Das Buch ist abwechselnd aus Priskas und Annas Perspektive geschrieben. Anna hat schon bald den Verdacht, dass Priska was mit Volkers Tod zu tun hat. Diesen Gedanken behält sie erstmal für sich, da Moritz seine Halbschwester vergöttert.
Von Anfang an ist klar, dass Priska an Volkers Tod schuld ist, es ist die Frage nach dem Motiv, die die Spannung konstant aufrechterhält. Die Polizei legt den Fall als Unfall ohne Fremdverschulden zu den Akten ab, nur Anna und Volkers Freundin Stefanie wollen sich nicht mit diesem Ermittlungsergebnis zufriedenstellen. Besonders Anna steigert sich sehr in ihre private Ermittlung hinein, sie findet Priskas Verhalten von Anfang an suspekt, ihr Verdacht wird durch weitere Ereignisse und Beobachtungen untermauert. Sehr interessant fand ich, dass sie ihre Gedanken als Skizzen aufs Papier bringt, da sie als Tätowiererin sehr gut zeichnet. Moritz und Florian fand ich äußerst naiv und weltfremd in ihrer bedingungslosen Liebe zu Priska.
Das Ende hat mir gut gefallen, obwohl eine Frage offenblieb. Es gibt ein paar Längen, ein paar Seiten weniger hätten dem Buch nicht geschadet, manche Aspekte werden wiederholt genannt. Nichtsdestotrotz fand ich auch diesen Krimi von Petra Johann sehr spannend und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Das Wirken eines Mediums zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Das Wohlbefinden
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Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1908, 1967 und 2020. Im Mittelpunkt steht die Schriftstellerin Johanna Schellmann und das Medium Anna Brenner.
Im Jahr 2020 findet Vanessa Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter ...

Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1908, 1967 und 2020. Im Mittelpunkt steht die Schriftstellerin Johanna Schellmann und das Medium Anna Brenner.
Im Jahr 2020 findet Vanessa Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter Johanna, in denen diese ihre Empfindungen und Erlebnisse aus der Zeit aufgeschrieben hatte, in der das Medium Anna Brenner bei ihr und ihrer Familie gewohnt hatte.
Johanna ist mit dem Arzt Clemens verheiratet. Clemens forscht an der Wirkung von Schimmelpilz und bewirbt sich um eine Stelle bei den Beelitz Heilstätten. Er schlägt Johanna vor, ein Buch über die Heilstätten zu schreiben. Johanna greift seinen Vorschlag auf und erkundet Beelitz in Begleitung des Direktors, Herrn Dr. Blomberg. Dieser ist seiner Zeit weit voraus und hat erkannt, dass Körper und Seele auf dem Weg zur Heilung zusammenhängen. „Die zentrale Therapie in unseren Heilstätten ist das Wohlbefinden, da uns ein Wirkstoff gegen die Tuberkulose fehlt. … Doch was ist das tiefste Prinzip des Wohlbefindens? Ich wage zu behaupten, es ist die Seele.“ (S. 203)
Auf dem Gelände lernt Johanna Anna Brenner kennen, eine Frau, die von den anderen Patientinnen verehrt und/oder gefürchtet wird, da sie in Verbindung mit dem Jenseits steht. „Ich habe meinen eigenen Willen aufgegeben und ergebe mich vollständig dem Willen Gottes.“ (S. 153). Blomberg schickt Anna nach München, wo der angesehene Spiritismusexperte, Baron Schrenck-Notzing, bestätigen soll, dass Anna ein echtes Medium ist.
Johanna fühlt sich magisch von Anna angezogen. Gegen den Willen ihres Mannes bietet sie ihr ein Gästezimmer in ihrem Haus an. Anna hilft Johanna beim Schreiben ihres Buches, das sehr erfolgreich wird. Während Annas Aufenthalt bei den Schellmanns entfernt sich Clemens immer mehr von seiner Frau, er ist kaum noch zuhause und verbringt seine Tage in seinem Labor im Garten oder macht Überstunden im Krankenhaus.
Bis zur Hälfte hat mir der Roman sehr gut gefallen, die Charaktere Johanna, Anna und Vanessa fand ich interessant, insbesondere Anna mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten. Sie konnte Kontakt zu Toten herstellen und sah sich als ein Werkzeug Gottes. Johanna fand ich unsympathisch, sie hatte eine hohe Meinung von sich, da sie aus einem reichen Elternhaus kam und bereits ein Buch geschrieben hatte über ihre Bosporus-Reisen. Sie empfand wenig Liebe und Zuneigung für ihren Mann und ihre Kinder, auch die Beziehung zu ihrer Schwester und ihrer kürzlich verstorbenen Mutter war nicht gut. Im Jahr 1967 ist sie sehr alt und hat beginnende Demenz, sie wird ehrenamtlich von einem jungen Mann versorgt, der mit ihr über ihre Zeit mit Anna spricht. Damals ist etwas vorgefallen, das bei Johanna lebenslange Schuldgefühle verursacht hatte.
Am wenigsten interessant fand ich die Passagen über Johannas Urenkelin Vanessa. Diese benimmt sich seltsam und ist infolgedessen die perfekte Nachfahrin von Johanna.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr, besonders gut hat mir die erste Hälfte gefallen. Die Beschreibungen der Séancen und Geistererscheinungen fand ich interessant. Das Wohlbefinden ist ein außergewöhnliches Buch, das ich gern weiterempfehle.

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