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Veröffentlicht am 08.04.2023

Raabe wird immer besser!

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Ein Unfall mit Fahrerflucht führt zu dramatischen Entwicklungen: Auf der Ladefläche des Kleinlasters wird eine fast nackte Leiche gefunden. Auf ihrem Körper die Adresse des Bundeskanzlers. Art(ur) Mayer ...

Ein Unfall mit Fahrerflucht führt zu dramatischen Entwicklungen: Auf der Ladefläche des Kleinlasters wird eine fast nackte Leiche gefunden. Auf ihrem Körper die Adresse des Bundeskanzlers. Art(ur) Mayer wird in den aktiven Dienst zurückberufen und soll mit Kommissaranwärterin Nele Tschaikowski den Fall lösen. Warum ausgerechnet Art? Das wird zumindest ihm schnell klar.

Diesmal hat sich Marc Raabe selbst übertroffen. Dieses Buch ist unfassbar fesselnd und vielschichtig. Die verarbeiteten Themen lassen niemanden kalt. Nach und nach kommen die einzelnen Puzzleteile zum Vorschein und legen sich wie von allein an ihren Platz. Das Bild entsteht langsam, aber dafür umso heftiger.

Die Figuren sind einfach wunderbar gezeichnet. Alle sind sie komplett unterschiedlich, dennoch absolut realistisch. Sie sind mehr oder weniger heftig durch ihre Vergangenheiten geprägt und haben nicht nur mit den Geistern aus der Vergangenheit zu kämpfen, sondern oft auch mit der Gegenwart. Wie die Verbindungen vom Damals zum Heute verlaufen, ist einfallsreich und spannend gemacht. Nicht alle Figuren sind sympathisch, aber die Mischung ist gelungen. Mit den wichtigsten Figuren kann ich eine positive Verbindung aufnehmen. So liest und hört sich ein Buch dann immer sehr gut. Auch wenn kaputte Ermittler inzwischen an der Tagesordnung sind, so sind die Macken und Ticks von Art und Nele nicht ganz so typisch für die Thriller dieser Zeit.

Die gut platzierten Wendungen, Erkenntnisse und Highlights rauben den Atem. Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen ist sehr gut gelungen. Dadurch erfährt man stückchenweise, wie alles in die Gegenwart hineinspielt. Jede neue Information lässt wieder nach Luft schnappen. Es ist ein wahres Feuerwerk an aufgedeckten Wahrheiten. So überladen das jetzt klingen mag, es passt alles sehr gut zusammen und sorgt für durchgehende Spannung. Die eine oder andere Unstimmigkeit wird bei mir unter künstlerischer Freiheit verbucht und stört mich nicht wirklich. Immerhin geht es hier nicht um einen Tatsachenbericht, sondern einen Thriller.

Die Hörbuchversion wird von Peter Lontzek sehr gekonnt eingesprochen. Er übertreibt nicht mit seiner Stimmlage, wenn er Frauen spricht, schafft es aber sehr gut, jeder gesprochenen Figur eine eigene Stimmfarbe zu geben. Das ist große Kunst!

Fazit: Dieser Reihenauftakt hat mir sehr gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, Art und Nele noch öfter bei ihrer Zusammenarbeit zu begleiten. Ich mochte Tom Babylon aus der Vorgängerserie sehr, aber Art Mayer setzt da noch mal eins drauf! Dickes Lob an Marc Raabe und fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Was für ein schönes Backbuch!

Köstliches aus Hefeteig. Schätze aus Omas Backbuch. 86 fast vergessene Backrezepte
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Dieses Buch muss man einfach mögen! Auch wenn es im Grunde ein prima Werbe-Schachzug ist, so sind hier doch die besten Rezepte von ganz normalen – also total besonderen – Omas zusammengestellt. Mich bekommt ...

Dieses Buch muss man einfach mögen! Auch wenn es im Grunde ein prima Werbe-Schachzug ist, so sind hier doch die besten Rezepte von ganz normalen – also total besonderen – Omas zusammengestellt. Mich bekommt man mit handgeschriebenen Rezepten immer. Hier wurden die originalen Rezepte ein bisschen „gesäubert“ und für alle verständlich fein säuberlich und übersichtlich dargestellt, aber immer sind das Foto des Original und der Verfasserin dabei. Wenn im Rezept von Tassen oder ähnlichen Maßen die Rede war, so wurde das in Milliliter, Gramm und andere gängigere Mengen geändert.

Ich liebe die kleinen Texte, die die Einreicherinnen dazugeschrieben haben, die Fotos der Verfasserinnen, die Bilder der Originalrezepte. Die Rosenmehl-Tipps zu den Rezepten sind zusätzlich ein Gewinn, aber die eigentlichen Rezepte sind wirklich Gold wert! Schön ist, dass es zu jedem auch ein Foto des Backwerks gibt. Die Backwerke sind zeitlos, lecker, erinnern an die eigene Oma (oder Mama), machen glücklich – es ist Nostalgie, aber im besten Sinne!

Aufgeteilt ist das Buch in die Themen Lieblingskuchen; Zöpfe, Stollen, süße Brote; Kleines und Feines; Mehlspeisen; Schmalzgebackenes; Herzhaftes. Die anschließenden Kapitel beschäftigen sich mit Tipps rund um den Hefeteig und Mehlkunde und Tipps, danach folgen Rezeptregister und Impressum. Die gesamte Aufmachung ist sehr gelungen und zeugt von der Liebe zum Backen, der Liebe zum Hefeteig. Man muss wirklich keine Angst vor dem Hefeteig haben. Das ist wie Radfahren – anfangs etwas schwierig, aber wenn man den Bogen raus hat, liebt man es!

Bei jedem Rezept sind Arbeitszeit, Gehzeit und Backzeit angegeben. Auf Nährwerte und Kalorienangaben wurde verzichtet, ebenso auf vegane Rezepte (darauf achteten die Großmütter noch nicht). Die Zutatenlisten sind unterteilt für Teig und Belag. Die Beschreibung der Zubereitung ist jeweils gut verständlich formuliert, auch finden sich, was ich besonders gut finde, Angabe zur Herdeinstellung (vorgeheizt oder nicht, E-Herd und Umluftherd).

Manche Rezepte ähneln sich relativ stark, dennoch unterscheiden sie sich stark genug, dass man es sieht und schmeckt. Manchmal sind es eben die kleinen Feinheiten, die große Unterschiede machen. Für mich ist dieses Hefe-Backbuch ein wahrer Schatz an Familienrezepten, das mir nicht nur beim Backen (bzw. dem genüsslichen Verspeisen der Ergebnisse), sondern auch beim Durchblättern sehr viel Freude macht. Ganz klar: fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Kochen mit ganz viel Liebe!

Meine Süperküche
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Auch im digitalen Zeitalter liebe ich Kochbücher in gedruckter Form. Im Bücherregal kann ich eine kleine Weltreise durch die Küchen machen. Für das Reiseziel Türkei gibt es schon Bücher, aber Meltem Kaptan ...

Auch im digitalen Zeitalter liebe ich Kochbücher in gedruckter Form. Im Bücherregal kann ich eine kleine Weltreise durch die Küchen machen. Für das Reiseziel Türkei gibt es schon Bücher, aber Meltem Kaptan schießt hier auf Platz eins! Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie und ihre Mama eine ganze Reihe türkischer Gerichte ein bisschen eingedeutscht haben. Selbst der Titel zeigt das schon: Süperküche, halb türkisch, hab deutsch!

Das Vorwort liest sich gleich mal ganz wunderbar, denn die Liebe zu ihrer Mama, zum Kochen, zum Essen und zum Bewirten kommt überdeutlich daraus hervor. Dann geht es los mit den Vorspeisen, Suppen & Eintöpfen, Hauptgerichte(n) und Nachspeisen. Die Rezepte sind übersichtlich gegliedert, mit Symbolen für vegetarisch, vegan, glutenfrei und der Zubereitungszeit versehen. Neben der Zutatenliste finden sich die sehr gut verständlich geschriebenen Anweisungen für die Arbeitsschritte und bei vielen der Rezepte gibt Mama Melek noch Tipps. Ganz besonders schön sind die Fotos, die bei jedem Gericht zu finden sind. Mir persönlich ist das immer super (oder süper) wichtig, denn ich bin ganz besonders bei Speisen ein sehr visuell orientierter Mensch.

Für mich sind schon die Meze der Hit. Es finden sich die Klassiker, aber auch weniger bekannte, doch nicht weniger leckere, Gaumenschmeichler, an denen man sich „dumm und dusselig futtern“ kann. Aber auch in allen anderen Kapiteln finden sich Lieblingsrezepte. Ganz viele davon sind ideal für alle, die weniger Fleisch essen wollen, aber ohne Fleischersatz kochen und essen möchten. Die Zubereitung ist mit weniger Arbeit verbunden, als man befürchten möchte und die Zutaten sind recht gut zu bekommen, sowohl im Türkischen Supermarkt, als auch in den durchschnittlichen Supermärkten mit Zutaten für die internationale Küche.

Dass auf Schweinefleisch verzichtet wird, ist dabei ganz klar und kommt mir sehr gelegen. Es wird nur Rind und Huhn verwendet und selbst das nicht übermäßig häufig. Viele der Rezepte kommen ganz ohne Fleisch aus, sind aber dennoch schlicht köstlich!

Mama Melek und Meltem Kaptan haben ihre Sache einfach großartig gemacht. Ihre Gerichte schmecken wie bei meiner Freundin und deren Mama – und ich liebe deren Küche! Ich hoffe deshalb ganz stark, die beiden Autorinnen belassen es nicht bei diesem einen Kochbuch, sondern lassen noch weitere folgen. Ich finde dieses einfach großartig! Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Bewegend

Die spürst du nicht
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Zwei bessergestellte Familien fahren zusammen in den Urlaub in die Toskana. Tochter Sophie Luise darf ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen. Diese ist ein Flüchtlingskind aus Somalia und völlig anders aufgewachsen, ...

Zwei bessergestellte Familien fahren zusammen in den Urlaub in die Toskana. Tochter Sophie Luise darf ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen. Diese ist ein Flüchtlingskind aus Somalia und völlig anders aufgewachsen, als SoLu. Wie anders, wird sich dramatisch herausstellen und Dinge in Gang setzen, die alles verändern.

Uff! Da hat Glattauer eine gigantische Geschichte ersonnen, die leider viel zu nah an der Wahrheit ist. Auch wenn die Wahrheit unbequem ist, aber ganz genau so sind die Menschen. In jeder Hinsicht. Miteinander, mit anderen, in der eigenen Familie, im Umgang mit anderen Familien und vor allem im Schutz der digitalen und anonymen Welt. Die eingeschobenen Postings in Foren sind genauso, wie ich sie schon so oft gelesen habe. Da wird alles und jeder zerfleischt, da werden Behauptungen in den Raum gestellt, da wird gelästert, was das Zeug hält.

Nach und nach erfährt nicht nur der Leser, sondern auch SoLus Familie, die Geschichte einer Familie. Ein Schicksalsschlag jagt den nächsten, eine Ungerechtigkeit folgt auf die andere. Und weil alle immer schon ein fixes Bild von anderen, besonders Fremden, im Kopf haben, hat keiner jemals danach gefragt und somit im Grunde zur Katastrophe beigetragen.

Mich hat „Die spürst du nicht“ unbeschreiblich bewegt und auch schockiert. Doch nicht, was andere taten und sagten, nimmt mich so mit, sondern dass ich das kenne und mich nicht davon ausnehme, dass ich zwar Empathie für Flüchtlinge habe, aber auch eine Art Vorurteil in mir trage. Das Vorurteil zu wissen, dass sie Schlimmes erlebt haben und man nicht nachfragen muss, sie in Deutschland (oder wie im Buch in Österreich) in Sicherheit sind, versorgt werden und doch bitte glücklich sein sollen. Aber jeder einzelne dieser Menschen hat seine eigene Geschichte und selbst, wenn sich viele ähneln, so müssen sie doch erzählt und gehört werden. Erst dann helfen wir tatsächlich.

Doch Glattauer urteilt nicht. Er erzählt und überlässt dem Leser / Zuhörer, daraus etwas mitzunehmen. Dabei ist durchaus auch Humor vorhanden, der die Wahrheit und Aussage der Story nur noch unterstreicht. Dies ist Sozialkritik vom Feinsten, brandaktuell zu jedem Zeitpunkt, nicht nur jetzt. Die Figuren sind sehr glaubwürdig und lebensnah gezeichnet, verhalten sich manchmal dumm, aber genau das ist so real, machen Fehler, fallen hin, stehen auf oder auch nicht, verarbeiten ihre Traumata auf ganz eigene Art.

Als Hörbuch mit den Sprechern Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth wirkt die Story sehr heftig. Die beiden schaffen es, die Illusion entstehen zu lassen, dass all dies tatsächlich gerade geschieht. Sie legen weder zu viel Gefühl in ihre Stimme, noch sind sie zu distanziert. Ganz besonders gelungen finde ich Tessa Mittelstaedts Version von Pierre.

Die Aussage ist hart, aber das Buch ist wunderbar. Ich gebe fünf Sterne und werde versuchen, mir ab sofort erst dann ein Bild von einem Menschen zu machen, wenn ich seine Geschichte von ihm selbst erfahren habe.

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Ein Wälzer, der es in sich hat!

Sizzlebrothers: Dein Grill kann mehr!
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Dies ist so viel mehr als ein Kochbuch für Grillfans, denn mehr als einhundert der 335 Seiten beschäftigen sich mit Wissen rund um die unterschiedlichen Grill-Arten, Grillgeräten, Grilltechnik und Grillzubehör. ...

Dies ist so viel mehr als ein Kochbuch für Grillfans, denn mehr als einhundert der 335 Seiten beschäftigen sich mit Wissen rund um die unterschiedlichen Grill-Arten, Grillgeräten, Grilltechnik und Grillzubehör. Danach kommen noch über sechzig Seiten Warenkunde rund um die Lebensmittel, allem voran natürlich Fleisch, aber auch Fisch, Vegetarischem und Pizza. Das macht dann fast einhundert achtzig Seiten.

Dieser Theorie-Teil ist jedoch kein bisschen trocken oder fade. Schon hier gibt es zahlreiche QR-Codes, mit denen man die Videos auf dem YouTube-Kanal der Sizzlebrothers abrufen kann. Wozu dann das Buch, wenn man alles auch online findet? Nun, ich gehöre zu jenen, die lieber in einem Buch blättern, ganz altmodisch im Print, Pagemarker reinkleben und an der einen oder anderen Stelle sogar Anmerkungen mit Bleistift einfügt, besonders bei den Rezepten. Aber hin und wieder hilft visuelle Unterstützung dann doch, alle Fragen zu klären und die Info besser umzusetzen. Die meisten Grillfans überspringen gern die Theorie, aber genau hier, bei der besten Vorbereitung durch Wissen, fängt der Erfolg an.

Also nicht überheblich sein und einfach mal die Tipps der vier Grillmeister annehmen! Auch könnte es ganz leicht sein, dass man sich noch einen weiteren Grill zulegen möchte – eine Alternative quasi. Denn es muss nicht „entweder – oder“ sein, es geht auch „und“! Gerade bei Ganzjahresgrillern bieten sich unterschiedliche Grillarten an.

Los geht es dann mit den Rezepten zu Schwein, Rind, Geflügel, Wild & Lamm, Fisch, Burger, Sandwiches, Veggie und Desserts. Zu jedem Rezept gibt es ein Bild. Was mir hier ganz besonders gefällt: es ist nicht so riesig! Einfach nur ein Foto, mitten auf der Rezeptseite, kein ganzseitiges Bild, das Platz und Geld kostet. Schön gegliedert findet sich alles, was man wissen muss: Eine Information zum Gericht, das Foto, die Zubereitungsschritte, der QR-Code zum Video, die Piktogramme für die Grillart, Zeiten, Temperatur und Methode, Zutatenliste (mit Angabe für Portionen/Personen) und eine zusätzliche Info in einem orangenen Kasten. Der Aufbau gefällt mir sehr gut. Auf einen Blick findet man, was man sucht. Alles ist sehr gut verständlich erklärt, ganz ohne überhebliches Fachchinesisch. Für manche Rezepte reicht eine Anleitung für alle Grillarten, bei anderen gibt es für jede Art von Grill ein eigenes Rezept. Wunderbar! Sowohl das Schmökern, als auch das Schlemmen (nach dem Umsetzen der Rezepte) sind hier umwerfend. Wer ein klein wenig Geschick mitbringt, wird genauso begeistert sein wie ich. Das eine oder andere Rezept erfordert etwas Zeit und macht mehr Arbeit, als das schnöde Steak aus der Verpackung neben der langweiligen Grillwurst, aber es lohnt sich! Für die schlanke Linie ist das Buch aber nix. Dazu sind die Gerichte einfach zu lecker und man nimmt auf alle Fälle Nachschlag!

Kurz und gut – dieses Buch muss sich nicht hinter denen des wohl bekanntesten Grill-Herstellers verstecken. Im Gegenteil: es stellt diese glatt in den Schatten! Fünf Sterne!

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