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Veröffentlicht am 03.05.2023

Biographische Fiktion

Die einzige Frau im Raum
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Schon Charlotte Leonard hat mit „Die Verwegene" im Jahr 2022 eine Romanbiographie der Old Hollywood - Ikone Hedwig ‚Hedy‘ Lamarr vorgelegt. Marie Benedict hat sich auf das Genre biographische ...


Schon Charlotte Leonard hat mit „Die Verwegene" im Jahr 2022 eine Romanbiographie der Old Hollywood - Ikone Hedwig ‚Hedy‘ Lamarr vorgelegt. Marie Benedict hat sich auf das Genre biographische Fiktion spezialisiert und legt nun mit „Die einzige Frau im Raum“ nach.
Ihre Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ geht mit „Die einzige Frau im Raum“ in die vierte Runde (Ich habe auch Band 2 der Reihe – „Lady Churchill“ – gelesen).
„Die einzige Frau im Raum“ von Marie Benedict ist also ein Stück biographische Fiktion. Eine in allen Details historisch korrekte Darstellung darf man als Leser/in daher nicht erwarten, und auch keine quellenkritische Analyse oder eine komplette Chronik. Formal besteht der Roman aus zwei Teilen, der erste Abschnitt nimmt dabei etwas mehr Raum ein als der zweite.
Worum geht’s?
Eine Ich – Erzählerin führt durch das Geschehen, diese Perspektive mag ich sehr gerne!
Der Weltstar Hedy Lamarr wird 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Europa geboren. In Wien feiert die Schauspielerin (sie hat jüdische Wurzeln) erste Erfolge, der 1933 gedrehte freizügige Film ‚Symphonie der Liebe – Ekstase‘ sorgt jedoch für einen Eklat und wird zunächst in Deutschland verboten.
Die Geschichte beginnt mit Hedys Gedanken zu diesem Skandalfilm, sie möchte ihn endlich hinter sich lassen, ein guter erster Schritt dazu ist der Erfolg, den sie am Theater hat, und es ist nicht verwunderlich, dass der Waffenfabrikant Friedrich ‚Fritz‘ Mandl Gefallen an der „unvergesslichen Sissy“ findet. Hedy heiratet einen Mann, der zum Tyrannen mutieren soll. 1937 findet sie die Kraft, den eifersüchtigen Fritz zu verlassen, um (via Paris) nach Großbritannien zu flüchten. London ist nicht ihre letzte Station, in Hollywood wird sie unter dem Künstlernamen Hedy Lamarr zum gefeierten Star der berühmten Metro-Goldwyn-Mayer Studios. Der Roman endet im Jahr 1942 mit einer Patentanmeldung zur Funkfernsteuerung von Torpedos (Hedy Lamarr starb im Jahr 2000 in Florida).
Der Geschichte liest sich flüssig, und die Intention der Autorin war es wohl, die vielen Facetten von Lamarrs Persönlichkeit ex post zu beleuchten. Leider gelingt ihr dies nur bedingt. Manche Sätze waren mir ein wenig zu platt („Es war Sabbat in Döbling, einem jüdischen Viertel in einem katholischen Land.“), Benedicts Hedy denkt teils wie eine Frau des 21. Jahrhunderts, und stellenweise gibt es melodramatische Passagen. Aber die spannende Erzählung (man muss im Hinterkopf behalten, dass hier Fakten mit Fiktion vermengt werden) ist auch ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Sexismus, es soll gezeigt werden, dass die Aktrice mehr zu bieten hatte als ein schönes Gesicht. „Die einzige Frau im Raum“ gefiel mir insgesamt besser als „Lady Churchill“. Hier werden Berührungsängste abgebaut, da sich die Publikation nicht an eine rein akademische Leserschaft richtet, der Roman will primär unterhalten (es gibt am Ende keine Hinweise auf weiterführende Literatur, aber eine interessante Anmerkung).

Fazit:
Während Charlotte Leonard in „Die Verwegene“ einen auktorialen Erzähler auftreten lässt, ist es in Benedicts Buch eine Ich-Erzählerin, die berichtet. Das gefiel mir sehr gut; auch die Umschlaggestaltung und das Format des Buches sind klasse.
„Die einzige Frau im Raum“ bietet interessante Einblicke in das Leben einer technikaffinen Schauspielerin, die erst spät als Erfinderin Anerkennung erhielt. Ich hatte Spaß an der Lektüre, für eine erste Annäherung an Hedy Lamarr ist die Romanbiographie absolut geeignet!

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Unter der Oberfläche brodelt es

Malibu Rising
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„Daisy Jones & The Six“ von Taylor Jenkins Reid ist einer meiner Lieblingsromane. Die Geschichte rund um eine fiktive 1970-er Rockband in Kalifornien konnte mich vor allem stilistisch begeistern – Oral ...

„Daisy Jones & The Six“ von Taylor Jenkins Reid ist einer meiner Lieblingsromane. Die Geschichte rund um eine fiktive 1970-er Rockband in Kalifornien konnte mich vor allem stilistisch begeistern – Oral History wird als Stilmittel eingesetzt. Im Rückblick erzählt die Band, die sich auf dem Höhepunkt des Erfolges trennte, mehr als zwanzig Jahre später in Interviews von den Höhen und Tiefen. “Recollections may vary“ – dieser Kommentar der britischen Krone drängt sich förmlich auf. Inspiriert war die Erzählung vom legendären Fleetwood-Mac-Drama während den Aufnahmen zu “Rumours“, Daisy Jones und Billy Dunne erinnern stark an Stevie Nicks und Lindsey Buckingham, die Streamingserienadaption ist aber einfach nur schlecht, man sollte sich lieber an die literarische Vorlage halten. Das spannende Buch hatte ich in wenigen Tagen ausgelesen, als nächstes las ich “Evidence of the Affair“ von Reid; auch diese Kurzgeschichte konnte mich begeistern.
„Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ fand ich hingegen langweilig, der Roman besteht aus ein bisschen Old Hollywood (Liz Taylor lässt grüßen) und der zeitgeistigen story (identitätspolitische Themen werden gestreift) rund um eine junge Journalistin. Hat sich Taylor Jenkins Reid mittlerweile auf Geschichten aus der Welt der kalifornischen Schönen & Reichen spezialisiert?

In „Malibu Rising“ führt ein auktorialer Erzähler durch das Geschehen. Die Haupthandlung des neuen Romans setzt 1983 ein – ein Feuer bildet den negativen Höhepunkt der Geschichte (angekündigt wird er schon im Prolog), und überhaupt geht es um schwelende Konflikte, da „Malibu Rising“ im Kern ein Familiendrama ist. Am besten gefiel mir dabei der Erzählansatz, die Geschehnisse von vierundzwanzig Stunden im August aus verschiedenen Perspektiven zu präsentieren. Im kalifornischen Malibu schmeißen die berühmten Riva – Geschwister ihre alljährliche Sommerparty, business as usual. Bis es zur Katastrophe kommt. Die Geschichte beginnt mit der kürzlich für Carrie Soto verlassenen 25jährigen Nina Riva. Das Surf-As arbeitet auch als Mannequin für Bademoden, der Bruder Hud ist ein berühmter Fotograf, die kleine Kit ist das Nesthäkchen, der athletische Jay ist Surfweltmeister. Es gibt Rückblenden, ein Zeitsprung führt den Leser zurück in das Jahr 1956, als die Eltern der Riva – Geschwister, June & Mick, sich kennenlernten. Deren Amour fou nahm kein glückliches Ende, der unzuverlässige Sänger Mick, der als junger Mann aussah wie „Monty Clift“, verließ die Familie (anders als etwa Billy Dunne in „Daisy Jones & The Six.“), Mutter June wurde suchtkrank.
„Malibu Rising“ beschäftigt sich mit den langen Schatten der Vergangenheit. Die große Stärke des Romans liegt in den wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, beim Lesen spürt man förmlich den Wind und die Wellen. Auch die Figurenzeichnung und - entwicklung ist gelungen, thematisch fängt Taylor Jenkins Reid jedoch an, sich zu wiederholen, die Frage nach der Orientierung ihrer Figuren wurde eigentlich schon in „Evelyn Hugo“ abgedeckt, auch die Dialoge sind nicht unbedingt mein Fall. Außerdem lässt die Autorin immer wieder (und sei es nur via Namedropping) Protagonisten aus ihren anderen Romanen auftreten. Intertextualität? Nein, ich finde es ein wenig affig, und irgendwie ist es auch die absolute Kommerzialisierung von Literatur, auf mich wirkt es eitel.

Fazit:

Der Roman rund um eine amerikanische Sippe ist ganz okay, zu hundert Prozent mitreißen konnte mich die story über Familiengeheimnisse in Kalifornien aber nicht. Ich habe die Printausgabe gelesen, potenziellen Lesern rate ich aber zum E-book, da die kleine, nicht wirklich schwarze Schrift im Taschenbuch auf Dauer anstrengend für die Augen ist. „Malibu Rising“ ist weniger langweiliger als „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ und nicht ganz so packend wie „Daisy Jones & The Six“.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Überdrehte RomCom

Things We Never Got Over (Knockemout 1)
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Ab und zu lese ich gerne lustige, etwas hirnlose Chicklit à la Janet Evanovich oder Sophie Kinsella zur Entspannung. Daher war ich auf Scores „Things we never got over“ gespannt. Der erste Blick ...

Ab und zu lese ich gerne lustige, etwas hirnlose Chicklit à la Janet Evanovich oder Sophie Kinsella zur Entspannung. Daher war ich auf Scores „Things we never got over“ gespannt. Der erste Blick auf das babyblaue Cover mit den Gänseblümchen versprach gute Unterhaltung.

Worum geht’s?

Als Naomi vor ihrer Hochzeit flieht und in Knockemout aufschlägt, staunt sie nicht schlecht über das ausgesprochen feindselige Verhalten der Einwohner. Bald ist klar, dass man sie mit ihrer Zwillingsschwester Tina, die sich in der Kleinstadt nicht gerade beliebt gemacht hat, verwechselt. Die nächste Katastrophe bahnt sich an als die Protagonistin bemerkt, dass ihr Auto gestohlen wurde. Der Bad Boy Knox, der Naomi anfänglich für ihre Schwester hält, bietet widerwillig seine Hilfe an, damit Naomi in ihr Motel kann. Obwohl sich die beiden anfangs nicht leiden können, sprühen schon bald die Funken und es wartet noch eine weitere Überraschung auf Naomi, die feststellt, dass auch Männer mit Bart attraktiv sein können. Im Motel findet sie ihr Zimmer aufgebrochen und verwüstet vor, außerdem sitzt Tinas Tochter Waylay auf dem Bett. Naomi beschließt, sich um das verlassene Kind zu kümmern & Knox besorgt den beiden eine Bleibe in Knockemout …
Die Autorin präsentiert alternierende Perspektiven und eine temporeiche Exposition. In medias res – das gefiel mir gut! Von dem Genre erwarte ich nicht unbedingt Tiefgang und auch Logiklöcher kann ich manchmal verschmerzen. Ich habe mich jedoch darüber gewundert, dass sich die Protagonisten zu Beginn wie Zeichentrickfiguren verhalten und sprechen. Eigentlich liebe ich witzige Wortgefechte, hier kamen sie aus dem Nichts, und natürlich geht die Abneigung des Pärchens in spe mit einer starken körperlichen Anziehung einher, da „hagelt“ es schon beim ersten Anfassen Stromschläge. Die Heldin ist selbstverständlich hübsch und feminin, der Held ein moderner Wikinger. Naomi ist kaffeesüchtig und ein bisschen zerstreut (Hallo, Lorelei Gilmore!). Beim Lesen hatte ich das Gefühl, eine völlig überdrehte Romcom zu gucken, eine Art ‚Gilmore Girls meets Picket Fences‘ auf Speed. Die Protagonisten sind keine Twens mehr, verhalten sich manchmal aber wie pubertierende Teenager („Ich wollte ihm ans Schienbein treten und seinen Kaffee klauen.“) mit mangelnder Impulskontrolle. Überhaupt sind die Figuren im Roman sehr skurril, und am Anfang gefiel mir die abgedrehte Erzählweise noch, aber als der Protagonist, ein Mann um die 40, neben seinem Hund Gassi ging und selbst in den Garten strullte, wurde es mir zu albern.
Es ist erstaunlich, dass die Autorin mit allen bekannten Topoi (Zwillinge, Ersatzmutter, harte Schale, weicher Kern etc.) arbeitet. Waylay ist natürlich ein „tolles Kind“. Realismus und logisches Verhalten darf man nicht unbedingt erwarten. Ich wollte einfach unterhalten werden, das ist Lucy Score am Anfang auch gelungen, insgesamt trug sie für meinen Geschmack aber zu dick auf.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Geschmackssache

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
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„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ – ein wunderbarer Titel! Es handelt sich hier scheinbar um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Das Lavendelzimmer“, geschrieben von Nina George. Ich habe die Lektüre ...

„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ – ein wunderbarer Titel! Es handelt sich hier scheinbar um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Das Lavendelzimmer“, geschrieben von Nina George. Ich habe die Lektüre also mit großen Erwartungen begonnen. Obwohl ich „Das Lavendelzimmer“ nicht gelesen habe, fand ich leicht in die Geschichte hinein - „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ funktioniert gut als Einzelband!
Worum geht’s?
Jean Perdu lebt glücklich mit seiner Liebsten Catherine in der Provence, doch etwas lässt ihm keine Ruhe – er möchte den Auftrag eines Schriftstellers erfüllen. Also schippert er über die Kanäle Frankreichs zurück nach Paris, um als „Literarischer Pharmazeut“ die Menschen zu heilen. Der Weg ist das Ziel! Schon auf der Rückreise kann er vielen ‚Patienten‘ helfen; „Die kleine Enzyklopädie der großen Gefühle“ (eine Art Handbuch) tut ein Übriges.
Selbstfindung mit dem verlorenen Hans?
Ich liebe das Lesen! Nina Georges Grundidee finde ich daher eigentlich ganz süß: Statt Feng Shui eine Literarische Apotheke als Heilmittel. Nach der Lektüre muss ich aber leider sagen, dass ich etwas enttäuscht bin (vielleicht hatte ich schlicht zu hohe Erwartungen?), da ich mir mehr Tiefgang und überhaupt mehr Tiefe erwartet hatte. Neben klugen Anmerkungen gibt es leider viel „Küchenpsychologie“, und mir scheint, dass auch ein gewisser – pardon! - Frankreichkitsch mit „Baguette, Salzbutter und Aprikosenmarmelade“ im Roman verwurstet wird. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Schade! Die optische Aufmachung des Buches ist toll, ich liebe die violett – weiße Farbgebung und vor allem die Haptik des Buches, der Inhalt sollte der hochwertigen Verarbeitung bestenfalls gerecht werden. Im Text passten manche Elemente für mein Empfinden nicht zusammen, es gibt feinsinnige Formulierungen, andererseits ist von der „Schreibe der Autorinnen und Autoren“ (S.121) die Rede.
Natürlich kann auf fast 380 Seiten kein literaturhistorischer und -theoretischer Überblick geboten werden, daher bleibt es fast bei Namedropping.
Ehrlich gesagt frage ich mich, ob nicht „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ eher ein Roman für Nicht-Leser bzw. Gelegenheitsleser ist? Manchen Thesen kann ich nicht zustimmen, etwa der Aussage von S.49:
„Glücklicherweise aber wird jener, der viel liest, weniger streng mit Büchern; […]“. Als Vielleserin muss ich sagen, dass schlechte Bücher angesichts der Fülle von gelesenen Büchern, Texten und Artikeln nicht weniger schlecht werden.
Fazit:
Geschmackssache! Jeder Leser sollte sich seine eigene Meinung bilden.
Ein bisschen Philosophie, ein wenig Psychologie und die Wunder der Literatur, kann es so einfach sein? „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ist nicht wirklich mein Fall! Hier soll eine Wohlfühllektüre präsentiert werden. Als „Literarische Apothekerin“ würde ich als Gegengift „Schuld und Sühne“ empfehlen (auch Raskolnikov hat einen sprechenden Namen!).


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Veröffentlicht am 31.03.2023

Weder Fisch noch Fleisch

Dead Romantics
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Der Klappentext machte mich neugierig – Verlagswesen, Lektoren und mittendrin eine Ghostwriterin, außerdem eine Prise Fantasy! Die Protagonistin sieht buchstäblich Geister (ebenso wie ihr Vater, der praktischerweise ...


Der Klappentext machte mich neugierig – Verlagswesen, Lektoren und mittendrin eine Ghostwriterin, außerdem eine Prise Fantasy! Die Protagonistin sieht buchstäblich Geister (ebenso wie ihr Vater, der praktischerweise ein Bestattungsunternehmen führte. „Six Feet Under“, anyone?). Der Roman kam auf meine Wunschliste.

Schauplatz New York:
Florence Day hat ein Problem – eine Schreibblockade macht ihr das Leben schwer. Da sie als Ghostwriterin der Bestsellerautorin Ann Nichols arbeitet, wird dies zum Problem, als ihr neuer Chef (der gutaussehende Lektor Ben Andor) ihr die Pistole auf die Brust setzt und Ergebnisse fordert. Zu allem Überfluss zwingt ein Todesfall die Protagonistin zur Rückkehr in den ungeliebten Heimatort im Bundesstaat South Carolina, den sie Hals über Kopf verlassen hatte, da man sie für verrückt erklärt hatte. Außerdem glaubt die Romance – Tüftlerin Florence nicht mehr an die Liebe, seit ihr treuloser Exfreund durch Ideenklau den großen Reibach machte.
Der Beginn der Geschichte ist spannend, durch cleveres Namedropping wirkt die Rahmenhandlung glaubwürdig. Die Exposition des Romans fand ich durchaus interessant, das „Personal“ fand ich aber recht schematisch charakterisiert. Die Mitbewohnerin von Florence mochte ich sehr, die Figurenzeichnung erinnerte jedoch auch ein bisschen an das Abhaken einer imaginären Liste. Schwuler Bruder? Check! Nicht-weisse MBW? Check! Der Mittelteil der Geschichte kam recht langatmig daher, das Finale kam etwas plötzlich. Mein Lesefluss kam durch bestimmte Pronomen ins Stocken, die Grundidee fand ich dennoch richtig gut, es haperte aber an der Ausarbeitung, irgendwie war der Roman weder Fisch noch Fleisch, da Ashley Poston versuchte, eine Fantasylovestory mit einem Familienroman zu kombinieren. Trotz der Länge der Geschichte gibt es keine stimmige Gliederung, mir war es stellenweise zu überladen und stellenweise zu melodramatisch, als Lektorin hätte ich den plot definitiv gestrafft und auch gekürzt, da Ashley Poston fast 400 Seiten braucht, um auf den Punkt zu kommen.
Der Schwarm der Heldin hätte auch ein wenig mehr Tiefe vertragen können, gutes Aussehen und ein massentauglicher Lesegeschmack reichen meines Erachtens nicht („Dead Romantics“ will schließlich nicht in die New-Adult-Kategorie eingeordnet werden).

Es gab aber auch schöne Sätze für alle Leseratten und Bücherwürmer:
„Bücher zu kaufen half mir immer, selbst wenn ich sie nicht las.“ (S. 31)

Fazit: Ashley Poston hat gute Ideen, die Umsetzung konnte mich aber nicht so recht überzeugen. Insofern ist „Dead Romantics“ für mich nur bedingt ein „Liebesroman mit hohem Wohlfühlfaktor […]“. Laut eigener Aussage liest die Autorin gern Fan – Fiction, und vielleicht hätte ihre Geschichte als Internet-Fortsetzungsroman besser funktioniert.

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