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Veröffentlicht am 03.04.2023

Trügerische Idylle

Das Schweigen der Klippen
7

Wie schön, dass die Reihe fortgeführt wird. Ich habe den Vorgänger "Kalt lächelt die See" letzten Sommer vor meiner Reise auf die Kanalinseln gelesen und freue mich gedanklich auf die Insel Guernsey zurückzukehren... ...

Wie schön, dass die Reihe fortgeführt wird. Ich habe den Vorgänger "Kalt lächelt die See" letzten Sommer vor meiner Reise auf die Kanalinseln gelesen und freue mich gedanklich auf die Insel Guernsey zurückzukehren... Das Cover weckt schöne Erinnerungen, verweist aber in Form des Bunkers gleichzeitig auf die deutsche Besatzungszeit.

Hier setzt der Prolog an: Was geschah im Jahr 1944 mit William und Odile? Welche Rolle spielt seine blutige Uhr?

In der Gegenwart läuft fieberhaft die Suche nach einer alleinstehenden, mittellosen Dame: Odile Davies. "Wer sollte eine demente alte Frau ermorden wollen? War die alte Frau womöglich absichtlich [in den Tod] gesprungen?" Nur zwei von vielen Fragen die sich Detektive Kate Langlois und ihre Kollegen vom Criminal Investigation Department stellen müssen. Scheinbar hatte die Tote weder Familie noch Freunde und die Heimleitung mauert...

Die Autorin schlägt einen durchweg freundlichen, zu keinem Zeitpunkt abwertenden Ton an. Dadurch liest sich das Buch flüssig und man befindet sich direkt im Geschehen. Ellis Corbet ist außerdem Meisterin im Streuen wohldosierter Informationen. Trotz der Andeutungen des Prologs nehmen die in Rückblenden erzählten Ereignisse aus der Vergangenheit wenig Raum ein. Für den Spannungsaufbau auf den ersten ca. 150 Seiten würde ich 5 Sterne vergeben. Die zweite Hälfte war für mich stellenweise zu viel des Guten: zu gefällig und konstruiert wirkt der Ablauf der Auflösung. Viele Details kamen zufällig ans Licht. Auch Nicholas' Beteiligung ist für meinen Geschmack zu plaktiv. Das hätte man geschickter lösen können. Die Aufklärung erfolgt erfreulicherweise erst auf den letzten Seiten - jedoch sehr abrupt...

Vorkenntnisse aus dem ersten Teil der Reihe sind nicht erforderlich, da die Ermittlungen jeweils in sich abgeschlossen sind. Der Rahmenhandlung kann man ebenfalls leicht folgen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen Kate und Nicholas bleibt dezent im Hintergrund, ist jedoch nicht unkompliziert.

Fazit: Kurzweilige Unterhaltung mit viel Lokalkolorit

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  • Spannung
Veröffentlicht am 13.03.2023

Von Büchern und Menschen

Ein Buchladen zum Verlieben
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"Sara hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts unternommen, was auch nur im Geringsten abenteuerlich gewesen wäre."

"Wie konnte man tausende von Meilen reisen und doch derselbe Mensch sein, wenn man ankam? ...

"Sara hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts unternommen, was auch nur im Geringsten abenteuerlich gewesen wäre."

"Wie konnte man tausende von Meilen reisen und doch derselbe Mensch sein, wenn man ankam? Das begriff Sara nicht."

Diese Zitate beschreiben die 28-jährige Hauptprotagonistin zu Beginn des Buches als sie im ländlichen Iowa ankommt. Die junge schwedische Buchhändlerin wirkt ein wenig weltfremd und naiv, lässt sie sich doch mehrfach von Fremden im Auto auf dem Weg in die Kleinstadt Broken Wheel mitnehmen.

"Wenn ihr Leben ein Buch gewesen wäre, hätte sie darin nicht einmal eine Nebenrolle gespielt. Und eine Nebenrolle war eigentlich alles, was sie wollte. Hauptperson, das wäre zu viel verlangt."

Ich konnte mich mit Sara leicht identifizieren, da ich nur wenig älter und ebenfalls ein Bücherwurm bin. In Schweden wartet außer ihrer dominanten Mutter nicht viel auf sie und es war schön ihre Entwicklung in Iowa zu verfolgen - inkl. jeder Menge Lesetipps & Inspiration!

"Aber wie wurde man eigentlich zu einem Menschen, der Träume und ein Ziel im Leben hatte? Sara musste sich eingestehen, dass sie auf irgendeine Weise den Zeitpunkt verpasst hatte, an dem das Leben hätte anfangen müssen."

Die Geschichte hebt sich von der Masse ab, wenn man sich auf das Leben in dem 637-Seelen-Ort einlässt. Nach einem Dutzend Besuche in den USA fand ich die Beschreibungen von Landschaft und Figuren äußerst gelungen - obwohl Iowa noch auf meiner Liste steht. Zwei Monate lang kreuzen sich die Lebenswege einer handvoll unterschiedlichster Bewohnerinnen in Broken Wheel. Die Charaktere erinnern mich an eine Zugfahrt auf einer meinen ersten Reisen. Noch auf der Suche nach einem Sitzplatz wurde ich angesprochen und in eine Unterhaltung verwickelt, in die schnell alle umliegenden Sitznachbarn involviert waren. Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass Kommunikation in öffentlichen Verkehrsmitteln essentiell sei 😅 Ähnlich ergeht es Sara - als "Touristin" wird sie ungefragt Teil der Gemeinschaft.

"Es gibt immer einen Menschen für jedes Buch. Und ein Buch für jeden Menschen."

Anfangs fehlte mir ein wenig die Leichtigkeit von Filmen wie Tatsächlich Liebe oder Valentinstag: mit der Zeit wirkt die Geschichte unbeschwerter, hoffnungsvoller. Durch die fast märchenhafte Erzählweise in der 3. Person sowie den ruhigen Stil fühlt man sich als Beobachter
in. Der Klappentext gibt einen guten Überblick der folgenden 446 Seiten. Aber das Buch ist noch so viel mehr. Themen wie Einsamkeit, Zukunftsangst und Gemeinschaftssinn kommen nicht zu kurz und ermöglichen einen glaubwürdigen Einblick in den American way of life... Warum ich nur 4 Sterne vergeben habe? Ich hätte mir hier und da noch ein wenig mehr Hintergrund/Aufklärung und dafür etwas weniger Buch-Referenzen gewünscht (welche ich des Öfteren nicht einordnen konnte). Es bleibt ein schönes Wohlfühlbuch... Vielleicht werde ich mir bei Gelegenheit noch andere Bücher von Katarina Bivald anschauen.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Was geschah am 29.05.2003?

Wisting und der fensterlose Raum
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"Geld war meistens die Ursache von allem, was nach Korruption, Habgier und Machtmissbrauch roch."

Das Buch scheint das bisher Politischste des Autors zu sein...oder trügt hier der Schein? Vorkenntnisse ...

"Geld war meistens die Ursache von allem, was nach Korruption, Habgier und Machtmissbrauch roch."

Das Buch scheint das bisher Politischste des Autors zu sein...oder trügt hier der Schein? Vorkenntnisse zum Norwegischen Regierungssystem sind auf jeden Fall nicht notwendig.

Der Klappentext gibt einen guten Überblick, was den Leser auf den folgenden 432 Seiten erwartet.
Auch im zweiten Teil der Cold-Cases-Reihe ist man sofort mitten im Geschehen. Die Fälle der einzelnen Teile sind jeweils in sich abgeschlossen. Ich habe zufällig das letzte Buch der Reihe zuerst gelesen und arbeite mich nun chronologisch vor. Wissenswertes bezüglich der Rahmenhandlumg findet Erwähnung, sodass die Bücher auch einzeln gelesen werden könnten.

William Wistings kleines Sonderteam besteht diesmal aus vier Leuten. Die Anzahl der Protagonisten ist deutlich höher und nahezu jede Figur ist in irgendeiner Form an der Auflösung der Ereignisse beteiligt. Das finde ich genauso unkonventionell wie die Tatsache, dass alle Geschehnisse linear zur Aufklärung beitragen. Hier hätte ich mir die ein oder andere falsche Fährte vorstellen können. Aufgrund der spannenden Erzählweise und des flüssigen Schreibstils, kommt keine Langweile auf. Da Wistings Tochter Line in allen Teilen der Reihe in ihrer Funktion als Journalistin in die Ermittlungen involviert ist, bietet sie wiederholt Angriffsfläche - in diesem Punkt würde ich für den fehlenden Band eine Alternative begrüßen.

Mit Blick auf die Reihe lassen sich Muster erkennen. Für sich allein betrachtet, liefert J. Lier Horst einen kurzweiligen Kriminalroman. Zu meiner Freude werden die vollständigen Zusammenhänge erst ganz am Ende der Geschichte ans Licht gebracht. Als Leser*in kann man während des ganzen Buches eigene Überlegungen anstellen.

Fazit: »Ich habe keine Ahnung von Politik«, sagte er. »Und von Geld auch nicht.« »Ich bin mir auch gar nicht sicher, dass die Antwort in der Politik zu finden ist«

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Mut: das man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen

The Travel Episodes
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Dieses Buch habe ich zusammen mit einem weiteren Band aus der Reihe zum Geburtstag bekommen. Als langjährige Individualtouristin war mein Interesse natürlich sofort geweckt. Mir waren weder der Verlag ...

Dieses Buch habe ich zusammen mit einem weiteren Band aus der Reihe zum Geburtstag bekommen. Als langjährige Individualtouristin war mein Interesse natürlich sofort geweckt. Mir waren weder der Verlag noch die beteiligten Autor:innen bekannt, da mich Kurzgeschichten weniger ansprechen.

Da ich unmittelbar danach die etwas umfangreicheren und thematisch anderweitig fokussierten "The Travel Episodes - neue Reisegeschichten von allen Enden der Welt" gelesen habe, ist im direkten Vergleich der Funke nicht übergesprungen. Dies ist nicht der Auswahl der Ziele oder dem Schreibstil der Autor:innen geschuldet, sondern einzelnen Erlebnissen. Da ich selbst im den letzten 15 Jahren häufig allein gereist bin, sind für mich einige der geschilderten Verhaltensweisen nur schwer nachvollziehbar.

Wie bei allen Bänden der Reihe handelt es sich bei einzelnen Geschichten um Auszüge erweiterter Reiseliteratur, welche im gleichen Verlag angeboten wird. Die vielfältigen Anekdoten bieten dabei einen guten Einstieg um die jeweiligen Autor:innen kennenzulernen. (Ich habe mir daraufhin ein weiteres Buch zugelegt.) Die Ziele werden eingangs zur besseren Übersicht und Orientierung auf Landkarten dargestellt. Als Inspirationsquelle hat mir das Buch nicht gedient, aber mein (Reise-)Horizont hat sich definitiv erweitert

Um auf meine Überschrift zurückzukommen: müssen Alleinreisende mutig sein ohne Begleitung Urlaub zu machen? Nein, aber ein wenig Abenteuerlust kann nicht schaden. Für mich persönlich steht der Sicherheitsaspekt an erster Stelle. Darüber hinaus empfehle ich, die unterschiedlichen Reisearten gründlich abzuwägen. (Ein Roadtrip stellt andere Anforderungen als ein All-inclusive-Urlaub und bietet andere Möglichkeiten Anschluss zu finden - sofern man diesen sucht... Auch die eigenen Sprachkenntnisse können dabei eine Rolle spielen) Das Buch greift sowohl Vor- als auch Nachteile auf.

Fazit: Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen das Wagnis einzugehen und der Reiselust zu folgen Die bunte Mischung regionaler Einblicke sorgt auf jeden Fall für Abwechslung und kurzweilige Unterhaltung

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Veröffentlicht am 10.02.2023

Whodunit

Escape Room - Nur drei Stunden
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Wer ist es? In Anlehnung an das bekannte Deduktionsspiel bleiben Morgan Sheppard drei Stunden Zeit, um mittels Ermittlerarbeit einen Mörder zu entlarven.

Aber der Reihe nach… Zu Beginn des Buches werden ...

Wer ist es? In Anlehnung an das bekannte Deduktionsspiel bleiben Morgan Sheppard drei Stunden Zeit, um mittels Ermittlerarbeit einen Mörder zu entlarven.

Aber der Reihe nach… Zu Beginn des Buches werden die „Mitspieler“ vorgestellt. Neben Morgan Sheppard und dem Mordopfer Simon Winter sind noch 5 scheinbar willkürlich ausgewählte Personen beteiligt. Nach einem kurzen, zusammenhanglosen Prolog über ein dramatisches Erlebnis eines Jungen vor 25 Jahren, beginnt die Handlung mit dem Erwachen der Protagonisten in einem Hotelzimmer in London.
Sheppard ist als Einziger der Anwesenden ans Bett gefesselt. Alle sind verwirrt. Im Badezimmer findet sich eine Leiche. Einer der Mitspieler ist der Killer… Die Szenerie erinnert an ein Theaterstück. Plötzlich meldet sich der Spielleiter und verkündet die Regeln: Sheppard bleiben drei Stunden um den Täter zu ermitteln – oder alle werden sterben!

Die Auflösung erstreckt sich über knapp 400 Seiten. Die 61 Kapitel spielen in der Gegenwart sowie im Jahr 1992. Im Fokus: Morgan Sheppard – Möchtegern-TV-Star, der im Alter von 11 Jahren Berühmtheit erlangte, indem er einen Mord aufklärte. Seine Alkohol- und Drogensucht ist ein offenes Geheimnis und erschwert zunehmend die Aufklärung. Als er nach und nach die Mitspieler interviewt, ergeben sich aus den glaubwürdigen Geschichten zunehmend mehr Fragen als Antworten. Sheppard ist kaputt, die Selbstzweifel drohen ihn aufzufressen – dann geschieht ein weiterer Mord…

Aufgrund des flüssigen Schreibstils und einer komplexen Story mit einigen Wendungen, habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit ausgelesen. Ich mag Geschichten zum Miträtseln und mit später Auflösung. Der Punktabzug ergibt sich aus kleineren Längen bzw. Wiederholungen. Dazu war die Hauptfigur für mich - vor allem gegen Ende des Buches - nicht ganz überzeugend.

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