Spannend und zum Nachdenken anregend
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues KleidGroßmutter Evelyn ist die letzte lebende Verwandte der 27-jährigen Hannah. Obwohl sie sie regelmäßig im Seniorenheim besucht, weiß Hannah kaum etwas über ihre eigene Familie. Deswegen überrascht es sie ...
Großmutter Evelyn ist die letzte lebende Verwandte der 27-jährigen Hannah. Obwohl sie sie regelmäßig im Seniorenheim besucht, weiß Hannah kaum etwas über ihre eigene Familie. Deswegen überrascht es sie auch, als sie einen Brief aus Israel findet, der Evelyn als Erbin von wertvollen, verschollenen Gemälden betitelt, die während des Nationalsozialismus eingezogen wurden.
Sie macht sich auf die Suche nach den Bildern - und nach ihrer Familiengeschichte.
Mit dem ungewöhnlichen Titel "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" hat Alena Schröder direkt mein Interesse geweckt. Ohne zu wissen, worum es geht, ahnt man doch direkt, dass Kunst hier eine Rolle spielt.
Und das tut sie auch: Die Suche nach den verschollenen Gemälden bietet eine spannende, informative Storyline. Sie formt aber nur einen Rahmen für die eigentlichen Themen des Buches; es geht viel um die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen zum Muttersein, zur Selbstverwirklichung und falschen Erwartungen.
Dies zieht sich in dem Roman über ganze vier Generationen von Frauen. Abwechselnd erzählt Schröder aus Hannahs Perspektive in der Gegenwart und Evelyns Mutter in der Vergangenheit, beginnend in den 1920er Jahren.
Beide Zeitstränge verlaufen chronologisch und zeichnen zusammen ein Familienbild voller Konflikte.
Schwere, geschichtliche Themen rund um den Nationalsozialismus und den zweiten Weltkrieg hat die Autorin geschickt in die Handlung eingewebt und es dabei geschafft, sich weder in historischen Details zu verlieren, noch sie unzulänglich zu thematisieren.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er regt zum Nachdenken an, hat dabei aber trotzdem genug Inhalt, um die Spannung aufzubauen und zu erhalten. Er konnte bei mir jedoch keine tiefen Gefühle erzeugen, so richtig warm wurde ich mit den Figuren nicht.