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Veröffentlicht am 20.04.2023

Ein heißer Tag. Eine Kleinstadt irgendwo in Hessen. Zwischendrin ein Freibad ...

Seemann vom Siebener
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An einem heißen Tag im Sommer finde ich mich als Leserin in einem Freibad in einem kleinen hessischen Dorf wieder. Es ist keines dieser Erlebnisbäder, es gibt noch die alte Langnese Karte und das dazu ...

An einem heißen Tag im Sommer finde ich mich als Leserin in einem Freibad in einem kleinen hessischen Dorf wieder. Es ist keines dieser Erlebnisbäder, es gibt noch die alte Langnese Karte und das dazu passende Eis am Kiosk, weder die Liegewiese noch die Umkleidekabinen haben sich in all den Jahren geändert und auf strenge Anweisung von Kiontke duscht man sich, bevor man das Becken betritt! Eine Veränderung springt dem Besucher jedoch gleich ins Auge … der Siebener Sprungturm ist durch eine Kette mit einem „Betreten verboten“ Schild abgesperrt, denn hier geschah einmal ein tragisches Unglück …

Beim Lesen erhalte ich die Chance sie alle kennenzulernen, die, die schon damals ins Bad kamen, die, die dazugehörten. Die altgewordene Isobel, die bereits den halben Ort in ihren Schulklassen unterrichtet hat, das Mädchen und ihr Bruder, die den Sprung vom Turm wagen wollen, Kiontke, den Bademeister, Sergej den Kioskbesitzer und viele andere, die mehr oder weniger große Rollen im Gesamtgeschehen innehaben.

Es war für mich nicht ganz einfach, in das Buch, das der Autor in drei Abschnitte aufgeteilt hat, reinzufinden. Während ich im ersten Abschnitt noch etwas im Dunkeln tappte und mich fast mit Abbruchgedanken trug, schaffte es Arno Frank mich im zweiten Abschnitt abzuholen, um mich im dritten Abschnitt dann absolut angekommen zu lassen. Der Autor, der mich mit seinem autobiografischen Buch „Und jetzt kommst du“ vor einiger Zeit begeistern konnte, hat mich auch dieses Mal, trotz der Anfangsschwierigkeiten überzeugt. Ich vergebe hier gerne vier von fünf solide Sterne und eine Empfehlung an all die Leser, die sich mal ein wenig abseits des Mainstreams bewegen möchten. Traut euch und taucht ein ins Becken, am besten mit einem Seemann vom Siebener …

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 12.04.2023

What could go wrong, did go wrong ...

Das letzte Versprechen
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Junge, Junge … dieses Hörbuch ist nichts für zarte Seelen! Ich hatte einer Freundin versprochen ihr nach Beendigung eine kurze Zusammenfassung zu geben und so hatte ich mir beim Hören einen Block hingelegt, ...

Junge, Junge … dieses Hörbuch ist nichts für zarte Seelen! Ich hatte einer Freundin versprochen ihr nach Beendigung eine kurze Zusammenfassung zu geben und so hatte ich mir beim Hören einen Block hingelegt, auf dem ich mir Stichworte vermerken wollte. Als ich fertig war, hatte ich sage und schreibe zwei Seiten vollgeschrieben zu den schrecklichen Dingen, die diesem Mädchen und später erwachsenen Frau zugestoßen waren. Als Kind wird sie im Krieg von ihrer Mutter getrennt, die sie nach vielen Jahren und endlosen Entbehrungen wieder sieht, nur um festzustellen, dass die Mutter sich ihr, dank eigener erlebter Grausamkeiten, entfremdet hat. Auch als Frau scheint Anna wenig Glück zu haben. Der eigene Mann entwickelt sich zum Tyrannen und Betrüger und auch schlimme Krankheiten machen keinen Halt vor ihr. Mehr Geheimnisse möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht preisgeben, um nicht zu spoilern nur so viel … das Hörbuch ist spannend, erschütternd und an vielen Stellen einfach nur sehr traurig, da es ja auf wahren Tatsachen basiert. Ich vergebe nach reiflicher Überlegung vier von fünf möglichen Sternen und muss jetzt erstmal eine Hera Lind Pause einlegen, weil mich ihre Bücher doch meistens recht mitnehmen. Mein Respekt gilt hier nicht nur der Autorin sondern auch der Protagonistin, die hier ihr ganz Leben für uns freigelegt hat.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Durchhaltevermögen ist gefragt ...

Weißer Tod
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Wie schon bei den vorangegangenen Bänden empfiehlt es sich auch bei diesem vierten Teil am Ball zu bleiben um die doch etwas komplexe Krimihandlung, bei der es um die Erpressung eines Politikers, zweifelhafte ...

Wie schon bei den vorangegangenen Bänden empfiehlt es sich auch bei diesem vierten Teil am Ball zu bleiben um die doch etwas komplexe Krimihandlung, bei der es um die Erpressung eines Politikers, zweifelhafte Erinnerungen eines psychisch labilen Mannes und last but not least um einen vermeintlichen Selbstmord geht. Die kriminaltechnische Seite des Buches ist mal wieder hervorragend mit den persönlichen Erlebnissen Robin und Cormorans verknüpft und inzwischen habe ich fast das Gefühl, die Beiden persönlich zu kennen. Mehr als einmal hatte ich das Bedürfnis eingreifen zu wollen, um z. B. die Heirat Robins mit ihrem langjährigen Freund Matthew zu verhindern oder um Strike einfach mal die Meinung zu geigen, ihm das Rauchen zu verbieten und ihm zu sagen, er solle sich nicht zu einem solch menschlichen Wrack degradieren.

Wer bei hinter dieser Reihe schnelle und knackige Thriller vermutet, wird enttäuscht werden. Wer hingegen Drama, Menschlichkeit und schräge Persönlichkeiten sucht, der ist hier bestens bedient. Als Buch vielleicht ein wenig zäh, als Hörbuch aber unschlagbar. Wieder einmal hat Dietmar Wunder den Charakteren seine Stimme geliehen und er macht das wirklich großartig. Der nächste Fall liegt schon auf meinem Hörbuchstapel bereit und für „Weißer Tod“ vergebe ich gerne vier „dramatische“ Sterne verbunden mit einer Hörbuchempfehlung für alle, die sich einfach mal fallen lassen wollen. Nur am vielen Zigarettenqualm sollte man sich nicht stören …

Veröffentlicht am 04.04.2023

Schräger Road Trip, der zum Nachdenken anregt ..

Liebten wir
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Hier treffen definitiv zwei Welten aufeinander … Moira, die junge Freundin von Leon, einem doch eher nichtsnutzigen Creator von Computerspielen und Aino, seine kratzbürstige Großmutter. Eigentlich wollte ...

Hier treffen definitiv zwei Welten aufeinander … Moira, die junge Freundin von Leon, einem doch eher nichtsnutzigen Creator von Computerspielen und Aino, seine kratzbürstige Großmutter. Eigentlich wollte Leon Mo am 60. Geburtstag seines Vaters der Familie vorstellen und Moira, mit ihrer eigenen Familie verkracht, freute sich, vielleicht eine neue Familie dazu zu gewinnen. Da wusste sie noch nicht, dass ausgerechnet das älteste Familienmitglied bald ihre engste Vertraute werden sollte. Die Zwei brechen auf mehr als chaotische Art auf einen Roadtrip der besonderen Art nach Finnland auf …

Ok, ok … es ist vielleicht ein wenig weit hergeholt, mit einer knapp 90jährigen im Rollstuhl auf Abenteuerreise zu gehen, aber Nina Blazon macht die Story dennoch zu etwas Besonderem. Was habe ich gelacht über die Vorkommnisse auf der Fähre. Und wie habe ich an mancher Stelle mitgefühlt, als die Beiden Lage um Lage ihre eigene Lebensgeschichte freilegten. Sie liebten und sie hassten sich und das manchmal innerhalb weniger Minuten. Skurril, aber auch nachdenklich stimmend. Mir hat das Hörbuch gut gefallen, auch die akustische Umsetzung durch die Sprecherin Britta Steffenhagen fand ich absolut gelungen.

Veröffentlicht am 03.04.2023

Brückenbau in der Vergangenheit, als der Mörtel noch mit Ei und Quark zusammengehalten wurde ...

Die Brücke der Ewigkeit
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Wolf Hectors Geschichte rund um den Bau der heutigen Karlsbrücke beginnt mit einem großen Schritt direkt zum Ende des Romans, der mich zunächst ein wenig ratlos zurückließ. Doch wie so oft, versteht man ...

Wolf Hectors Geschichte rund um den Bau der heutigen Karlsbrücke beginnt mit einem großen Schritt direkt zum Ende des Romans, der mich zunächst ein wenig ratlos zurückließ. Doch wie so oft, versteht man den Prolog ja erst, wenn man tiefer in die Geschichte eintaucht. Ich war bereit und so ließ ich mir diese erzählen. Sie beginnt mit einer schlimmen Sturmflut, die die Holzbrücke über der Moldau zum Einsturz bringt und auch die Mutter des jungen Jan Otlin mit sich in die Tiefe reißt. Während der Junge dieses tragische Schauspiel beobachtet, schwört er bei Gott eine Steinbrücke zu errichten, wenn dieser nur seine Mutter verschont. Einem Wunder gleich überlebt die Mutter tatsächlich und so reist der inzwischen erwachsene Otlin Jahre später nach Prag, um sein Versprechen einzulösen. Er ist jedoch bei Weitem nicht der Einzige, der diesen hehren Wunsch hegt. Auch ein gewisser Rudolf von Straßburg möchte dieses Vorgehen in die Tat umsetzen und scheut dabei keine Mühe, Hinterhältigkeit und Tricks, dies möglich zu machen. Als Dritte im Bunde begegne ich der obdachlosen Maria-Magdalena, die sich als junger Bursche verkleidet mehr schlecht als recht durchschlägt und somit die Probleme der Frauen zu damaliger Zeit hervorragend widerspiegelt. Eine Frau ohne Mann wurde regelrecht als Freiwild für alle betrachtet.

Aus diesen drei Hauptcharakteren formt der Autor nach eingehender Recherche einen historischen Roman, der Wahrheit mit Fiktion verwebt und daraus spannende Unterhaltung zaubert. Vor vielen Jahren habe ich Prag und seine bekannte Brücke besucht, doch der Wunsch, mal wieder vorbeizuschauen, wuchs mit jeder Seite, die ich umblätterte. Dennoch ziehe ich ein kleines Sternchen ab, weil ich mich manchmal regelrecht erschlagen fühlte von den vielen Namen und Ereignissen, die sich auf genau diesen Seiten tummelten. Von mir gibt es also vier von fünf möglichen Sternen und natürlich eine Empfehlung an alle Fans historischer Romane und natürlich Prag. Wolf Hector ist mit seinem Buch eine wunderbare Hommage an die Stadt und seine Bauwerke gelungen!

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