Schwächer als die hervorragenden Vorgänger
Falsche FreundeBuchhalter Salini wird im Morgengrauen von einer Mitarbeiter der Müllabfuhr erschlagen auf einer Bank vor einer Baustelle aufgefunden. Da Salini ein äußerst unangenehmer Mensch war, sind seine Nachbarn ...
Buchhalter Salini wird im Morgengrauen von einer Mitarbeiter der Müllabfuhr erschlagen auf einer Bank vor einer Baustelle aufgefunden. Da Salini ein äußerst unangenehmer Mensch war, sind seine Nachbarn und Bekannten erleichtert über die Nachricht. An Verdächtigen fehlt es der Mordkommission um den zwangsversetzten Sizilianer Commissario Morello nicht. Doch als Morello ganz zum Missfallen des Questore sich den Auftraggeber Salinis näher anschaut, entdeckt er zu seinem eigenen Entsetzen, dass er langsam aber sicher der Schönheit der Lagunenstadt erliegt und die Nachfahren der Dogen in ihrem Denken und Handeln der sizilianischen Mafiosi gar nicht so unähnlich sind. Einige von ihnen planen den Komplettumbau der Stadt mit U-Bahn und Hotels der Superlative, natürlich unter Ausschluss der Tagestouristen und anderem gewöhnlichen Volk! Allerdings soll die Mordkommission nicht nur den Reichen und Mächtigen nicht auf die Füße treten, sondern den Verbrechensvorhersagen der KI Athene nachgehen. Die gesamte Mordkommission soll nun Taschendiebe jagen, statt Mörder, um die Stadt für Touristen attraktiver zu machen! Da hat der Questore seine Rechnung aber ohne seine Mitarbeiter gemacht!
Der Ansatz, was wäre wenn KI Verbrechen vorherberechnen könne, fand ich ziemlich interessant. Gerade auch der Ansatz, was bedeutet das eigentlich für die Arbeit der Polizei? Werden sie dann ersetzbar? Werden sie bloße Handlanger der KI? Ist es überhaupt eine Kunst Taschendiebstähle an den belebtesten Ecken zu den Hauptstoßzeiten vorherzusagen? Gerade erst ist die Mordkommission zu einem Team zusammengewachsen und nun so etwas! Sie fühlen sich nicht geschätzt und gewürdigt, doch als Morello sie aufgrund seiner Intuition auffordert die Regeln zu brechen, ist es mit dem Zusammenhalt eh nicht weit. Eine Meuterei bahnt sich an, mitten in einer brisanten Ermittlung. Morellos Fixierung auf die Mafia und die Glorifizierung seiner sizilianischen Heimat, bei völliger Ausblendung der Menschen und Schönheit um ihn herum, geht mir langsam etwas auf den Keks, so wie es sein Team und seine Freunde vor den Kopf stößt. Dadurch konnte ich diesen Fall nicht ganz so genießen, wie seine Vorgänger. Er macht sich gerade einfach zu viele Feinde, wie gut, dass er auf den ehemaligen Taschendieb Claudio noch vertrauen kann, auch wenn dieser langsam droht schwach zu werden....
Sehr gut gefällt mir, dass man wieder Einblick in politischen Sumpf Italiens erhält und Morello erkennen muss, dass nicht nur die Volksvertreter des Südens bestechlich sind, als auch die Einblicke in die größenwahnsinnigen Stadtentwicklungspläne der Nachfahren der Dogen. Ging es noch im letzten Fall um die Gefahren für das Ökosystem und den Erhalt der Lagune durch immer größere Kreuzfahrtschiffe, sind die Pläne nun noch wahnsinniger und gefährlicher...
Dietmar Wunder zuzuhören ist auch dieses Mal ein echter Hörgenuss. Bei seiner Stimme kann ich verstehen, dass die Frauen Morello zu Füßen liegen, selbst wenn sie ihn deutlich überragen....Bisweilen ist sie samtig, ein andermal stahlhart, aber immer lebendig und ausdrucksstark
Das Ende hat mich etwas geschockt, da dachte ich schon, die Reihe wäre nun beendet, aber nein, da bleibt ja immer noch das dunkle Geheimnis von Inspettore Anna Klotze. Hier bahnt sich ein neuer faszinierender Handlungsstrang an.