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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2023

Ein rasantes Roadmovie

Nur 300 km
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„...Mein Name ist Carl und ich vermisse meinen Vater. Mehr gibt es über mich nicht zu sagen…“

Mit diesen Zeilen beginnt das Buch. Klar, gäbe es eine Menge mehr über Carl zu sagen, doch er bringt es auf ...

„...Mein Name ist Carl und ich vermisse meinen Vater. Mehr gibt es über mich nicht zu sagen…“

Mit diesen Zeilen beginnt das Buch. Klar, gäbe es eine Menge mehr über Carl zu sagen, doch er bringt es auf den Punkt. Sein Problem ist nicht, dass er im Rollstuhl sitzt, sondern dass der Vater die Familie verlassen hat. Er fühlt sich schuldig an Carls Behinderung, obwohl er es nicht ist. Was genau passiert ist, erfahre ich im Laufe der Geschichte.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Der Schriftstil passt zur Zielgruppe. Das zeigt sich vor allem in den vielen Gesprächen zwischen Carl und Fee. Carl selbst erzählt sein Erlebnis.
Doch beginnen wir von vorn. Carl war mit seiner Mutter für einige Tage an die Ostsee gefahren. Eigentlich wollte er in ein Camp für Skater. Der Ostseestrand ist nicht gerade behindertengerecht.
Und die Strandrollis dort sind hässlich.

„...Von allen Meeren, die ich bisher gesehen habe, ist die Ostsee mit Abstand der langweiligste Haufen Wasser überhaupt. Da passiert gar nichts. Keine Haie, keine Schiffe, nicht mal Wellen...“

Dann bekommt er einen Schuh an den Kopf und lernt so Fee kennen. Die hat keinerlei Berührungsängste. Beide verbringen nun Zeit miteinander. Fee macht aus allem einen Wettbewerb. Doch sie ist eine schlechte Verliererin.
Als Fee mit Carls Problemen mit seinem Vater hört, überredet sie ihn zu einer Reise nach Berlin. Sie bringt es auf den Punkt:

„...Die Welt wäre viel besser, wenn die Menschen mehr miteinander reden würden. Die Leute sprechen einfach zu wenig miteinander“

Was die beiden auf ihrem Roadmovie so erleben, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Dass Fee nicht nur wegen Carl nach Berlin will, ist noch eine ganz andere Seite der Geschichte. Übrigens nimmt sie es auch mit der Wahrheit nicht so genau.
Gekonnt wird dabei eingebunden, wie weit wir noch von behindertengerechten Leben entfernt sind. Carl nimmt das mit Humor.

„...Der Stehtisch ist viel zu hoch für mich, aber aus meiner Perspektive kann ich immerhin sehen, wie viele alte Kaugummis unter der Tischplatte kleben...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Reise war für beide lehrreich. Außerdem haben beide ihr Ziel erreicht.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Geschichten über Israel

Warum uns Israel fasziniert
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„...Dass man sein Land liebt, heißt nicht, dass man alles in seinem Land liebt. Das gilt auch für uns Israelis. Und wie. Kritik hat jeder, und zwar reichlich...“

Das Zitat stammt aus der dritten Geschichte. ...

„...Dass man sein Land liebt, heißt nicht, dass man alles in seinem Land liebt. Das gilt auch für uns Israelis. Und wie. Kritik hat jeder, und zwar reichlich...“

Das Zitat stammt aus der dritten Geschichte. Der Autor ist in Israel geboren und aufgewachsen. Man spürt die Liebe zur Heimat, aber auch die realistische Sicht auf die Probleme des Landes.
Das Buch enthält 15 Geschichten. So unterschiedlich wie die Inhalte, so verschieden ist der Schriftstil.
Einige der Texte stammen von Israelis, andere von Menschen, die eine Zeit lang im Land gelebt und gearbeitet haben. Das waren zumeist Theologen. Ich finde es ein bisschen schade, dass die anderen Völker, die in Israel leben, durch keinen Text vertreten sind.
Eine der Autorinnen beruft sich auf die Bibel und formuliert:

„...Es ist wichtig, dass es den Palästinensern gut geht. Damit es auch Israel gut geht. Deshalb sollten wir mit wachen Augen verfolgen, was hier im Land geschieht...“

Da schwingt eine ganze Menge Realismus mit, während andere Autoren nur darauf verweisen, dass mit der Entstehung des Staates Israel sich die Prophezeiungen aus Jesaja erfüllt haben. Mehrmals wird herausgearbeitet, dass die Wurzeln des Christentums im Volke Israel liegen. Etwas verwundert war, dass selbst Theologen erst durch die Beschäftigung mit Israel tiefer ins Alte Testament eingedrungen sind.
Gut gefallen hat mir der Hinweis auf messianische Juden, das heißt, Juden, die Christus als Sohn Gottes erkennen.
Einer der Autoren beschreibt ist den Israel Trail gelaufen. Dabei kam er mit verschiedensten Menschen ins Gespräch, hat die Gastfreundschaft kennengelernt und einen Einblick in die Gesellschaft erhalten. Diese Geschichte gehört zu denjenigen, die mich am meisten berührt haben.
Bewegt hat mich auch das folgende Zitat:

„...Frieden wird es erst geben, wenn alle weinen. Die einen über das, was sie aufgeben mussten. Die anderen über das, was sie nicht bekommen haben...“

Sehr gut wird dargestellt, welch rasante wirtschaftliche Entwicklung das Land genommen hat. Auch die Bedeutung des hebräischen Alphabets für die Entstehung der Schrift war mir neu.
Sehr schöne Zeichnungen und hochwertige Fotos ergänzen das Buch. Sie zeigen die Vielfalt der Landschaften.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war interessant, die unterschiedlichen Meinungen kennenzulernen. Gut fand ich, dass auch kritische Töne eingebunden wurden.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Schöner historischer Krimi

Mord auf der Trabrennbahn
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„...Die Rennleitung bittet um Entschuldigung. Auf Grund eines tragischen Unfalls kann das geplante Rennen nicht stattfinden...“

Wir schreiben das Jahr 1926. Anton hatte sich von Ernestine überreden lassen, ...

„...Die Rennleitung bittet um Entschuldigung. Auf Grund eines tragischen Unfalls kann das geplante Rennen nicht stattfinden...“

Wir schreiben das Jahr 1926. Anton hatte sich von Ernestine überreden lassen, mit auf die Trabrennbahn zu gehen. Nach einer Hutmodenschau soll das Rennen endlich beginnen. Dann aber kommt die obige Ansage. Einer der Jockeys ist tödlich verunglückt.
Die Autorin hat einen spannenden und amüsanten historischen Krimi geschrieben. Der Schrifttil passt sich dem Genre an.
Sehr detailliert wird das Wien des Jahres 1926 beschrieben. Ich hatte von den Handlungsorten sofort ein Bild vor Augen.
Ein Woche nach dem Tod des Jockeys sind die Protagonisten wieder beim Rennen. Anton wäre zwar lieber wo anderes, aber Ernestine hat Blut geleckt und setzt erstmalig eine Wette. Doch es gibt erneut einen Toten. Der Fall landet bei Kriminalkommissar Erich Felsberg, dem künftigen Schwiegersohn von Anton.
Ernestine kann es nicht lassen und ermittelt auf eigene Faust. Dabei unterhält sie sich auch mit Pater Severin, der die Jockeys und die Pferde gesegnet hat. Der sagt:

„...Leider steckt in uns allen ein Teil von Kan und ein Teil von Abel. Manche von uns werden vom Neid, der Eifersucht, der Habgier getrieben. Die Heftigkeit der Gefühle übermannt Menschen...“

Als Leser darf ich Anton und Ernestine bei ihrem Vorgehen begleiten. Sie vermuten, dass es zwischen dem Mord und dem angeblichen Unfall einen Zusammenhang gibt. Deshalb begeben sie sich in die Vergangenheit des toten Jockeys.
Ich mag den trockenen Wiener Humor.

„...“Wenn ich groß bin, werde ich Hutmodell“, sagte Rosa. […] Anton wollte etwas erwidern, doch Ernestine hielt ihn davon ab. „Dieser Wunsch ist morgen wieder vergessen“, flüsterte sie leise in sein Ohr. „Gerade eben wollte sie noch Jockey werden und danach Stallbursche.“...“

Natürlich bekommt der Fall am Ende eine überraschende Lösung.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, auch weil dabei ein Schlaglicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse geworfen wurde.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Weihnachtsgeschichten aus alter Zeit

Leise weht's durch alle Lande wie ein Gruß vom Sternenzelt
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„...Unvergessen bleibt mir die weihnachtliche Stimmung, die alle Jahre wieder in unsere kleine Stadt, mein Elternhaus und schließlich mein Herz einzog...“

Mit diesen Sätzen im Vorwort stimmt die Autorin ...

„...Unvergessen bleibt mir die weihnachtliche Stimmung, die alle Jahre wieder in unsere kleine Stadt, mein Elternhaus und schließlich mein Herz einzog...“

Mit diesen Sätzen im Vorwort stimmt die Autorin auf ein Buch ein, dass Erinnerungen an vergangene Weihnachtszeiten, aber auch bekannte weihnachtliche Lieder und Gedichte enthält.
Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert. Jeder Abschnitt beginnt zumeist mit einem lyrischen Teil. Dann kommen Zeitzeugen zu Wort.
Die Geschichten sind von unterschiedlichen Schriftstil und von verschiedenen Stimmungen geprägt. Manche ist besinnlich, andere nachdenklich. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.

„...Mit scharfen Blick musterte ich die Anzahl der Apfelsinen und Mandarinen auf dem Teller. Es sind beruhigend wenig, die Hauptsache besteht aus guter solider Leckerei zum Magenverderben...“

Allen Erzählungen gemeinsam ist die Freude auf das Fest und die Dankbarkeit über die Geschenke. Deutlich wird dabei auch, wie sich die Zeiten verändert haben.
Einige Schwarz – Weiß - Fotografien veranschaulichen die Geschichten.
Das Buch hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Gelungener Abschluss

Töchter der Speicherstadt – Das Versprechen von Glück
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„...Eines war ihr klar: Ihre eigene Ehe später würde voller Leidenschaft sein. Nicht so kalt. Ehrlichkeit sollte ihre künftige Ehe krönen. Niemals Lüge...“

Diese Gedanken gehen Anna durch den Kopf, als ...

„...Eines war ihr klar: Ihre eigene Ehe später würde voller Leidenschaft sein. Nicht so kalt. Ehrlichkeit sollte ihre künftige Ehe krönen. Niemals Lüge...“

Diese Gedanken gehen Anna durch den Kopf, als sie an die Ehe ihrer Eltern Kurt und Cläre denkt. Nicht nur, dass sie das Verhältnis als kalt empfindet, sie hat gestern ihre Mutter mit einem Fremden gesehen.
Die Autorin hat einen inhaltsreichen Abschluss ihrer Trilogie geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist ausgereift.
Wir schreiben das Jahr 1956. In der Wirtschaft geht es aufwärts. Anna arbeitet im Kaffeegeschäft der Eltern. Ihren Traum von einem Kunststudium hat ihr die Mutter ausgeredet. Seitdem ist das Verhältnis zwischen beiden gespannt. Außerdem hat es Cläre noch nicht fertig gebracht, ihr zu sagen, dass Fritz ihr Vater ist. Kein Wunder, dass Anna ihn ablehnt.
Zwei Männer ringen um Annas Gunst. Einer ist Joost van der Vehlen, der als Prokurist in der Firma arbeitet. Cläre sieht ihn so:

„...Ich meine, er ist ein äußerst adretter Mann. Und von einem hübschen Teller ist man bekanntlich nicht allein...“

Noch ahnt sie nicht, wie recht sie damit hat. Allerdings hat sie sich ihm gegenüber ein gesundes Misstrauen bewahrt.
Bei Anna scheint sich das Schicksal der Mutter zu wiederholen. Den Mann, den sie liebt, bekommt sie nicht. Eine Intrige sorgt dafür. Also heiratet sie Joost und gibt all ihre Träume auf. Sie wird Hausfrau und Mutter. In meinen Augen lebt sie nicht mehr, sie funktioniert nur. Sie hat sich im goldenen Käfig eingerichtet und nicht den Mut, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Obwohl Anna mit der Firma nichts mehr zu tun haben will, weiß sie guten Kaffee zu schätzen.

„...Eine Tasse wirklich guten Kaffees zu trinken, ist eine Reise zu sich selbst. Sie bedarf keiner Worte...“

In Hamburg ist ein alter Bekannter von Cläre wieder aufgetaucht. Staller hat seine Nazivergangenheit hinter sich gelassen. Doch sein Hass auf Cläre ist nicht kleiner geworden.
Die Jahre kommen und gehen. Annas Tochter Frieda hat mittlerweile Wirtschaft studiert.
Erst als die Firma kurz vor der Insolvenz steht, rafft sich Anna auf und zeigt ihren Mann die Krallen.
Sehr gut wiedergegeben werden die wirtschaftlichen Veränderungen im Kaffeehandel im Laufe der Jahre. Natürlich werden wesentliche historische Ereignisse wie die Sturmflut mit eingeflochten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich Anna oftmals nicht verstanden habe.

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