Spannender Wissenschaftsthriller
„...Ja, wenn man so will, ist die Uhr ein relativistischer Bewegungsmesser. Sie misst lokale Abläufe in einer bestimmten Bewegungsrichtung...“
Paul Weingarten ist 29 Jahre, freier Mediengestalter und ...
„...Ja, wenn man so will, ist die Uhr ein relativistischer Bewegungsmesser. Sie misst lokale Abläufe in einer bestimmten Bewegungsrichtung...“
Paul Weingarten ist 29 Jahre, freier Mediengestalter und ein Nachtmensch. Es gab eine Nacht, die sollte sein ganzes Leben verändern. Als er das alte Sprossenfenster öffnen wollte, spürte er ein sanftes Vibrieren. Mit seiner Videokamera nimmt er wenige Minuten später ein Leuchten am Himmel auf. Es ist ein pulsierende Licht, begleitet von quietschenden Geräuschen.
Der Autor hat einen fesselnden Wissenschaftsthriller geschrieben. Es ist schwierig, das Buch zu rezensieren, ohne vom Inhalt zu viel zu verraten.
Das Besondere an der Geschichte ist ihr Aufbau. Der normalen Ablauf des Geschehens wechselt mit der Beschreibung von Videosequenzen. Die sind nummeriert, zum Teil mit Datum und Uhrzeit versehen und in relativ kleiner Schrift gedruckt. So wirkt das Buch wie ein Film oder besser ausgedrückt, das Drehbuch zu einem Film.
Beide Teile, also Text und Video, geben einen Einblick in Pauls Privatleben, schildern die einschneidenden Ereignisse nach der Aufnahme der Wolke und die Erlebnisse mit der Forschergruppe um Eva und Judith. Auch über das Privatleben der Wissenschaftler erfahre ich so nach und nach einiges. Dabei scheint Paul in eine Art Zeitschleife geraten zu sein, denn all die Geschehnisse wiederholen sich mehrmals mit mehr oder weniger Abweichungen. Mit Hilfe der Videoaufnahmen ist Paul bei jedem Durchlauf in der Lage, den Wissenschaftler zu zeigen, was passiert ist. Zu den inhaltlichen Höhepunkten gehören die Diskussionen. Da Paul wenig Ahnung von Physik hat, sind die Wissenschaftler gezwungen, ihre Ideen in allgemeinverständlicher Sprache darzulegen. Das kommt auch dem Leser entgegen, für den die Physik nicht gerade zu den Hobbys gehört. Der Autor führt mich mit jedem Gespräch tiefer in die Erkenntnisse und Theorien der Quantenphysik. Plasmaentladungen, Gammastrahlen, Verschränkung, Gammawellen, der Einfluss von Beobachtungen auf Wellen, die Theorie von mehreren Parallelwelten sind Themen, die gestreift werden. Letztendlich geht es allen darum, einen Weg zu finden, den Kreislauf zu unterbrechen und eine Vernichtung der Erde zu verhindern. Neue Impulse bekommen die Forscher, als sie in einer Felsgruppe auf eine alte keltische Inschrift stoßen. Hanne, Pauls Freundin und Historiker, datiert sie ins Jahr 775 Nachforschungen ergeben, dass in dem Jahr eine hohe kosmische Energie die Erde getroffen haben muss, deren Folgen in Baumringen nachweisbar sind. Es gibt aber kein Ereignis im Universum, das dafür ursächlich ist.
Genauso spannend wie die wissenschaftlichen Diskussionen fand ich Pauls Gedanken, die ab und an in die Tiefen der Philosophie führten. Es geht um fragen nach dem Sinn des Daseins, wenn man weiß, dass die Zeit begrenzt ist, und um die Chance, Veränderungen herbei zu führen.
In dem Text sind einige Schwarz-Weiß-Bilder eingefügt, die das Gesagte veranschaulichen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gekonntes Spiel mit den Möglichkeiten der modernen Physik und den Gefahren, die aus den weiten des Alls drohen könnten.